Clive77
Serial Watcher
In der Folge „Kill the Moon” (von Peter Harness) der UK-Serie Doctor Who landen der Doctor (Peter Capaldi), Clara (Jenna Coleman) und Courtney Woods (Ellis George) im Jahre 2049 auf dem Mond.
Bevor das dieswöchige Abenteuer startet, sehen wir den Doctor und Clara bei einer Diskussion um die Schülerin Courtney Woods. Die hat weiterhin Interesse an der TARDIS und ist damit beschäftigt, die Folgen Ihres Trips aus „The Caretaker“ zu beseitigen. Der Doctor sieht in Courtney nichts Besonders und hat ihr das bereits mitgeteilt, sehr zum Ärgernis von Clara, die der Meinung ist, dass man Heranwachsenden so etwas nicht sagen sollte und nun erwartet, dass der Doctor diesen Fehler korrigiert. Und was anderes sollte unser Time Lord schon machen, als Courtney mit auf ein neues Abenteuer zu nehmen und sie dadurch besonders werden zu lassen? Wie wäre es mit dem ersten Mädchen auf dem Mond?
Aber wie manchmal üblich, landen die drei nicht dort, wohin es eigentlich gehen sollte. Der Trip führt ins Jahr 2049 und zunächst auf ein Space Shuttle, welches kurz darauf auf dem Mond bruchlandet. Captain Lundvik (Hermione Norris) erklärt die Absicht ihrer Mission: Der Mond hat in den letzten Jahren enorm an Masse zugelegt und damit für Chaos auf der Erde gesorgt. Die verstärkten Gezeiten haben einen Teil der Menschheit ausgelöscht, Satelliten wurden aus ihrer Umlaufbahn geworfen und Lundviks Mission ohne Wiederkehr ist es, mit dem letzten Space Shuttle auf dem Mond zu landen und diesen mit Atomwaffen zu sprengen.
In der ersten Episodenhälfte gilt es zunächst, das Geheimnis um den Mond zu lösen. Das bis dahin eher gewöhnliche Abenteuer setzt auf den bekannten Humor der Serie („Shoot the girl first.“), bietet dabei eine leicht klaustrophobe Atmosphäre mit unheimlichen Spinnen, die Jagd auf die Neuankömmlinge machen - Lundviks Begleiter Duke (Tony Osoba) und Henry (Phil Nice) fallen dabei den Spinnen zum Opfer - und der Doctor ist voll in seinem Element. Sehr nett übrigens, dass er mit einem Jojo die Schwerkraft testet - der vierte Doctor (Tom Baker) hat das ebenfalls in „The Ark in Space“ (1975) getan. Witzig auch, dass die Mexikaner auf dem Mond nach Bodenschätzen gesucht haben - Ideen dieser Art sorgen immer wieder für ein Schmunzeln beim Zuschauer.
Mit der Auflösung, dass der Mond nichts anderes als ein riesiges Ei ist, dessen „Küken“ bald schlüpfen wird, wird die Lage dann ernst. Der Doctor erkennt hier einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit und überlässt den drei Damen die Lösung des Dilemmas, denn er darf sich laut eigener Aussage nicht einmischen: Sollen sie den Mond sprengen und die Kreatur damit töten oder einfach abwarten was passiert, wenn sie geschlüpft ist?
Clara versucht das Problem so demokratisch wie möglich zu lösen und gibt die entscheidende Frage an die Menschheit weiter, deren Antwort eindeutig „Kill the Moon“ lautet. Die Entscheidung scheint damit getroffen. Dennoch lässt Clara die Sprengung nicht zu, was sich am Ende als die richtige Wahl herausstellt und den Doctor wieder auf die Bildfläche holt. Der erklärt kurzerhand, dass mit diesem Ereignis der Aufbruch der Menschheit in die Weiten des Weltalls ausgelöst wurde - und obendrein legt die frisch geschlüpfte Kreatur noch einen neuen Mond ab. Also Friede, Freude, Eierkuchen?
Nichts da, Clara ist (zu recht?) sauer, dass der Doctor sie alleine ließ und meint, er solle sich nicht mehr bei ihr blicken lassen.
