Clive77
Serial Watcher
In der Folge "The Pyramid at the End of the World" der UK-Serie Doctor Who melden sich die Kuttenträger der letzten Woche zurück. Eine weltweite Katastrophe bahnt sich an und dieses Mal ist es keine Simulation.
Die Pyramide
Bill (Pearl Mackie) und Penny (Ronke Adekoluejo) haben gerade ihr Date, welches sich gut zu entwickeln scheint, als plötzlich der Generalsekretär der UN (Togo Igawa) in die Wohnung stürmt und nach dem Präsidenten verlangt. Abermals wird somit das (diesmal reale) Treffen zwischen Bill und Penny auf amüsant radikale Weise unterbrochen - ob es noch ein drittes geben wird? Und wer darf die beiden dann unterbrechen?
Nach diesem erwartungsgemäß amüsanten Auftakt geht es für Bill, den Doctor (Peter Capaldi) und Nardole (Matt Lucas) nach Turmezistan - einem fiktiven Krisengebiet, wo sich chinesische, russische und amerikanische Truppen gegenüberstehen. Im Zentrum des Ganzen ist eine 5000 Jahre alte Pyramide aufgetaucht - ein Rätsel, welches nach dem Doctor verlangt und recht zügig einen Countdown startet. Denn in der Pyramide befinden sich die Strippenzieher von letzter Woche und kündigen eine große Katastrophe an, die das Ende der Menschheit einleiten wird. Und die Kuttenträger sind nur dann bereit, Schlimmeres zu verhindern, wenn sie dafür die Erde bekommen - ganz einvernehmlich und freiwillig übergeben.
Für unsere Protagonisten gilt es somit herauszufinden, um welche Art von Katastrophe es sich handelt und wie sie selbst verhindern können, dass diese eintritt. Die anfänglichen Versuche, Stärke zu demonstrieren (merkwürdiger Vorschlag vom Doctor, denn das ist überhaupt nicht seine Art) sowie der Verdacht, dass ein Krieg der Auslöser ist, laufen ins Leere. Erst relativ spät kommen unsere Figuren auf die richtige Spur und da machen sich dann auch die größeren Probleme der Episode bemerkbar.
Da hätten wir zum einen das Tempo. Der Countdown sorgt zwar für eine permanent vorhandene Spannung und unsere Figuren sind keineswegs untätig, aber dennoch schippern die Ereignisse in und um die Pyramide viel zu gemächlich vor sich hin. Da interessiert uns eher, was Douglas (Tony Gardner) und Erica (Rachel Denning) im anderen Handlungsstrang anstellen, der ganz offensichtlich die Katastrophe einleiten wird - aber mehr dazu später. Jedenfalls führt diese Gemächlichkeit dazu, dass gegen Ende gewaltig auf die Tube gedrückt werden muss, damit der Doctor überhaupt noch auf die wahre Katastrophe aufmerksam wird. Und das wirkt dann selbst für Doctor Who - Verhältnisse überhastet. Da werden Verbindungen aus der Luft gegriffen, weil Nardole was von Bakterien erwähnt oder mal eben im Handumdrehen sämtliche Geheimprojekte zur Durchsuchung nach Hinweisen verfügbar gemacht. Als wenn die Autoren Peter Harness und Steven Moffat plötzlich bemerkt hätten, dass ihnen keine Zeit mehr bleibt und sie ganz zackig noch zum Ende kommen müssen. Es gab zwar ein paar gute Kniffe - beispielsweise, wenn der Doctor durch seine Blindheit auf die Idee mit den Kameras kommt - aber unterm Strich werden unsere Figuren zu forciert auf den richtigen Weg gebracht und lassen dabei andere denkbare Alternativen (wie zum Beispiel den Ausbruch einer natürlichen Seuche) komplett außer Acht.
I consent
Ein weiteres Problem sind die Nebenfiguren in der Pyramidenhandlung. Ilya (Andrew Byron), Xiaolian (Daphne Cheung), Brabbit (Eben Young) und der Generalsekretär bleiben typische Abziehbilder mit nur sehr eingeschränkter Handlungsfreiheit. Dafür, dass sie Führungspersönlichkeiten darstellen sollen, hinterlassen sie keinerlei großen Eindruck. Entweder lassen sie sich viel zu einfach auf die Vorschläge des Doctors ein (und beenden mal eben ihre Konflikte per Handschlag) oder aber sie schalten plötzlich auf stur, um zielsicher ihrer eigentlichen Funktion als Kanonenfutter entgegenzueilen.
