Doctor Who S34E08 - Mummy on the Orient Express

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „Mummy on the Orient Express” (von Jamie Mathieson) der UK-Serie Doctor Who sind seit dem letzten Abenteuer wieder ein paar Wochen vergangen. Der Doctor (Peter Capaldi) nimmt Clara (Jenna Coleman) auf eine vermeintlich letzte Reise im Orient Express mit, wobei dieser Zug im Weltraum unterwegs ist.

Wir erinnern uns kurz an den Stand von „Kill the Moon“: Es gab dicke Luft zwischen dem Doctor und seiner Begleiterin, die ihm scheinbar den Rücken kehren wollte. Die dunklen Wolken am Horizont haben sich nun ein wenig verzogen - die beiden kommen immerhin recht versöhnlich an Bord des Zuges, auch wenn diese gemeinsame Reise deutlich als Claras letztes Abenteuer mit dem Doctor angekündigt wird.
Obwohl die Spannungen zwischen den beiden nach wie vor vorhanden sind, was besonders anhand von Maisie (Daisy Beaumont) gezeigt wird, ist es schade, dass aus dem Konflikt der letzten Episode nicht mehr gemacht wurde. Man hat das Gefühl, ein wichtiges Ereignis oder mindestens eine wichtige Szene dazu verpasst zu haben.
Mal angenommen, der Doctor hätte diese Woche tatsächlich ein Abenteuer alleine - oder mit einem kurzzeitigen anderen Begleiter - bekommen und Clara ein paar Szenen daheim mit Danny (Samuel Anderson). Das hätte dem Streit der letzten Folge mit einer zornigen Clara, die dem Doctor nicht mehr vertraut, eine viel größere Bedeutung gegeben. Hier scheinen die Wogen nun wieder geglättet und abgesehen von kleineren Frustrationen Claras hätte es auch eine Episode von vor „Kill the Moon“ sein können.
Lediglich die Ankündigung, dass es sich hier um Claras letzte TARDIS-Reise handelt, liefert etwas Impact. Aber auch das wird am Ende schnell wieder gerade gerückt, wenn sie sich entscheidet, doch weiterhin mit dem Doctor auf Abenteuer zu gehen. Das Drama wird dann in kommenden Folgen eher daher rühren, dass sie dabei sowohl Danny als auch den Doctor belügt (schließlich glaubt der Doctor, Danny wäre mit den Reisen einverstanden und Danny glaubt, sie hätte der TARDIS den Rücken gekehrt). Damit ist die neue Situation Claras nicht ganz unähnlich der Lage der Vorfolgen, in denen sie ihr Doppelleben vor Danny verborgen hat und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis ihr Freund erneut Verdacht schöpft.
Man könnte auch davon sprechen, dass sie von nun an ihren Mr. Pink mit dem Doctor betrügt. Zusätzlich dazu macht sich in dieser Folge (jedenfalls anfangs) auch eine leicht romantische Anziehung zwischen dem Doctor und Clara bemerkbar, was aber vielleicht nur dem Setting und Claras Kostüm geschuldet ist, welches doch eine ganze Ecke bzw. Ausschnitt freizügiger als sonst daher kommt.

