Andersrum kann man doch fragen, was Tarantino uns mit Pulp Fiction sagen will? Der Film ist sicher cool und unterhaltsam und toll erzählt, aber ich glaube er ist thematisch lang nicht so interessant wie Tarantinos Filme der letzten Jahre. Finds auch schade, wenn Tarantino nur auf seine Coolness reduziert wird, als ob das alles wäre worum es in seinen Filmen geht, das ist mir viel zu oberflächlich, wo er einer der aufregendsten und originellsten Erzähler im modernen Mainstreamkino ist. OUATIH geht da sicher auch nochmal einen anderen Weg, aber ich fands zum Beispiel auch ganz angenehm, dass es der erste Tarantino seit gefühlten Ewigkeiten ist, der nicht in Kapitel unterteilt war (auch wenn ich das sonst sehr mag). Glaube schon bei Hateful Eight war es ein bisschen das Problem vieler Leute, dass er ein bisschen was anderes probiert hat und man nicht das bekam, was man erwartet hatte. Hätte Tarantino einfach weiterhin coole Gangsterfilme wie Pulp Fiction gemacht, wäre er meiner Meinung nach ein um einiges uninteressanterer Filmemacher als er es jetzt ist. Das ist so ein bisschen wie mit den Coens, die man auch vor allem mit dem Stil von Fargo in Verbindung bringt, die darüber hinaus noch so viel anderes gemacht haben, dass es eigentlich unfair ist, sie nur mit diesem schwarzhumorigen Thrillerstil in Verbindung zu bringen. Tarantino ist so viel mehr als nur lässige Dialoge und kultige Figuren und das hat er wie ich finde vor allem mit seinen Filmen seit Inglourious Basterds gezeigt (über Death Proof lässt sich streiten, auch wenn ich den eigentlich mag, der aber nicht arg viel mehr ist als eine Stilübung).
Aber zum eigentlichen Artikel von Joel: Der hat mir gut gefallen, ich teile viele deiner Gedanken zu Tarantino. Zum Start von OUATIH jetzt, gab es auffällig viele Artikel zum Thema, die meisten gehen eher in eine arg negative Richtung, weil sie Tarantino entweder komplett missverstehen oder in generell als großes Beispiel für frauenverachtendes, rassistisches, weißes Mainstreamkino heranziehen, was eh totaler Unsinn ist. Dagegen ist dein Artikel sehr angenehm, übt berechtigte Kritik, ist aber auch positiv ohne nur in langweiliges Abkulten zu verfallen. Wenn mehr Artikel so wären, wäre Filmdiskurs im Internet weitaus angenehmer.