Ein Knackpunkt, den der Generalsekretär bereits mit seinem Ableben veranschaulichen durfte, ist die Art und Weise, wie die Aufgabe zu erfolgen hat. Die Invasoren sind da recht pedantisch, aus welchen Gründen man aufzugeben hat. Es reicht ihnen nicht, wenn man aus Furcht oder Strategie heraus das Handtuch wirft. Dieser Aspekt ist einerseits sehr erfrischend anders und macht die Kuttenträger zu außergewöhnlichen Gegnern mit einer ungewöhnlichen Strategie. Schließlich wäre es denkbar, dass auf diese Art nie jemand die Anforderungen für eine korrekte Aufgabe erfüllt. Auf der anderen Seite fragen wir uns aber, weshalb da so ein Zirkus veranstaltet wird und was damit bezweckt werden soll. Denn nebenbei bemerkt stehen diesen Gegnern doch verdammt mächtige Mittel zur Verfügung, die uns während der Folge auch präsentiert werden. Man denke da nur an das Flugzeug oder das U-Boot und nicht zuletzt natürlich die Heilung des Doctors, womit die Invasoren selbst die Möglichkeiten unseres Time Lords in den Schatten stellen. Bleibt zu hoffen, dass wir nächste Woche mehr über ihre Motive erfahren und weshalb sie so wählerisch sind.
Derweil im Labor
Die Geschehnisse um Erica und Douglas funktionieren über weite Strecken besser als die Haupthandlung. Beide Figuren wirken auf ihre Art sympathisch und die kleinen, aber wichtigen Ereignisse, die schließlich zur (vorhersehbaren) Katastrophe führen, werden geschickt genug eingebaut. Zudem stimmt die Chemie zwischen den beiden, die hier einfach nur einen schlechten Tag erwischt haben und infolgedessen ein paar schwerwiegende Fehler begehen.
Etwas stutzig werden wir aber dennoch als die Katastrophe eingeleitet wird. Schutzanzüge sind ja eine feine Sache, aber ohne entsprechende Schleusen zur Desinfektion relativ sinnfrei (zumindest bekommen wir nie zu sehen, wie sich einer der beiden desinfiziert). Und egal wie verkatert man ist, man nimmt nicht einfach den Helm ab und schleppt schon gar nicht eine Probe quer durch die Räumlichkeiten. Obendrein wirkt es arg dämlich, wenn die Anlage sich im Notfall zwar abschotten lässt, aber die kontaminierte Luft anschließend ins Freie geblasen wird. „Tolles“ Sicherheitssystem.
Douglas agiert da am Ende jedenfalls viel zu unprofessionell, was sich doch stark auf die Glaubwürdigkeit des ganzen Hergangs auswirkt und sehr schade ist. Erica hingegen bleibt durchgängig ein Pluspunkt und darf sich gegen Ende auch kurzzeitig als Begleiterin des Doctors versuchen - Rachel Denning weiß zu überzeugen.
Das Ende
Es gibt eine ganze Menge an der Episode zu kritisieren, denn der Weg zum unausweichlichen Ziel hat doch eine große Zahl von Schwachstellen. Aber mit dem Ende ist man gerne gewillt, das eine oder andere Auge zuzudrücken, denn die Spannung auf nächste Woche wird ordentlich angezogen.
Das Handicap des Doctors wird ihm zum Verhängnis. Vielleicht hätte er Bill doch vorher mal davon berichten sollen, dass er blind ist - möglicherweise hätte sich dann gegen Ende eine andere Situation ergeben. Aber hätte, wäre, wenn… um den Doctor zu retten, trifft Bill die folgenschwere Entscheidung, auf die Forderung der Invasoren einzugehen und erfüllt dazu auch die Voraussetzungen. Es war abzusehen, dass sie nicht das Schicksal der anderen teilen würde. Die große Frage ist jetzt aber, welche Konsequenzen sich daraus für die Menschheit ergeben. Denn noch wissen wir nicht, welche Absichten die Kuttenträger haben.
Obendrein hängt das Schicksal von Nardole momentan am seidenen Faden und er hat die tödliche Luft in die TARDIS geschleppt. Nicht gerade gute Voraussetzungen, um nächste Woche „repariert“ zu werden. Und der Doctor? Sein Augenlicht hat er nun zurück, aber dafür eine Niederlage einstecken müssen. Ob die frisch zurückerhaltene Sehkraft reicht, um zusammen mit Bill gegen die Invasoren vorzugehen? Oder kommt dann Missy (Michelle Gomez) zum Einsatz, die diese Woche durch Abwesenheit glänzt? Wir dürfen gespannt sein.
Fazit: Leider nicht der große Wurf. Da war der Auftakt des Dreiteilers letzte Woche deutlich gelungener und stimmiger. Das Ende bietet zwar einen oder mehrere gute Cliffhanger, die auch nächste Woche wieder zum Einschalten einladen. Aber der Weg dahin ist trotz einiger toller Momente relativ holprig gestaltet und weist auch mehrere unglaubwürdige Wendungen auf.
