Rambo 5: Last Blood [Kritik]

Danny O

Well-Known Member
Die ersten 2 Kritiken lesen sich gut auch wenn die 2te kurz ist, aber sie erfüllen ihren Zweck und die 3te .macht gewisse Themen wieder so "Bedeutungsschwanger" hab ich schnell gelassen weiter zu lesen .

Bin gespannt was einen da erwartet gimme Rambo o/
 

TheRealNeo

Well-Known Member
In der dritten Kritik macht man sich eben Gedanken, die über den reinen Servicekritik-Gedanken (unterhaltsam ja/nein) hinausgehen. Nicht unbedingt verwerflich.
 

Argento

Well-Known Member
Einem Film, der Selbstjustiz thematisiert, ist Xenophobie inhärent; schon deswegen, weil Selbstjustiz eine faschistoide Tätigkeit darstellt. Xenophobie verstanden als als eine generelle Furcht vor all jenem, was einem in irgendeiner Weise fremd erscheint. Übrigens, einen Selbstjustizfilm - und dies scheint RAMBO V zu sein - ohne so verstandene xenophobe Tendenzen kenne ich auch gar nicht.

Das macht jenes Subgenre freilich - für manche - nicht unproblematischer, aber es ist immer wieder erstaunlich, wie stolz manche Analysten ihre Entdeckung zelebrieren in Selbstjustizfilm X xenophobe-right-wing-Tendenzen entdeckt zu haben. Es erstaunt mich deswegen, weil dergleichen redundant ist, da sie diesem Subgenre inhärent sind. Ist ähnlich lächerlich wie jene Analysen, die stolz präsentieren in Actionfilm Y homoerotische Tendenzen entdeckt zu haben. Auch dies ist redundant, da Homoerotik auf die ein oder andere Weise immer im Actionfilm präsent ist.

Des Weiteren sollte nicht vergessen werden, dass die - gerade heutzutage sehr stark wahrnehmbare - Tendenz aus jedem Film ein allgemeingültiges politisches Statement herauslesen zu wollen, was oft darin gipfelt ihm das Prädikat gut (liberal) oder schlecht (right-wing) zu verleihen, obschon gewisse Dinge - wie beispielsweise eine xenophobe Weltsicht - schlicht die Wahrnehmung der Welt einer ganz bestimmten Figur (in diesem Falle Rambo) zeigen können und nicht als allgemeingültiges, normatives Statement verstanden werden müssen, argumentativ meist ein wenig schwach auf der Brust ist.

Aber mit einer Kunstrezeption, welche die positive Bewertung eines Kunstwerkes davon abhängig macht, ob dieses die eigene Ideologie spiegelt oder bestärkt, kann ich ohnehin nichts anfangen, da ich mich als mündigen Bürger betrachte, der sich gerade durch Kunstwerke, welche die eigene Weltsicht nicht spiegeln, dazu eingeladen fühlt in Diskurse einzutreten, da ich, um eine alte Phrase zu bemühen, Mut habe mich meines eigenen Verstandes zu bedienen.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Also wenn in einem Film eine Frau vergewaltigt wird und diese dann anschließend ihre Vergewaltiger umbringt, handelt/ ist sie xenophob? :check:
 

Argento

Well-Known Member
Die Kritik von Stefan Reinecke (der mir aus anderen Gründen schon gänzlich unsymphatisch ist) aus der TAZ ist eine typische Ideologiekritik, die mit Postulaten statt mit Argumenten protzt.

So wird gleich eingangs von Reinecke die altbewährte Floskel über RAMBO II bemüht:

"Das ist eine Referenz an „Rambo 2“, in dem Stallone in den 80er Jahren im Kino im Alleingang den Vietnamkrieg gewann (...)"

Oft wurde es geschrieben, oft gesagt, aber plausibel begründen lässt sich diese Interpretation anhand des Filmes eben nicht. Aber immerhin, weiß man nun, was einen der kommenden "Analyse" erwartet.

"Frauen, die etwas wollen (ziemlich egal, was), sind in Rambo-Filmen immer Vorboten eines Gewaltorkans."

