Clive77
Serial Watcher
In der Folge „Dark Water“ (von Steven Moffat) der UK-Serie Doctor Who gibt es gleich in den ersten Minuten einige bittere Überraschungen für den Zuschauer. Aber das ist erst der Anfang, denn die Episode arbeitet kontinuierlich auf den großen Cliffhanger hin, der den Staffelbogen um Missy (Michelle Gomez) und die Nethersphere enthüllt.
Schock am Anfang
Clara (Jenna Coleman) ruft Danny (Samuel Anderson) zu Beginn der Episode an und will ihm offensichtlich alles erzählen, was sie mit dem Doctor (Peter Capaldi) bereits erlebt hat. Aber plötzlich hört sie ihn nicht mehr, stattdessen hat sie eine ältere Dame am Telefon - Danny wurde beim Überqueren der Straße tödlich von einem Auto erfasst.
Die Eröffnung sitzt. Auch wenn sich vielleicht vermuten ließ, dass für ein Abenteuer, welches den Doctor und Clara in Missys Welt führen wird, eine wichtige Figur „sterben“ muss, war Dannys Tod eine Überraschung. Zumal er - sofern wir den Timey-Wimey-Kram mal außen vor lassen - eine Zukunft haben sollte, denn anders wäre sein Nachfahre Orson Pink aus „Listen“ ein Ding der Unmöglichkeit. Ohne große Bedrohung oder Heldentot, nein, Dannys Abgang könnte kaum banaler gewählt werden. Einmal unachtsam die Straße betreten und es ist vorbei - ziemlich genial ausgesucht. Denn so, wie Danny unverhofft vom Fahrzeug getroffen wird, ereilt den Zuschauer ein ähnliches Gefühl daheim vorm Fernseher.
Damit ist es dann aber noch nicht vorbei. Für das nächste schockierende Ereignis ist Clara zuständig, die den Doctor zu Dannys Rettung erpressen will. Sie weiß um die Unumkehrbarkeit des Todes Bescheid und wie die Gesetze der Time Lords in einem solchen Fall aussehen - die Folgen wären Paradoxa der üblen Sorte, ähnlich wie wir sie bereits in „Father’s Day“ gesehen haben. Da ist es sogar nachvollziehbar, dass sie gar nicht erst versucht, den Doctor auf die freundliche Art um Dannys Rettung zu bitten, sondern direkt einen üblen Plan verfolgt, um auf Biegen und Brechen dem Time Lord ihren Willen aufzuzwingen.
Als auch der letzte TARDIS-Schlüssel in der Lava versinkt, darf man einmal tief schlucken. Dass der Doctor anschließend eröffnet, dass es sich dabei nur um einen Traum gehandelt hat und er sehen wollte, wie weit Clara gehen würde, ist recht zweischneidig aufgelöst. Einerseits natürlich erleichternd, andererseits könnte man sich als Zuschauer auch hinter’s Licht geführt vorkommen und das Ganze als billigen Trick betrachten. Aber der anschließende Austausch zwischen unserem Time Lord und Clara macht das Ereignis mehr als wett: Obwohl Clara vorhatte, ihn quasi zu verraten, erklärt er ihr, dass er alles daran setzen wird, um Danny aus der Nachwelt zurück zu bringen. Ein emotionaler Höhepunkt der Episode und auch notwendig, schließlich lässt der neue Doctor nur selten durchblicken, wie viel ihm an seiner Begleiterin wirklich liegt.
Nethersphere
Wir haben schon einige Bezeichnungen für die Nachwelt gehört, in der sich mehrere verstorbene Charaktere dieser Staffel nach ihrem Tod wiedergefunden haben: Himmel, The Promised Land, Nethersphere, etc. Bislang gab es nur kurze Eindrücke und neben Missy wurde uns auch Seb (Chris Addison) gezeigt, in dessen Büro sich einige der Neuankömmlinge wiederfanden. Diese Woche dürfen wir erstmals zusammen mit Danny einen Blick aus dem Fenster werfen und bekommen eine Idee von der Größe dieser Nachwelt. Optisch beeindruckend, aber doch sehr düster (im Vergleich zu den helleren Büroräumen) gehalten, entblättert sich eine sphärische Welt mit hohen Gebäuden, vor der das Zeitalter der Industrialisierung nicht halt gemacht hat - es gibt sogar Wi-Fi (Steve Jobs sei Dank).
