Das mit dem Zeitgeist würde ich in Frage stellen wollen.
Der Film hat eigentlich eine sehr islolierte Perspektive. Wohl gewollt betreffend dem Filmbuisness, das in einer Blase lebt während sich die Welt um sie herum ändert.
Deswegen kann man vielleicht entschuldigen, dass die Hippies nur Antagonisten sind und es kein positives Bild auf diese Bewegung generell gibt. Die Manson-Morde waren ja nur eine Woche bevor Woodstock damals, aber ja das will der Film eben gar nicht so erzählen.
Die Manson-Familie soll eben durch den Film, besonders im letzten Akt auf eine bestimmte Art und Weise kommentiert werden und ihr Leben oder generell die Idee der Hippies als alternative Gesellschaftsform spielt keine Rolle bzw. eher negativ konnotiert. Aber klar die Jugendbewegung der Zeit kann man auch nicht nur mit diesen Menschen vergleichen.
Und wir lernen ja das Kinofilmbuisness ja mehr nur am Rande durch Sharon Tate kennen. Ansonsten bewegen wir uns ja die gesamte Zeit mehr im Bereich der Serials-Produktion.
Der Film ist ein Liebesbrief von QT an das Hollywood der 60er und Italowestern. Klar von Zeitgeist zu sprechen ist vielleicht etwas weit ausgeholt da der Film natürlich mehr ein Märchen ist als "Nach wahren Begebenheiten". Er transportiert aber das Flair und Feeling der damaligen Zeit wunderbar und präsentiert das meiste doch recht glaubhaft wenn auch natürlich so einiges erfunden und völlig überzogen ist. Eben typisch Tarantino.
Wenn man mehr als ein verträumtes Märchen erwartet wird man natürlich enttäuscht aber bei QT weiss man ja worauf man sich einlässt gerade wenn man Inglorious Basterds kennt.
Was die Hippiebewegung betrifft denke ich das QT einfach in diese Richtung nicht groß ausholen wollte, weil sein Fokus eben hauptsächlich auf seinen Hauptdarstellern und deren Tagwerk lag. Ursprünglich war der Streifen ja soweit ich weiss weit über vier Stunden lang daher ist auch so einiges der Schere zum Opfer gefallen.
Wegen ein paar negativen Dialogen würde ich nicht sagen das die Hippies grundsätzlich in ein schlechtes Licht gerückt wurden. Sie wurden schlicht und einfach nur mäßig behandelt was aber nicht schlimm ist da es eben QT Märchen ist und er es erzählt und darstellt wie er möchte.
Klar es ist sicher eine recht isolierte Perspektive aber es passt perfekt da Hollywood und deren Stars ja meist auch recht isoliert von den anderen vor allem unteren Gesellschaftsschichten sind.
Es ist eben am Ende doch nur ein Märchen und keine Doku. Und genau das sollte es auch werden.
Klar ist das die Manson Morde damals den Sommer der Liebe beendeten und die Hippiebewegung in ein schlechtes Licht rückten. Für die Gegner ein gefundenes Fressen. Vielleicht wollte QT auch ein bischen seine persönliche Meinung oder die der Allgemeinheit nach den Morden einfließen lassen. Aber ich glaube dafür war da nicht genug Material vorhanden um diese These zu untermauern.
Ich betone bewusst das der Film eher nichts für die breite Masse ist da ich schon viele negative Stimmen gehört habe die aber meist eine fehlende oder dünne Story sowie die geringe Action kritisieren.
Nur der Film wollte nicht mehr sein als ein Liebesbrief an das Hollywood 1969. Und das kann man durch und durch spüren. Einigen wird das bestimmt nicht reichen aber ich persönlich bin mehr als zufrieden mit dem Ergebnis.