Aber jetzt zum Abenteuer: Ein wilder Mix aus Agatha Christies „Murder on the Orient Express“ und „The Mummy“ verbunden mit einer großen Portion Science Fiction der Marke Doctor Who sorgen für ein schönes kurzweiliges Vergnügen mit vielen gelungenen Anspielungen auf die Vorlagen.
Die letzte Agatha Christie Geschichte der Serie - „The Unicorn and the Wasp“ - hinkt da deutlich hinterher. Das Ambiente im Zug wurde gut eingefangen und wenn der Doctor die Reisenden um sich versammelt, um die Lage und das weitere Vorgehen zu erklären, fühlt man sich in der Tat an die gleiche Szene mit Hercule Poirot als Ermittler erinnert.
Auf der anderen Seite gibt es die Mumie, welche ihren Opfern genau 66 Sekunden lässt, bevor sie ihnen das Leben nimmt und auch nur von diesen gesehen werden kann. Dass sie plötzlich hinter den fliehenden Opfern wieder auftaucht, wenn diese sich beispielsweise bei der Flucht in einem verschlossenen Raum in Sicherheit fühlen, ist eine nette Anspielung auf die Vorlage. Als Monster der Woche und in Verbindung mit der (anfänglichen) Krimi-Stimmung funktioniert die Mumie erstaunlich gut und ihr Design sieht besser und unheimlicher aus als man es von den üblichen Monstern gewohnt ist. Die hohe Anzahl der Todesfälle trägt ein Weiteres dazu bei, dass der Gegner nicht unterschätzt wird, auch wenn die Gefahr der zu häufigen Wiederholung besteht und dem einen oder anderen Zuschauer vielleicht schon zuviel war.
Ob es sich hier wohl um das Abenteuer handelt, welches in „The Big Bang“ schon einmal angedeutet wurde (wir erinnern uns: „an escaped Egyptian goddess on the Orient Express, in space.“)? Immerhin offenbart der Doctor gegen Ende, dass der Drahtzieher des Ganzen - Gus (gesprochen von John Sessions) - ihn zuvor bereits angerufen und schon länger versucht habe, ihn auf den Zug zu locken.

Damit sind wir auch gleich beim Strippenzieher im Hintergrund: Der Orient Express ist nicht der erste (Weltraum-)Zug, der dem Mumienfluch ausgesetzt wurde und dessen Crew von „the Foretold“ dezimiert wird. Gus ist daran gelegen, dass die Mitreisenden eine Lösung finden und er weiß auch, wer dort mit der TARDIS an Bord kam. Gleichzeitig scheint ihm das Schicksal der Leute egal zu sein und als die Lösung gefunden ist, winkt als Belohnung lediglich der Erstickungstod. Dem Doctor gelingt es auch nicht herauszufinden, wer Gus ist und wo er sich aufhält - mit anderen Worten: Die Möglichkeit ist groß, dass wir an späterer Stelle noch eine Fortsetzung in einem anderen Abenteuer bekommen.
Apropos Auflösung, da wurde wieder ein wenig gehetzt, was das Ende angeht. Während Professor Moorhouse (Christopher Villiers) und Captain Quell (David Bamber) angenehm kleinere Hinweise liefern, die zur Auflösung des Rätsels um die Mumie beitragen, kommt das „We surrender.“ des Doctors samt vorheriger direkter Hinweissammlung vom Monster (innerhalb der 66 Sekunden) recht abrupt. Das ließe sich zwar noch verkraften, denn sekundenschnelle Kombinationen vom Doctor sind durchaus üblich, aber die Rettung aller Überlebenden vor dem Erstickungstod ging dann genau so plötzlich und war etwas zuviel des Guten.

Von den Nebenfiguren wussten Moorhouse und Quell auch am besten zu gefallen. Maisie kam anfangs zu aufdringlich in die Geschichte und diente später als Angelpunkt für die Beziehung zwischen Clara und dem Doctor - sie ging vom Overacting seitens Beaumont in einen rein funktionellen Charakter über, was nicht unbedingt schlimm ist, aber eben besser hätte sein können. Perkins (Frank Skinner) machte mit seinem ersten Auftritt noch einen guten Eindruck, aber je weiter die Laufzeit der Folge voran schreitet, desto eindimensionaler wurde auch die Figur. Da kratzt man sich schon am Kopf, weshalb der Doctor gerade ihn zur Weiterreise in der TARDIS einlädt. Oh, und die Fans von Foxes werden wohl ein wenig enttäuscht sein, denn statt einer Nebenrolle war das eher ein Cameo.

