Erstaunlich, dass das so in Produktion ging. Sio einen abgedrehten Mainstreamfilm mit diesem Budget kann vielleicht derzeit nur Wan realisieren. Handwerklich sehr sauber mit einer tollen Kameraarbeit, exzellentem Schnitt, einem starken Score und einer akzeptablen Besetzung. Wan hat sichtlich Spaß daran, nach seinen Big-Budget-Filmen wieder einmal richtig aufdrehen zu können und liefert eine wilde Mischung aus verschiedenen Genre-Versatzstücken ab. Das ist teilweise klassischer Grusel a´ la INSIDIOUS, etwas wuchtiger Action-Horror a´ la MANIAC COP, bisweilen absoluter Trash, der mich zumindest an IT´S ALIVE von Larry Cohen denken ließ, und Body-Horror mit leichten Anleihen an Cronenberg. Dazu erkennbar eingeflochtene Reminiszenzen an europäischen Horror aus den 70er-Jahren, wobei ich da nach dem Trailer wesentlich mehr Giallo-Zutaten erwartet hätte. Das ist bisweilen atmosphärisch dicht inszeniert und auch in den wilderen Szenen zeigt Wan einmal mehr, dass er derzeit einer der handwerklich besten Mainstream-Regisseure überhaupt ist.
Allerdings hapert es vor allem wirklich am Drehbuch, und etwaig mag das vielleicht sogar gewollt gewesen sein, da bin ich ehrlich gesagt mal auf einen AK gespannt. Da ergibt vieles keinen Sinn, ist nur auf einen Effekt ausgerichtet. Sei es in den Grusel- oder auch in den Actionszenen. Style over Substance; auf wenig Filme der letzten Monate trifft das mehr zu als auf MALIGNANT. Einiges rutscht dabei sogar ins unfreiwillig komische, oder das war wirklich beabsichtigt, das traue ich ihm auch zu. Zudem gibt es in der Mitte einen deutlichen Hänger. Bevor es wirklich langweilig wird, dreht Wan wieder auf, aber da hätte eine Straffung ganz gut getan.
Was mich visuell störte, war die offensichtliche CGI-Lastigkeit. Natürlich gibt es Szenen, die in dieser Form ohne CGI nicht möglich gewesen wären. Aber es gibt sehr viele Szenen, auch bei den Blut- und Make-up-Effekten, die durch CGI nahezu ruiniert werden, weil ihnen die Wucht, die Glaubwürdigkeit fehlen.
MALIGNANT ist sicherlich einer der abgedrehtesten und wildesten Mainstream-Horror-Titel der letzten Jahre und absolut eine Sichtung wert. Allerdings ist er bei weitem auch nicht fehlerfrei, und ich würde mir wirklich wünschen, Wan macht mal wieder einen tatsächlich kleinen Film mit einem Budget von maximal fünf Millionen Dollar, so dass er auf diverse Tricks und Spielereien gar nicht zurückgreifen kann, denn dann war er immer am besten. Was MALIGNANT - gewollt oder ungewollt - jedoch besonders fehlt, ist ein durchweg "stabiles" Drehbuch, da fehlt Wan sein Bruder im Geiste Leigh Whannell. Und auf dessen nächste Filme freue ich mich weitaus mehr als auf Wans nächste Projekte, denn UPGRADE und DER UNSICHTBARE punkten exakt an den Stellen, wo MALIGNANT Probleme bekommt. Das macht Wans Horror-Comeback nicht zu einem schlechten Film, denn das ist er weiß Gott nicht und man muss ihm dankbar sein, dass er so einen wilden Genre-Mix ins Mainstream-Kino hievte, aber es macht deutlicher, warum und wo der Streifen seine Probleme hat.
(Wohlwollende) 7/10