Filesharing Piraten in der Film- und Musikindustrie

Clive77

Serial Watcher
Ich bin eben über einen lustigen Artikel gestolpert, den ich niemandem vorenthalten möchte. Bekanntlich lässt sich anhand von IP-Adressen relativ leicht zurückverfolgen, wer in einem Torrent-Netzwerk aktiv ist und auch, was diese Person heruntergeladen hat (sofern man nicht dafür Sorge trägt, dass die IP-Adresse verschleiert wird). Zudem erhalten Firmen und öffentliche Stätten mit vielen Rechnern bekanntlich eine Reihe von IP-Adressen, wobei die ersten beiden Zahlen der Adresse bereits zur Identifikation des Unternehmens herbeigezogen werden können.

TorrentFreak hat sich nun den Spaß gemacht, mal zu schauen, welche Filmstudios in Hollywood gerne downloaden und was. Auch an anderer Stelle hat man geschaut, was Musikkonzerne, das Justizministerium oder andere Volksvertreter gerne runterladen. Sehr unterhaltsam...
 

Clive77

Serial Watcher
Woodstock schrieb:
Beeidruckend das nur Warner Bros. mit einem Porno erwischt wurde.
Dafür aber mit einem richtig tollen Titel. :clap:

Was mich aber noch mehr interessiert hätte, wären Zahlen gewesen - wieviele Downloads über's Jahr verteilt gemacht werden und so'n Kram. Falls die gezeigten Bilder die einzigen Files beinhalten, wäre das zudem recht wenig.
 

delta

Ghost in the Wire
Haha, das Parlament mag GoT und Person of Interest :love:

Da wird der "Kampf gegen die Piraterie im Internet" doch direkt noch ein Stückchen lächerlicher.
 

Remix

Well-Known Member
Ich nutze den Thread einfach mal für einen Artikel, den ich heute auf heise.de gefunden habe. Hätte mal gerne eure Meinung dazu. :smile:

Piraterie nutzt Hollywood

Filesharing verursache riesige Einnahmeverluste, klagt die Filmindustrie gern. In Wahrheit steigert die Kopiererei Hollywoods Umsätze sogar.

Obwohl die Filmbranche immer hart gegen Raubkopierer vorgegangen ist, profitiert sie von ihnen. Der Nutzen wäre sogar noch größer, wenn sich das Marketing besser auf die neue Generation von Kunden einstellen würde. Das berichtet das Magazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 4/2014 (jetzt am Kiosk oder hier zu bestellen).

Vor zehn Jahren begannen die Studios damit, Tauschbörsen im Internet stilllegen zu lassen, deren Nutzer zu verklagen und zu behaupten, dass ihrer Branche der Kollaps drohe. Heute ist klar, dass diese Äußerungen überzogen waren und die gewählte Taktik kontraproduktiv. Online-Piraterie hat die Filmindustrie keineswegs ruiniert. Sie könnte sich vielmehr als ihr Retter erweisen, weil sie Leihbibliothek, virale Werbeplattform und Markterweiterungswerkzeug in sich vereint.

Als 2012 die beliebte Filesharing-Seite Megaupload vom Netz genommen wurde, stieg das Interesse an digitalen Filmen auf legalen Seiten erwartungsgemäß an. Doch es gab auch eine überraschende Nebenwirkung: Wie eine Studie der Munich School of Management und der Copenhagen Business School zeigt, gingen die weltweiten Kino-Einnahmen für Filme mit bescheidenerem Budget zurück. Von der Megaupload-Schließung schienen nur große Blockbuster zu profitieren – ein Zeichen dafür, dass illegaler Dateitausch vielleicht die billigste heute verfügbare Methode für Werbung und Marktforschung darstellt.

