Extended Cut, Director's Cut...wer sollte den Final Cut haben?

TheRealNeo

Well-Known Member
Jüngst wurde ja mit der Ankündigung von HBOMax den sogenannten Snyder-Cut zu veröffentlichen ein großer Fanwunsch erfüllt. Wie das Endergebnis aussehen wird, gilt es noch abzuwarten, aber man konnte ja direkt im Anschluss beobachten, wie auch ein David Ayer wieder lauter wurde, was seinen Cut von SUICIDE SQUAD betraf, Paul Feigs 3 1/2h Cut von GHOSTBUSTERS dürfte wohl eher ein Scherz gewesen sein und die Tage sprach nun auch Cathy Yan von einer düsteren Version von BIRDS OF PREY. Alle verhindert vom bösen Studio, die scheinbar 'besseren' Schnittfassungen eines Filmes nicht trauen bzw. sie für weniger rentabel einstufen.

Nun wurde die Diskussion ja schon an anderer Stelle etwas geführt, deswegen würde mich viel mehr interessieren, wie ihr denn solchen Cuts gegenübersteht? Ist es manchmal nicht auch richtig, dass ein Studio einem/r Regisseur*In womöglich etwas Einhalt gebietet bzw. versucht seinen Blick auf eine Version versucht zu öffnen? Oder ist das bei einem Film, der natürlich nicht nur einem kreativen Schöpfer entwächst, aber eben etwas Kreatives bleibt falsch mit Profitwünschen und Zuschauererwartungen entgegen zu kommen?

Ich erinnere mich an eine Zeit in den 2000ern in der laufend auf DVD noch Extended Cuts von Filmen nachgereicht wurden - die Extended Editions der LORD OF THE RINGS-Filme dürften da den Anstoss gegeben haben - die im Grunde aber nur geschnittene Szenen wieder einfügten. Also Szenen, die eigentlich auch aus Regiesicht aus Gründen in der finalen Fassung fehlten. Ich denke da an TRIPLE X oder GONE IN 60 SECONDS. Beide kamen dann übrigens auch mit einem (Extended) Director's Cut-Label. Klar gab es da auch aber mal Director's Cuts, die sich lohnten und dem Titel entsprachen wie Mark Steven Johnsons DAREDEVIL
Doch welche ist denn nun die finale Fassung? Vieler dieser verlängerten Fassung landeten auch in meiner Sammlung, doch wessen Fassung sieht man da noch?
Ein Ridley Scott oder Michael Mann werkeln ja bewusst gerne noch mehrmals an ihren Filmen herum und am Ende lohnt sich das doch auch. Aber ein Oliver Stone bietet zu seinem ALEXANDER beispielsweise einen Director's Cut und einen Final Cut? Welche Fassung schaut man zuerst und kann der Zuschauer überhaupt noch die Unterschiede schätzen, die dem/der FIlmemacherIn so essentiell waren? Ein Christopher Nolan kann wohl immer mit seinen Filmen direkt abschließen. Er hat den Final Cut vom Studio und scheint auch immer zufrieden zu sein und es sich nicht später nochmals anders zu überlegen.

GIbt es denn Filme, deren geheimnisumwobenen alternativen Schnittfassungen ihr gerne mal bei HBOMax sehen möchtet?
Mich würde ja immer noch Chris Weitz Cut von THE GOLDEN COMPASS interessieren. Der ist gedreht, aber aufgrund fehlender Effekte müsste man da wohl auch nochmal etwas Geld in die Hand nehmen. Keine 30 Millionen, aber etwas. Aber spätestens mit der Serie, wird da wohl nun das Interesse auch nicht mehr ganz so groß sein. Vor allen Dingen, da der Film weiter mit einem Cliffhanger enden wird.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ich würde sagen, dass es von Regisseur zu Regisseur unterschiedlich ist, ob ein Director's Cut reizvoll ist/wäre oder nicht. Bei unkreativen Standard-Filmen von Standard-Regisseuren würde mich eine längere, vom Regisseur "eigentlich-gewollte" Fassung nicht wirklich interessieren. Action vom Fließband und Sonntagnachmittag-Filme sind für mich höchstens nette Unterhaltung für zwischendurch. Was mich reizt, sind (oder wären) vor allem Director's Cuts von Regisseuren wie Cronenberg, Lynch, Aronofsky, Gilliam, Verhoeven etc. Wie gern hätte ich "Dune" in der langen Form gesehen, wie ihn David Lynch haben wollte. Es gab ca. 5 Stunden Filmmaterial, soweit ich weiß. Ein Meisterwerk wäre er dadurch wahrscheinlich nicht geworden, aber zumindest besser als die verstümmelte, zusammengefasste Version von Laurentis.