5,5/10
Die Pyramide
Bill (Pearl Mackie) und Penny (Ronke Adekoluejo) haben gerade ihr Date, welches sich gut zu entwickeln scheint, als plötzlich der Generalsekretär der UN (Togo Igawa) in die Wohnung stürmt und nach dem Präsidenten verlangt. Abermals wird somit das (diesmal reale) Treffen zwischen Bill und Penny auf amüsant radikale Weise unterbrochen - ob es noch ein drittes geben wird? Und wer darf die beiden dann unterbrechen?
Nach diesem erwartungsgemäß amüsanten Auftakt geht es für Bill, den Doctor (Peter Capaldi) und Nardole (Matt Lucas) nach Turmezistan - einem fiktiven Krisengebiet, wo sich chinesische, russische und amerikanische Truppen gegenüberstehen. Im Zentrum des Ganzen ist eine 5000 Jahre alte Pyramide aufgetaucht - ein Rätsel, welches nach dem Doctor verlangt und recht zügig einen Countdown startet. Denn in der Pyramide befinden sich die Strippenzieher von letzter Woche und kündigen eine große Katastrophe an, die das Ende der Menschheit einleiten wird. Und die Kuttenträger sind nur dann bereit, Schlimmeres zu verhindern, wenn sie dafür die Erde bekommen - ganz einvernehmlich und freiwillig übergeben.
Für unsere Protagonisten gilt es somit herauszufinden, um welche Art von Katastrophe es sich handelt und wie sie selbst verhindern können, dass diese eintritt. Die anfänglichen Versuche, Stärke zu demonstrieren (merkwürdiger Vorschlag vom Doctor, denn das ist überhaupt nicht seine Art) sowie der Verdacht, dass ein Krieg der Auslöser ist, laufen ins Leere. Erst relativ spät kommen unsere Figuren auf die richtige Spur und da machen sich dann auch die größeren Probleme der Episode bemerkbar.
Da hätten wir zum einen das Tempo. Der Countdown sorgt zwar für eine permanent vorhandene Spannung und unsere Figuren sind keineswegs untätig, aber dennoch schippern die Ereignisse in und um die Pyramide viel zu gemächlich vor sich hin. Da interessiert uns eher, was Douglas (Tony Gardner) und Erica (Rachel Denning) im anderen Handlungsstrang anstellen, der ganz offensichtlich die Katastrophe einleiten wird - aber mehr dazu später. Jedenfalls führt diese Gemächlichkeit dazu, dass gegen Ende gewaltig auf die Tube gedrückt werden muss, damit der Doctor überhaupt noch auf die wahre Katastrophe aufmerksam wird. Und das wirkt dann selbst für Doctor Who - Verhältnisse überhastet. Da werden Verbindungen aus der Luft gegriffen, weil Nardole was von Bakterien erwähnt oder mal eben im Handumdrehen sämtliche Geheimprojekte zur Durchsuchung nach Hinweisen verfügbar gemacht. Als wenn die Autoren Peter Harness und Steven Moffat plötzlich bemerkt hätten, dass ihnen keine Zeit mehr bleibt und sie ganz zackig noch zum Ende kommen müssen. Es gab zwar ein paar gute Kniffe - beispielsweise, wenn der Doctor durch seine Blindheit auf die Idee mit den Kameras kommt - aber unterm Strich werden unsere Figuren zu forciert auf den richtigen Weg gebracht und lassen dabei andere denkbare Alternativen (wie zum Beispiel den Ausbruch einer natürlichen Seuche) komplett außer Acht.
I consent
Ein weiteres Problem sind die Nebenfiguren in der Pyramidenhandlung. Ilya (Andrew Byron), Xiaolian (Daphne Cheung), Brabbit (Eben Young) und der Generalsekretär bleiben typische Abziehbilder mit nur sehr eingeschränkter Handlungsfreiheit. Dafür, dass sie Führungspersönlichkeiten darstellen sollen, hinterlassen sie keinerlei großen Eindruck. Entweder lassen sie sich viel zu einfach auf die Vorschläge des Doctors ein (und beenden mal eben ihre Konflikte per Handschlag) oder aber sie schalten plötzlich auf stur, um zielsicher ihrer eigentlichen Funktion als Kanonenfutter entgegenzueilen.
