Rectify

Remix

Well-Known Member
So, habe mich mal an Rectify drangewagt und nur soviel: In meinen Augen gebührt der Serie durchaus ein Thread.

Kurze Zusammenfassung von Wikipedia:
Rectify ist eine US-amerikanische Dramaserie von Oscarpreisträger Ray McKinnon mit Aden Young, Clayne Crawford, Adelaide Clemens und Abigail Spencer in den Hauptrollen. Sie handelt von Daniel Holden, der nach 19 Jahren in der Todeszelle, durch eine neue DNA-Analyse wieder freikommt. Die Serie ist die erste allein produzierte drehbuchbasierende Serie des Kabelsenders Sundance Channel.

Zuerst einmal: Die Serie hat zu der meisten Zeit ein sehr geringes Tempo. Das tut ihr jedoch auch gut. Denn Sie will gar kein rasantes Action-Feuerwerk sein. Ein reines intensives Drama mit mehreren exzellenten schauspielerischen Leistungen. Besonders Young als "Daniel Holden" spielt seine Rolle im Mittelpunkt einfach klasse. Die erste Staffel ist in sich nicht wirklich abgeschlossen und besitzt einen feinen Cliffhanger - Allerdings wurde die Zweite für dieses Jahr bereits bestellt.

Sehr viel Tiefgang, geht des Öfteren unter die Haut, oftmals provokativ und mit viel Spielraum, was die Handlung angeht. Definitiv keine Serie für jeden, da doch sehr speziell, aber wer sich drauf einlässt, der wird es nicht bereuen. Hoffe, dass es auch nach der zweiten Staffel damit noch weitergeht und wüsste gerne, ob sich noch wer die erste Staffel angeschaut hat/ was die Meinung dazu ist? :smile:
 

Presko

Don Quijote des Forums
Gestern Nacht mit der ersten Episode begonnen. Gefällt mir sehr. Tolle Atmosphäre. Freue mich auf die weiteren Folgen.
 

Presko

Don Quijote des Forums
So, habe endlich weitergeschaut und bin so ziemlich begeistert. Die Serie macht bisher eigentlich nichts falsch. Sie ist enorm ruhig, die Frage, ob er unschuldig ist oder nicht, steht völlig im Hintergrund. Die Serie beschreibt einfach, wie Daniel versucht draussen zurechtzukommen, wie seine Umwelt mit seiner Rückkehr umgeht. Die Figuren sind toll geschrieben und sehr gut gespielt. Ich würde der Serie derzeit locker 9/10 Punkte geben. Wunderschön, faszinierend, nachdenklich, grossartig gespielt.
 

Presko

Don Quijote des Forums
hm, das war sie also, die zweite Staffel. Numero drei ist für 2015 angekündigt, ich hoffe, man wird die Geschichte dann zu Ende führen. Gleich zu Anfang, war ich von Staffel 1 komplett begeistert, hat sich in Season 2 etwas Ernüchterung eingestellt. Die Serie ist immer noch sehr gut und weit über Durchschnitt, doch diese ganz besondere Atmosphäre aus Season 1 konnte nicht mehr in dieser Intensität durchgängig aufrecht erhalten werden.

Was machte Season 1 in meinen Augen so aussergewöhnlich? Diese Ruhe, diese unglaublich ruhige, schwelgerische, melancholische, tieftraurige und doch hoffnungsvolle Stimmung, welche durchgängig mitschwang. Die erste Staffel hat nur sechs Folgen und fokussierte sich ganz stark auf Daniel Holdens Rückkehr aus dem Todestrakt in die Zivilgesellschaft, in seine Familie und in den Ort, an dem ihn alle als den verurteilten Mörder eines sechzehnjährigen Mädchens kennen. Die Serie nahm seinen Blick auf, mit dem er diese wunderliche, komplizierte Welt neu erkundete, sich versuchte wieder an sie zu gewöhnen und stellte sein Leben in der Gegenwart, seinem Alltag im Todestrakt gegenüber, der von Routine, Eingeschlossenheit und Klarheit geprägt war. Die Nebenfiguren standen klar im Hintergrund. Der Mord selbst und die Frage der Schuld wurde kaum behandelt und auf grosses Drama oder klassischen Spannungsaufbau wurde verzichtet. Mit wem haben wir es in der Serie zu tun:
Die Mutter, welche Jahre lang davon geträumt hatte, ihre Familie irgendwann wieder zusammenzuführen. Die Schwester, die ihr ganzes Leben aufgegeben hat, um für Daniels Freilassung zu kämpfen. Sein sympathischer Stiefvater; sein jüngerer Stiefbruder, welcher Daniel mit grosser Faszination begegnet. Daniels älterer „prolliger“ Stiefbruder Ted, der ihn von Anfang an nicht leiden kann und mit welchem er einen folgenschweren Zusammenstoss hat. Teds christliche, herzensgute, vielleicht leicht naive junge Frau, Tawney, die als einzige sofort einen Draht zu Daniel hat. Dann der engagierte Verteidiger von Daniel, der in der Zwischenzeit auch als Boyfriend seiner Schwester ein Teil der Familie geworden ist. Zuguterletzt noch die staatlichen Behörden. Der Sheriff, welcher misstrauisch die Rückkehr des verurteilten Mörders beäugt und der Senator, welcher einst die Verurteilung Daniels begleitet hat und nun darum kämpft, ihn wieder ins Gefängnis zu bringen. Schliesslich ist da noch die Familie des getöteten Mädchens und zwei Zeugen, die damals gegen Daniel ausgesagt haben.