Aha, klingt zumindest nett. Belegt wird es aber deswegen nicht, weil es in dieser Absolutheit nicht belegt werden kann.

"Der Verfall ist, trotz Muskelpräparaten und der Operation, die in Stallones Gesicht unschöne Spuren hinterlassen hat, unaufhaltbar."

Warum sich der Kritiker dazu hinreißen lässt, sich wertend über das Äußere des Hauptdarstellers auzulassen, bleibt sein Geheimnis. Dergleichen ist unseriös und hat nichts, aber auch gar nichts, mit einer Sachkritik zu tun.

Alles weitere, was ich dazu noch sagen könnte, findet sich in allgemeiner, aber auf diese "Analyse" gut anwendbarer, Weise im offiziellen Filmthread zu RAMBO V...
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
Einem Film, der Selbstjustiz thematisiert, ist Xenophobie inhärent; schon deswegen, weil Selbstjustiz eine faschistoide Tätigkeit darstellt. Xenophobie verstanden als als eine generelle Furcht vor all jenem, was einem in irgendeiner Weise fremd erscheint. Übrigens, einen Selbstjustizfilm - und dies scheint RAMBO V zu sein - ohne so verstandene xenophobe Tendenzen kenne ich auch gar nicht.
Bezüglich dieses Absatzes hätte ich ein paar weiterführende Fragen:
Von welchem Faschismusbegriff gehst du aus, der Selbstjustiz pauschal als faschistoide Tätigkeit deklariert? Das kann ich nicht so recht nachvollziehen. Die These, dass ein Selbstjustizfilm nicht - bzw. kaum - ohne Xenophobie auskommt, erscheint mir auch fragwürdig, wenn man den Begriff nicht über alle Maße dehnt. Sind die von Manny angesprochenen Rape-and-Revenge Filme inhärent xenophobisch? Ist Django xenophobisch? Ist Burtons Batman xenophobisch? Ist die Beurteilung des Handelns eines anderen Menschen als unmoralisch bereits xenophobisch?

Falls du die Muße hast, wäre es dufte, wenn du deinen Gedankengang etwas näher beschreiben könntest.
 
Zuletzt bearbeitet:

Danny O

Well-Known Member
Also wenn in einem Film eine Frau vergewaltigt wird und diese dann anschließend ihre Vergewaltiger umbringt, handelt/ ist sie xenophob? :check:


Das Klingt nach ehr nach Rache.

xenophob :

"allem Fremden, allen Fremden gegenüber negativ, feindlich eingestellt"

Xenophob könnte man schon fast mit "Menschenfeind/lichkeit" gleichsetzen.
 

Argento

Well-Known Member
Ich würde dir, Manny, erwidern, dass es in der filmischen Verarbeitung eines solchen Stoffes, ja in der Regel nicht bei einer einzelnen Tötungshandlung bleibt.

Es geht mir mehr um die meist simplifzierende Darstellung der Tätergruppe, die filmhistorisch bereits aus "Rednecks", "Punks", "Eliten", Arabern, Puerto-Ricanern, Afro-Amerikanern, Obdachlosen, Porno-Produzenten, Satanisten et cetera bestand. Meist bleibt es ja auch gar nicht bei der zielgerichteten Ausschaltung des Einzeltäters. Der Weg - hin zu diesem - führt über weitere Leichen.

Xeonophobie möchte in diesem Zusammenhang übrigens weit verstanden wissen. Ich meine in diesem Kontext generell die Furcht vor dem Fremden. Ob das nun das Milieu der "Rednecks" im Biblebelt, die Multikulturalität in einer New Yorker U-Bahn-Station, Paris aus der Sicht einer amerikanischen Figur (siehe Liam Neeson in TAKEN) oder die dampfenden Gassen Gotham Citys sind, in denen sich nachts eher wenig rechtschaffende Arme herumtreiben, sondern vielmehr kriminelle "Goons". Aus der Sicht eines elitären Aristokraten, der stets chauffiert wird, mag bereits eine beliebige U-Bahn-Station Furcht auslösen.

