Gestern gesehen... na ja.
Ich fand die erste Stunde recht angenehm und auch sehr positiv, dass man sich dafür durchaus Zeit nimmt. Dakota Fanning und Denzel Washington harmonierten wunderbar und z.B. die Szenen der Schwimmvorbereitung und des Wettkampfs waren sehr warmherzig, wenn auch nicht neu. Mit "Lolita" hat das Ganze aber rein gar nichts zu tun. Dass der Film dann ein derart stumpfer und auch noch vorhersehbarer Selbstjustizthriller wird, war dann schon wieder ärgerlich.
Denzel gibt sich zwar bewusst cool, wortkarg und unerbittlich, wirkt aber auch blind und irgendwie schizophren. Es gibt ja keine wirklichen Action-Szenen, sondern es werden pausenlos Exekutionen aneinander gereiht. Und da wundert es mich, dass der Film in Deutschland ab 16 ist, wo wir hier doch sehr vorsichtig mit Selbstjustiz sind. Und der Film war ja dann eine einzige knallharte Selbstjustiz-Story. Graphisch ist die Gewalt noch verträglich, aber der Beigeschmack ist durchaus bitter, weswegen man dieses Werk auch nicht als bloßen Unterhaltungs Actioner abtun kann, denn dazu gab es zu wenig wirkliche Action.
Das Spiel mit der Reporterin war unspektakulär, wer von den eigentlich guten Leuten Dreck am stecken hatte, war mir auch recht schnell klar und der Ablauf der Geschichte überraschte mich leider auch nicht. Besonders das Ende riecht man ja schon aus der Entfernung.
Und dann Tony Scotts Stil... ich habe ja nix gegen experimentelle Erzähltechnik, aber das hat später dann nix mehr mit moderner Ästhetik zu tun, das ist nur noch Augenfolter und sinnfreie Spielerei. Der Kerl hat immer wieder seine Anfälle, wo wir 5 Schnitte pro Sekunde serviert bekommen, merkwürdig wackelnde Bilder, Farbfilter und Lichtspielereien und eigentlich nur den Himmel sehen. Gerade die letzte Szene mit Denzel verlor dadurch so immens viel an Stil und Emotionen, das war wirklich ärgerlich.
Positives gab es durchaus beim Film. Creasys Feldzug ist zwischenzeitlich durchaus schick inszeniert, immer mal wieder recht fetzig und unterhaltsam und Washington geht in der Rolle des Rächers völlig auf. Der Humor ist am anfang sehr sympathisch, später passend fies, bisweilen schwarz. Die Darsteller sind durchaus passend besetzt und spielen gut, selbst Marc Anthony nimmt man seine Rolle ab und Dakota bildet mit Denzel Washington ein sehr tolles Duo. Dazu kommt interessante Musik, die mal Elektro-Gefrikkel ist und mal sehr angenehmer Folklore-ähnlicher Gesang, der tatsächlich an Hans Zimmers arbeiten bei "Black Hawk Down" und "Gladiator" erinnert.
Fazit:
Zu verhersehbar und in der zweiten Hälfte zu stumpf und kalt, dazu nervt Scotts visueller Stil einfach zu viel und dafür ist die Story nicht packend genug. Macht insgesamt ~ 5/10 Punkte.