Dramen-Trilogien...Mehr davon erwünscht?

TheRealNeo

Well-Known Member
Ich weiß gar nicht, wo ich die Idee oder Diskussion gehört oder gelesen habe. Auf jedenfall ging es anläßlich von "Before Midnight" um die Frage, warum es eigentlich nicht mehr Trilogien aus dem Drama-Bereich gibt?

Finde, dass ist eine interessante Idee. Klar machen die Filme keinen riesen Umsatz und daher ist auch nicht jedes Studio brennend an sowas interessiert. Viel mehr aber finde ich, dass ja Filme aus dem Genre schon mehr abgeschlossen sind und ja nie Franchise-Wert o.ä. haben. Auch sind die meißten Charaktere ja auch, mit Absicht, zu Ende erzählt.
Zudem würde es ja wahrscheinlich wieder Filmemacher wie Autoren unbewusst einschränken, wenn sie an alten Geschichten weitermachen, anstatt neue zu schaffen.

Wie seht ihr das?

Was fällt euch denn spontan für ein Film aus dem Drama oder Tragikomödie-Genre ein, den ihr aufgrund der Thematik oder der Charaktere gern fortgesetzt haben mögt?
 

Revolvermann

Well-Known Member
Naja. In Buchform gibt es das ja schon ewig und da klappt es wunderbar. Auch gibt es Filmreihen aus dem Bereich Drama. Das es nicht so viele sind wie in Franchise-tauglichen Genres liegt wohl eben daran das sich damit mehr Geld machen lässt. Wie du schon schriebst.
Es kommt eben darauf an ob die Filme auf (z.B) eine Trilogie ausgelegt sind oder nicht oder ob der Charakter tatsächlich zuende erzählt ist. Aber oder vor allem, auch die Geschichte an sich.
Auf jeden Fall liegt es nicht daran das das Drama-Genre dafür irgendwie ungeeigneter ist. Was man besonders im Serienbereich eindrucksvoll erleben kann.
Sicherlich ist bei einem seichten Actionfilm ein lauwarmer Aufguss viel eher möglich als ein tiefgreifendes Drama in einer möglichen Fortsetzung mit neuen Facetten auszustatten.
Nichtsdestotrotz bin ich der festen Überzeugung das es da draußen unzählige Autoren und Regisseure gibt die sich dieser schweren Aufgabe mit Begeisterung und Herzblut widmen würden, von dem profitgierigem Studiosystem aber nicht gelassen werden.
Es gibt auch sicherlich viele die eine Geschichte von Anfang an gerne auf eine Trilogie auslegen würden, es aber an der Finanzierung scheitert.
Persönlich würde ich gerne mehr Drama-Reihen sehen.

Wobei Dramen ja nicht unbedingt aufwändig und somit kostenintensiv sein müssen. Womit ich, wie gesagt, all jenen die auf epische, dramatische Erzählungen stehen wärmstens den Serienbereich empfehlen kann. Denn im US TV sind die Macher im Moment in einer Art "goldenen Zeitalter". So hat es (wenn ich mich nicht irre) die New York Times formuliert.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Mir fällt die Trilogie von Alejandro Gonzalez Inarritu (Amores Perros, 21 Gramm, Babel) ein, wobei es eine Thementrilogie ist und in jedem Teil andere Figuren mit anderen Problemen zu kämpfen haben.

Ich finde schon, dass das Drama-Genre sich nicht so gut für Fortsetzungen eignet. Oft geht die Hauptfigur am Ende drauf, und selbst wenn sie überlebt, ist es schwer, eine glaubhafte Fortsetzung mit glaubhaften neuen "Abenteuern" bzw. Problemen dieser Figur zu inszenieren. Denn wenn es nur wieder dasselbe wie im Vorgänger ist, würde es sich zu sehr wiederholen. Du kannst kaum eine Trilogie machen, in der die Hauptfigur (zum Beispiel) im ersten Teil bei einem Unfall die Frau verliert, im zweiten Teil an Krebs erkrankt und im dritten irgendwo in Afrika hungernden Kindern hilft, ohne albern zu werden. Auch im Buchbereich gibt es kaum solche Reihen (außer vielleicht bei Rosamunde Pilcher, aber das wäre für mich dann keine Drama-Reihe). Eine Trilogie, in der die Hauptfigur in jedem Teil mit denselben Problemen kämpft, wäre zu langweilig und einfallslos.
Was die TV-Serie betrifft: ja, da gibt es mehr Möglichkeiten, ich denke da zum Beispiel an Breaking Bad. Aber es ist eine fortlaufende Handlung und die Staffeln enden oft mit Cliffhangern; im Filmbereich (und auch im Buchbereich) wird aber erwartet, dass die Einzelteile in sich halbwegs abgeschlossen sind. Und da wären wir wieder bei dem Problem, drei Handlungen für eine Trilogie zu entwickeln, die nicht zu unglaubhaft sind und sich nicht wiederholen. Im Fantasy-Bereich oder bei Horror kannst du die Helden einfach in jedem Teil neue Abenteuer erleben lassen, oder immer neue Teenager-Gruppen zu dem Monster in den Wald schicken.

