Doctor Who (2005) S10E11 - World Enough and Time

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge "World Enough and Time" startet die UK-Serie Doctor Who ihr zweiteiliges Staffelfinale. Der Doctor schickt Missy zusammen mit Bill und Nardole zu Testzwecken in ein Abenteuer, welches schnell außer Kontrolle gerät.

Fake Opening?
Die Eröffnung zeigt uns den Doctor (Peter Capaldi), wie er auf einer desolaten, eisigen Welt landet - mit sichtlich veränderter Haarpracht - und die Regeneration einsetzt. Kein gutes Omen für das Staffelfinale nächste Woche, trägt es doch den Titel „The Doctor Falls“.
Findet die Regeneration folglich bereits nächste Woche statt oder handelt es sich bei dieser Szene bloß um ein Fake, wie wir es vor ein paar Wochen bereits gesehen haben? "World Enough and Time" gibt dazu keine weiteren Hinweise, aber die Gerüchteküche dürfte nun ordentlich brodeln. Denn immerhin sieht sich der Doctor am Ende dieser Folge mit zahlreichen Problemen konfrontiert, die in der Tat dazu führen könnten, dass Peter Capaldi sich bereits nächste Woche verabschiedet - und nicht erst im kommenden Weihnachtsspecial.
Aber wie auch immer es nächste Woche für den Doctor enden wird, die Überraschung (einer vorzeitigen Regeneration) geht durch diese Eröffnung flöten. Entweder regeneriert er im Weihnachtsspecial oder schon nächste Woche. Erwarten können wir nun beides und das ist ebenso ernüchternd wie zwei andere große Überraschungen, die im Vorfeld verdorben wurden und die aktuelle Episode ein gutes Stück nach unten ziehen.

Der Fluch der sozialen Medien
Gibt es hier jemanden, der im Vorfeld noch nichts über die aktuelle Staffel gehört oder gesehen hat? Jemandem, dem entgangen ist, dass John Simm als Master zurückkehren würde und die Cybermen aus "The Tenth Planet" einen Auftritt bekommen würden? Nun, Hut ab vor denjenigen, denen das gelungen ist, denn die dürfen sich diese Woche über zwei große Überraschungen freuen. Alle anderen schauen derweil in die Röhre und erhalten mehr oder weniger das, was sich erwarten ließ. Zwar kein schlecht erzähltes Abenteuer und trotz der im Vorfeld bekannten Auftritte noch mit wenigstens einer (unangenehmen) Überraschung Bill (Pearl Mackie) betreffend. Aber doch leider unterminiert von den Neuigkeiten und Trailern, die es zuvor zu lesen und zu sehen gab. Da wünscht man sich tatsächlich, dass man diese Folge ohne jedwedes Vorwissen gesehen hätte.

Ein Test für Missy
Die anfängliche Prämisse stellt einen Test für Missy (Michelle Gomez) dar. Sie wird vom Doctor zusammen mit Bill und Nardole (Matt Lucas) in ein Abenteuer geschickt und soll beweisen, dass sie sich zum Guten hin verändert hat und in die Fußstapfen des Doctors treten kann. Auch wenn dieses Szenario nicht lange andauert und der Doctor nach kurzer Zeit doch eingreifen muss, wird uns hier eine gute Portion gelungener Unterhaltung abgeliefert. Das ist in erster Linie Michelle Gomez zu verdanken, die ihre Rolle abermals gekonnt zum Besten gibt und in diesen ersten Minuten nach den Opening Credits im Fokus stehen darf.
Steven Moffat lässt es sich dabei nicht nehmen, abermals mit dem „echten“ Namen des Doctors zu spielen. Man sollte hier allerdings nichts für bare Münze nehmen, denn auch wenn der Eindruck entstehen mag, dass dieses Geheimnis gelüftet wird, ist es doch vielmehr eine Spielerei, deren Grundlage in der simplen Tatsache zu finden ist, dass damals zu Beginn der Serie im Jahre 1963 der erste Doctor (William Hartnell) in den Credits als „Dr. Who“ gelistet wurde. Was übrigens auch mit Blick auf das Abenteuer, welches die Cybermen der ersten Generation der Serie zurückbringt, sinniger erscheint, als wenn der Doctor tatsächlich diesen Namen trägt.