Unter einem „Himmel“ würde man sich bestimmt einen anderen Ort vorstellen, denn gerade einen blauen Himmel gibt es in dieser Nachwelt nicht (obwohl wir den zuvor bereits gesehen haben - in den ersten Episoden der Staffel). Die Düsternis lässt auch gleich erahnen, dass dieser Ort vielleicht nicht mit den besten Absichten erstellt wurde und ein beklemmendes Gefühl macht sich breit, welches die ganze Folge über mitschwingt - zusätzlich dazu, dass die Thematik vom Tod stets was Unheimliches beim Zuschauer auslöst. Und dieses unangenehme, nicht genau fassbare Gefühl trägt auch einen beträchtlichen Teil zur Atmosphäre der Episode bei.
Zu Gast bei Missy
Während Danny sich mit seiner neuen Umgebung vertraut macht und einige Fragen beantworten muss, landen der Doctor und Clara (nachdem sie die gleiche Reisemethode wie in „Listen“ verwendet haben und Clara einen geistigen Link mit der TARDIS hergestellt hat) in einer Art Ausstellungsraum. Hinter den Vitrinen gibt es Skelette zu sehen, die im titelgebenden „Dark Water“ platziert wurden, welches nur organische Materie zeigt. Wer sich hier von der Vorschau hat spoilern lassen, bekommt auch gleich eine Idee davon, was genau von der Flüssigkeit verdeckt wird: Cybermen. Wer Spoiler vermeiden konnte, darf indessen zusammen mit dem Doctor und Clara mitraten, was es mit dieser Ausstellung auf sich hat.
Es dauert nicht lange, bis Missy die Bühne betritt. Aber ihre Absichten und wahre Identität verbirgt sie zunächst. Stattdessen dürfen der Doctor und Clara von Dr. Chang (Andrew Leung) schrittweise auf die große Enthüllung vorbereitet werden.
Dazu gehört auch, dass Clara die Möglichkeit bekommt, mit Danny zu kommunizieren. Auch hier wird es emotional wieder sehr ergreifend, nicht zuletzt durch das unerwartete Ende des Gesprächs. Vor allem für Danny gibt es eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle und man darf sich fragen, weshalb er in vorherigen Folgen nur vergleichsweise wenig Screentime bekam. Als er dem Jungen (Antonio Bourouphael) gegenübergesetzt wurde, den er als Soldat erschossen hat, bekam man schon einen Kloß im Hals. Aber als er das Gespräch mit Clara bewusst beendet, sah das stark nach (schmerzhaftem) Abschied aus.
Der große Knall kommt dann zum Schluss. Missy erklärt dem Doctor, wie sie die Geister der Toten in der Nethersphere gesammelt hat, um damit eine Cybermen-Armee zu erschaffen. Entsprechend müssen die Verstorbenen nach ihrem Tod ihre Gefühle „löschen“ lassen - worauf Seb bewusst bei Danny hingearbeitet hat (auch wenn wir noch nicht sehen, wie er auf Delete drückt). Das i-Tüpfelchen - vielleicht schon ein Overkill - ist dann aber die letzte Enthüllung, als die Cybermen bereits aus St. Paul’s Cathedral in London einmarschieren: Missy ist eine weibliche Inkarnation vom Master.
Sonstiges
Bravo. Der erste Teil des Staffelfinales liefert genau das, was man als eine der besten Folgen der Staffel bezeichnen darf. Es gibt zwar nicht viel Action, aber dafür - wohin man auch schaut - sehr gute Leistungen der Darsteller, ergreifende Szenen und viele Überraschungen, die sich nur bedingt vorhersehen ließen. Die unheimliche Atmosphäre trägt ein Weiteres dazu bei, dass man nägelkauend auf des Rätsels Lösung wartet und der Cliffhanger lässt die letzte Episode der Staffel - die übrigens eine längere Laufzeit haben wird - mit Spannung erwarten.
Dennoch bleiben natürlich ein paar Fragen zurück: Wie konnte der Master überhaupt wieder zurück kommen? Sollte er nicht nach „The End of Time“ einen ähnlichen Weg wie Gallifrey gegangen sein? Weshalb nicht die Rani nehmen, die in der neuen Serie noch auf eine Rückkehr wartet? Insofern lässt sich die Rückkehr des Masters auch skeptisch betrachten, zumal er bereits einen recht passenden Abschluss unter Russell T. Davis bekam. Aber es ist allzu verständlich, dass die Figur früher oder später als Erzfeind des Doctors erneut auftauchen musste.
Was auch ein wenig zu denken gibt: Sollte Danny nun zum Cyberman werden, hätten wir eine ähnliche Situation wie in „The Age of Steel“ mit Jackie Tyler. Da besteht die Gefahr, dass sich stark am vergangenen Abenteuer orientiert und ein gewisser Wiederholungsfaktor bemerkbar wird. Aber erstmal abwarten, wie das Finale dann wirklich aussieht.