Das dürfte auch einen Teil deiner Frage, Hurri, abdecken.
Um das Gesagte noch einmal zu illustrieren:
In Rape&Revenge Film X geht es darum, dass Stadtfrau X im südlichen Hinterland der USA von "Rednecks" vergewaltigt wird und danach ihren Rachefeldzug startet. Die Xenophobie - in meinem Sinne verstanden - läge dann in der unheilvollen Inszenierung des Hinterlandes, welches folgerichtig auch (fast) nur von barbarischen "Hinterwäldlern" bewohnt wird, die eine "Stadtfrau" gleichsam als "Freiwild" betrachten. Die xenophobe Tendenz bestünde in diesem Falle darin, mit der - eventuell bestehenden - Angst eines Stadtmenschen zu spielen, der noch nie selbst einen Fuß aufs Hinterland setzte.

Jetzt noch kurz zum Faschismusbegriff. Der Begriff ist schwierig. Ich bezog mich jedenfalls auf keine gängige Theorie. Mir ging es nur darum, dass Selbstjustiz eine antidemokratische, antirechtsstaatliche Gesinnung ausdrückt. Entweder wird dem Gewaltmonopol des Staates misstraut oder aber man teilt dessen Werte nicht (mehr) und möchte diese gewissermaßen "korrigieren", indem man sich selbst zum Richter aufschwingt und den persönlichen, subjektiven Werten Universalität beimisst.

Eine Person, die Selbstjustiz ausführt, ist ja gerade dadurch charakterisiert, dass sie den Rechtsstaat entschieden ablehnt. Man könnte wohl auch argumentieren, dass faschistoide Strukturen in einer Gesellschaft begünstigt werden könnten, wenn der Rechtsstaat langsam ausgehöhlt würde, wenn Teile der Gesellschaft dem Vigilanten Sympathie oder Toleranz entgegen brächten. Dieser Punkt erhält wahrscheinlich auch dadurch ein wenig Gewicht, dass in vielen Selbstjustiz-Filmen thematisiert wird, dass Teile der Gesellschaft das Tun des Vigilanten begrüßen oder zumindest nachvollziehbar finden. Lass mich aber betonen, dass ich an der Zuweisung "faschistoid" nicht hänge. Aber ich denke, dass nun etwas klarer geworden ist, was ich meinte.

Eines muss noch erwähnt werden:
Differenziert werden muss aber natürlich hinsichtlich des Kontextes der Taten. So gibt es in vielen Selbstjustiz-Filmen immer auch individuelle Szenen, in denen das Handeln des Vigilanten durch Notwehr oder Notstand tatsächlich gerechtfertigt ist. Wie immer merkt man schnell, dass es komplexer wird, je tiefer man in ein Thema eintaucht.

Aus Zeitgründen muss ich es aber für den Moment bei diesen Einlassungen belassen.

 

Butch

Well-Known Member
B Movie Charaktere, grauenhafte Dialoge, flache Story und ein ultra brutales metzel Finale das sind so die Kernpunkte die ich bis jetzt aus ein paar Kritiken raus gelesen habe und ich finde das klingt doch total nach Rambo (ab Teil 2) :biggrin:.
Ich hätte da schon Lust drauf aber dafür extra ins Kino... Ich weiß noch nich ob mir die 20-30 min Action das Geld wert sind, vor dem Finale passiert bestimmt nicht viel sehenswertes.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Mir ging es nur darum, dass Selbstjustiz eine antidemokratische, antirechtsstaatliche Gesinnung ausdrückt. Entweder wird dem Gewaltmonopol des Staates misstraut oder aber man teilt dessen Werte nicht (mehr) und möchte diese gewissermaßen "korrigieren", indem man sich selbst zum Richter aufschwingt und den persönlichen, subjektiven Werten Universalität beimisst.
Würde ich so pauschal auch nicht unterschreiben. Dass jemand, der Selbstjustiz in bestimmten Fällen oder einem einzelnen Fall ausübt, muss nicht bedeuten, dass er generell antidemokratisch oder antirechtsstaatlich eingestellt ist.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Im Großen und Ganzen kann ich Argento zustimmen. Allerdings würde ich folgenden Satz nicht so verallgemeinern:
Des Weiteren sollte nicht vergessen werden, dass die - gerade heutzutage sehr stark wahrnehmbare - Tendenz aus jedem Film ein allgemeingültiges politisches Statement herauslesen zu wollen, was oft darin gipfelt ihm das Prädikat gut (liberal) oder schlecht (right-wing) zu verleihen,
So habe ich es im Internet auch mindestens ebenso oft andersrum wahrgenommen. Wenn du im Bezug auf die zuerst angesprochene Kritik schriebst und damit hauptsächlich seriöse Kritiken bzw. den Feuilleton der Medienlandschaft meinst, mag das stimmen.