"Viele Show-Produzenten und Führungskräfte, die ich kenne, räumen im privaten Gespräch ein, dass Raubkopien gut für die Branche sind – eine tolle Art zu werben und unverzichtbar, um ein beständiges Publikum aufzubauen“, berichtet Julie Bush, die als Drehbuchautorin für Film und Fernsehen arbeitet. Jeff Bewkes, CEO von Time Warner, äußerte sich ähnlich: Dass eine Serie wie "Game of Thrones" derart intensiv raubkopiert werde, sei "besser als einen Emmy zu gewinnen". Tatsächlich war die erste Staffel von "Game of Thrones" 2012 die meistverkaufte DVD bei Amazon.

Statt einzelne Filesharer zu kriminalisieren, könnte die Filmindustrie auch ihre Marketingstrategie überdenken. Damit die Hauptdarsteller bei den Premieren in den einzelnen Ländern dabei sein können, kommen Blockbuster im Ausland nur nach und nach ins Kino. Zuschauer im Ausland müssen mitunter Monate oder sogar Jahre warten, bis ein bestimmter Film bei ihnen legal erhältlich ist – kein Wunder, dass die zu BitTorrent-Clients greifen. Im Filesharing-Zeitalter will aber schließlich mehr lange auf einen Film warten.

Das eröffnet der Industrie zugleich eine neue Umsatzquelle, nämlich Video on Demand. Der Film "Arbitrage" mit Richard Gere aus dem Jahr 2012 spielte über digitalen Heimvertrieb ansehnliche 11 Millionen Dollar ein. Kevin Spacey, der in einer weiteren Erfolgsstory von Video on Demand ("Margin Call") mitspielte, sagte voraus, dass irgendwann alle Filme am selben Tag auf der Leinwand und dem heimischen Bildschirm verfügbar sein werden.

Weil mehrere Streaming-Dienste darum kämpfen, solche Inhalte in die TV-Haushalte liefern zu dürfen, könnten die Studios von diesem Trend erheblich profitieren. "Die eigentliche Herausforderung liegt darin, das Bezahlen für Inhalte – entweder direkt oder über Abonnements – so einfach und verbreitet zu machen, dass sich niemand mehr für die dunklen Kanäle interessiert", meint Drehbuchautor John August.

Quelle: Link

Seid ihr auch der Meinung, dass Filesharing und Raubkopien als Werbezwecke dienen können? Oder doch lediglich schädlich für den Markt und Hollywood?
 

Slevin

New Member
Stimmt sicher, dass Filesharing-Plattformen gute Werbeplattformen darstellen. Die Frage ist allerdings, inwiefern diese Werbung zu mehr Einnahmen führt. Denn wenn jemand einen Film kostenlos im Internet schaut, wird er wahrscheinlich kein Geld mehr für diesen ausgeben, um ihn nochmal im Kino bzw. auf Disc zu sehen. Die Meinung eines solchen "Raubkopierers", die er im Sinne des Word-of-Mouth über den jeweiligen Film verbreitet, ist hierbei wohl der entscheidende Faktor in Sachen Werbung. Dabei stellt sich wiederum die Frage, ob die verlorenen potentiellen Einnahmen höher ausfallen, als die durch zusätzliche Werbung gewonnenen Einnahmen.
Schwer zu überprüfen. :check:
 

Schorsch

New Member
Slevin schrieb:
Stimmt sicher, dass Filesharing-Plattformen gute Werbeplattformen darstellen. Die Frage ist allerdings, inwiefern diese Werbung zu mehr Einnahmen führt. Denn wenn jemand einen Film kostenlos im Internet schaut, wird er wahrscheinlich kein Geld mehr für diesen ausgeben, um ihn nochmal im Kino bzw. auf Disc zu sehen. Die Meinung eines solchen "Raubkopierers", die er im Sinne des Word-of-Mouth über den jeweiligen Film verbreitet, ist hierbei wohl der entscheidende Faktor in Sachen Werbung. Dabei stellt sich wiederum die Frage, ob die verlorenen potentiellen Einnahmen höher ausfallen, als die durch zusätzliche Werbung gewonnenen Einnahmen.
Schwer zu überprüfen. :check:

Wenn sich jemand den Film kostenlos runterlädt während dieser noch im Kino läuft, kann man eigtl. davon ausgehen, dass die Video-Qualität sehr bescheiden ist. Jedoch gefällt dieser Person der Film so gut, dass er sich ihn nochmal in 3D im Kino angucken möchte. Blu-Ray und DVD Verkäufe profitieren davon denke ich auch. Besonders profitieren wohl kleinere Filme davon, die man sonst nicht auf den Schirm gehabt hätte.
Ich kenne die Zahlen nicht, aber kann mir vorstellen, dass Dredd nicht gerade selten runtergeladen wurde und das die Disc-Verkäufe ordentlich angekurbelt hat.