Fazit: Toller Auftakt zum Staffelfinale, der kaum etwas zu wünschen übrig lässt. Packende Momente, lang erwartete und dabei überraschende Enthüllungen zum Staffelbogen lassen auf ein grandioses Finale hoffen.
9,5/10
Schock am Anfang
Clara (Jenna Coleman) ruft Danny (Samuel Anderson) zu Beginn der Episode an und will ihm offensichtlich alles erzählen, was sie mit dem Doctor (Peter Capaldi) bereits erlebt hat. Aber plötzlich hört sie ihn nicht mehr, stattdessen hat sie eine ältere Dame am Telefon - Danny wurde beim Überqueren der Straße tödlich von einem Auto erfasst.
Die Eröffnung sitzt. Auch wenn sich vielleicht vermuten ließ, dass für ein Abenteuer, welches den Doctor und Clara in Missys Welt führen wird, eine wichtige Figur „sterben“ muss, war Dannys Tod eine Überraschung. Zumal er - sofern wir den Timey-Wimey-Kram mal außen vor lassen - eine Zukunft haben sollte, denn anders wäre sein Nachfahre Orson Pink aus „Listen“ ein Ding der Unmöglichkeit. Ohne große Bedrohung oder Heldentot, nein, Dannys Abgang könnte kaum banaler gewählt werden. Einmal unachtsam die Straße betreten und es ist vorbei - ziemlich genial ausgesucht. Denn so, wie Danny unverhofft vom Fahrzeug getroffen wird, ereilt den Zuschauer ein ähnliches Gefühl daheim vorm Fernseher.
Damit ist es dann aber noch nicht vorbei. Für das nächste schockierende Ereignis ist Clara zuständig, die den Doctor zu Dannys Rettung erpressen will. Sie weiß um die Unumkehrbarkeit des Todes Bescheid und wie die Gesetze der Time Lords in einem solchen Fall aussehen - die Folgen wären Paradoxa der üblen Sorte, ähnlich wie wir sie bereits in „Father’s Day“ gesehen haben. Da ist es sogar nachvollziehbar, dass sie gar nicht erst versucht, den Doctor auf die freundliche Art um Dannys Rettung zu bitten, sondern direkt einen üblen Plan verfolgt, um auf Biegen und Brechen dem Time Lord ihren Willen aufzuzwingen.
Als auch der letzte TARDIS-Schlüssel in der Lava versinkt, darf man einmal tief schlucken. Dass der Doctor anschließend eröffnet, dass es sich dabei nur um einen Traum gehandelt hat und er sehen wollte, wie weit Clara gehen würde, ist recht zweischneidig aufgelöst. Einerseits natürlich erleichternd, andererseits könnte man sich als Zuschauer auch hinter’s Licht geführt vorkommen und das Ganze als billigen Trick betrachten. Aber der anschließende Austausch zwischen unserem Time Lord und Clara macht das Ereignis mehr als wett: Obwohl Clara vorhatte, ihn quasi zu verraten, erklärt er ihr, dass er alles daran setzen wird, um Danny aus der Nachwelt zurück zu bringen. Ein emotionaler Höhepunkt der Episode und auch notwendig, schließlich lässt der neue Doctor nur selten durchblicken, wie viel ihm an seiner Begleiterin wirklich liegt.
Nethersphere
Wir haben schon einige Bezeichnungen für die Nachwelt gehört, in der sich mehrere verstorbene Charaktere dieser Staffel nach ihrem Tod wiedergefunden haben: Himmel, The Promised Land, Nethersphere, etc. Bislang gab es nur kurze Eindrücke und neben Missy wurde uns auch Seb (Chris Addison) gezeigt, in dessen Büro sich einige der Neuankömmlinge wiederfanden. Diese Woche dürfen wir erstmals zusammen mit Danny einen Blick aus dem Fenster werfen und bekommen eine Idee von der Größe dieser Nachwelt. Optisch beeindruckend, aber doch sehr düster (im Vergleich zu den helleren Büroräumen) gehalten, entblättert sich eine sphärische Welt mit hohen Gebäuden, vor der das Zeitalter der Industrialisierung nicht halt gemacht hat - es gibt sogar Wi-Fi (Steve Jobs sei Dank).
Unter einem „Himmel“ würde man sich bestimmt einen anderen Ort vorstellen, denn gerade einen blauen Himmel gibt es in dieser Nachwelt nicht (obwohl wir den zuvor bereits gesehen haben - in den ersten Episoden der Staffel). Die Düsternis lässt auch gleich erahnen, dass dieser Ort vielleicht nicht mit den besten Absichten erstellt wurde und ein beklemmendes Gefühl macht sich breit, welches die ganze Folge über mitschwingt - zusätzlich dazu, dass die Thematik vom Tod stets was Unheimliches beim Zuschauer auslöst. Und dieses unangenehme, nicht genau fassbare Gefühl trägt auch einen beträchtlichen Teil zur Atmosphäre der Episode bei.
