So, ich hab mir den neuesten ins Kino übertragenen Comic-Superhelden jetzt auch zu Gemüte geführt und bin nach all den (außerhalb von BG) überwiegend negativen Kritiken doch recht positiv überrascht worden. Bin mit auf dem Nullpunkt angekommenen Erwartungen recht spontan rein und wurde unterm Strich ordentlich unterhalten.
Als Fan der Vorlage habe ich mich lange auf den Film gefreut, auch wenn mir Ryan Reynolds als Hal Jordan nicht so recht schmecken wollte, da Reynolds zwar echt sympathisch ist, aber mit seiner locker flockigen, Sprüche klopfenden Art, doch nicht so recht zu dem eher ernsten Jordan aus den Comics passen wollte. Hätte in ihm eher einen Kyle Rayner, denn einen Jordan gesehen. Wie erwartet ist sein Jorden auch über weite Strecken gänzlich anders, als ich ihn mir gewünscht hätte. Nach den ersten Minuten konnte ich mich dann allerdings mit "Top Gun"-Ryan anfreunden, auch wenn seine Figur und deren Handeln weder richtig mitreißend, noch immer nachvollziehbar ist. Hier ist der Film meilenweit von der scheinbar angepeilten One-Man Show eines Robert Downey Jr. aus dem ersten "Iron Man" entfernt. Reynolds gibt anfangs einen Jorden ab, der auch nicht eine Sekunde lang über mögliche Konsequenzen seines Tuns nachdenkt. Am Ende hat er sich dann soweit entwickelt, das es zumindest auf eine Sekunde kommen dürfte.
Davon ab, macht er seine Sache ordentlich, und liefert zwar bei weitem keine denkwürdige, aber zumindest eine solide Leistung als Held wider willen ab, wobei er dabei aber nicht immer zu 100% sympathisch bleibt.
Blake Lively ist nett anzusehen, bekommt aber nicht so viel zu tun, außer Hal mit ihren schönen Kulleraugen anzuschmachten, oder ihm kurz böse zu sein. Campbells Regie geht nur in Ordnung, erreicht dadurch aber bei weitem nicht die Kraft seines "Casino Royale". Lantern steht da eher auf einer Stufe (oder knapp darunter) mit seinem "Die Maske des Zorro". Allerdings hatte ich öfters das Gefühl, das der Film wie gemunkelt tatsächlich extrem Gestrafft wurde, sodass eine Langfassung evtl. mehr Kraft haben könnte, als die hier vorliegende.
Leider ist der Film viel zu geradlinig, mutlos und auch viel zu vorhersehbar, um zu den Top Comic-Verfilmungen zu gehören. So etwas, wie das man bereits vor der Mitte des Films weiß, wie Hal am Ende den bösen Parallax besiegen wird sollte und darf einfach nicht sein.
Auch hat man fast keine der Szenen nicht schon ähnlich in anderen Filmen der letzten Jahre und Monate serviert bekommen.
Die potenzielle Bildgewalt des Lantern-Universums kommt nicht im Ansatz voll zum tragen. Es wirkt so, als fliege Lantern mit angezogener Handbremse, um ja niemanden zu Nahe zu treten und es schön allen recht zu machen. So gibt es z.B. keine Szene, die zu Überraschen oder Staunen weiß, so wie sie z.B. der ebenfalls unter seinem Potenzial gebliebene "Thor" aufbot.
Allerdings weiß der Film trotz der angesprochenen Handbremse durch gute Effekte und einen guten fast Bösewicht zu überzeugen, denn Peter Sarsgaards Performance als missgebildeter Wissenschaftler mit telekinetischen Wasserkopf sorgt für mehr als einen Schmuntzler und zumindest leichte bedrohliche Stimmung. Auch ist der Parallax Handlanger der bessere Bösewicht, so das die böse Seelen verschlingende Rauchwolke selbst zwar gut aussieht, aber kaum in Erinnerung bleiben wird.
Der unvermeidliche Showdown zwischen Hal und Parallax ist dann leider kaum einer, da er schneller vorbei ist, als man zum Popcorn greifen kann und man das Ende wie gesagt bereits vor der Hälfte kannte. Zudem ist schade, das man Parallax bereits im Ersten und damit so früh verpulvert hat. Wer die Vorlage kennt, weiß, was man da alles hätte daraus machen müssen. Aber zumindest hat man ja bereits den potenziellen zweiten Top-Bösewicht aus dem Lantern-Universum für ein mögliches Sequel eingeführt, der dann hoffentlich bessere Szenen und mehr Action als die hier daherkommenden Einschübe bekommt.
Die kurzen Actioneinschübe verteilen sich dabei aber gut über die volle Laufzeit, auch wenn es von beidem gerne etwas mehr hätte sein dürfen. Aber, auch wenn die Action bei Lantern meist nur kurz andauert, sieht sie immer gut aus. Optisch gibt sich der Grüne hier keine Blöße und präsentiert von der ersten Minute an schöne Bilder aus dem Rechner, die zum Glück nur selten ihre Herkunft offenbaren. Lantern bietet hier nicht so überstilisierte Action, wie es zuletzt "Transformers 3" praktizierte, aber dafür mit etwas mehr Emotion verpackte und langweilig wirds auch nicht.
Unterm Strich wurde zwar eindeutig nicht mal in Ansatz das volle Potenzial der Vorlage genutzt, da Lantern mMn das Potenzial hatte, das neue "Star Wars" zu werden. Leider ist Hal aber auf dem Weg falsch abgebogen, und so nur einer unter Vielen geworden. Da ich aber trotz allem gut für mein Geld unterhalten wurde, ist Lantern als Film (abseits der Box-Office Zahlen) nicht als Flop zu werten.
Hoffe Warner traut dem Ringträger noch was zu, und setzt einen neuen guten Mann ans Ruder, damit dies nicht der letzte Flug der Grünen Laterne bleibt und das man im zweiten Teil besseres präsentiert.
Green Lantern ist bei weitem kein "X-Men: First Class" (9,5/10), aber er ist auch kein filmisches Desaster ala "Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer" (3/10). Mit 6,5/10 ist es aber auch nur ein ordentlicher Effektfilm, der das Herz am rechten Fleck hat, aber mit zu wenig Innovation und Mut daherkommt. Ach ja, 3D war nicht so dolle.