“Die drei Sonnen" (“3 Body Problem” auf Netflix)

Joel.Barish

dank AF
News: Die „Game of Thrones“ Serienmacher David Benioff und D.B. Weiss nehmen sich für Netflix dem chinesischen Science-Fiction Roman „Die drei Sonnen“ (intl. „The Three-Body-Problem“) und dessen Fortsetzungen an.


Heyne Verlag

Romanautor Liu Cixin ist mittlerweile auch in Deutschland viel gelesen und bekannt. Die in China produzierte Adaption seine Kurznovelle „Die wandernde Erde“ zeichnete sich zwar nicht zuletzt durch brachiale Effekte und einen etwas übermütigen Physik-Ansatz aus, fand aber durch Netflix ein Publikum außerhalb Chinas und legte damit den Grundstein für diese Serienumsetzung des bisherigen Hauptwerks des Autors.

„Die drei Sonnen“ (三体 | Sān tǐ; Englisch „The Three-Body-Problem“) ist der mit dem Hugo-Award ausgezeichnete erste Teil der Trisolaris-Trilogie, gefolgt von „Der dunkle Wald“ und „Jenseits der Zeit“. Es geht um den Erstkontakt und Konflikt mit einer fernen außerirdischen Bevölkerung, die in einem System mit drei Sonnen leben. Durch die chaotischen Bahnverläufe (auf das physikalische Dreikörperproblem verweisen der chinesische und englische Titel, weniger genau der deutsche) auf Trisolaris werden die dortigen Zivilisationen wieder und wieder vernichtet und ausgelöscht. Doch die jüngste Trisolaris-Zivilisation konnte sich dennoch bis ins Zeitalter der Weltraumerforschung entwickeln und hat nun die Erde als möglichen Ersatzplaneten ins Auge gefasst. Im Zentrum der Handlung stehen aber zunächst die Menschen auf der Erde, wo ein Bogen geschlagen wird von der Kulturrevolution in China in den 1960ern bis in die Gegenwart und darüber hinaus.


Gage Skidmore, Benioff + Weiß ComicCon 2013, CC-BY-SA-2.0

Nun wollen David Benioff und D.B. Weiss „The Three-Body-Problem“ als große Sci-Fi Serie entwickeln. Es ist das erste große Projekt aus dem rund 200 Mio. Dollar schweren Vertrag, den Benioff/Weiss (in Onlinekreisen oftmals D&D genannt) mit Netflix schlossen. Doch die einst populärsten und erfolgreichsten Serienmacher der letzten Jahre, denen bei HBO und Disney (sie sollten eine große neue Star Wars Reihe entwickeln) der große Teppich ausgerollt wurde, blicken auf ein paar turbulente Jahre zurück. Nicht nur kostete das hochgradig kritisch aufgenommene GOT-Finale viel Anerkennung, vermutlich Nerven und letztendlich (zumindest in Teilen) auch das Star Wars Engagement, schon zuvor scheiterte mit „Confederate“ ein angekündigtes und dann schnell gestrichenes Projekt bei HBO. Im Stile von „The Man in the High Castle“ sollte es um eine alternative Historie gehen, in der die Südstaaten den amerikanischen Bürgerkrieg gewonnen hatten. Mit einem realen Präsidenten Trump am Steuer der gegenwärtigen USA sorgte die Aussicht auf diese Geschichte, konzipiert von zwei weißen Männern, für massive Kritik und Zweifel.

Ein Teil dieser Skepsis und Ablehnung schwappte nun auch im Zuge dieser Ankündigung durchs Internet. Die Trisolaris-Trilogie ist nicht einfach nur chinesische Science-Fiction, sondern durchzogen von zentralen und konkreten chinesisch-kulturellen und historischen Verweisen und Einflüssen. Da gingen vielerorts die Warnlichter an, als die Namen Benioff und Weiss fielen. Das kreative Duo muss sich den Fan-Zuspruch, den man auf dem popkulturellen Höhepunkt von „Game of Thrones“ noch besaß, wieder erarbeiten. Offenbar hat man aber aus den – auch öffentlichkeitswirksamen – Fehlern von „Cofederate“ gelernt, denn die Netflix-Ankündigung stellte einige zusätzliche Mitarbeiter heraus. So fungieren nicht nur „The Last Jedi“ und „Knive’s Out“ Regisseur Rian Johnson, Brad Pitts „Plan B“ Produktionsstudio und „Gone Girl“ Schauspielerin Rosamund Pike als Produzenten, auch hat man Autor Liu Cixin selbst in vage-beratender Form dabei, der sich schon einmal zuversichtlich zum Projekt äußerte. Auch der chinesisch-amerikanische Autor Ken Liu, der zwei der drei Romane mit großer kultureller Aufmerksamkeit ins Englische übersetzte, ist mit an Bord. Und bei aller berechtigten Kritik zum Ausgang von GOT waren Benioff/Weiss doch immer dann am besten, wenn sie auf die fundierte Basis eines Romans zurückgreifen konnten. So könnte es auch hier sein.

