Rebel Ridge (Netflix mit Don Johnson und Aaron Pierre)

Presko

Don Quijote des Forums
Startet auf Netflix. Rebel Ridge handelt von einem Ex-Marine namens Terry Richmond, der eines Tages mit einer Tasche voller Geld auf dem Weg ist, die Kaution für seinen inhaftierten Cousin zu hinterlegen. Doch dann wird er von der korrupten Kleinstadtpolizie angehalten, und sein Geld wird illegal beschlagnahmt. Nun beginnt Terry einen Kleinkrieg gegen die Polizei. Mit Aaron Pierre und Don Johnson. Ich muss sagen, rein vom Trailer her, hätte ich keine Erwartungen gehabt. Doch die Kritiken lesen sich recht positiv. Steht bei 78 auf Metacritic. Regie führte übrigens Jeremy Saulnier, der mit Green Room und Blue Ruin ja schon zwei stark gepriesene Genrefilme abgeliefert hat.

 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Hab bisher nur gutes drüber gehört. Trailer gucke ich mir aber nicht an. Werde den aber auf jeden Fall auf die Liste packen.
 

El Duderino

Well-Known Member
Gestern gesehen und fand ihn sehr stark.
Klar, das Story Gerüst könnte man von Rambo entlehnt haben, entwickelt sich aber sehr schnell ziemlich anders.
Schon allein dadurch, dass hier Terry deutlich beherrschter und kühler als Rambo damals zur Sache geht. Immer bemüht die Lage nicht eskalieren zu lassen und auf die Vernunft der Beteiligten zu hoffen.
Das konnte man ja von Rambo damals nicht behaupten..

Richtig begeistern konnte mich vor allem Hauptdarsteller Aaron Pierre. Er ist mir ja schon vor ein paar Jahren in der Amazon Serie "Underground Railroad" in seinen wenigen Szenen aufgefallen. Er strahlt hier eine ungeheure Präsens aus und ich hoffe der Mann hat noch eine gute Karriere vor sich. Jetz wünsche ich ihn mir auf jeden Fall als John Stewart in der kommenden "Lanterns" Serie, wofür er ja schon gehandelt wird. Optisch würde er jedenfalls perfekt passen.
1726212314067.png

Jedenfalls hat Regisseur Saulnier hier einen kleinen aber feinen Genre Thriller rausgehauen, der gerade von der Spannung lebt, wie weit man gehen kann, bevor ein Pulverfass explodiert. Und die sehr subtil eingesetzten Gesellschaftskritischen Spitzen sind auch sehr gut eingestreut worden, nicht penetrant, sondern eher nebenbei findet sich immer wieder ein Satz der einem etwas unwohl werden lässt.

Don Johnson als fiesen Landsheriff braucht man eigentlich hier gar nicht erwähnen...der kann das ja aus dem Eff Eff. :biggrin:

Wirklich mal wieder eine positive Überraschung aus dem Netflix Stall.
 

Puni

Well-Known Member
Ich fand ihn auch richtig, richtig gut und würde fast soweit gehen zu sagen, dass das einer der besten Thriller der letzten Jahre ist.

Die Story ist ansich erstmal sehr "klassisch" gehalten und man fühlt sich vom Setting her an Filme aus den 70ern und 80ern erinnert. Dazu gefiel mir der - natürlich mit Abzügen - sehr realistische Ansatz des Films. Man kriegt einen sehr guten Einblick in das marode Justiz- und Polizeisystem der USA, das für Korruption nur allzu empfänglich ist, aber das ganze ist trotzdem nie moralgetränkt.

Auch war ich den ganzen Film über total angespannt, obwohl sich das alles recht langsam aufbaut, und der Score ist eine absolute Wucht und sorgt für eine Atmosphäre, die einen sehr einsaugt. Toller Film in einem Genre, das oft enttäuscht und wo die letzten Jahre meist die "kleineren" Filme überzeugen konnten.
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Mir hat er auch sehr gefallen, klein, spannend, unangenehm und auch frustrierend. Letzteres aber nicht, weil die Figuren dämlich agieren, sondern weil man sich hilflos fühlt, ob der Korruption und Machenschaften der Polizei.
 