"Donnie Darko" ist einer der wenigen Fälle, bei denen der Director's Cut schwächer ist als die Kinofassung.

Den Unterschied zwischen Director's Cut und Final Cut verstehe ich so, dass der erstere eine erweiterte/veränderte Version neben der Kinofassung ist, während es beim Final Cut nur diese eine Version gibt, die sowohl eine Kinofassung als auch ein Director's Cut ist. Deswegen verstehe ich nicht so recht, wieso Oliver Stone sowohl einen DC als auch einen Final Cut zu Alexander anbietet.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Den Unterschied zwischen Director's Cut und Final Cut verstehe ich so, dass der erstere eine erweiterte/veränderte Version neben der Kinofassung ist, während es beim Final Cut nur diese eine Version gibt, die sowohl eine Kinofassung als auch ein Director's Cut ist. Deswegen verstehe ich nicht so recht, wieso Oliver Stone sowohl einen DC als auch einen Final Cut zu Alexander anbietet.

Da steht er ja nicht alleine mit da. Ridley Scott bot ja (u.a.!) auch erst einen Director's Cut von BLADE RUNNER und dann schließlich einen Final Cut. Wobei der Director's Cut eben nur so genannt wurde, aber ohne sein Zutun entstanden war.
Im Falle von Oliver Stone war er glaube ich an beiden Fassungen aktiv beteiligt.

Einerseits sind solche Betitelungen auch nur eine Marketingstrategie, andererseits bleibt eben auch die Frage, wo sollte die Hoheit über eine finale Fassung eines Films liegen und von welchen Gegebenheiten sollte das abhängig sein? Wenn man das überhaupt pauschal festlegen kann...
 

Joel.Barish

dank AF
Schwierige Geschichte. Als Konsument muss man sich im Klaren sein, dass der Begriff "Director's Cut" in *einigen* Fällen einfach nur Marketing für eine - wie Neo richtig beschreibt - funktionslos um Deleted Scenes erweiterte Kinofassung ist. Das muss man wissen und verinnerlichen, dass dies häufig so gehanhabt wird. Dann kann man sich immer noch der entsprechenden Fassung näher und prüfen, ob ein Mehrwert entsteht. Ganz egal wie die jeweiligen Verantwortlichen - ob nun Studio, Regisseur oder wer auch immer - es intendiert haben, kann der Zuschauer natürlich auf jede Fassung reagieren wie sie wollen.

Grundsätzlich finde ich die Frage nach der Intention der Macher interessant, auch wenn sie etwas arg "Autorentheorie" angelegt ist. Es ist aber auch einfach meistens schwer nachvollziehbar. Wir haben selten diese relativ klaren Abläufe wie bei "Blade Runner", "Brazil" oder Beispiele, die [Er, der nicht genannt werden soll) den Spitznamen "Scissorhands" einbrachten.

Ich bin ja auch der Meinung, dass keiner der "Herr der Ringe" Extended Cuts wirklich ausnahmslos gelungen bzw. notwendig ist. Soll heißen: hier gehen Szenen, auf die ich nicht mehr verzichten möchte, mit überflüssigen oder störenden Einflüssen Hand in Hand. "Fellowship" kommt da als (unbestreitbar! :ugly: ) bester Teil noch am besten weg. Aber die olle Korsarennummer in ROTK frustriert mich eigentlich jedes Mal.(Dies ist Kritik auf hohem Niveau.)