Quelle:
Deadline.com

Noch ist all dies Zukunftsmusik und wird noch mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen, bis man sich ein Bild von „The Three-Body-Problem“ machen kann. Eigentlich Zeit genug, um mal die Romane kennen zu lernen. Oder wer ist mit der Geschichte bereits vertraut und wahlweise begeistert oder skeptisch ob der Beteiligten? Oder gilt grundsätzlich, einfallsreiche Sci-Fi auf dem Niveau und mit dem Budget von „Game of Thrones“ sei immer gern gesehen?
 

CPL386

Well-Known Member
Also ich kenne jetzt "Die drei Sonnen" und "Der dunkle Wald".
Die Anfänge fand ich teilweise ein wenig "strange" aber danach wurde es meiner Meinung nach besser und besser!
Was ich von den Beteiligten halten soll, weiß ich jetzt ehrlich selber nicht.
Ist jetzt nicht so als ob ich "D&D" zum Teufel wünschen und ihnen nichts mehr zutrauen würde.
Aber, dass der Autor und der Übersetzer da ein bisschen mitreden dürfen stimmt mich schon mal positiv.
Nur verstehe ich jetzt einen Teil bei Dir nicht Joel:
Die Trisolaris-Trilogie ist nicht einfach nur chinesische Science-Fiction, sondern durchzogen von zentralen und konkreten chinesisch-kulturellen und historischen Verweisen und Einflüssen.
Wirklich? Ist mir zumindest nicht wirklich stark aufgefallen!
Oder bin ich dank Animes / Mangas was ja eigentlich eher Japan ist, so "drinnen" dass ich das bewusst nicht mitbekommen habe?
Könnte das ggf. auch an der Übersetzung liegen?
Habe hauptsächlich die Hörbücher vom WDR / NDR gehört und das Buch letztendlich nur noch überflogen.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Wenn es noch eine gefühlte Ewigkeit hin ist bis man dazu kommt, ein bestimmtes Buch/ eine bestimmte Buchreihe zu lesen, aber schon irgendwer plant, einen Film/ eine Serie aus der Handlung des Buches/ der Buchreihe zu machen.....
 

Joel.Barish

dank AF
[...]Nur verstehe ich jetzt einen Teil bei Dir nicht Joel:
Die Trisolaris-Trilogie ist nicht einfach nur chinesische Science-Fiction, sondern durchzogen von zentralen und konkreten chinesisch-kulturellen und historischen Verweisen und Einflüssen.
Wirklich? Ist mir zumindest nicht wirklich stark aufgefallen!
Oder bin ich dank Animes / Mangas was ja eigentlich eher Japan ist, so "drinnen" dass ich das bewusst nicht mitbekommen habe?
Könnte das ggf. auch an der Übersetzung liegen?[...]
Eine konkrete Antwort darauf kann ich dir nicht geben. So wurde es in anderen Berichten beschrieben und so hat es auch der erwähnte Übersetzer der englischen Version erklärt. Von daher könnte ich mir schon vorstellen, dass da auch die deutsche Übersetzung mit hineinspielt. Geht ja schon beim Titel los. Ich denke, vieles davon wird Subtext sein, wo man als nicht informierter/kulturell eingeweihter Leser womöglich einfach nichtsahnend drüber hinwegliest, ohne zu wissen, was da noch alles theoretisch mitschwimmt. Das kann man natürlich theoretisch über jedes Buch oder jeden Film sagen, aber hier scheint es noch einmal konkreter. Ahnt man ja auch schon beim Inhalt, denn wer bei einem Sci-Fi Plot im 21. Jahrhundert bis zur Kulturrevolution ausholt, wird mehr beabsichtigt haben als bloße Zerstreuung.

Aber auch das ist ja ein Argument, warum Leute immer wieder fordern, bei gewissen Handlungen eben "Eingeweihte" im Kreativteam zu haben, sei es bei Geschichten über ethnische Minoritäten, über soziale Subkulturen, sexuelle Neigungen Geschlechteridentitäten oder eben "fremde" Kulturen.
 

narn5

Elwood Blues
hmmm, ich fand das Buch nicht so berauschend. Super spannend für mich war der Kontext China. Für mich ein relativ neues gebiet, frisch , spannend. Aber die Storry und vorallem die Charakterzeichnung fand ich manchmal doch recht billig und seltsam.
Die ganze geschichte warum es die Geselschaft der drei Sonnen gibt fand ich ziemlich an den Haaren herbei gezogen.
 

Metroplex

Well-Known Member
Ich fand die ersten beiden Bücher _sehr_ gut.
Das dritte war dann leider nicht mehr so toll. Das Ende zieht sich viiiiel zu lange heraus, so als hätte der Autor einfach noch ein paar Ideen gehabt welche er alle noch schnell irgendwie einbauen wollte.