Insgesamt weiß die Episode sicher zu gefallen und Jamie Mathieson liefert mit seinem ersten Doctor Who-Skript eine tolle und vor allem abenteuerliche Mischung ab, die zwei beliebte Vorlagen gekonnt ins Whoniverse einbaut. Zudem dürfte jeder Langzeitfan der Serie ein breites Grinsen im Gesicht gehabt haben als der Doctor ein Etui mit Jelly-Babies zückte. Dass die Episode dann doch nur leicht über dem Durchschnitt anzusiedeln ist, liegt an der verschenkten Möglichkeit, den Konflikt zwischen Clara und dem Doctor besser auszunutzen und den eher wechselhaft überzeugenden Gastdarstellern.

Fazit: „Mummy on the Orient Express“ ist eine gelungene Episode, die zwar unter ihren Möglichkeiten bleibt, aber als kurzweiliges Abenteuer gut funktioniert und mit dem Drahtzieher Gus auf einen wiederkehrenden Bösewicht hoffen lässt. Wäre da nicht das Gefühl, eine Folge zwischen dieser und „Kill the Moon“ verpasst zu haben, würde die Wertung sicher etwas höher liegen.

6,5/10 Zugfahrten im Weltraum
 

Sesqua

Lebt noch
Ich hab mich ur gefreut wie er die Jelly babies herraus geholt hat.
sehr schön auch das er es nicht textlich ansprach. Einfach klassische simpel.

folge fand ich besser als die killing the moon.

Zweimal das ende an einem Strand? Hmmm.

fraglich ist auch was er gezeichnet hat.
im moment macht er das zu oft als das es nicht auffällt.

Bei dem musikvideo von foxie sieht man einen Ausblick auf was noch kommt. Zwar nix wichtiges aber nett zu sehen.

im schnitt bekommt sie eine 7/10
 

Clive77

Serial Watcher
Was diese merkwürdigen Zeichnungen vom Doctor angeht, denke ich auch, dass die gegen Ende der Staffel (oder später?) noch eine Rolle spielen werden. Vielleicht versucht er, Gallifrey zu finden und zurück zu holen?

Ich hab' da übrigens noch eine wilde Theorie bezüglich Missy und jetzt Gus. Es gab da in den alten Folgen den Black Guardian und den White Guardian, die beide ziemlich mächtig waren. Könnte sein, dass die Geschichte mit Missy und Gus in eine ähnliche Richtung gehen wird. Soweit ich mich entsinne, hatte der Black Guardian in der Serie damals überlebt und dem Doctor Rache geschworen. Da würde sich eine Rückkehr dieser Figuren anbieten (vielleicht etwas modifiziert, aber angelehnt daran) und auch das Konzept von einem "Himmel" mit reinpassen.
Bin jedenfalls gespannt darauf, was es mit Missy und Gus auf sich hat.
 

Woodstock

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Die Staffel ist bisher nicht sehr gut. Auch diesesmal war die Folge kein Highlight oder besonders erinnerungswürdig.
 

Metroplex

Well-Known Member
Das einzig gute an der Staffel ist Capaldi.
Ansonsten ist sie auf dem niveau der letzten, und die war ziemlich mies.

Ich freue mich ja schon darüber wenn die Folgen immerhin durchschnittlich sind, so wie die letzten beiden :ugly:
 

Shins

Well-Known Member
Mit "Listen" habe ich eine der besten Who-Folgen seit langer Zeit gesehen. Generell gab es viele wtf-Momente die ganze Staffel hindurch. Als Highlight wird die Staffel nicht mehr durchgehen, aber ich verfolge gerade alles wieder interessierter als eine Zeit lang während der Smith-Phase. Jedoch: Schwächen sind auf jeden Fall deutlich erkennbar, Moffat verfolgt stur seinen Weg, der immer und immer weiter in ""Schaut her, wie clever ich das jetzt auflöse" abdriftet. Wird Zeit für eine Regeneration hinter den Kulissen.
 
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