Ich halte auch keine von seinen Gameadaptionen für so wirklich gelungen, aber für einen deutschen Filmemacher waren das wenigstens mal abwechslungsreiche Genresachen. Welcher deutsche Regisseur dreht schon Vampirwestern oder Fantasyfilme oder Horrorfilme mit Monstern? Wer will mit Dolph Lundgren drehen, engagiert die T-X oder Jason Statham? Wer kommt auf die Idee, ein Videogame zu verfilmen? Ganz ehrlich, Boll war diesbezüglich ein ganz großer Hoffnungsschimmer, dass die dt. Kinolandschaft vielleicht dauerhaft auch mal was anderes erlebt als nur die ewig gleichen kleinen Dramen oder Romcoms.
Tatsächlich hab ich alle von Bolls Gameverfilmungen auf DVD gehabt, schon allein wegen der ungemein unterhaltsamen Audiokommentare.
Vor 20 Jahren hab ich ja noch ein wenig die Hoffnung gehabt, dass er noch reift. Dass viele Mängel vielleicht auf Zeitnot und Budgetprobleme zurückzuführen sind, dass er seine Talent mit der Zeit schärft. Aber hmpf, wahrscheinlich nicht.
In seiner Biografie beschreibt er, dass er die dreckigen ungemütlichen Filme der 70er schätzte. Filme wie Taxi Driver oder French Connection. Gut möglich, die mögen wir ja auch, aber er ist halt kein Scorsese oder Friedkin. Das scheint er auch seit Jahren nicht zu kapieren, dass er dafür nicht die passende Handschrift hat. Generell versteht er nach wie vor nicht, dass Story und Intentionen nicht genügen. Wenn die Regie nicht ansprechend oder spannend ist, die Figuren nicht interessant oder charismatisch sind, kommt da eigentlich immer unterdurchschnittliches bei rum, das kaum positive Resonanz erhält. Eins seiner anderen Hauptprobleme ist auch, dass er primär als Produzent denkt und auf Lukrativität aus ist, er gleichzeitig als Regisseur aber auch diese Gegen-alle-will-aufregen-Persona hat, und das beißt sich.
Ich weiß ja nicht, wie es am Drehort ist, aber ich glaube, dass da generell eine "zwei Takes - passt schon" Mentalität herrscht, weil eh kein Geld für mehr da ist oder die engagierten Darsteller für mehr keine Geduld haben, während sich woanders Leut tagelang hinsetzen und jede einzelne Kameraeinstellung samt Wirkung überlegen und damit dann was erzeugen, das wesentlich mehr gewürdigt wird. Wahrscheinlich hat auch noch nie eins der Boll Projekte Nachdrehs zur Besserung gebraucht, außer wichtiges Material war wirklich unbrauchbar.
Davon ab dreht kein Mensch Filme wie Siegburg und erwartet, dass die sich irgendwo gut verkaufen. Das sieht bei den anderen auch nicht viel besser aus, weil es einfach unkommerzielle, ungemütliche Filme sind - die in seinem Fall halt auch keine Prestigewerbung erhalten. Rampage oder Attack on Wall Street... ich mein, nichts davon schreit klingelnde Kassen. Wiederum muss es ja auch nicht immer die nächste Elyas Mbarek Nachtclub Komödie sein, um Geld zu machen.