Das ganze Konzept der Reihe ist aber super.
 

Grammy9

Well-Known Member
Also ich kenne jetzt "Die drei Sonnen" und "Der dunkle Wald".
Die Anfänge fand ich teilweise ein wenig "strange" aber danach wurde es meiner Meinung nach besser und besser!
Was ich von den Beteiligten halten soll, weiß ich jetzt ehrlich selber nicht.
Ist jetzt nicht so als ob ich "D&D" zum Teufel wünschen und ihnen nichts mehr zutrauen würde.
Aber, dass der Autor und der Übersetzer da ein bisschen mitreden dürfen stimmt mich schon mal positiv.
Nur verstehe ich jetzt einen Teil bei Dir nicht Joel:

Wirklich? Ist mir zumindest nicht wirklich stark aufgefallen!
Oder bin ich dank Animes / Mangas was ja eigentlich eher Japan ist, so "drinnen" dass ich das bewusst nicht mitbekommen habe?
Könnte das ggf. auch an der Übersetzung liegen?
Habe hauptsächlich die Hörbücher vom WDR / NDR gehört und das Buch letztendlich nur noch überflogen.

Ich versuche mal darauf eine Antwort zu geben. Ich habe die drei Bücher verschlungen und war lange nicht mehr so geflashed von einem Buch. Ich kann kaum in Worte fassen was mir alles an den Büchern gefallen hat. In erster Linie wohl die Ideen und den Philosophischen Einschlag.
Vor allem das zweite Buch hat mich weggehauen.

Aber zurück zu deiner Frage.
Die Kulturrelle Prägung des Autors macht sich daran bemerkbar, dass der Glaube existiert, dass Technik die Welt verbessern wird und den Menschen dient und seine Lebensbedingungen/qualität verbessert.
Ebenso das "Feindbild". Es gibt kein klares gut und Böse. Jeder Figur/ Gesellschaft hat seine Moral, nach der sie Handeln. Der Feind, die Trisolarier werden nicht als Gesichtslose, böse Alienrasse dargestellt, sondern so präsentiert wie auch die Menschen. Vielschichtig und nicht eindimensional, wie vor allem Amerikanische Autoren es gerne machen.
 

CPL386

Well-Known Member
Aber zurück zu deiner Frage.
Die Kulturrelle Prägung des Autors macht sich daran bemerkbar, dass der Glaube existiert, dass Technik die Welt verbessern wird und den Menschen dient und seine Lebensbedingungen/qualität verbessert.
Ebenso das "Feindbild". Es gibt kein klares gut und Böse. Jeder Figur/ Gesellschaft hat seine Moral, nach der sie Handeln. Der Feind, die Trisolarier werden nicht als Gesichtslose, böse Alienrasse dargestellt, sondern so präsentiert wie auch die Menschen. Vielschichtig und nicht eindimensional, wie vor allem Amerikanische Autoren es gerne machen.
Was ich ja auch extrem gut finde und eigentlich bei allen die es so machen / versuchen eher feiere.
Es ist so auch viel interessanter!
Die Technik ermöglicht uns, zu wachsen und eben auch etwas zu verbessern.
Bin halt eher der logische naturwissenschaftliche Typ der auf Hard Sci-Fi steht. :biggrin:
Der Feind er seine Begründungen, Motive hat, die nicht einfach plump sind, mit denen man sich ggf. sogar identifizieren kann, usw. sind meistens eh die besten.
Das machen aber nicht nur chinesische Autoren, weshalb ich da nicht wirklich etwas Chinesisch-kulturelles daran finde. :shrug:
 

Grammy9

Well-Known Member
Ich finde den pseudowissenschaftlichen Aspekt ebenfalls immer super interessant. Er ist so nah an der Realität, dass alles glaubwürdig wirkt und immer in die Welt passt.
Ja gut, diese Art den Gegenspieler ein Gesicht zu geben ist jetzt wirklich keine chinesische Eigenart. Aber im diesen Umfang kam mir das selten vor. Das beide Partei so gleichbehandelt werden, keine irgendwelche Vorteile genießt.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Du meinst als Buchempfehlung? Danke dafür!
Leider komme ich kaum dazu Bücher zu lesen und habe noch viele ungelesene im Schrank.
Ich würde mich wahrscheinlich eher vor ein Old-School Rollenspiel setzen oder mich in Pen-&-Paper Werken vertiefen, bevor ich neue Bücher lese. Der Tag müsste einfach länger sein! 😓
 

Grammy9

Well-Known Member
Gibst die reinzufällig auch als Hörbuch? :love: Anders komme ich mittlerweile auch nicht mehr dazu, Bücher zu "verschlingen".
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Habe das erste Buch seit Längerem hier liegen aber seit ich “Die wandelnde Erde“ gesehen habe, drücke ich mich davor. Das war ja so ein Schmarn!
 
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