Soweit grob zur Geschichte, die sich vor allem dank der zweiten Hälfte als eine Besonderheit entpuppt. Als Negativpunkte fallen zwei Dinge ins Auge: Die unerklärliche Zunahme der Masse des Mondes wird aus logischer Sicht nicht zufriedenstellend gelöst. Gut, die Kreatur im Inneren des Mondes wächst heran - aber Masse entsteht nicht aus dem Nichts. Ähnlich wie ein nicht geschlüpftes Küken sich im Inneren eines Eis aus der direkten Umgebung entwickelt, ist auch unser „Mond-Ei“ ein abgeschlossenes System, dem von Außen keinerlei Masse zugefügt wird. Das vom Doctor entdeckte Fruchtwasser („amniotic fluid“) im Inneren des Mondes dient als Quelle für Energie und Körpermasse, wird dabei verbraucht und somit sollte die Gesamtmasse sich nicht verändern.
Punkt zwei wären die leicht unterentwickelten Gastfiguren Lundvik, Duke und Henry, wobei letztere nur rein funktionell zur Veranschaulichung der Gefahr dienten und damit entschuldigt wären. Hermione Norris gibt sich zwar Mühe, aber so richtig punkten konnte ihre Figur dabei nicht. Vielleicht geschah das mit Absicht und Lundvik sollte ein Pendant zu den vom Doctor oftmals kritisierten Soldaten abgeben - auf jeden Fall ließ sich ihr fester Standpunkt zur Lösung des Problems nur begrenzt nachvollziehen. Aber ihre Dialoge mit dem Doctor waren durchaus o.k.
Positiv ist zunächst anzumerken, dass Courtney glücklicherweise nicht in die Rubrik „nervende Kinderfiguren“ gehört. Anfangs mag dieser Eindruck noch ab und an durchscheinen, aber je weiter die Folge voran schreitet, umso mehr wird sie zu einer soliden Nebenfigur, deren Anwesenheit zwar nicht notwendig erscheint, aber doch wertvolle Beiträge zur Diskussion ums weitere Vorgehen liefert. Mit dieser Episode hat sie schließlich auch ihr großes Abenteuer bekommen und darf sich nun wieder auf ihre Funktion als Schülerin begrenzen, die Danny (Samuel Anderson) und Clara zu schaffen macht.
Die Bühne gehört in jedem Fall aber Jenna Coleman, die bislang in der gesamten Staffel glänzen durfte und sich auch in „Kill the Moon“ - genauso wie Peter Capaldi - in Höchstform präsentiert. Höhepunkt ist da sicher der Streit mit dem Doctor am Ende der Folge, womit das Verhältnis zwischen den beiden eine doch überraschende Wendung nimmt. Soviel Paroli hat der Doctor lange nicht mehr bekommen und man kann nun gespannt sein, ob und wie die beiden sich wieder vertragen werden. Es wäre nicht verwunderlich, wenn nächste Woche der Doctor alleine ein Abenteuer bestehen muss - worauf die Vorschau bereits hindeutet.
Anlass zum Streit war natürlich, dass der Doctor die drei Damen alleine mit der Entscheidung zurücklässt - was ihm gar nicht ähnlich sieht. Aus seiner Sicht ist es zwar verständlich, dass er sich in manchen Situationen (als Beispiel führt er Hitler an) nicht einmischen darf - andererseits hat er dazu bereits zu oft eine persönliche Einmischung nicht unterlassen können, so dass sein plötzlicher Aufbruch verwundert. Und oftmals war seine Anwesenheit sogar erforderlich - man denke z.B. an „The Fires of Pompeii“, wo sich zwar der Vulkanausbruch nicht verhindern ließ (Fixpunkt), aber eine Alien-Invasion aufgehalten werden musste (mögliches Negativ-Resultat für die Zukunft der Menschheit).
Die Episode sieht somit anfangs wie eine Standard-Folge aus, die in ein kleines Staffel-Highlight mit deutlichen Veränderungen in der Figurenstellung übergeht. Ferner ist das vorgestellte Dilemma ein interessantes Problem, dessen Lösung zwar zu erwarten war, aber keineswegs als offensichtlich zu betrachten ist - denn das Risiko, dass die Kreatur vielleicht doch ihr „Nest“ zerstört, Bruchstücke der „Eierschale“ auf der Erde einschlagen, etc. war durchaus vorhanden.
Zu gefallen wussten auch die technischen Aspekte. Visuell hatte die Episode einiges zu bieten und wurde passend musikalisch untermalt, was für eine starke Atmosphäre sorgte.
Fazit: Doctor Who-Autoren-Neuling Peter Harness beschert uns zusammen mit Regisseur Paul Wilmshurst eine der bislang besten Folgen dieser Staffel. Das zunächst einfach gestrickt wirkende Abenteuer führt zu einem interessanten Dilemma und einer starken Wendung im Verhältnis zwischen dem Doctor und Clara - wobei beide Darsteller ihr Bestes geben. Allerdings drückt Logik-Schuh mal wieder, wobei es diesmal aber nicht am „Timey-Wimey“ liegt.
