Clive77
Serial Watcher
Im Weihnachtsspecial „Last Christmas“ (von Steven Moffat) der UK-Serie Doctor Who geht es für den Doctor (Peter Capaldi) und Clara (Jenna Coleman) zum Nordpol, wo sie neben Santa Claus (Nick Frost) ein Team von Leuten antreffen, das sich mit gefährlichen „Traumkrabben“ rumschlagen muss. Oder ist alles nur ein Traum?
Ho Ho Ho
Die Weihnachtsfolgen von Doctor Who haben es seit jeher nicht leicht. Einerseits sollte die Familienserie hier eine weihnachtliche Stimmung verbreiten, andererseits will man natürlich ein spannendes Abenteuer sehen, was sich auch gut mit dem Rest der vorangegangenen Staffel verträgt. „Last Christmas“ trifft dabei eine sehr gute Balance zwischen der recht düsteren Auftaktstaffel von Peter Capaldi als zwölftem Doctor und den humorvollen Auftritten von Nick Frost als Santa Claus. Zudem fungiert die Folge gleichzeitig auch als ein Epilog zum letzten Staffelfinale und greift den lügenreichen Abschied zwischen Clara und dem Doctor wieder auf - ein Abschied, der nicht von langer Dauer war und mit dem Ende der Weihnachtsfolge ad acta gelegt werden kann. Denn neue Abenteuer werden die beiden wieder gemeinsam angehen.
Last Christmas … I had some Facehugger-Dreams
So ziemlich alles, was wir in der Weihnachtsfolge zu sehen bekommen, ist ein Traum. Oder ein Traum im Traum. Oder ein Traum im Traum im Traum ... usw. Wenn man eine Geschichte in dieser Form aufzieht und den Zuschauer dabei über lange Zeit im Dunkeln tappen lässt, läuft man schnell Gefahr, sich in den Möglichkeiten zu verzetteln oder aber das Ende sehr unrund wirken zu lassen. Das ist hier nicht der Fall. Mit Santa Claus gibt es gleich zu Beginn entsprechende Hinweise, die einen erahnen lassen, wie weit das Traumgeflecht der Episode reicht und wenn der Doctor und Clara schließlich aufwachen und alles danach aussieht, dass Clara inzwischen mehr als sechzig Jahre gealtert ist, gibt es einen kleinen Schock und die Gerüchte über Colemans Ausstieg aus der Serie fallen einem sofort wieder ein. Da ist man dann doch froh, als Santa erneut auftaucht und sein „Christmas Miracle“ für ein erneutes Aufwachen sorgt, welches Raum für weitere Abenteuer der beiden lässt.
Für die düstere Stimmung der Episode werden gleich mehrere Film-Anleihen genommen. Ob „Inception“, „Alien“ oder gar „The Thing“ - die hirnlutschenden Traumkrabben sorgen für eine gute Portion Gänsehaut und die Zutaten dafür, obwohl anderen Werken entliehen, bekommen mit den telepathischen Elementen einen passenden Science-Fiction-Anstrich, der dem Zuschauer einen neu schmeckenden Weihnachtskuchen zum Fest beschert. Vielleicht hätten sich die Möglichkeiten in der Traumwelt noch etwas weiter ausbauen lassen. Wenn schon Professor Albert Smithe (Michael Troughton) durch den Monitor gezogen wird (und damit an eine Szene eines „Nightmare on Elm Street“-Teils erinnerte), ließe sich mit etwas Fantasie doch noch mehr gruseliges Traumgefühl aufbauen. Andererseits waren Dinge wie die nächtliche Schlittenfahrt mit Santa natürlich genau richtig, um einerseits die Traumwelt zu betonen und andererseits doch etwas weihnachtliche Stimmung zu verbreiten.
Dass die Protagonisten nie so recht wissen, ob sie wirklich wach sind, macht einen großen Reiz bei der Folge aus und lädt zum Mitraten ein. Der gut gewählte Kniff dabei: Trotz der Träume sind die Unterhaltungen echt, womit zum Beispiel Clara und der Doctor innerhalb der Traumwelt von den jeweiligen Lügen des anderen erfahren. Lediglich das Erinnerungsvermögen weist in den verschachtelten Träumen Lücken auf, damit einige der Welten für die Figuren funktionieren und die Krabben fröhlich deren Hirnmasse verschnabulieren können.