Letztendlich wird es immer Personen geben, die trotz des illegalen Runterladen von Filmen häufig ins Kino gehen und Blurays kaufen und auf der anderen Seite gibt es dann die Personen die nur runterladen.

Der entstehende Schaden durch Tauschbörsen etc. fällt glaube ich deutlich geringer aus als man denkt.
 

Skylynx

New Member
Viele unterschätzen die Mundpropaganda.

Person A läd sich den Film aus dem Netz, ist begeistert und empfiehlt ihn Person B.
B kauft sich die DVD/BR oder leiht ihn in der Videothek, empfiehlt den Film weiter und so weiter.
 

Clive77

Serial Watcher
Merkwürdiger Artikel - da hat sich jemand wohl zurecht gelegt, wie er es gerne hätte und nebenbei noch die Tatsachen etwas verdreht.

Die angeführte Studie zeigt doch nur, dass kleinere Produktionen vom illegalen Filesharing profitieren (können) und führt das auf die "Werbung" zurück, die durch die Tauschbörsen gemacht wird. Klingt für mich logisch, denn bei Blockbustern und dergleichen machen die Studios schon viel Werbung, während bei kleineren Filmen dafür kaum Mittel zur Verfügung stehen.

Was aber anschließend im Artikel aufgeführt ist, hat nichts mit illegalen Tauschbörsen zu tun. Video on Demand ist eine tolle Sache, aber kann auch nur dann gewinnbringend sein, wenn es nicht kostenlos ist. Nur dann können die Studios davon profitieren. Auch die kleineren. Und im Zuge dessen hat man für kleinere Filme auch eine entsprechende Werbefläche, die für höheren Bekanntheitsgrad bei den Nutzern sorgt. Der Zeitfaktor spielt dort natürlich auch eine Rolle. Bringe ich einen (kleineren) Film zeitnah zur Kinoausstrahlung bereits online, sorgt das vielleicht auch für einen zusätzlichen Kinobesuch. Oder für einen besseren Verkauf im DVD/BD-Markt. Aber wer sich illegal und kostenlos einen entsprechenden Rip in guter Qualität runterladen kann, wird sich kaum noch in den Laden bewegen und legal eine Disc kaufen.

Was die HBO-Verantwortlichen über "Game of Thrones" von sich gegeben haben, ist übrigens auch schon wieder überholt. Anfangs waren sie in der Tat froh, dass die Serie international so beliebt ist, dass sie bei den illegalen Tauschbörsen auf Platz 1 steht. Mittlerweile ist das aber nicht mehr der Fall, denn der Bekanntheitsgrad ist bereits hoch - da will man lieber hohen regulären Absatz haben und keine illegalen Downloads (daher auch der Vergleich mit 2012 im Artikel und keine aktuelleren Zahlen).

Zuletzt noch ein Wort zur Zeitverzögerung: Captain America 2 läuft erst nächste Woche in den Staaten an, während in Großteilen Europas der Kinostart schon längst passiert ist. Und das ist keine Ausnahme mehr. In den letzten Jahren hat sich dort schon eine Menge getan und von "Jahren" der Verzögerung kann schon lange keine Rede mehr sein. Auch bei Serien sind es oft nur noch wenige Monate oder gar Tage bis die US-Sachen auch bei uns (und auf deutsch) verfügbar sind (oft zwar "nur" im Pay TV oder auf VoD-Plattformen, aber das ist schon besser als damals).
 
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