9/10 Mondküken
Bevor das dieswöchige Abenteuer startet, sehen wir den Doctor und Clara bei einer Diskussion um die Schülerin Courtney Woods. Die hat weiterhin Interesse an der TARDIS und ist damit beschäftigt, die Folgen Ihres Trips aus „The Caretaker“ zu beseitigen. Der Doctor sieht in Courtney nichts Besonders und hat ihr das bereits mitgeteilt, sehr zum Ärgernis von Clara, die der Meinung ist, dass man Heranwachsenden so etwas nicht sagen sollte und nun erwartet, dass der Doctor diesen Fehler korrigiert. Und was anderes sollte unser Time Lord schon machen, als Courtney mit auf ein neues Abenteuer zu nehmen und sie dadurch besonders werden zu lassen? Wie wäre es mit dem ersten Mädchen auf dem Mond?
Aber wie manchmal üblich, landen die drei nicht dort, wohin es eigentlich gehen sollte. Der Trip führt ins Jahr 2049 und zunächst auf ein Space Shuttle, welches kurz darauf auf dem Mond bruchlandet. Captain Lundvik (Hermione Norris) erklärt die Absicht ihrer Mission: Der Mond hat in den letzten Jahren enorm an Masse zugelegt und damit für Chaos auf der Erde gesorgt. Die verstärkten Gezeiten haben einen Teil der Menschheit ausgelöscht, Satelliten wurden aus ihrer Umlaufbahn geworfen und Lundviks Mission ohne Wiederkehr ist es, mit dem letzten Space Shuttle auf dem Mond zu landen und diesen mit Atomwaffen zu sprengen.
In der ersten Episodenhälfte gilt es zunächst, das Geheimnis um den Mond zu lösen. Das bis dahin eher gewöhnliche Abenteuer setzt auf den bekannten Humor der Serie („Shoot the girl first.“), bietet dabei eine leicht klaustrophobe Atmosphäre mit unheimlichen Spinnen, die Jagd auf die Neuankömmlinge machen - Lundviks Begleiter Duke (Tony Osoba) und Henry (Phil Nice) fallen dabei den Spinnen zum Opfer - und der Doctor ist voll in seinem Element. Sehr nett übrigens, dass er mit einem Jojo die Schwerkraft testet - der vierte Doctor (Tom Baker) hat das ebenfalls in „The Ark in Space“ (1975) getan. Witzig auch, dass die Mexikaner auf dem Mond nach Bodenschätzen gesucht haben - Ideen dieser Art sorgen immer wieder für ein Schmunzeln beim Zuschauer.
Mit der Auflösung, dass der Mond nichts anderes als ein riesiges Ei ist, dessen „Küken“ bald schlüpfen wird, wird die Lage dann ernst. Der Doctor erkennt hier einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit und überlässt den drei Damen die Lösung des Dilemmas, denn er darf sich laut eigener Aussage nicht einmischen: Sollen sie den Mond sprengen und die Kreatur damit töten oder einfach abwarten was passiert, wenn sie geschlüpft ist?
Clara versucht das Problem so demokratisch wie möglich zu lösen und gibt die entscheidende Frage an die Menschheit weiter, deren Antwort eindeutig „Kill the Moon“ lautet. Die Entscheidung scheint damit getroffen. Dennoch lässt Clara die Sprengung nicht zu, was sich am Ende als die richtige Wahl herausstellt und den Doctor wieder auf die Bildfläche holt. Der erklärt kurzerhand, dass mit diesem Ereignis der Aufbruch der Menschheit in die Weiten des Weltalls ausgelöst wurde - und obendrein legt die frisch geschlüpfte Kreatur noch einen neuen Mond ab. Also Friede, Freude, Eierkuchen?
Nichts da, Clara ist (zu recht?) sauer, dass der Doctor sie alleine ließ und meint, er solle sich nicht mehr bei ihr blicken lassen.
Soweit grob zur Geschichte, die sich vor allem dank der zweiten Hälfte als eine Besonderheit entpuppt. Als Negativpunkte fallen zwei Dinge ins Auge: Die unerklärliche Zunahme der Masse des Mondes wird aus logischer Sicht nicht zufriedenstellend gelöst. Gut, die Kreatur im Inneren des Mondes wächst heran - aber Masse entsteht nicht aus dem Nichts. Ähnlich wie ein nicht geschlüpftes Küken sich im Inneren eines Eis aus der direkten Umgebung entwickelt, ist auch unser „Mond-Ei“ ein abgeschlossenes System, dem von Außen keinerlei Masse zugefügt wird. Das vom Doctor entdeckte Fruchtwasser („amniotic fluid“) im Inneren des Mondes dient als Quelle für Energie und Körpermasse, wird dabei verbraucht und somit sollte die Gesamtmasse sich nicht verändern.