Ein Knackpunkt, den der Generalsekretär bereits mit seinem Ableben veranschaulichen durfte, ist die Art und Weise, wie die Aufgabe zu erfolgen hat. Die Invasoren sind da recht pedantisch, aus welchen Gründen man aufzugeben hat. Es reicht ihnen nicht, wenn man aus Furcht oder Strategie heraus das Handtuch wirft. Dieser Aspekt ist einerseits sehr erfrischend anders und macht die Kuttenträger zu außergewöhnlichen Gegnern mit einer ungewöhnlichen Strategie. Schließlich wäre es denkbar, dass auf diese Art nie jemand die Anforderungen für eine korrekte Aufgabe erfüllt. Auf der anderen Seite fragen wir uns aber, weshalb da so ein Zirkus veranstaltet wird und was damit bezweckt werden soll. Denn nebenbei bemerkt stehen diesen Gegnern doch verdammt mächtige Mittel zur Verfügung, die uns während der Folge auch präsentiert werden. Man denke da nur an das Flugzeug oder das U-Boot und nicht zuletzt natürlich die Heilung des Doctors, womit die Invasoren selbst die Möglichkeiten unseres Time Lords in den Schatten stellen. Bleibt zu hoffen, dass wir nächste Woche mehr über ihre Motive erfahren und weshalb sie so wählerisch sind.
Derweil im Labor
Die Geschehnisse um Erica und Douglas funktionieren über weite Strecken besser als die Haupthandlung. Beide Figuren wirken auf ihre Art sympathisch und die kleinen, aber wichtigen Ereignisse, die schließlich zur (vorhersehbaren) Katastrophe führen, werden geschickt genug eingebaut. Zudem stimmt die Chemie zwischen den beiden, die hier einfach nur einen schlechten Tag erwischt haben und infolgedessen ein paar schwerwiegende Fehler begehen.
Etwas stutzig werden wir aber dennoch als die Katastrophe eingeleitet wird. Schutzanzüge sind ja eine feine Sache, aber ohne entsprechende Schleusen zur Desinfektion relativ sinnfrei (zumindest bekommen wir nie zu sehen, wie sich einer der beiden desinfiziert). Und egal wie verkatert man ist, man nimmt nicht einfach den Helm ab und schleppt schon gar nicht eine Probe quer durch die Räumlichkeiten. Obendrein wirkt es arg dämlich, wenn die Anlage sich im Notfall zwar abschotten lässt, aber die kontaminierte Luft anschließend ins Freie geblasen wird. „Tolles“ Sicherheitssystem.
Douglas agiert da am Ende jedenfalls viel zu unprofessionell, was sich doch stark auf die Glaubwürdigkeit des ganzen Hergangs auswirkt und sehr schade ist. Erica hingegen bleibt durchgängig ein Pluspunkt und darf sich gegen Ende auch kurzzeitig als Begleiterin des Doctors versuchen - Rachel Denning weiß zu überzeugen.
Das Ende
Es gibt eine ganze Menge an der Episode zu kritisieren, denn der Weg zum unausweichlichen Ziel hat doch eine große Zahl von Schwachstellen. Aber mit dem Ende ist man gerne gewillt, das eine oder andere Auge zuzudrücken, denn die Spannung auf nächste Woche wird ordentlich angezogen.
Das Handicap des Doctors wird ihm zum Verhängnis. Vielleicht hätte er Bill doch vorher mal davon berichten sollen, dass er blind ist - möglicherweise hätte sich dann gegen Ende eine andere Situation ergeben. Aber hätte, wäre, wenn… um den Doctor zu retten, trifft Bill die folgenschwere Entscheidung, auf die Forderung der Invasoren einzugehen und erfüllt dazu auch die Voraussetzungen. Es war abzusehen, dass sie nicht das Schicksal der anderen teilen würde. Die große Frage ist jetzt aber, welche Konsequenzen sich daraus für die Menschheit ergeben. Denn noch wissen wir nicht, welche Absichten die Kuttenträger haben.
Obendrein hängt das Schicksal von Nardole momentan am seidenen Faden und er hat die tödliche Luft in die TARDIS geschleppt. Nicht gerade gute Voraussetzungen, um nächste Woche „repariert“ zu werden. Und der Doctor? Sein Augenlicht hat er nun zurück, aber dafür eine Niederlage einstecken müssen. Ob die frisch zurückerhaltene Sehkraft reicht, um zusammen mit Bill gegen die Invasoren vorzugehen? Oder kommt dann Missy (Michelle Gomez) zum Einsatz, die diese Woche durch Abwesenheit glänzt? Wir dürfen gespannt sein.
Fazit: Leider nicht der große Wurf. Da war der Auftakt des Dreiteilers letzte Woche deutlich gelungener und stimmiger. Das Ende bietet zwar einen oder mehrere gute Cliffhanger, die auch nächste Woche wieder zum Einschalten einladen. Aber der Weg dahin ist trotz einiger toller Momente relativ holprig gestaltet und weist auch mehrere unglaubwürdige Wendungen auf.
5,5/10