Midnight Mass ~ neue Horror-Serie von Mike Flanagan (Netflix)

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Muss ja gestehen, mit Oculus und Absentia damals nicht so warum geworden zu sein, aber Hush war schnittig, Ouija 2 viel besser als er hätte sein dürfen, Das Spiel und Dr Sleep waren beide grundsolide, aber spätestens Haunting ist ein bemerkenswerter Schritt nach vorn gewesen.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
@Joel.Barish : Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass Flanagan bereits andere Netflix-Serien hatte, was einerseits sicherlich daran liegt, dass ich Informationen nur noch sehr stark gefiltert aufnehme, andererseits aber sicherlich auch daran, dass bei der Masse an Netflix-Content vieles auch einfach unter geht. Das Flanagan King sehr mag, wusste ich natürlich schon, aber das die Einflüsse so offensichtlich sind, hat mich dann schon überrascht.

Habe die Serie jetzt auch durch. Sehr stark, aber die letzten beiden Folgen zogen es, wenngleich auf einem sehr hohen Level etwas nach unten. Mir behagt weder das mehr oder minder offene Ende, noch die sehr beschleunigte Eskalation. MM ließ sich für alles sehr viel Zeit, war sehr doppelbödig, vieles spielte sich eher unter der Oberfläche ab, doch zum Ende hin verließ man diesen Pfad etwas und machte es sich so dann doch zu einfach.
Trotzdem: Eine hervorragende Serie.

8/10
 

Envincar

der mecKercheF
Verstehe nie so ganz, was Mike Flanagan mit seinen Serien erreichen möchte. Mich erreicht er meist nicht so wirklich. Die Serien sind gut gespielt...ein Ticken zu ruhig für meinen Geschmack und mir irgendwie nicht gruselig genug. Bei Haunting ging es mir genauso. So eine Serie muss einfach spannend sein und genau da zündet Flanagan bei mir nicht. Die Serie wird daher nicht groß in Erinnerung bleiben. Die Charaktäre waren für mich keine großen Sympathieträger und daher hat mich die ein oder andere Szene nicht groß berührt bzw. geschockt. Hatte Haunting noch so ein "ooooooh verstehe"-Moment (
die Szene wo klar wird, wer da "hängt"
), fehlte mir dieser hier komplett. Flanagan versucht mit seinem unterschwelligen Horrormomenten zu punkten, verfehlt da bei mir aber definitiv das Ziel.
Wieso er dann auch noch ein offenes Ende wählt, macht meiner Meinung nach 0 Sinn. Ich brauche definitiv keine zweite Geschichte zu diesem Thema. Was mich persönlich an solchen Serien auch immer stört, ist die Tatsache, dass man irgendwie unwissend zurück gelassen wird.
Was war die Intention des Engels bzw. Vampirs? War er nun tatsächlich ein Vampir worauf vieles hindeutet und wie durch muss man sein, dass man einen Vampir dann für einen Engel hält? Wenn es dem Vampir nur um Beute geht, wieso dann dieser Aufwand? Wieso dieser ganze Kirchen Quatsch? Schmeckt Blut von Freiwiligen besser als Blut von Opfern? Da sich mir das nicht wirklich erschließt und Flanagan keine Antworten liefert, sondern uns einfach vor vollendete Tatsachen stellt, bleibt mir eher ein Gefühl von Unzufriedenheit stehen.
 

Joel.Barish

dank AF
@Dr Knobel
Dann schau in die beiden Haunting/Spuk Serien definitiv mal rein. Aber auch dort würde ich persönlich den Hinweis geben bzw die Empfehlung, beide nicht primär als Horrorserien zu betrachten.

Würde deiner Kritik am beschleunigten Finsle auch größtenteils zustimmen. Die finale Episode hätte man problemlos auf zwei Strecken können. Aber diese Zuspitzung und Eskalation schien ja so gewollt bzw eine Verschnaufpause darin schien nicht gewollt.

