Clive77
Serial Watcher
Wenn es darum geht, sich mit Kurtzman einen - zusammen mit Stewart vielleicht sogar zwei - Sündenböcke rauszupicken, verstehe ich das tatsächlich nicht. Das hat auch mit "wollen" nichts zu tun. Wobei Kurtzman ja nicht das Ende der Fahnenstange wäre, denn auch der steht "nur" unter Vertrag bei CBS. Ist es nicht vielmehr so, dass Kurtzman der "Head Honcho" in Sachen Star Trek bei CBS ist? Der mag für jede Serie die kreativen Köpfe auswählen und sicher auch ein Mitspracherecht haben (wie alle ausführenden Produzenten, inklusive Rod Roddenberry, der mit seinem Roddenberry Entertainment bei bislang allen neuen Star Trek Serien (Disco, Picard, Lower Decks) an Bord ist, Geld reinsteckt und mitproduziert). Aber bei Nichtgefallen alles auf eine Person zu schieben, ist in meinen Augen Kappes und viel zu oberflächlich gedacht. Denn das Ergebnis eines jeden Projekts dieser Art geht immer auf Teamwork zurück und da müsste man dann tatsächlich jeden Beteiligten etwas näher betrachten, statt den Dampfhammer auf ein oder zwei Personen zu reduzieren. Übrigens der einzige Anlass, weshalb ich überhaupt auf Woodys Aussage reagiert habe (und nein, Woody, ich hasse dich nicht dafür - Hass ist etwas, was es bei mir schon lange nicht mehr gibt. Nachvollziehen kann ich deinen Standpunkt, der sich offenbar nur um eine Szene dreht, aber leider nicht).Du scheinst einfach nicht verstehen zu wollen, Clive.
Beispiel Picard: Michael Chabon war in der ersten Staffel der Showrunner und somit für die kreative Leitung der Staffel verantwortlich. Nicht umsonst wird sein Name bei acht von zehn Folgen unter den Drehbuchautoren genannt, teilweise ohne weitere Autoren. Ja, Chabon wurde von Kurtzman für den Posten engagiert und kommt nicht gerade mit schlechten Referenzen daher, konnte im Vorfeld bereits bei den Short Treks (die Episode "Calypso" stammt von ihm) punkten und hat mit seinem Pitch Picard erst möglich gemacht (ohne Stewart eben kein Picard).
Da @Deathrider sich für den Pitch interessiert: Nein, den habe ich leider noch nicht in die Finger bekommen. Ich weiß aber sehr wohl, wie derartige Pitches gestaltet werden und aussehen, weil ich täglich den Blog von Joseph Mallozzi verfolge (anderes Franchise, cooler Typ und der pflegt tatsächlich täglich seinen Blog und liefert u.a. zum Thema Stargate immer noch ab und zu nette Hintergrundgeschichten), der erst vor ein paar Wochen mal beschrieben hat, was man als Autor in einen solchen Pitch packt. Dazu gehört die grobe Story (evtl. über mehrere Staffeln ausgelegt), die Charakterisierung der verschiedenen Figuren und auch eine Beschreibung des Umfelds, in dem diese Figuren interagieren. Ähnliches dürfte Stewart bekommen haben, ehe er Interesse bekundet und sicher auch einen Vertrag unterschrieben hat. Da Stewart ebenfalls als ausführender Produzent dabei ist, wird er sicher auch ein Mitspracherecht haben, was vertraglich geregelt ist. Ich kann mir aber nur schwer vorstellen, dass er ständig mit "ich steige aus" gedroht und explizite Richtungen damit bestimmt hat. Ich habe übrigens das Panel bei der Comic-Con@home zu u.a. "Star Trek: Picard" verfolgt, wo Stewart und zahlreiche andere Veteranen aus TNG zugegen waren - da wirkte er sehr sympathisch. Ebenso in den Podcasts von Deadline (die gab es begleitend zu "Star Trek: Picard" auf wöchentlicher Basis), wo übrigens auch verschiedene andere Personen aus Cast & Crew dabei waren. Ich sehe Stewart also nicht als jemanden, der mit Zuckerbrot und Peitsche seinen Willen durchsetzen wollte.
Aber zurück zu Kurtzman. Es gibt offensichtlich viele Leute, die Vorbehalte gegen das "New Trek" haben und die Hauptschuld für Nichtgefallen bei ihm suchen. Komischerweise hält der Mann sich aber nicht zurück, was die geplanten Serien angeht (siehe Eröffnungspost) und liefert ständig Interviews zum Thema, die zukünftigen Pläne und vieles mehr (bislang ist übrigens so ziemlich alles eingetroffen, was er mal geäußert hat - bester Beweis ist "Strange New Worlds", was jetzt wirklich nächstes Jahr gedreht wird). Dabei steht auch außer Frage, dass der Anfang relativ schwer für ihn gewesen sein muss, denn Bryan Fuller wurde gegangen, ehe die erste Staffel Disco anlief und bei der zweiten Staffel Disco hat er den Showrunner-Posten übernommen, nachdem Gretchen Berg und Aaron Harberts gefeuert wurden. Jetzt kommt noch bei der dritten Staffel Disco die Pandemie dazwischen. Ganz ehrlich, ich bewundere den Mann. Der jongliert mit so vielen (teilweise geplanten) Serien und findet trotzdem noch die Zeit, sich für Interviews, Neuigkeiten und dergleichen herzugeben. Müsste er nicht. Er könnte auch einfach zu allen Themen schweigen und es dem Sender überlassen, alles zu verkünden.
Zuletzt noch zu den "unsäglich schlechten Drehbüchern" bei Picard. Ist das ernst gemeint? Falls ja, habe ich schon wesentlich schlechtere Drehbücher in Film und Serien erlebt - *hust* Stargate: Origins - und kann zumindest über den Piloten kein schlechtes Wort verlieren. Für mich liegt (bei Picard) die Krux eher im Finale oder den letzten beiden Episoden, wo es diverse Schwachstellen gab, aber eben auch einen sehr emotionalen und gelungenen Abschied einer beliebten Figur. Überhaupt fand ich "Picard" insgesamt sehr überzeugend geschrieben mit nur kleineren Mängeln im Staffelverlauf und würde eher den letzten beiden Episoden eine gewisse "Schludrigkeit" in der Staffel vermerken. Aber "unsäglich schlechte Drehbücher"? Nope. Weitere Literatur dazu lässt sich bei Tomaten oder anderen Seiten finden, wo ein paar Kritiker zu Wort kommen.
Ich bin übrigens kein Trekkie. Vielleicht war ich das in den 90ern mal, weil ich da ein wenig Klingonisch gelernt habe, eine bestimmte Enzyklopädie von Michael und Denise Okuda komplett gelesen habe und mir damals auch direkt die Neuerscheinungen aus der örtlichen Videothek (auch im O-Ton) gegönnt habe. Aber ich fand TNG anfangs (erste Staffel) relativ befremdlich, wurde mit DS9 und Voyager erst in späteren Staffeln warm und "Enterprise" konnte mich nie abholen, obwohl ich aus Neugier alles davon gesehen habe. Insofern sehe ich auch bei den neuen Serien nicht unbedingt das Label "Star Trek" im Vordergrund, sondern freue mich einfach auf spannende Geschichten aus dieser Science- Fiction Welt. Ob sie nun utopisch oder dystopisch ist, den Kanon verfolgt oder nicht, ist mir relativ egal.
Wie sagt man noch: Live long and prosper!
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