Regisseur Paul Wilmhurst schafft es bei alledem, Santas witzige Auftritte und Anmerkungen mit den Horror-Elementen des Abenteuers zu verweben. Keine leichte Aufgabe, denn es ließe sich schnell in die eine oder andere Schiene abrutschen. Im Endeffekt trifft er aber genau den richtigen Ton, um eine passende Mischung abzuliefern.
Santa Claus & Co.
Bei Nebenfiguren in dieser Episode stechen zunächst Santa und seine Elfen hervor. Nick Frost gibt einen tollen Weihnachtsmann ab und es war schön, Dan Starkey mal in einem anderen Kostüm als den Sontaran Strax zu sehen. Die kleinen und amüsanten Diskussionen zwischen den Elfen und Santa machten jedenfalls Laune. Zudem waren die Gespräche mit dem Doctor auch nett, zum Beispiel als es um Fantasiefiguren ging oder aber darum, wie Santas Schlitten die vielen Geschenke fassen kann („it’s bigger on the inside“).
Von den anderen Gästen konnte Faye Marsay als Shona McCullough einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wie sie mit geschlossenen Augen an den Betten vorbeitanzte, war einer dieser Momente (man stelle sich einmal eine Alien-Parodie vor, in der Ellen Ripley ähnlich vorgeht). Zeitweise konnte man zudem den Eindruck gewinnen, sie würde vielleicht als neue Begleiterin des Doctors herhalten - womit das Ende mit der gealterten Clara durchaus auch Colemans letzter Auftritt in der Serie hätte sein können.
Im Vergleich zu Shona blieben die anderen Gäste dagegen eher blass. Aber trotz der längeren Laufzeit von einer Stunde wäre es wohl schwer gewesen, allen noch mehr Profil zu verpassen als sie ohnehin schon bekommen haben. Für diese Episode hat es allemal gereicht, auch wenn der Rezensent gerne gesehen hätte, wie der Professor einmal Flöte spielt und Michael Troughton damit seinem Vater Patrick, der einst den zweiten Doctor spielte, (noch mehr) Tribut zollt.
Clara und der Doctor
Zwischen dem Doctor und seiner Begleiterin gibt es wieder einige gute dramatische Momente. Wie schon innerhalb der gesamten letzten Staffel, hinterlässt Clara einen wesentlich besseren Eindruck als in den letzten Smith-Folgen. Der erneute Abschied von Danny Pink (Samuel Anderson) hätte vielleicht nicht sein müssen (immerhin hatten wir das schon in den letzten Episoden der Staffel zu genüge, der Effekt ist schon ausgespielt), aber fügte sich gut in die Geschichte ein. Überhaupt werden diese dramatischen Augenblicke passend in die Story integriert und heben die Weihnachtsfolge damit über das Niveau der sonst üblichen Fälle der Woche (oder Fälle der Weihnacht, wenn wir uns nur auf Specials beziehen).
Capaldi und Coleman liefern jedenfalls gewohnt gute Leistungen und vor allem das Lügen-Geständnis und die Art, wie der Doctor sich um Clara sorgt, konnten punkten. Weniger gefallen haben allerdings die Anleihen an das letzte Weihnachtsspecial. Zeitweise hatte man das Gefühl, „The Time of the Doctor“ mit vertauschten Rollen zu sehen - gealterte Clara, das Knallbonbon, etc. Zudem ließ Claras Make-up als Greisin etwas zu wünschen übrig.
An dieser Stelle vielleicht noch einmal zur Gerüchteküche: Ursprünglich war wohl wirklich geplant, dass Clara mit dieser Folge aus der Serie scheidet und der Doctor der alten Version beim Sterben zugesehen hätte. Da Coleman sich aber umentschieden hatte, wurde das Skript noch einmal überarbeitet und das Ende abgeändert. Damit lässt sich auch erklären, weshalb sie und der Doctor sich noch in einem weiteren Traum befinden und die anderen Nebenfiguren nicht (eine kleine Ungereimtheit, wenn man genauer drüber nachdenkt). Wie lange Coleman ihre Rolle in der kommenden Staffel beibehalten wird, ist dennoch fraglich. Ein Gerücht besagt, sie würde gegen Mitte der Staffel die Serie verlassen, ein anderes, sie wäre die komplette kommende Staffel dabei. Warten wir es mal ab.