Da Envincar auch das angeblich zu offene Ende anspricht...
Ich finde es erst einmal gar nicht so offen. Die Insel fackelt ohne sichtbare Hoffnung auf Rettung ab, der Engel ist scheinbar ausgelöscht, zwei Jugendliche (was kein Zufall ist) können sich in Sicherheit bringen und wir haben einen Hinweis, dass die Heilungsmacht des Engels aus dem Körper verschwindet. Das sind doch erst einmal genug Fäden halbwegs konkret beendet. Jedenfalls für mich.

Die Frage nach der Intention des Engels bzw die Frage, was die Kreatur nun wirklich ist, stellt für mich die spannendste Kernidee der Serie dar. Der Monsignore traf auf etwas, was er nicht verstehen konnte, nicht verstehen wollte. Also setzte er es in den einzigen Kontext den er kannte: Gott.
Dass die Kreatur nicht wählerisch ist bei den Opfern sieht man ja daran, wer auf der Insel zuerst geschnappt wird. Der Priester ist erst einmal ein Futtervermittler. Alles Weitere ist Interpretation. Und genau darum geht es doch in dieser Serie. Wie deuten wir die Vorgänge unserer Welt, wie bewerten wir vermeintliche Wunder oder Tragödien. Gottes Wege sind unergründlich, aber gleichzeitig die Frage, wie Gott Schicksal A oder X zulassen kann. Oder eben Zufall etc. Es gibt keine klaren Antworten. Es ist uns überlassen, mit dem verwirrenden Chaos dieser Welt klar zu kommen, einen vermeintlichen Sinn zu finden.
Daher finde ich die vage Natur der Antworten am Ende, die Wunderwirkung und das Überleben der Kreatur, auch gerade passend in seiner nur halb konkreten Art.
 

Envincar

der mecKercheF
@Joel.Barish
mir fehlte vermutlich einfach ein Hinweis, was die Figur genau sein soll und dass der Priester dies dann erkennt, zweifelt und schließlich kippt. Genau dieses Kippen kam mir aber zu plötzlich und war für mich nicht ganz glaubwürdig. Vermutlich hätte ich es besser gefunden, wenn sich am Ende herausgestellt hätte, dass der Priester zur Kreatur wurde und man die Kreatur bis dahin nur angedeutet gesehen hätte und viele Momente zwischen Kreatur und Priester nur im Kopf des Priesters stattgefunden hätten. Hätte auch gut gefunden, wenn eine klare Kommunikation zwischen Priester und Vampir stattgefunden hätte oder zumindest im Kopf. Hier hätte es viel Potential für Dialoge über Gut und Böse geben können und wie schnell Menschen falschen Göttern folgen.

Die ultragläubige Dorfbewohnerin hätte für mich ruhig noch fanatischer sein können zum Schluss.
 

Revolvermann

Well-Known Member
@Envincar
Ich fand ja genau das sehr interessant, dass es keinen Dialog mit dem "Monster" gab, obwohl es offensichtlich keine dumme Kreatur war.
Das hätte die Grenzen zwischen Gut und Böse weiter definiert. Eine solche Definition bzw. klare Abgrenzung ist aber meistens nicht möglich oder eben eine Vereinfachung. Eine Vereinfachung die Flanagan so nicht akzeptiert oder die im zu langweilig ist.
Die fanatischen Dorfbewohner waren eben oftmals nicht so fanatisch. Es sind größtenteils normale Leute denen der neue Priester und seine Wunder (aber auch seine Predigten und sein Kümmern) neuen Mut und ungekannten Zusammenhalt gebracht haben.
Kritische Stimmen könnten an dieser Stelle anmerken, dass etwas Schreckliches als ein Wunder zu verkaufen und so zurückgelassene Gemeinschaften zum Zwecke der Macht-Generierung zu Vereinnahmen, zu Indoktrinieren und moralisch wie auch ganz konkret wirtschaftlich "ausbluten" zu lassen, die normale Vorgehensweise von organisierten Religionen ist.
Engel und Vampir könnten meistens ein und dasselbe sein.
Einige Bewohner finden in sich andere Antworten auf die großen Fragen, aus ganz verschiedenen Gründen. Lassen sich nicht auf das Spiel ein, trinken nicht vom Kelch und landen unweigerlich in der Opposition.
 