Und dann haben wir einen Regisseur wie Francis Ford Coppola, der wohl einfach gerne mit dem (reichhaltigen) Material von "Apocalypse Now" experimentiert. Man denke an die "Live Edit" Geschichte rund um "Twixt" und erkennt vielleicht, wieso derselbe Mann eine vermutlich relativ kompromissarme KF, einen ausufernden DC und nun einen so genannten "Final Cut" herausbringen kann bzw. will. Ihm geht es, würde ich vermuten, um diesen künstlerischen Entdeckungs- und Experimentierprozess, aus dem bestehenden Material etwas Neues zu gestalten.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Ich muss ja gestehen, dass mich gerade früher aber dieser Marketing-Trick erreicht hat. Wenn ich den Film einmal in seiner Kinofassung in den Händen gehalten habe und einmal in der neuveröffentlichten Fassung mit den eingefügten Deleted Scenes, wurde es eigentlich auch immer die zweite DVD.
Wie ich das heute handhaben würde weiß ich nicht, da es scheinbar, so mein Eindruck, zu den DVD-Zeiten vor allem en vogue war.

Aber bei THE LORD OF THE RINGS werde ich wohl nie wieder die Kinofassungen anschauen, wenn auch hier Peter Jackson immer wieder deutlich gemacht hat, dass diese Fassungen für die Fans seien, aber die Kinofassungen der eigentliche Director's Cut.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ein Director's Cut, der nicht vom Director, sondern vom Studio gemacht wird, ist für mich Etikettenschwindel. Wenn das Studio zusätzlich Kohle verdienen will, soll es solche Fassungen (einfach mit deleted scenes erweitert) "Extended Cut" oder "Ultra Cut" oder von mir aus "Mega Super Cut" nennen, aber nicht Director's Cut, weil es keiner ist.
Einerseits sind solche Betitelungen auch nur eine Marketingstrategie, andererseits bleibt eben auch die Frage, wo sollte die Hoheit über eine finale Fassung eines Films liegen und von welchen Gegebenheiten sollte das abhängig sein? Wenn man das überhaupt pauschal festlegen kann...
Die finale Fassung sollte dem Regisseur überlassen werden.

Und dann haben wir einen Regisseur wie Francis Ford Coppola, der wohl einfach gerne mit dem (reichhaltigen) Material von "Apocalypse Now" experimentiert. Man denke an die "Live Edit" Geschichte rund um "Twixt" und erkennt vielleicht, wieso derselbe Mann eine vermutlich relativ kompromissarme KF, einen ausufernden DC und nun einen so genannten "Final Cut" herausbringen kann bzw. will. Ihm geht es, würde ich vermuten, um diesen künstlerischen Entdeckungs- und Experimentierprozess, aus dem bestehenden Material etwas Neues zu gestalten.
Das kann ich noch nachvollziehen. Durch eine veränderte Zusammenstellung der einzelnen Szenen kann man schon unterschiedliche Wirkungen erzielen, wenn das Filmmaterial und der Regisseur passen.
 

Joel.Barish

dank AF
Aber bei THE LORD OF THE RINGS werde ich wohl nie wieder die Kinofassungen anschauen
Ja, kann ich nachvollziehen. Hätte eigentlich behauptet, es sei nicht zuletzt eine Frage der Verfügbarkeit und ich besitze, wie so viele Leute, nur die EEs, weil länger, weil Bonusmaterial usw. Prime hatte neulich (oder hat noch?) die KF parat und eigentlich hatte ich vor, die mal wieder alle drei zu sehen. Aber dazu ist es nicht gekommen.
Und wie beschrieben, es gibt durch die EE einfach Szenen, die ich nicht mehr missen möchte. Allein die Vorstellung, wie schnell man in der KF Lothlórien wieder verlässt... Und natürlich Sarumans fehlendes Ende. Das braucht es auch, daher nehme ich die Korsaren halt jedes Mal wieder in Kauf.