Fazit: Ein schönes Weihnachtsspecial. Die düsteren Noten der Staffel werden genau so gut getroffen, wie Nick Frost für leicht amüsante, weihnachtliche Einschübe sorgt. Zudem funktioniert das Ganze auch als Fortsetzung zum Clara-Doctor-Verhältnis - die nächste Staffel darf kommen.
9/10 Rote Nasen
Ho Ho Ho
Die Weihnachtsfolgen von Doctor Who haben es seit jeher nicht leicht. Einerseits sollte die Familienserie hier eine weihnachtliche Stimmung verbreiten, andererseits will man natürlich ein spannendes Abenteuer sehen, was sich auch gut mit dem Rest der vorangegangenen Staffel verträgt. „Last Christmas“ trifft dabei eine sehr gute Balance zwischen der recht düsteren Auftaktstaffel von Peter Capaldi als zwölftem Doctor und den humorvollen Auftritten von Nick Frost als Santa Claus. Zudem fungiert die Folge gleichzeitig auch als ein Epilog zum letzten Staffelfinale und greift den lügenreichen Abschied zwischen Clara und dem Doctor wieder auf - ein Abschied, der nicht von langer Dauer war und mit dem Ende der Weihnachtsfolge ad acta gelegt werden kann. Denn neue Abenteuer werden die beiden wieder gemeinsam angehen.
Last Christmas … I had some Facehugger-Dreams
So ziemlich alles, was wir in der Weihnachtsfolge zu sehen bekommen, ist ein Traum. Oder ein Traum im Traum. Oder ein Traum im Traum im Traum ... usw. Wenn man eine Geschichte in dieser Form aufzieht und den Zuschauer dabei über lange Zeit im Dunkeln tappen lässt, läuft man schnell Gefahr, sich in den Möglichkeiten zu verzetteln oder aber das Ende sehr unrund wirken zu lassen. Das ist hier nicht der Fall. Mit Santa Claus gibt es gleich zu Beginn entsprechende Hinweise, die einen erahnen lassen, wie weit das Traumgeflecht der Episode reicht und wenn der Doctor und Clara schließlich aufwachen und alles danach aussieht, dass Clara inzwischen mehr als sechzig Jahre gealtert ist, gibt es einen kleinen Schock und die Gerüchte über Colemans Ausstieg aus der Serie fallen einem sofort wieder ein. Da ist man dann doch froh, als Santa erneut auftaucht und sein „Christmas Miracle“ für ein erneutes Aufwachen sorgt, welches Raum für weitere Abenteuer der beiden lässt.
Für die düstere Stimmung der Episode werden gleich mehrere Film-Anleihen genommen. Ob „Inception“, „Alien“ oder gar „The Thing“ - die hirnlutschenden Traumkrabben sorgen für eine gute Portion Gänsehaut und die Zutaten dafür, obwohl anderen Werken entliehen, bekommen mit den telepathischen Elementen einen passenden Science-Fiction-Anstrich, der dem Zuschauer einen neu schmeckenden Weihnachtskuchen zum Fest beschert. Vielleicht hätten sich die Möglichkeiten in der Traumwelt noch etwas weiter ausbauen lassen. Wenn schon Professor Albert Smithe (Michael Troughton) durch den Monitor gezogen wird (und damit an eine Szene eines „Nightmare on Elm Street“-Teils erinnerte), ließe sich mit etwas Fantasie doch noch mehr gruseliges Traumgefühl aufbauen. Andererseits waren Dinge wie die nächtliche Schlittenfahrt mit Santa natürlich genau richtig, um einerseits die Traumwelt zu betonen und andererseits doch etwas weihnachtliche Stimmung zu verbreiten.
Dass die Protagonisten nie so recht wissen, ob sie wirklich wach sind, macht einen großen Reiz bei der Folge aus und lädt zum Mitraten ein. Der gut gewählte Kniff dabei: Trotz der Träume sind die Unterhaltungen echt, womit zum Beispiel Clara und der Doctor innerhalb der Traumwelt von den jeweiligen Lügen des anderen erfahren. Lediglich das Erinnerungsvermögen weist in den verschachtelten Träumen Lücken auf, damit einige der Welten für die Figuren funktionieren und die Krabben fröhlich deren Hirnmasse verschnabulieren können.
Regisseur Paul Wilmhurst schafft es bei alledem, Santas witzige Auftritte und Anmerkungen mit den Horror-Elementen des Abenteuers zu verweben. Keine leichte Aufgabe, denn es ließe sich schnell in die eine oder andere Schiene abrutschen. Im Endeffekt trifft er aber genau den richtigen Ton, um eine passende Mischung abzuliefern.