Erklärungen für Neulinge
Für diejenigen, die John Simms Master noch nicht kennen und lediglich mit Missy vertraut sind, wird in einem Rückblick kurz erklärt, dass der Master früher in männlichen Inkarnationen aufgetreten ist und seine Beziehung zum Doctor ein wenig veranschaulicht. Gleichzeitig wird uns vermittelt, weshalb der Doctor hofft, Missy zur „guten Seite“ führen zu können.
Wer schon länger der Serie treu ist, braucht sich in diesem Rückblick aber nicht langweilen. Die Ausführungen des Doctors über seine anfängliche Freundschaft sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit dem Master gehen ein wenig weiter als sonst, Nardole darf durch ein Selfie für etwas Erheiterung sorgen und Bill schneidet auf amüsante Art und Weise das Gender-Thema an. Am Ende dürfen wir zudem kurz schlucken als der Doctor erklärt, dass er Bills Sicherheit nicht garantieren kann - was mit Blick auf den tödlichen Schuss von Jorj (Oliver Lansley) diesen Rückblick auf einer sehr bitteren Note enden lässt.

Bill
Anschließend wird die vermeintlich tote Bill vom Rest der Gruppe getrennt. Während uns die Situation um das schwarze Loch, die unterschiedlichen Zeitzonen des gigantischen Raumschiffs und die dadurch erfolgten Entwicklungen der (menschlichen) Besatzungsmitglieder erklärt werden, folgen wir Bill, die durch eine Operation gerettet wurde, auf einen mutmaßlichen Verbündeten trifft und jahrelang auf die Rückkehr des Doctors wartet.
Das Szenario ist dabei angenehm düster gewählt und während wir Bill bei ihren Entdeckungen verfolgen, wohnen wir gleichzeitig der Genesis der Cybermen von Mondas bei. Hier kommt dann leider zum Vorschein, was oben weiter bereits erwähnt wurde. Viel zu schnell erahnen wir, wohin die Entwicklungen innerhalb des „Conversion Theatre“ die Menschen führen wird und durch welche Art von Operation Bill gerettet wurde. Ohne unser Vorwissen wäre die ganze Angelegenheit deutlich spannender gewesen, wenngleich die „Masken“ der Patienten bei den Kennern von "The Tenth Planet" vermutlich auch so die Alarmglocken ausgelöst hätten.
Zu Gute halten darf man dem Ganzen allerdings, dass die Erklärung zum „Upgrade“ der Menschen besser ausfällt als im Zweiteiler "Rise of the Cybermen" und "Age of Steel" (2x05 und 2x06), der die Ursprünge der modernen Cybermen in einer Parallelwelt beleuchtete. Die Weiterentwicklung erscheint hier in Anbetracht der Umstände sinniger und auch das Ablegen von Gefühlen wird als Notwendigkeit des (schmerzhaften) Prozesses veranschaulicht.
Bills Schicksal liefert uns zudem einen guten Cliffhanger, der sich zwar auch kommen sehen ließ, aber zumindest die Spannung darauf erhöht, ob der Doctor sie noch irgendwie zu retten vermag. Gut möglich, dass da nächste Woche noch ein Twist auf uns wartet und Bill der Serie auch in der nächsten Staffel erhalten bleibt. Andererseits aber ebenfalls denkbar, dass sich ihr Zustand nicht mehr rückgängig machen lässt und sie mit dem Staffelfinale die Serie nach nur einer Staffel wieder verlässt.

Master
Die Ankündigung, dass John Simm erneut als Master auftreten wird (und im Trailer zur Episode gezeigt wurde), gestaltet sich glücklicherweise weniger schlimm als die Vorschau auf die Cybermen. Einige werden ihn sicher recht schnell trotz des Make-ups und der veränderten Stimme in Mr. Razor erkannt haben, aber der Rezensent war bis zur Unterhaltung zwischen ihm und Missy am Rätseln, wie man ihn noch in die Folge einbauen würde. Insofern war dieser Spoiler ein gutes Stück weniger verderblich.
Sehr gelungen war zudem der Dialog zwischen Missy und ihrem alten Ich (die Frage danach, welcher Master zuerst da war und welcher eine spätere Inkarnation darstellt, wird beantwortet), welches sich besorgt um seine Zukunft (sprich: Missys Zukunft) zeigt. Das Staffelfinale dürfte sich somit zu einem großen Teil darum drehen, für welche Seite Missy sich entscheidet. Sie scheint nach wie vor bemüht darum, dem Doctor auf seinem Pfad zu folgen. Aber das Auftauchen ihrer früheren Version dürfte sie gewaltig auf die Probe stellen und dass sie sich in der letzten Szene neben Cyber-Bill und ihrer älteren Inkarnation platziert, verheißt nichts Gutes.
Die Episode stellt den Doctor vor große Herausforderungen. Gleich zwei Versionen vom Master, ein Begleiter zum Cybermen umfunktioniert (wobei da natürlich auch noch die anderen ehemaligen Bewohner von Mondas warten), das große Raumschiff noch immer in den Fängen des schwarzen Lochs und die nächste Regeneration klopft auch schon an die Tür. Trotz vieler Vorhersehbarkeiten ein gelungener Auftakt zum großen Finale nächste Woche. Hoffentlich liefert das dann auch entsprechend ab.