@Tyler Durden
Natürlich ist das Etikettenschwindel, aber der Begriff ist nunmal kein juristisch festgelegter Begriff, der eine absolute Korrektheit/Authentizität verlangt. Es ist ein Kunstbegriff, also kann er auch "falsch" und irreführend verwendet werden. Und ich habe jetzt keine Beispiele parat, aber ich würde dir einfach mal theoretisch garantieren (macht diese Formulierung Sinn? :hae: ), dass es Regisseure gibt, die halbwegs zufrieden mit der KF waren und dennoch keine Probleme in den zwei, drei zusätzlichen Szenen sehen, also ihr Okay für einen nicht-authentischen DC (Money-Cut) geben. Weil je nach Vertrag und Gildenrechten verdient ein Regisseur an neuen Fassung ja mit.

Die finale Fassung sollte dem Regisseur überlassen werden.
Im Prinzip ja, aber auch nicht absolut und ohne Ausnahme, oder? Das ist nämlich auch so ein "Autorentheorie" Argument und forciert die Vorstellung, dass Filme nur einem einzigen Geist entspringen. Je nach dem wie sehr ein Regisseur auch anderweitig involivert ist, als Autor oder Produzent, desto mehr Gewicht sollte diese Vision haben. (Und ein guter Regisseur sollte sich ohnehin nicht stur und alternativlos auf seine Ideen versteifen, sondern den kreativen Austausch einer Filmproduktion mitgestalten.) Andererseits ist ein David Fincher z.B. definitiv ein "Auteur", obwohl er z.B. kein Autor ist. Und das o.g. Beispiel von "Donnie Darko" zeigt ja, dass ein Regisseur manchmal die Führung und den Einfluss eines Studios braucht.

Aber deswegen tue ich mich ja auch schwer, die neue Justice League Fassung irgendwie einzuschätzen. Wenn wir hier mit Regie-Intention argumentieren, kann der Snyder Cut doch niemals im eigentliche Sinne von Zack Snyder sein. Auch ein Herr Snyder wird von Anfang an gewusst haben, dass dieses Filmkonzept zunehmend ins Schwanken gerät, je deutlicher man 2,5/3 Stunden Laufzeit überschreitet. Es ist eine Notlösung und als solche sicherlich spannend. Aber kein DC.
(Erinnert sich noch jemand, als es bei M:I 2 Gerüchte gab, John Woos erste Schnittfassung sei 4Std. lang gewesen? :biggrin: Heute weiß man so was als Assembly Cut/Rough Cut einzuschätzen, aber sicherlich nicht als auch nur irgendwie gewünschte Fassung für die Öffentlichkeit. Dieses Material zu sehen ist eine Sache für Fans, die auch Deleted Scenes, B-Rolls, Making Ofs etc. gucken bzw. für Filmwissenschaftler o.Ä., die eben so nah wie möglich am Entstehungsprozess eines Films teilnehmen wollen. Mit einer zu Unterhaltungszwecken konsumierbaren Fassung wird das kaum etwas zu tun haben.)
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Ja stimmt an die Sache mit MISSION: IMPOSSIBLE 2 erinnere ich mich auch noch. Da wurde geschwärmt, dass die finale Motorradverfolgungsjagd 45 Minuten lang sein soll... :shrug:

Ansonsten bezüglich der Autorentheorie stimme ich dir da zu. Es wird kein/e RegisseurIn geben, die von Anfang bis Ende stur ignoriert was von Produktionsseite oder im Schneideraum vorgeschlagen und diskutiert wird.
 

Joel.Barish

dank AF
Das muss man sich mal reinziehen - also die Idee: 45 Minuten Verfolgungsjagd bei MI2. Das war doch so schon käsig genug. :ugly: (Wo ist Jay, wenn man ihn braucht? Der wird uns erzählen, dass der Film in missverstandenes Halbmeisterwerk ist oder so...)