Santa Claus & Co.
Bei Nebenfiguren in dieser Episode stechen zunächst Santa und seine Elfen hervor. Nick Frost gibt einen tollen Weihnachtsmann ab und es war schön, Dan Starkey mal in einem anderen Kostüm als den Sontaran Strax zu sehen. Die kleinen und amüsanten Diskussionen zwischen den Elfen und Santa machten jedenfalls Laune. Zudem waren die Gespräche mit dem Doctor auch nett, zum Beispiel als es um Fantasiefiguren ging oder aber darum, wie Santas Schlitten die vielen Geschenke fassen kann („it’s bigger on the inside“).
Von den anderen Gästen konnte Faye Marsay als Shona McCullough einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wie sie mit geschlossenen Augen an den Betten vorbeitanzte, war einer dieser Momente (man stelle sich einmal eine Alien-Parodie vor, in der Ellen Ripley ähnlich vorgeht). Zeitweise konnte man zudem den Eindruck gewinnen, sie würde vielleicht als neue Begleiterin des Doctors herhalten - womit das Ende mit der gealterten Clara durchaus auch Colemans letzter Auftritt in der Serie hätte sein können.
Im Vergleich zu Shona blieben die anderen Gäste dagegen eher blass. Aber trotz der längeren Laufzeit von einer Stunde wäre es wohl schwer gewesen, allen noch mehr Profil zu verpassen als sie ohnehin schon bekommen haben. Für diese Episode hat es allemal gereicht, auch wenn der Rezensent gerne gesehen hätte, wie der Professor einmal Flöte spielt und Michael Troughton damit seinem Vater Patrick, der einst den zweiten Doctor spielte, (noch mehr) Tribut zollt.
Clara und der Doctor
Zwischen dem Doctor und seiner Begleiterin gibt es wieder einige gute dramatische Momente. Wie schon innerhalb der gesamten letzten Staffel, hinterlässt Clara einen wesentlich besseren Eindruck als in den letzten Smith-Folgen. Der erneute Abschied von Danny Pink (Samuel Anderson) hätte vielleicht nicht sein müssen (immerhin hatten wir das schon in den letzten Episoden der Staffel zu genüge, der Effekt ist schon ausgespielt), aber fügte sich gut in die Geschichte ein. Überhaupt werden diese dramatischen Augenblicke passend in die Story integriert und heben die Weihnachtsfolge damit über das Niveau der sonst üblichen Fälle der Woche (oder Fälle der Weihnacht, wenn wir uns nur auf Specials beziehen).
Capaldi und Coleman liefern jedenfalls gewohnt gute Leistungen und vor allem das Lügen-Geständnis und die Art, wie der Doctor sich um Clara sorgt, konnten punkten. Weniger gefallen haben allerdings die Anleihen an das letzte Weihnachtsspecial. Zeitweise hatte man das Gefühl, „The Time of the Doctor“ mit vertauschten Rollen zu sehen - gealterte Clara, das Knallbonbon, etc. Zudem ließ Claras Make-up als Greisin etwas zu wünschen übrig.
An dieser Stelle vielleicht noch einmal zur Gerüchteküche: Ursprünglich war wohl wirklich geplant, dass Clara mit dieser Folge aus der Serie scheidet und der Doctor der alten Version beim Sterben zugesehen hätte. Da Coleman sich aber umentschieden hatte, wurde das Skript noch einmal überarbeitet und das Ende abgeändert. Damit lässt sich auch erklären, weshalb sie und der Doctor sich noch in einem weiteren Traum befinden und die anderen Nebenfiguren nicht (eine kleine Ungereimtheit, wenn man genauer drüber nachdenkt). Wie lange Coleman ihre Rolle in der kommenden Staffel beibehalten wird, ist dennoch fraglich. Ein Gerücht besagt, sie würde gegen Mitte der Staffel die Serie verlassen, ein anderes, sie wäre die komplette kommende Staffel dabei. Warten wir es mal ab.
Fazit: Ein schönes Weihnachtsspecial. Die düsteren Noten der Staffel werden genau so gut getroffen, wie Nick Frost für leicht amüsante, weihnachtliche Einschübe sorgt. Zudem funktioniert das Ganze auch als Fortsetzung zum Clara-Doctor-Verhältnis - die nächste Staffel darf kommen.
9/10 Rote Nasen