Fazit: Ohne jegliches Vorwissen um diverse Gastauftritte und die Anfangssequenz um die einsetzende Regeneration wäre die Episode nahezu perfekt gewesen und hätte sicherlich die volle Punktzahl verdient. Mit diesem Wissen bleibt zwar dennoch ein sehr gelungener Auftakt zum Staffelfinale bestehen, der die Spannung auf die Auflösung nach oben schraubt. Aber ein Großteil der Entwicklungen dieser Woche lässt sich zu leicht vorhersehen, um das Spannungslevel von Anfang an hochzuhalten. Man wartet vielmehr darauf, dass gewisse Situationen eintreten und das trübt das sonst sehr stimmige Geschehen auf recht fatale Art und Weise.

8/10
 

Mr.Anderson

Kleriker
Ich bin da ganz bei dir, was die Kritik an der Episode sowie der Umgang mit "Überraschungen" in den sozialen Medien betrifft. Ich habe mir beim ansehen der Episode auch gedacht, was für ein geiler WTF-Moment einem entgangen ist, weil schon vorher bekannt wurde, dass Simm wieder als Master dabei sein wird. Da ich die alte Episode mit den Mondasian Cybermen nicht kenne, wäre für mich dieses Abenteuer auch wesentlich spannender gewesen, hätte man sie nicht vorher schon im Internet gesehen. So war der Rätselspaß versaut. Aber das ist ja nun leider schon lange so, dass man bei DW kein Geheimnis für sich behalten kann. Vielleicht ändert sich das nach dem Showrunnerwechsel...

Ich weiß noch als ich damals völlig unbedarft Anfang 2009 auf den Doctor gestoßen bin, weil ich mal sehen wollte wie Simon Pegg sich dort macht. Ohne großes Vorwissen, außer schmerzhaften Versuchen die Serie zwanzig Jahre früher auf RTL anzuschauen, habe ich dann Staffel 1 gesehen um völlig vor die Wand zu laufen, als am Ende der Doctor schon regeneriert und durch das Scheusal Barty Crouch Jr. ersetzt. BOAH! WAS EIN SCHOCK! Kaum hatte ich mich an den neuen Doctor gewöhnt, begann ich auch im Internet über Doctor Who zu lesen, womit mir dann auch schon der nächste Schock begegnete. Tennant macht in 2009 nur vier Specials und tritt dann ab! ARGH! Damals wurde man aber eigentlich nur dahingehend gespoilert, dass der Doctor regenerieren wird, alles andere wurde mehr zurückgehalten, oder täuscht mich da meine Erinnerung...?

Egal. Die Folge war auf alle Fälle besser, als die letzte Handvoll Episoden.
 

Metroplex

Well-Known Member
Ich fand die Folge ziemlich gut, spannend und zum Teil sogar etwas unheimlich (da im Krankenhaus).
Zwar fand ich vor allem die ersten 10 Minuten ziemlich nervig, die Diskussion dass der Doctor eigentlich Doctor Who heisst war total überflüssig und wenn es hätte lustig sein sollen, dann hat es nicht funktioniert.

Das Setting mit dem 400 Meilen langen Raumschiff welches versucht einem schwarzen Loch zu entkommen ist sehr interessant und ich würde gerne mehr davon sehen.
Auch wenn ich wusste dass der Master in seiner anderen Form noch auftauchen musste, habe ich den Twist echt nicht kommen sehen. Mich hat Razor (o.ä.) so sehr an Zatras aus Babylon 5 erinnert dass ich alles andere ausgeblendet habe, darum war ich nach der an Mission Impossible erinnernden Demaskierung angenehm überrascht!

Was mich etwas gestört hat, war mal wieder das wilde zusammenschneiden von Rückblenden. Einmal sogar eine Rückblende in einer Rückblende! Und auch das vergehen von Zeit wurde etwas zu wenig deutlich gezeigt. Bill hätte gerade so gut 10 Tage statt 10 Jahre da unten stecken geblieben sein.

Wie bei jedem Zweiteiler hängt die Qualität der Episode aber wieder mit der Auflösung zusammen. Darum bin ich gespannt auf nächste Woche!

Für
diejenigen, die John Simms Master noch nicht kennen und lediglich mit
Missy vertraut sind, wird in einem Rückblick kurz erklärt, dass der
Master früher in männlichen Inkarnationen aufgetreten ist und seine
Beziehung zum Doctor ein wenig veranschaulicht.
Sollte der nächste Doctor eine Frau sein, könnte dieses Gespräch auch als Vorbereitung eingebaut worden sein.
 

Sesqua

Lebt noch
Missys Prüfung zu beginn war mit soviel Deadpool Humor gespickt das ich richtig lachen musste
 
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