Skandalfilme

H

Hans

Guest
Hallo zusammen,

Ich denke jeder hat dieses Reizwort schonmal gehört. Dies und das sei ein Skandalfilm, ganz egal ob der Film nun wirklich skandalös war, oder einfach nur gepusht wurde um mehr Leute ins Kino bzw. vor den Fernseher zu locken. Ich frage mich einfach, warum dieser Mechanismus immer noch funktioniert. Sollte sich dieses Mittel nicht so langsam abgenutzt haben? Wie würdet ihr das sehen?
 
A

AlecEmpire

Guest
Was denn für Skandalfilme, oder meintest Du Sandalenfilme?

Wahrscheinlich meinst Du: Helden - Wenn dein Land dich braucht

So unfassbar schlecht - SKANDAL!! :ugly: :biggrin:
 

squizo

Zillion Dollar Sadist
Ein Skandalfilm wird wohl ein Film sein, der irgendwelche Tabus bricht bzw. gebrochen hat und das Medienecho groß ist.
Wenn ich das Wort Skandalfilm höre, denke ich - im positiven Sinne - an: Clockwork Orange, Irreversible, Enter the Void, Freitag der 13., Apocalypse now etc.
Skandalfilme die durch Mist Medienecho erzeugt haben: Hostel, a serb*** Movie etc.
Je länger ich darüber nachdenke, umso schwerer ist es zu sagen was ein Skandalfilm ist :ugly:
 
A

AlecEmpire

Guest
Könnte auch so was wie Melancholia sein, der Film ist relativ "harmlos", aber die Nazi Skandal-Aussagen von Trier beim Cannes Festival haben den Film dann ja doch ganz schön gepuscht.
 

squizo

Zillion Dollar Sadist
Gut möglich. Ich denke eher das Nymphoria als nächster "Skandalfilm" betitelt wird. Da ist Sex! :biggrin:
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ich würde sagen, es gibt unterschiedliche Arten von "Skandalfilmen". Solche wie Menschenfeind, Irreversibel und Antichrist oder solche wie jetzt Feuchtgebiete. Und damals war auch Basic Instinct ziemlich skandalös. Manche sind umstritten, weil sie kontroverse Themen behandeln und eine gewagte Meinung vermitteln, die anderen weil sie viel nackte Haut zeigen oder auf den Ekel-Faktor setzen. Es kommt wohl darauf an, welche Arten von Tabus gebrochen werden (ob sie das soziale Verhalten betreffen oder die Intimsphäre).

EDIT: Ach ja, und es gibt natürlich auch Skandalfilme, die nur durch die Boulevard-Presse hochgepuscht werden. Oder weil der Regisseur irgendwas Provokantes sagt.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ja, weil es zu blutig für die Christengemeinde und zu antisemitisch für die Juden war. Ich fand den Film nur öde.
 
A

AlecEmpire

Guest
Öde wie man's nimmt, ich habe untertrieben gesagt schon einige Horror-Filme in meinem Leben gesehen, bei Passion Christi musste ich mitten im Film abschalten, ich habe es nicht ertragen.
 

Joel.Barish

dank AF
Eigentlich ein ganz interessantes Thema. Die entscheidenden Fragen sind wahrscheinlich, wer den Skandal verursacht (Der Filminhalt oder öffentliche Reaktionen), wie sieht der Kontext der skandalösen Szenen aus und was bietet der Film abseits vom Skandal. Alles was mit Sex, Gewalt, Religion, Politik und sonstigen moralisch/ethischen BRennpunkten zu tun hat, hat Potential, für einen Skandal zu sorgen. Es muss nur auf die richtigen Leute treffen, die darauf dann reagieren und das zum Ausdruck bringen. Und natürlich wollen viele Filme genau das.