Also ein Jean-Luc Godard, der ja mitverantwortlich für die Idee des Autorenfilmers ist, wird mit Sicherheit so ziemlich alles selbst gemacht oder zumindest bestimmt haben. Aber das waren andere Zeiten und war eine gänzlich andere Art des Filmemachens, ergo eine absolute Ausnahme. Von daher.. Und vermutlich hat selbst Godard durchaus hin und wieder auf die Intuition seiner Mitarbeiter und insbesondere der Darsteller vertraut.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Im Prinzip ja, aber auch nicht absolut und ohne Ausnahme, oder? Das ist nämlich auch so ein "Autorentheorie" Argument und forciert die Vorstellung, dass Filme nur einem einzigen Geist entspringen. Je nach dem wie sehr ein Regisseur auch anderweitig involivert ist, als Autor oder Produzent, desto mehr Gewicht sollte diese Vision haben. (Und ein guter Regisseur sollte sich ohnehin nicht stur und alternativlos auf seine Ideen versteifen, sondern den kreativen Austausch einer Filmproduktion mitgestalten.) Andererseits ist ein David Fincher z.B. definitiv ein "Auteur", obwohl er z.B. kein Autor ist. Und das o.g. Beispiel von "Donnie Darko" zeigt ja, dass ein Regisseur manchmal die Führung und den Einfluss eines Studios braucht.
Nicht absolut und ohne Ausnahme, das ist schon klar. Und ja, ein guter Regisseur lässt sich auch während der Dreharbeiten ab und zu auf die Ideen anderer ein, wenn diese Ideen seinen Vorstellungen nicht komplett widersprechen. Am Ende, beim finalen Schnitt sollte der Regisseur aber trotzdem das letzte Wort haben. Es gibt aber schon Ausnahmen, wie beim besagten Donnie Darko, wo am Ende zum Glück jemand anders den finalen Schnitt machte.
Bei einem Film wie "Citizen Cane", wo der Regisseur gleichzeitig der Drehbuchautor, der Produzent und der Hauptdarsteller ist, hat er natürlich den größten Einfluss und seine Kinofassung ist gleichzeitig sein Director'c Cut.
 

Joel.Barish

dank AF
Interessant, dass du Citizen Kane erwähnst, denn außerhalb von CK ist Orson Welles Karriere so ziemlich das größte Beispiel eines Regisseurs, der wieder und wieder von Studios und Produzenten übergangen wurde, der mehrere Filme im Kampf gegen die Windmühlen der Filmindustrie "verloren" hat.

Dieses Video geht u.a. darauf ein...

Es geht auch um Regisseure, namentlich z.B. Sam Raimi und PT Anderson, die trotz Final Cut Freiheiten mit etwas zeitlichem Abstand ein paar Dinge ändern würde. Die Idee wird angerissen, dass die Idee eines DCs auch der Eitelkeit eines Regisseurs entspricht und insbesondere in verspäteten Neufassungen ebenso zur Kommerzialisierung eines Films beiträgt, obwohl es unter dem Deckmantel authentischer Kunst passiert. Ein sehenswertes Video also (mit dem Hinweis, dass hbomberguy einen speziellen Stil/Humor hat :shrug: )
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Findet ihr, dass der zeitliche Aspekt einer nachgeschobenen und veränderten Fassung berücksichtigt werden sollte? Sprich, rein fiktiv als Beispiel: Ein Film entstand in den 70er-Jahren, der Regisseur sieht heute viele Sachen anders und möchte den Film nun anders schneiden, ergänzen, kürzen, whatever.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Schwierig, weil ich generell finde, dass man 'ältere' Filme nicht an die heutige Zeit anpassen sollte bzw. davon ausgehen sollte, dass Filme heute beispielsweise schneller geschnitten sein müssen.