Zu Gast bei Missy
Während Danny sich mit seiner neuen Umgebung vertraut macht und einige Fragen beantworten muss, landen der Doctor und Clara (nachdem sie die gleiche Reisemethode wie in „Listen“ verwendet haben und Clara einen geistigen Link mit der TARDIS hergestellt hat) in einer Art Ausstellungsraum. Hinter den Vitrinen gibt es Skelette zu sehen, die im titelgebenden „Dark Water“ platziert wurden, welches nur organische Materie zeigt. Wer sich hier von der Vorschau hat spoilern lassen, bekommt auch gleich eine Idee davon, was genau von der Flüssigkeit verdeckt wird: Cybermen. Wer Spoiler vermeiden konnte, darf indessen zusammen mit dem Doctor und Clara mitraten, was es mit dieser Ausstellung auf sich hat.
Es dauert nicht lange, bis Missy die Bühne betritt. Aber ihre Absichten und wahre Identität verbirgt sie zunächst. Stattdessen dürfen der Doctor und Clara von Dr. Chang (Andrew Leung) schrittweise auf die große Enthüllung vorbereitet werden.
Dazu gehört auch, dass Clara die Möglichkeit bekommt, mit Danny zu kommunizieren. Auch hier wird es emotional wieder sehr ergreifend, nicht zuletzt durch das unerwartete Ende des Gesprächs. Vor allem für Danny gibt es eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle und man darf sich fragen, weshalb er in vorherigen Folgen nur vergleichsweise wenig Screentime bekam. Als er dem Jungen (Antonio Bourouphael) gegenübergesetzt wurde, den er als Soldat erschossen hat, bekam man schon einen Kloß im Hals. Aber als er das Gespräch mit Clara bewusst beendet, sah das stark nach (schmerzhaftem) Abschied aus.
Der große Knall kommt dann zum Schluss. Missy erklärt dem Doctor, wie sie die Geister der Toten in der Nethersphere gesammelt hat, um damit eine Cybermen-Armee zu erschaffen. Entsprechend müssen die Verstorbenen nach ihrem Tod ihre Gefühle „löschen“ lassen - worauf Seb bewusst bei Danny hingearbeitet hat (auch wenn wir noch nicht sehen, wie er auf Delete drückt). Das i-Tüpfelchen - vielleicht schon ein Overkill - ist dann aber die letzte Enthüllung, als die Cybermen bereits aus St. Paul’s Cathedral in London einmarschieren: Missy ist eine weibliche Inkarnation vom Master.
Sonstiges
Bravo. Der erste Teil des Staffelfinales liefert genau das, was man als eine der besten Folgen der Staffel bezeichnen darf. Es gibt zwar nicht viel Action, aber dafür - wohin man auch schaut - sehr gute Leistungen der Darsteller, ergreifende Szenen und viele Überraschungen, die sich nur bedingt vorhersehen ließen. Die unheimliche Atmosphäre trägt ein Weiteres dazu bei, dass man nägelkauend auf des Rätsels Lösung wartet und der Cliffhanger lässt die letzte Episode der Staffel - die übrigens eine längere Laufzeit haben wird - mit Spannung erwarten.
Dennoch bleiben natürlich ein paar Fragen zurück: Wie konnte der Master überhaupt wieder zurück kommen? Sollte er nicht nach „The End of Time“ einen ähnlichen Weg wie Gallifrey gegangen sein? Weshalb nicht die Rani nehmen, die in der neuen Serie noch auf eine Rückkehr wartet? Insofern lässt sich die Rückkehr des Masters auch skeptisch betrachten, zumal er bereits einen recht passenden Abschluss unter Russell T. Davis bekam. Aber es ist allzu verständlich, dass die Figur früher oder später als Erzfeind des Doctors erneut auftauchen musste.
Was auch ein wenig zu denken gibt: Sollte Danny nun zum Cyberman werden, hätten wir eine ähnliche Situation wie in „The Age of Steel“ mit Jackie Tyler. Da besteht die Gefahr, dass sich stark am vergangenen Abenteuer orientiert und ein gewisser Wiederholungsfaktor bemerkbar wird. Aber erstmal abwarten, wie das Finale dann wirklich aussieht.
Fazit: Toller Auftakt zum Staffelfinale, der kaum etwas zu wünschen übrig lässt. Packende Momente, lang erwartete und dabei überraschende Enthüllungen zum Staffelbogen lassen auf ein grandioses Finale hoffen.
9,5/10