Im Zusammenhang mit Xenophobie würde ich gerne einfach mal fragen wie dir Lovecraft gefällt, bzw. ob du damit vertraut bist?
Stehen die Werke dieses Autors doch auch oft in der Kritik.

Rambo 5 habe ich noch gar nicht gesehen und werde mich dementspechend auch noch nicht dazu äußern. Generell finde ich aber auch eine Auseinandersetzung mit Spielfilmen mit Blick auf politische Intentionen oder Interpretationen durchaus interessant, wobei das natürlich schnell zum Selbstzweck verkommen kann.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
7/10 ... aber nur mit großer Differenzierung und weil ich vielleicht etwas besser als der eine oder andere wusste, in welche Richtung das Ganze geht. Wird bei vielen vermutlich schlechter abschneiden, teils aus nachvollziehbaren Gründen. Ich bin aber seeeehr gespannt, ob der ungeschnitten auf BD kommen wird. Ich habe da Zweifel.
Morgen etwas mehr.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Würde nicht so hochgehen, aber zu einer guten 6/10 würde ich mich vielleicht sogar hinreißen lassen.
Morgen auch vielleicht mehr.

Wie bepunktest du die anderen Teile grob? :smile:

P.S.: Die deutsche Synchronisation ist leider sehr, sehr bescheiden.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Okay, dann versuchen wir das mal zu ordnen.

Im Grunde war das Ende von Teil 4 perfekt, da sich ein Kreis schloss. Das Stallone selbst nicht so ganz wusste, was der richtige Weg ist, um das Franchise fortzusetzen, wird ja alleine schon daran deutlich, dass er verschiedene Ideen ankündigte, die in völlig unterschiedliche Richtungen gingen, bevor er dann doch seinen Abschied von der Rolle ankündigte. Warum er sich dann doch anders entschied, und auf die ursprüngliche Idee einer mexikanischen Menschenhändlerbande setzte, hat sicherlich einige interessante Gründe, soll dabei an dieser Stelle jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Die Unentschlossenheit ist jedoch ein Kernproblem von RAMBO 5 – denn er fühlt sich nur bedingt wie ein „echter“ Rambo-Streifen an und würde auch problemlos als alleinstehender Actionfilm funktionieren. Vielleicht hätte er als klassischer Revenge-Streifen sogar besser funktioniert, da man auf den „Ballast“ der Figur und der Reihe keine Rücksicht hätte nehmen müssen.
Der Film besteht dabei im Grunde aus zwei Hälften: Einmal eher das ruhige „Drama“, das nur durch einige Gewaltspitzen unterbrochen wird. Und zum anderen das knüppelharte Finale. Diese Elemente passen jedoch nicht komplett zusammen, weil RAMBO 5 inhaltlich und dramaturgisch zu schlicht und simpel ist. Die erste Hälfte ist alles andere als langweilig – auch wenn man das immer wieder liest – sondern nötig und wichtig, allerdings leider zu kurz. Man würde gerne mehr von dem heimkehrenden Wrack sehen und beobachten, wie er sich in den letzten Jahren „erholte“, ohne jemals wirklich anzukommen. Da hätte es mehr Zeit benötigt, um das Gerüst etwas stabiler aufzustellen. Doch all das wird nur angedeutet, man gönnt den Figuren keine Entwicklung, sondern „hetzt“ sie durch die vorhersehbare Story, um den Fans das zu geben, was sie wollen. In der Hinsicht wurde da eine Chance vertan, weil die Story das grundsätzlich hergab.
Das Finale als hart zu bezeichnen, ist untertrieben. Da die Kills eher im 1:1 Modus umgesetzt wurden, und Rambo nicht wie in Teil 4 ganze Heerscharen von Gegnern auf einmal erledigt, wirkt der Film noch einmal eine Spur heftiger als der auch nicht zimperliche Vorgänger. Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Ding so auf DVD/BD erscheint. Subjektiv betrachtet ist er mir bisweilen sogar zu hart. Gewalt als Selbstzweck ist im Genre normal und für mich auch kein Problem, aber man kann schon den Eindruck bekommen, dass man hier ganz bewusst an der Gewaltschraube drehte, um die Fans zufriedenzustellen und von anderen Dingen abzulenken.