Und nicht zuletzt spielt wohl auch die finanzielle Seite eine Rolle.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Dramentrilogie oder Mehrteiler kann interessant sein, aber sollte nicht Mode werden. Es gehört auch zur Kunstform des Filmes eine Geschichte kompakt erzählen zu können.
Sowas wie "before sunrise/sunset/midnight" gefällt mir, aber insbesondere darum, weils hier halt einfach ins Konzept passt.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Tyler Durden schrieb:
Oft geht die Hauptfigur am Ende drauf, und selbst wenn sie überlebt, ist es schwer, eine glaubhafte Fortsetzung mit glaubhaften neuen "Abenteuern" bzw. Problemen dieser Figur zu inszenieren. Denn wenn es nur wieder dasselbe wie im Vorgänger ist, würde es sich zu sehr wiederholen. Du kannst kaum eine Trilogie machen, in der die Hauptfigur (zum Beispiel) im ersten Teil bei einem Unfall die Frau verliert, im zweiten Teil an Krebs erkrankt und im dritten irgendwo in Afrika hungernden Kindern hilft,

Dabei kommt es natürlich darauf an ob der Drehbuchautor von Anfang an eine Trilogie schriebt. Was das für eine Geschichte ist die er erzählen will. Dann lässt er den Hauptcharakter wohl eher nicht sofort sterben oder ähnliches. Aber auch ohne es direkt auf einen Mehrteiler auszulegen kann das gut klappen. Man braucht deswegen auch nicht die Protagonisten einfach mit immer mehr und mehr Schicksalsschlägen bombadieren. Man denke im Buchbereich nur an Dennis Lehane, im Film an "Der Pate" oder bei Serien an "Mad Men" oder "The Wire" ...

Tyler Durden schrieb:
Aber es ist eine fortlaufende Handlung und die Staffeln enden oft mit Cliffhangern; im Filmbereich (und auch im Buchbereich) wird aber erwartet, dass die Einzelteile in sich halbwegs abgeschlossen sind

Wäre BB eine Buchreihe würde das mit Kapiteln super funktionieren denke ich und wenn es eine Filmreihe wäre hätten sie sicherlich nicht soviel Cliffhanger hineingeschrieben.

Tyler Durden schrieb:
Im Fantasy-Bereich oder bei Horror kannst du die Helden einfach in jedem Teil neue Abenteuer erleben lassen, oder immer neue Teenager-Gruppen zu dem Monster in den Wald schicken.

Ja, es ist halt einfacher und lukrativer. Weshalb es viel öfter vorkommt.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Revolvermann schrieb:
Aber es ist eine fortlaufende Handlung und die Staffeln enden oft mit Cliffhangern; im Filmbereich (und auch im Buchbereich) wird aber erwartet, dass die Einzelteile in sich halbwegs abgeschlossen sind
Wäre BB eine Buchreihe würde das mit Kapiteln super funktionieren denke ich ...
Das würde vielleicht mit Kapiteln in einem Roman funktionieren, aber als Buchreihe? Wo hättest du die Schnitte gesetzt, wie hättest du das erste Buch enden lassen?
 

Revolvermann

Well-Known Member
@ Tyler
Den ersten Roman nach Staffel 2. Den 2. nach der 4. Und dann den 3. die 5. Staffel behandeln lassen.
Wenn man unbedingt eine Trilogie draus hätte machen wollen und nicht 2 Romane oder 5.

Jemand der diese Geschichte in Buchform erzählt hätte, hätte sie ja sicherlich auch nicht exakt so aufgeschrieben wie es sie jetzt in Serienform gibt.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Da ich Dramen ja nun auch seit längerem zu schätzen weiß, hätte ich nichts gegen Dramen-Trilogien.
Ideen, wie sowas aussehen könnte, habe ich dagegen jetzt nicht.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ja, wieso nicht. Generell mag ich Mehrteiler sehr, wenn es sich dafür anbietet. Entweder gute Einzelgeschichten oder einen Bogen mit geplantem Ende. Die Before Triloge zB ist super.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Eine Serie ist aber doch nochmal etwas anderes als beispielsweise eine Trilogie aus drei Spielfilmen.
Es geht ja nicht nur um mehr Erzählzeit, sondern auch um, wie hier, drei auf sich aufbauende aber auch in sich geschlossene Formen.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Eine Serie ist aber doch nochmal etwas anderes als beispielsweise eine Trilogie aus drei Spielfilmen.
Es geht ja nicht nur um mehr Erzählzeit, sondern auch um, wie hier, drei auf sich aufbauende aber auch in sich geschlossene Formen.
Natürlich ist es nicht exakt dasselbe. Aber ich bleibe tendenziell bei meinem Kommentar von vor über 6 Jahren :squint: denn ich meinte und meine damit natürlich nicht ausschließlich die lange Laufzeit.
Es gibt Serien die abgeschlossene Staffeln haben und trotzdem eine auf sich aufbauende Form haben. So ist beispielsweise "Boardwalk Empire" eine fortlaufende Serie und dennoch ist jede Staffel in sich abgeschlossen. Sogar beinahe jede Folge erzählt eine eigene Geschichte. Damit meine ich natürlich keinen Plot sondern zum Beispiel das Innenleben einer Figur. Die Entwicklung eines Charakters. Das Verstehen eines Ereignisses. Sicherlich mal mehr, mal weniger. Auch wenn die Show nicht ausschließlich klassische Elemente eines Dramas aufweißt, sondern auch welche des Thrillers.
Natürlich gibt es im Serienbereich eine ungleich größere Menge an Mittelmäßigem oder Schrott und natürlich ist es nicht genau dasselbe wie eine Spielfilmtrilogie. Als gut gemeinter Tipp für Leute, die gut geschriebene, dramatische Geschichten in mehreren Kapiteln suchen, bleibt der Kommentar aber bestehen.

Allerdings will ich das Thema hier auch nicht unterwandern, denn tolle Filmdramen sind oft unterschätzt, während das Fernsehen/Streaming derzeit gefühlt einen Haufen Aufmerksamkeit bekommt.
 
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