Aber so verfuhr ja meines Wissens nach Ridley Scott bei seinem Director's Cut zu ALIEN.
Andererseits entwickelt man sich ja auch als FilmemacherIn weiter. Wenn man sich da 30 Jahre oder so später nochmal an sein Werk setzt, trifft man da bestimmt Entscheidungen anders...wenn man die Möglichkeit hat und das auch so will.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Findet ihr, dass der zeitliche Aspekt einer nachgeschobenen und veränderten Fassung berücksichtigt werden sollte? Sprich, rein fiktiv als Beispiel: Ein Film entstand in den 70er-Jahren, der Regisseur sieht heute viele Sachen anders und möchte den Film nun anders schneiden, ergänzen, kürzen, whatever.
Kommt auf den jeweiligen Film und auf die jeweiligen Änderungen an, aber grundsätzlich finde ich es schon interessant, wie eine neue Version eines alten Films aussehen kann.

Also ein Jean-Luc Godard, der ja mitverantwortlich für die Idee des Autorenfilmers ist, wird mit Sicherheit so ziemlich alles selbst gemacht oder zumindest bestimmt haben. Aber das waren andere Zeiten und war eine gänzlich andere Art des Filmemachens, ergo eine absolute Ausnahme..
Ja, leider.
Bei den teuren Mega-Blockbustern ist es noch nachvollziehbar, dass die Produzenten um ihr Geld bangen und auf Nummer Sicher gehen wollen, also werden solche Filme möglichst massenkompatibel gehalten. Aber was ist mit den weniger teueren Projekten? Wenn der Regisseur nicht gerade ein absoluter Anfänger ist, könnte man die finale Version doch ihm überlassen. Wenn die Produzenten kein Vertrauen in seine Fähigkeiten haben, sollen sie ihn gar nicht erst engagieren.

Das Video passt auch sehr gut zu dem Thema des Threads.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Hm, ein Film ist immer auch ein Kind seiner Zeit, finde ich. Viele Regisseure wollten mit ihren Filmen ja auch was aussagen und deutlich machen, sehen das aber heute anders. Ich halte es für falsch, die Filme upzudaten. Sei es nun aus solchen Gründen oder, weil die Technik mehr hergibt.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Ja, leider.
Bei den teuren Mega-Blockbustern ist es noch nachvollziehbar, dass die Produzenten um ihr Geld bangen und auf Nummer Sicher gehen wollen, also werden solche Filme möglichst massenkompatibel gehalten. Aber was ist mit den weniger teueren Projekten? Wenn der Regisseur nicht gerade ein absoluter Anfänger ist, könnte man die finale Version doch ihm überlassen. Wenn die Produzenten kein Vertrauen in seine Fähigkeiten haben, sollen sie ihn gar nicht erst engagieren.

Je nachdem wie klein oder Independent das Projekt ist, wird er/sie diese Freiheiten wohl auch haben. Zumindest wäre mir kein Fall bekannt, wo anderes berichtet wurde. Aber in diesem Status der Karriere würde das wahrscheinlich auch niemand öffentlich so anprangern bzw. dessen/deren Stimme überhaupt gehört werden.

@Joel

Stört dich eigentlich an der Korsaren-Szene, dass die Szene nur Gimmick ist, um noch mehr Crewmitgliedern einen Cameo zu ermöglichen oder weil die finale Entscheidung der Armee der Toten gespoilert wird.