Soviel zu den Problemen.

Unabhängig davon funktioniert der Film als simpler Reißer wunderbar. Natürlich sind die Bösewichter eindimensional, aber bei aller Liebe: Das waren Rambos Gegenspieler in allen Fortsetzungen auch. Wer nun eine gänzlich andere Ausrichtung erwartet hat, kann und darf enttäuscht sein, hätte aber bereits nach den Trailern Bescheid wissen müssen. Sie funktionieren als hassenswerte Gegenspieler, und mehr sollen sie auch nicht sein.
Politische Einflüsse a´la Pro-Trump sind ebenfalls herbeifantasiert und wirklich nur dann relevant, wenn man es so sehen will. Natürlich sind die Mexikaner hier die „Leidtragenden“, aber in Teil 2+3 waren es eben die Russen, in Teil 4 burmesische Soldaten. In anderen Actionfilmen waren es Japaner, Russen, Vietnamesen …. sucht euch was aus. Das ist natürlich grundsätzlich diskutabel, aber jetzt eine Nähe zu Trump zu suchen, muss echt nicht sein. Dass es jetzt ausgerechnet Mexiko traf, liegt einfach in der Story begründet, nicht mehr, nicht weniger. Dieses Pro-Trump ist in meinen Augen ehrlich gesagt auch nicht mehr diskutabel; das ist dann gewollt und wird instrumentalisiert.
Die Actionszenen sind gut und temporeich inszeniert. Die teilweise kritisierten schnellen Schnitte rühren überwiegend aus der begrenzten Location her, da eine eher statische Kameraführung in diesem Fall auch recht behäbig wirken kann. Zudem ist es auch Stallones Alter angemessen, da er mit 73 Jahren lange Action-Sequenzen nicht mehr glaubwürdig darstellen kann und sollte.
Man darf jetzt aber kein Spektakel erwarten, im Gesamtpaket ist das als „Blockbuster“ eher ein kleiner Film, wobei er trotzdem aufwändiger wirkt, als ich vor einigen Monaten noch dachte.
Dazu ist er erfreulich ernst und wird nicht durch Sprüche oder Ironie aufgelockert. Das gibt es ja heute kaum noch.

Ja, es gibt CGI. Und wie immer bekommt Millennium es nicht hin. Das ist deutlich unter Durchschnitt, aber es wird jetzt nicht so inflationär eingesetzt, dass es wirklich stört, auch wenn es nicht sein muss.
Neben der zwar simplen aber funktionierenden Rachestory und den gut umgesetzten, harten Actionszenen ist es jedoch vor allem Stallone, der den Film trägt und prägt. Trotz seines Alters ist er in den – zugegeben auch clever aufgebauten – Actionszenen absolut präsent und glaubwürdig. Dazu ringt er der Figur tatsächlich neue Facetten ab, und transportiert den Zorn und die Enttäuschung seiner Paraderolle darstellerisch absolut glänzend und vielschichtig. Ein Grund mehr, warum man ihm gerne mehr Zeit hätte geben sollen, um Rambo noch weiter zu entwickeln. Den Rest wuppt er mit seinem nach wie vor ungebrochenen Charisma und seiner Leinwandpräsenz. Grandiose Darstellung und besser als sein Auftritt in CREED 2, wo er auch schon toll war.

