Final Cut (Jude Law)

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Final Cut

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Originaltitel: Final Cut
Herstellungsland: Großbritannien 1998
Regie: Dominic Anciano, Ray Burdis
Cast: Jude Law, Ray Winstone, Sadie Frost
Laufzeit: 93 Minuten
Freigabe: FSK 16
Release: 25.01.2008 [/align]

Story
Nach dem plötzlichen Ableben des erfolgreichen Schauspielers Jude, versammeln sich dessen elf Freunde, um Abschied zu nehmen. Judes Frau Sadie findet heraus, dass Jude vor seinem Tod Videos über jeden einzelnen der Anwesenden gedreht hat. Doch es handelt sich nicht um warme Abschiedsworte eines Verstorbenen an seine Freunde, vielmehr enthüllen Judes Aufzeichnungen schmutzige Geheimnisse, Vertrauensbrüche und Lügen. Jeder wird gegen jeden aufgebracht und kein schmutziges Detail aus dem Leben der Freunde bleibt verborgen. Doch die größte Enthüllung soll noch kommen: Stück für Stück erfahren die Anwesenden die Wahrheit über Judes plötzliches Ableben und die Rolle, die jeder einzelne von ihnen dabei gespielt hat...und werden dabei wieder von einer Kamera gefilmt¦

Kritik
žFinal Cut ist vor allem eins: Ein gewagtes Experiment. Ein Film im Film Versuch als Dokumentarstreifen getarnt.
Nicht wenige wird die visuelle Aufarbeitung stören. Die laufende Handlung wird immer wieder durch Videosequenzen unterbrochen, die scheinbar keinen Zusammenhang zur Geschichte habe. Etwas vergleichbares hat man in dieser Form sicher noch nicht gesehen.
Doch wenn man sich von der gewöhnungsbedürftigen Optik nicht abschrecken lässt, bekommt der Zuschauer ein faszinierendes Kammerspiel geboten, das besonders durch die exzellenten Darsteller überzeugt. Neben dem ewig guten Jude Law überzeugt insbesondere Ray Winstone als facettenreicher Charakterdarsteller.

žFinal Cut ist eher Theaterstück als Film und spielt mit der Erwartungshaltung der Zuschauer dieser wird ebenso zum Voyeur wie der verstorbene Jude.
žFinal Cut ist Satire, Drama, Thriller und spielt ungemein zynisch mit den Begriffen Freundschaft, Liebe, Verrat und Gier. Das ist immer faszinierend, oft abstoßend und häufig erschreckend. Die Freunde des Verstorbenen sind eine Ansammlung kaputter Charaktere, denen Freundschaft und Vertrauen scheinbar nicht viel wert ist und diesen Spiegel, diesen Unterschied zwischen Sein und Schein, hält Jude ihnen bei seiner Beerdigung vor. Er führt sie vor, macht sie lächerlich, demütigt sie und spielt sie schlussendlich gegenseitig aus. Noch aus dem Grab heraus triumphiert er, stellt sich mit der gewollten Inszenierung jedoch auch moralisch über sie und hinterfragt sich dabei nicht.

Eine der Schwächen von žFinal Cut ist sicherlich die Frage: Warum? Es wird nie klar, warum Sadie, Judes Freundin, das Spielchen mitmacht, oder warum genau Jude das Spiel mit der Kamera überhaupt beginnt. Wusste er schon vorher von den dunklen Seiten seiner Freunde? Wann wollte er sein Material zeigen? Warum blieb er mit ihnen befreundet? Die Liste ließe sich noch beliebig erweitern. So ist es auch fraglich, warum alle Personen in dem Raum bleiben und sich das Tape weiter ansehen, obwohl sie wissen, das auch sie bald an der Reihe sind.
Dazu sind die Charaktere völlig überzogen und wirken dadurch hoffnungslos aufgesetzt. Für das Konzept hätte es keinen Unterschied gemacht, wenn die Personen kleinere Vertrauensbrüche begangen hätten denn es geht ja schlussendlich nur darum, das ihnen die Werte, die sie so unermüdlich propagieren, eigentlich völlig egal sind. Und dieses Fazit hätte man auch mit glaubwürdigeren Charakteren erreicht.

Letztlich ist žFinal Cut ein nicht ganz gelungenes Experiment, das an seinen eigenen, überambitionierten Ansprüchen scheitert aber das auf einem erfreulich hohem Niveau. Darstellerisch hervorragend und clever ausgedacht, letztlich aber unglaubwürdig.
Das der Film im übrigen erst nach 10 Jahren einen deutschen Release bekommt, lässt einen bei dem Cast und der bei aller Kritik vorhandenen Qualität nur ungläubig mit dem Kopf schütteln.

7/10[/align]

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