Punkt zwei wären die leicht unterentwickelten Gastfiguren Lundvik, Duke und Henry, wobei letztere nur rein funktionell zur Veranschaulichung der Gefahr dienten und damit entschuldigt wären. Hermione Norris gibt sich zwar Mühe, aber so richtig punkten konnte ihre Figur dabei nicht. Vielleicht geschah das mit Absicht und Lundvik sollte ein Pendant zu den vom Doctor oftmals kritisierten Soldaten abgeben - auf jeden Fall ließ sich ihr fester Standpunkt zur Lösung des Problems nur begrenzt nachvollziehen. Aber ihre Dialoge mit dem Doctor waren durchaus o.k.
Positiv ist zunächst anzumerken, dass Courtney glücklicherweise nicht in die Rubrik „nervende Kinderfiguren“ gehört. Anfangs mag dieser Eindruck noch ab und an durchscheinen, aber je weiter die Folge voran schreitet, umso mehr wird sie zu einer soliden Nebenfigur, deren Anwesenheit zwar nicht notwendig erscheint, aber doch wertvolle Beiträge zur Diskussion ums weitere Vorgehen liefert. Mit dieser Episode hat sie schließlich auch ihr großes Abenteuer bekommen und darf sich nun wieder auf ihre Funktion als Schülerin begrenzen, die Danny (Samuel Anderson) und Clara zu schaffen macht.
Die Bühne gehört in jedem Fall aber Jenna Coleman, die bislang in der gesamten Staffel glänzen durfte und sich auch in „Kill the Moon“ - genauso wie Peter Capaldi - in Höchstform präsentiert. Höhepunkt ist da sicher der Streit mit dem Doctor am Ende der Folge, womit das Verhältnis zwischen den beiden eine doch überraschende Wendung nimmt. Soviel Paroli hat der Doctor lange nicht mehr bekommen und man kann nun gespannt sein, ob und wie die beiden sich wieder vertragen werden. Es wäre nicht verwunderlich, wenn nächste Woche der Doctor alleine ein Abenteuer bestehen muss - worauf die Vorschau bereits hindeutet.
Anlass zum Streit war natürlich, dass der Doctor die drei Damen alleine mit der Entscheidung zurücklässt - was ihm gar nicht ähnlich sieht. Aus seiner Sicht ist es zwar verständlich, dass er sich in manchen Situationen (als Beispiel führt er Hitler an) nicht einmischen darf - andererseits hat er dazu bereits zu oft eine persönliche Einmischung nicht unterlassen können, so dass sein plötzlicher Aufbruch verwundert. Und oftmals war seine Anwesenheit sogar erforderlich - man denke z.B. an „The Fires of Pompeii“, wo sich zwar der Vulkanausbruch nicht verhindern ließ (Fixpunkt), aber eine Alien-Invasion aufgehalten werden musste (mögliches Negativ-Resultat für die Zukunft der Menschheit).
Die Episode sieht somit anfangs wie eine Standard-Folge aus, die in ein kleines Staffel-Highlight mit deutlichen Veränderungen in der Figurenstellung übergeht. Ferner ist das vorgestellte Dilemma ein interessantes Problem, dessen Lösung zwar zu erwarten war, aber keineswegs als offensichtlich zu betrachten ist - denn das Risiko, dass die Kreatur vielleicht doch ihr „Nest“ zerstört, Bruchstücke der „Eierschale“ auf der Erde einschlagen, etc. war durchaus vorhanden.
Zu gefallen wussten auch die technischen Aspekte. Visuell hatte die Episode einiges zu bieten und wurde passend musikalisch untermalt, was für eine starke Atmosphäre sorgte.
Fazit: Doctor Who-Autoren-Neuling Peter Harness beschert uns zusammen mit Regisseur Paul Wilmshurst eine der bislang besten Folgen dieser Staffel. Das zunächst einfach gestrickt wirkende Abenteuer führt zu einem interessanten Dilemma und einer starken Wendung im Verhältnis zwischen dem Doctor und Clara - wobei beide Darsteller ihr Bestes geben. Allerdings drückt Logik-Schuh mal wieder, wobei es diesmal aber nicht am „Timey-Wimey“ liegt.
9/10 Mondküken