Puni

Well-Known Member
Musste bei dem Film auch an dieses Bodycam-Video denken, wo Polizisten so einen korrupten "Dorfsheriff" verhaften wollen und die Situation ähnlich angespannt wie der Film ist, da der Typ halt auch loyale Cops an seiner Seite hat:

 

Presko

Don Quijote des Forums
Ich mochte den Film auch. Finde, der hätte mehr Budget vertagen. Das ist mal ein Film, wo ich wirklich mehrfach dachte, schade, dass die das nicht ein bisschen grösser aufziehen konnte. Wobei es natürlich auch nur meine Annahme ist, dass das Budget eher gering war - ich hab mich da nicht schlau gemacht drüber. Das ist dann auch ein bisschen mein Hauptkritikpunkt. Der Look. Schaut halt einfach nicht so toll aus, grade verglichen mit Saulniers anderen Filmen, die viel stylisher aussahen. Ein bisschen störte mich noch die Figur der Summer. Sie war mir ein bisschen zu sehr die liebreizende Prinzessin, die gerettet werden muss.
Grundsätzlich muss man einige Entscheidungen der Hauptfigur einfach mal akzeptieren. Schon die erste grosse Eskalation, da kann man sich schon fragen, wie glaubwürdig das ist. Sowohl die Entscheidung des Protagonisten so zu (über-)reagieren, als auch die Reaktion der Cops. Im Finale dann ganz ähnlich. Da nervte mich auch etwas das blinde Vertrauen unseres Helden in
die schwarze Polizistin.

Don Johnson fand ich fantastisch. Auch wie Saulnier in einzelnen Momenten die Spannungsschraube bedient, ist meisterhaft. Das Skript ist echt nicht so plump, wie man es auf den ersten Blick meinen könnte. Bspw. wie mit dem Thema Rassismus umgegangen wird, das eigentlich kaum mal explizit angesprochen wird, aber natürlich mitschwingt. Was mir persönlich gut gefiel, und lustig, das bei einem Film von Saulnier zu sagen, wie mit Gewalt umgegangen wird. (Ich setze das mal vorsichtshalber in Spoiler).
Mal ein cooler, durchaus tougher Held, der aber nicht alles um sich herum niedermäht und sich so zum feuchten Traum aller Republikaner und Death-Penalty-Fans aufschwingt. Sondern einer, der bei aller Toughness eben eigentlich möglichsts niemanden ernsthaft verletzen will. Un ddamit einen schönen Kontrast zum hyperbrutalen Equalizer oder Jack Reacher bildet.
Pierre macht seine Sache auch gut, nur mal ne Frage, trägt der so krassen Eyeliner die ganze Zeit, oder hab ich mir das eingebildet?:hae:
Für mich ein neuer Actionheld, den ich durchaus in weiteren Filmen gerne sehen würde.
 

El Duderino

Well-Known Member
Ich finde auch, dass gerade das subtile den Film über viele Genre Kollegen hievt. Meist mäht sich der Held ja recht schnell durch div. Gegnerhorden, hier wird bewusst darauf verzichtet und man ist stets darum bemüht eine Gewaltfreie Lösung zu finden.

Ein vergessener Fun Fact ist mir letztens wieder eingefallen. Eigentlich sollte ja John Boyega die Hauptrolle hier übernehmen, ist dann aber auf mysteriöse Weise 2021, als der Dreh schon stand, abgesprungen, angeblich aus "familiären Gründen".
https://www.filmstarts.de/nachrichten/1000102216.html

Auch wenn Boyega auch durchaus eindringend spielen kann (Small Axe z.bsp), aber hier kann ich mir nicht vorstellen, dass er die bessere Wahl gewesen wäre. Glück im Unglück kann man also nur sagen.
 

Clive77

Serial Watcher
Fand den Film auch verdammt gut und erfrischend anders - Erwartungshaltung halt, die durch die unkonventionelle Vorgehensweise (die normalerweise für solche Filme nicht typisch ist) übertroffen wurde.
 
Oben