Ein Prequel, auf das man getrost auch verzichten kann.
Hannibal Rising ist zwar handwerklich ganz solide, aber ihm fehlt deutlich die Ausstrahlung eines Anthony Hopkins, die jedem anderen Teil Tiefe verlieh.
Hier fehlen dem jungen Hauptdarsteller schlichtweg die Fähigkeiten, eine solche fesselnde Darstellung abzuliefern.
(Mal abgesehen davon ist der Nebenplot mit den Samurai ein wenig seltsam und nur gestriffen, vor allem diese Maske steht dem jungen Lecter hier überhaupt nicht. Sieht eher etwas lächerlich aus.)
Erschwerend hinzu kommt das schwache Drehbuch, das den Film zu einer durchschnittlichen Rache-Story verkommen lässt, die sich unnötig 123 Minuten zieht.
Hätte den ein oder anderen vielleicht interessiert, wie Hannibal Lecter zum kultivierten Serien-Killer avancierte, wird hier einzig seine Familiengeschichte in den Fokus gestellt udn seine Bildung und Entwicklung (auch mit großen Sprüngen) absolut vernachlässigt. Dafür bekommt man einen Haufen böser Buben aus dem II. WK zu sehen und Lecters Kannibalismus ist zwar Thema, wird aber nicht ausreichend deutlich geschildert. Hin und wieder gibt es mal einen tiefergehenden Blick in Lecters Psyche (vor dem Bild, wo Gott von Abraham fordert, seinen Sohn Isaak zu opfern).
Sonst erschließt sich nicht viel und der Film plätschert so vor sich hin, bis Lecter sein "6 kleine Negerlein-Spielchen" beginnt und das Ganze aber kaum zu fesseln weiß. Zwra gibt es explizite Gewaltdarstellung, aber dem Ganzen fehlt das Diabolische doch zu sehr, egal wie verzweifelt man es versucht. Einzig die Szenen im II.WK selbst, vor allem der Tod Lecters Schwester, sind recht intensiv und nachhaltig.
Lecters Entwicklung aber, und darin sollte es im Film gehen und das ist das große Manko, bleibt rudimentär. Der Film erlaubt nur wenig wirkliche Einblicke bis auf die Ur-Motivation und dann der Übergang in den Wahnsinn, als er schließlich noch eine grausame Nachricht erfährt.
Der Film mischt Horror, Thriller, Kriegsfilm und biographisches zusammen, aber heraus kommt leider nur eine kalte Suppe, die zwar optisch mal ganz hübsch bunt aussieht, in der das Fleisch aber nur stellenweise auftaucht und Anthony Hopkins als Chefkoch zu sehr vermisst wird.
Viele wichtige Zutaten für die Würze wurden offensichtlich im Rausch der Slasher-Szenen verworfen.
6/10