@Knobel

Fällt dir ein Beispiel ein, wo versucht wurde nach Jahren die Aussage eines Films zu verändern?
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Hm, ein Film ist immer auch ein Kind seiner Zeit, finde ich. Viele Regisseure wollten mit ihren Filmen ja auch was aussagen und deutlich machen, sehen das aber heute anders. Ich halte es für falsch, die Filme upzudaten. Sei es nun aus solchen Gründen oder, weil die Technik mehr hergibt.
Die Aussage eines Films zu verändern finde ich auch nicht gut, ich dachte da eher an Veränderungen im Schnitt, also z.B. manche "unwichtigen" Szenen weglassen und andere hinzufügen, die damals gedreht, aber nicht benutzt wurden. Oder die Szenen in einer anderen Reihenfolge zeigen.
Wenn aber ein Regisseur oder das Studio tatsächlich die Aussage eines Films verändern würden, wäre ich auch nicht begeistert. Zum Beispiel bei sehr politischen Filmen wie "American History X" das Ende verändern (so fragwürdig es auch sein mag) - ein Unding. Oder bei einer Komödie wie "Die nackte Kanone" das Gesicht von OJ Simpson digital verändern, damit man den mutmaßlichen Mörder nicht mehr erkennt - wäre auch keine gute Idee.
Aber rein technische Veränderungen (solange da nicht digital irgendwas eingefügt wird, was vorher nicht da war) sehe ich nicht so eng.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Ich erinnere mich da an den Schnittbericht zur Fernsehausstrahlung von THE FAST AND THE FURIOUS. Da wurde bei der 20:15Uhr Ausstrahlung einfach mal das Ende weggelassen, damit der Polizist (Paul Walker) nicht dem 'Bösewicht' (Vin Diesel) zur Flucht verhielft.

Das ist nun ein Zensurschnitt, der weder vom Regie-, noch Produktionsseite gewollt ist, aber im Grunde schon ein großer dramaturgischer Eingriff. Zu dem Zeitpunkt (2004) war die Fernsehausstrahlung ja auch noch was was 'wert', sprich die Erstsichtung für manchen.

Achja hier der Auszug aus der damaligen Begründung der FSK, wieso der Film ab 16 und nicht 12 ist und womit RTL dann argumentierte:

"Bereits die erste Szene...verbietet die beantragte Altersfreigabe ab 12 Jahren. ... Am Ende schlägt er (Cop Brian) sich auf die Seite der Gangster. Der Film vermittelt die negative Botschaft, die Freundschaft zu einem Gangster rechtfertige die Verhinderung seiner Festnahme. Vor allem das vorzeitige Ende des Films lässt den Ausgang offen und zeigt nicht mehr eine aktive Fluchthilfe durch den verdeckten Ermittler und ein luxuriöses Leben des Gangster-Bosses am Strand von Mexiko. Damit wurde auch hier das Argument entschärft, dass der Eindruck erweckt werde, dass sich Verbrechen lohne."

Hier nachzulesen: https://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=1627
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
@Knobel

Fällt dir ein Beispiel ein, wo versucht wurde nach Jahren die Aussage eines Films zu verändern?

Spontan nicht. Das kam mir nur in den Sinn, als ich vor kurzem ein Interview von wes Craven sah, welches er im Zuge der Promotion des Remakes von THE LAST HOUSE ON THE LEFT gab. Dort wurde auch darüber gesprochen, dass einige Szenen aus dem Original fehlen. Und Craven gab da offen und ehrlich zu, dass er diese Szenen heute auch nicht mehr filmen würde, er sie aber ganz bewusst in dem Original belassen würde. Dieser Schritt des nachträglichen veränderns ist dann aber nicht weit entfernt, und in dem Fall würden sie den Gesamteindruck schon massiv ändern.

Ich sehe aber auch technische Änderungen kritisch. Sei es nun bei STAR WARS oder auch bei E.T.. Auch visuell sind Filme ein Kind ihrer Zeit. Da sollte man die Finger von lassen - was auch Spielberg realisiert hat.

„Nach E.T. – Der Außerirdische warfen mir einige Leute vor, ich hätte den Lieblingsfilm ihrer Kindheit ruiniert. Ich habe meine Lektion gelernt, weshalb es das letzte Mal gewesen ist, dass ich mich mit der Vergangenheit anlege. Was getan ist, ist getan."

Und das ist meiner Meinung nach der richtige Ansatz. Ich rede dabei natürlich nicht von Restaurierungsarbeiten oder der Einbindung von verlorengeglaubten Material.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Das Problem bei George Lucas sind ja weniger die Eingriffe, an die hat man sich ja gewöhnt, glaube ich, sondern das die Ur-Fassungen eben gleichzeitig nicht mehr vernünftig zu bekommen sind.
 
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