Diese Nebenfiguren werden in der zweiten Staffel alle etwas wichtiger und treten stärker in den Vordergrund. Damit gibt es mehr Erzählstränge, mehr Verwicklungen und Konflikte, die es auszutragen gilt. Kein Wunder also, umspannt die Staffel nun 10 anstatt wie zuvor nur sechs Episoden. Damit entwickelt sich die Serie zudem stärker in Richtung einer klassischen Ensemble-Drama-Serie. Altbekannte Konflikte werden ausgetragen und auch die Frage nach der Schuld Daniels und danach, was damals beim Mord Hannahs wirklich passiert ist, tritt stärker in den Vordergrund.

die ersten zwei Episoden über ist Daniel im Koma. Dort gibt es ein paar sehr schöne Szenen zwischen ihm und seinem Mitinsassen, der ihn durch seine „Komaträume“ begleitet.
Während Daniel weiterhin mit dem Leben in Freiheit hadert und sich verstärkt mit der den Ereignissen rund um den Mord an dem Mädchen beschäftigt, beginnt seine Schwester erste Schritte hin zu einem Leben zu unternehmen, das sich nicht ausschliesslich um Daniels Freilassung dreht. Interessanterweise muss sie sich selbst auf ähnliche Weise erst wieder im Leben zurechtfinden wie ihr Bruder. Ihr Boyfriend der Anwalt hadert derweil mit seiner Arbeit und seiner doppelten Funktion einerseits als Anwalt andererseits als Geliebter von Daniels Schwester. Verstärkt steht die Beziehung zwischen Daniel und seiner Mutter im Vordergrund. Die Mutter versucht Daniel zu beschützen, muss aber feststellen, dass Daniel immer häufiger eigene Wege geh und damit zurechtkommen. Relativ stark in den Vordergrund rückt Ted Jr. also Daniels älterer Stiefbruder. Sein Zusammenstoss mit Daniel in der ersten Staffel schwebt als schwelender Konflikt dauernd über Staffel 2. Man wartetet und wartet darauf, dass der Konflikt eskaliert. Ted Jr. trägt seine Wut auf Daniel in seine Ehe mit Tawney und in seine Arbeit hinein und wird immer verbitterter. Leider bleibt Ted Jr. trotz des sehr guten Darstellers die ganze Zeit nicht mehr als ein ehrgeiziger und recht unsympathischer Prolet, weswegen man bis zum Finale wenig mit ihm mitfiebert. Zudem kam mir sein Konflikt mit Daniel schon in der ersten Staffel zu konstruiert und effekthascherisch vor, so dass mir die verstärkte Konzentration auf seine Figur nicht besonders entgegenkam.
Dann gibt es da noch den Senator und eine weitere Nebenfigur, deren Versuche Daniel wieder ins Gefängnis zu bringen, mir ebenfalls etwas stark in Richtung Soap-Opera-Intrigen gingen. Überhaupt ist der Senator geradezu comichaft unsympathisch gezeichnet.

Das hört sich alles negativer an, als es ist. Man muss vielleicht anmerken, dass die zweite Staffel immer noch grossartige Reviews erhielt und das Positive auch in meinen Augen immer noch klar überwiegt. Der Serie gelingt es immer noch, ganz wunderschöne, poetische und bewegende Szenen zu schaffen, hält diese poetische Atmosphäre einfach nicht mehr im selben Mass durchgehend aufrecht, wie es in Staffel eins der Fall war. Die Inszenierung wie die Schauspieler sind allerdings über alle Zweifel erhaben und rechtfertigen eine Sichtung auf jeden Fall. Dies zeigt sich ebenfalls in einem ganz starken Finale, das zwar ebenfalls zuviele Konflikte auffährt und zu sehr auf Spannung und Twists setzt, trotzdem insgesamt enorm stark inszeniert ist. Es sei aber gesagt, dass danach vieles offen bleibt und darauf hindeutet, dass

wir in Staffel drei vor Gericht ziehen.
Ich hoffe allerdings, dass die Serie nicht noch über mehrere Staffeln gestreckt wird, ich denke, das wäre ein Fehler. Für mich ist die Serie immer dann am stärksten, wenn sie auf ruhige, nachdenkliche, wenig effekthascherische Momente setzt und nicht versucht grosses spannendes Crime- und Beziehungsdrama zu sein, was in Staffel zwei definitiv verstärkt in den Vordergrund trat.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Die dritte Staffel gesehen. War grossartig. Besser als die zweite Staffel. Viel dichter und einfach grossartig inszeniert und gespielt. Für mich die beste Serie neben the Wire.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Sehr gut. Die Serie eignet sich nicht dazu, ewig weitergeführt zu werden, finde ich. Würde nicht zur Geschichte passen.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Die letzte Staffel ist vorbei. Die Serie ist natürlich nicht ohne Schwächen, aber die kleinen Schwächen fallen auch nur darum ins Gewicht, weil der Rest so verdammt gut ist. Jetzt ist die Zeit, um die Serie endlich nachzuholen um ready für die letzte Staffel zu sein. Los, los, los, los!!!!
 

Presko

Don Quijote des Forums
... demnächst starte ich noch einmal mit einem neuen Durchgang. Die Serie hat mich so verdammt beeindruckt , dass ich mir das alles noch mal geben muss :wink:
 
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