Zuletzt bearbeitet:

Twiggles

Well-Known Member
Hab die Serie ohne jegliche Vorkenntnisse/Trailer o.ä. angefangen zu schauen und bin tatsächlich aufgrund der King'schen Vibes drangeblieben.
Mir gings wie Deathrider. In welche Richtung das schwenkt hab ich erst nach 2-3 Folgen gerochen.

Das meiste ist gesagt und mir hat das Gesehene sehr gut gefallen.

Richtig gut gefallen hat mir die triste Farbgebung, das allgemeine Tempo (bis auf das etwas gehetzte Finale) und die Dialoge. Speziell der über das was nach dem Tot kommt war dermaßen stark, dass ich nach dem Serienfinale direkt nochmal hingescipt hab, um das nochmal zu hören.

2 Dinge sind mir beim schauen etwas aufgestoßen.
Das Makeup/CGI von Mildred Gunning/der Mutter der Ärztin stört ab der ersten Sekunde, weil es so offensichtlich ist und so eine folgende Entwicklung zweifelsfrei andeutet, dass diese an Effekt verliert.
Und im Finale musste ich dann schon ein Auge ganz stark zudrücken um zu akzeptieren, dass nicht eine einzige Person sich unter nem Carport, in einen Gartenschuppen oder einem Stück Wellblech versteckt, ..
 

Mr.Anderson

Kleriker
Deinem letzten Absatz im Spoiler kann ich absolut zustimmen. Das ist für mich absolut nicht nachvollziehbar.

Die Dialoge haben mir auch sehr gut gefallen. Was da vorgeht habe ich, ich glaube schon in der ersten, oder am Anfang der zweiten Episode geahnt.
Man sieht einen Überflug der Stadt aus der Vogelperspektive und hört einen Flügelschlag. Da dachte ich mir schon, dass es ein Vampir sein könnte. Ist nicht das erste mal, dass wir einen Vampirflug in Filmen kredenzt bekamen. Ich glaube in Lost Boys oder Fright Night gibt es das auch. Von da an und dem King Feeling schoß mir sofort Brennen muss Salem in den Sinn. Von da an war klar, wie es weitergehen würde und worauf es in der MIdnight Mass hinauslaufen würde. Die Sache mit dem abgelegenen Ort zu dem alle Verbindungen gekappt werden, wurde aus 30 Days Of Night abgekupfert. Die religiöse Eiferin auch aus verschiedenen Kingwerken entliehen. Zuletzt haben wir "sie" glaube ich in Der Nebel im Kino gesehen. Bei allen Brennen muss Salem Anleihen finde ich es gut, dass der Priester hier so sehr im Mittelpunkt stand. Er hat mir übrigens am besten von allen gefallen. Nebenbei sei noch die Abschiedsszene im Ruderboot erwähnt(eigentlich der ganze Dialog zwischen Pruit und ihm) Hammer!

Der Spoiler wurde jetzt doch länger, als beabsichtigt.

Mir hats ganz gut gefallen, der Hammer war es aber nicht für mich. Immerhin die einzige Flanagan Serie, die ich ein zweites mal ansehen würde. Spuk 1 war okay, aber keine Horrorserie, sondern Familiendrama mit Mystery Anteil. War schon gut, aber langatmig, daher kein zweites mal. Spuk 2 habe ich mir daher erspart. Allerdings würde ich mir von Flanagan eine Serie zum Originalbuch, das wie im Spoiler erwähnt hier ganz klar Inspiration war, wünschen.