Ein Wort zur Synchro: Danneberg ist nach wie vor nicht zu ersetzen, doch Prochnow wirkt als Rambo passender als noch als Rocky Balboa. Nicht ideal, aber hinnehmbar.

Fazit
Solider Action-Reißer, der seine Schwächen durch seine Kompromisslosigkeit und einem überragenden Stallone zumeist überspielen kann.
7/10
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Das kann ich tatsächlich so unterstreichen. Vielleicht noch ein paar Ergänzungen bzw. Anmerkungen.

Ja man hat erstma das Gefühl, dass der Film womöglich auf einem Drehbuch für einen anderen Film basiert. Andererseits habe ich mich beim Kinobesuch auch etwas gefreut, einfach auch mal wieder so ein Action(drama) im Kino sehen zu können und nicht nur als DTV-Ware. Das war kein überbordendes Spektakel wie HOBBS & SHAW, sondern eher angenehm bodenständig (mehr oder weniger) wie ein EQUALIZER 2 oder so.
Und ja die erste Hälfte hätte gerne noch etwas mehr Fleisch bekommen dürfen. Da ist schon was da, aber viel zu wenig und zuweilen auch sehr unglücklich aufgesetzt ("Ich konnte sie nicht retten...wie ich meine Kameraden nicht retten konnte.")
Die Gewaltspitzen im Showdown sind stellenweise wirklich etwas zu grafisch und exploitativ und hätte man in der Form womöglich gar nicht gebraucht. Auch die Vorbereitung dafür gefiel mir nicht so wirklich, da für mich ein John Rambo auch immer jemand wer, der eher wo eindringt und sich dann die Umgebung zu Nutze macht, anstatt das er in die Defensive gerät und die Umgebung dafür präpariert.
Und ja die CGI-Effekte fielen eben bei den Autofahrten auf - ich verstehe den ökonomischen Sinn dahinter, aber es sieht eben nicht gut aus - und eine Explosion gegen Ende, die dramaturgisch, wenn man mal schaut wer von den Widersachern noch übrig ist, wirklich nur des effektwegens dabei ist und nicht unbedingt zwingend inhaltlich motiviert ist.

Zur Synchro: Ich dachte wie gesagt anfangs kurz das sind zwei Sprecher und fand die Stimme auch im Verlauf immer leicht aufgesetzt. Ich schaue aber eben auch gerne im O-Ton. Dann hätte man auch nicht Mexikaner, die mal hier und da ein mexikanisches Wort einwerfen und sonst Deutsch sprechen. In der Original-Version gibt es sogar längere Passagen auf mexikanisch, die dann untertitelt werden.

So das erstmal dazu.
 

Argento

Well-Known Member
Wieso passiert es eigentlich gerade im Film-Feuilleton so oft, dass die Weltsicht der einen Film tragenden Hauptfiguren differenzierungslos als jene der Regisseure/Drehbuchschreiber identifiziert wird?

Ist das basale Grundschulwissen rund um das lyrische Ich wirklich noch nicht bei all jenen, die sich mit Kunstrezeption beschäftigen, angekommen?

Um es einmal zuzuspitzen:
Wenn die Filmfigur John J. Rambo wählen würde, würde sie m. E. als Kriegsveteran geradezu selbstverständlich die Republikaner - und damit auch Trump - wählen. Und es wäre überhaupt nicht abwegig, wenn sie viele Punkte der Trump'schen Agenda teilen würde. So what? Kunst vermag es - und sollte es wohl auch - einem die verschiedensten Weltanschauungen anhand von Filmfiguren zu zeigen.

Aber warum sollte die Weltanschauung der fiktiven Filmfigur John J. Rambo mit derjenigen von Stallone identisch sein?
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Die britische Fassung ist übrigens kürzer, aber nicht aus Zensurgründen.
Es fehlt wohl die Eingangssequenz und im Mittelteil nochmal eine kurze Szene (erstes Streitgespräch der mexikanischen Brüder).
Erstere kam wohl bei Testscreenings in den USA nicht gut an.
Stellt sich die Frage welche Fassung in den USA startet und wieso man in England die kurze gewählt und in Deutschland die längere.
 
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