6/10 geliehenen Ideen
 

Presko

Don Quijote des Forums
Joa, war ganz nett. Das Gleichgewicht zwischen ruhigem Drama und Spannung hat sehr gut gepasst. Die Story hatte ein gutes Tempo. Auch schön zuerst das Mysterium aufgebaut und es dann erklärt (nicht zu viel, nicht zu wenig). Überhaupt gefiel mir die Inszenierung fast durchgehend sehr. Bilder, Musik etc. Top. Nur im Finale wurde es mir dann etwas zu kitschig.

Das Endeempfand ich jetzt als gar nicht offen. Daher kann ich diese Kritik, die ich jetzt ein paar Mal gelesen habe, nicht wirklich nachvollziehen.
Die gezeigte Härte war ebenfalls genau richtig. Nicht übertrieben brutal, und doch ab und recht düster-dreckick.
Und das Kernthema Glaube und Religion wurde weitgestgehend echt stark behandelt. Gerade in der ersten Hälfte, besonders zwischen dem Priester und Riley - wirklich sehr schön. Einzig die Sache mit dem Islam fühlte sich für mich etwas zu sehr nach, noch schnell oben drauf gestülpt an, obowohl ich gerade den Sheriff mega sympathisch fand.

Mich störte etwas den Umgang mit Technik. Am Anfang dachte ich noch, der Film spielt vor dem Internetzeitalter, aber dann wurde es doch klar, dass das Geschehen in der Gegenwart stattfindet. Da fand ich dann aber etwas komisch, wie selten Internet oder Handy genutzt wurden in gewissen Situationen.
Subtil ist der Film auch nicht gerade. Flanagan geht da wirklich fast durchgehend mit dem Holzhammer vor. Manchmal passt das durchaus, ist halt ein sehr theatralischer Zugang, teilweise ists aber auch etwas nervig. Dasselbe gilt für die Monologe. Manche sind schon ganz toll und ich hab sie richtiggehend genossen, andere ermüdeten aber auch oder erweckten bei mir den Eindruck, hier wird einfach noch in Ausführlichkeit nacherzählt, was man nicht mehr anders und eleganter in der Handlung unterbringen konnte.

Dann war mir auch nicht immer klar, wie das mit den übernatürlichen Elementen genau funktioniert und welche Gesetzmässigkeiten da vorherrschten.
Unkontrollierbarer Blutdurst vs. Selbstkonrolle - Ab wann ist man nun ein Vampir bzw. wann setzt der Blutdurst richtig ein, wann ist er gestillt? etc.. Auch so gewisse Entscheidungen oder Logiken waren für mich nicht nachvollziehbar. Warum will man unbedingt unsterblich im irdischen Sinn werden, wenn man doch eigentlich den Zugang zum nicht irdischen Paradies anstrebt? Was hilft es einem Vampir, immer mehr Vampire zu schaffen? Führt das nicht irgendwann zu einer selbstverschuldeten Nahrungsknappheit?

Beim Cast bin ich etwas hin- und hergerissen. Einige fand ich stark, andere eher schwach. Sorry Joel, aber gerade Kate Siegel, finde ich, ist furchtbar überfordert und überzeugte mich überhaupt nicht. Im Gegenteil hat sie mich dauernd rausgerissen, wenn ihre Figur mal im Zentrum der Handlung stand.
Die Mutter der Ärztin mit ihrem Makeup war auch ein komischer Fall. Also ihr Acting als alte Frau war grauenhaft. Und die schlechte Maske hat schon, sage ich mal, recht gut vorausahnen lassen, was mit ihrer Figur noch passiert.

Aber wie gesagt, insgesamt war ich sehr zufrieden. Hat mir besser gefallen, als das Spukhaus. Aber die nächste Serie bitte ohne Kate Siegel.
 
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