Lars von Trier hat schon mehr als einen Skandalfilm gedreht und ihm wird bewusst gewesen sein, dass eine Genitalverstümmelung in Nahaufnahme nicht mit einem Schulterzucken durchgewunken wird. Und für einen Regisseur, dessen Frauenbild schon mehrfach genau unter die Lupe genommen wurde, ist "Antichrist" natürlich auch nicht gerade ein Film, um die Gemüter zu beruhigen. Und ja, vielleicht würde "Antichrist" ohne Genitalverstümmelung immer noch funktionieren, aber wichtiger ist die Tatsache, dass die Szene, so extrem sie ist, im Kontext der Filmhandlung Sinn macht und einen Zweck erfüllt. Einen Skandal auszulösen war vielleicht ein Nebeneffekt, den der gute Lars nur all zu gerne mit hinzunimmt, aber die Szene hat im Film eine Funktion und ist damit für mich legitim. Dass dann die halbe Welt "Skandal" schreit ist dann auch für mich nur ein Nebeneffekt, den man bei der Sichtung ausschaltet.

Ähnlich ist es bei "Irreversibel". Da stellt sich nur die Frage: Was hat den Skandal ausgelöst. Die extreme Feuerlöscher-Gewalt oder die Vergewaltigung. Die Antwort ist klar und sagt eine Menge über das aus, was im öffentlichen Diskurs schneller Feuer fängt. Und Gaspard Noe ist ein Filmemacher, der nun mal extreme Filme macht. Aber ich möchte nach bisher drei Spielfilmen behaupten, dass er einfach extreme Geschichten erzählt und nicht simpel provoziert, um aufzufallen. Für jemanden, der einfach nur mit Shocks auffallen will, macht er auch einfach zu wenige Filme. "Menschenfeind" ist schwammig, aber "Irreversibel" ist in seiner Darstellung extrem, aber eben auch extrem konsequent.

"Der Exorzist" war damals ein Skandal und wurde nicht zuletzt durch die Kontroverse und durch Berichte von Ohnmachtsanfällen während der Vorstellung zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Aber wurde der Film mit der Intention gemacht, einfach nur zu schocken, um von sich reden zu machen und ordentlich abzusahnen? Ganz sicher nicht. Gerade mit dem Thema Religion kann sowas auch schnell nach hinten losgehen.

Auch ältere Skandalfilme halten sich bei genauerer Betrachtung recht gut. Ken Russels bis heute nicht vollständig erhältlicher "The Devils", die halbe Filmographie von Peter Greenaway oder Passolinis "Salo" - dies sind Filme gemacht von Künstlern, von eigensinnigen Autoren mit extremen Sichtweisen, aber eben auch mit einem Konzept und einem inhaltlichen und sogar moralischen Anliegen. Ich bin mal so dreist und stelle die Vermutung auf, dass ein Großteil der Skandalfilme eben so stark mit der Öffentlichkeit reagieren - und das über Jahre hinweg - weil sie so gut sind, weil sie so effektiv gemacht sind. Andere Filme, wie ein gewisser Film aus Serbien (*hust) machen kurz durch ihren extremen Inhalt von sich reden und dann stellt man fest, dass inhaltlich und intellektuell nichts dahinter steckt. Das trifft auch auf 2/3 der Filme der so genannten "Torture Porn" Welle zu.
Und um Tyler mal extrem zu schocken sage ich: "Martyrs" ist ein guter Film. Kein sehr guter Film, aber ein guter und faszinierender. :whistling:

(Hintergrundgeschichten, wie Von Triers "Nazi" Spruch oder jüngst das Drama um die Drehbedingungen bei "Blau ist eine warme Farbe", sind eher Klatsch- und Gossip-Skandale. Wenn überhaupt. Bei Skandalfilmen sollte es schon um den Film an sich gehen, finde ich.)
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Andere Filme, wie ein gewisser Film aus Serbien (*hust) machen kurz durch ihren extremen Inhalt von sich reden und dann stellt man fest,
dass inhaltlich und intellektuell nichts dahinter steckt.
So sieht es aus.
Joel.Barish schrieb:
Und um Tyler mal extrem zu schocken sage ich: "Martyrs" ist ein guter Film. Kein sehr guter Film, aber ein guter und faszinierender. :whistling:
Ich bin entsetzt. Als Nächstes sagst du noch, dass du Inside und Frontiers gut fandest :bibber: Oder was war eigentlich mit Human Centipede? Da schreckt ich ehrlich gesagt schon die Grundidee zu sehr ab, dabei würde ich mich als "abgehärtet" bezeichnen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Human Centipede ist so ein Fall, wo die Idee an sich als so skandalös empfunden wurde, dass sie weltweit für Furore sorgte. Es gab ja sogar eine South Park Folge darüber. Aber sehen wollte die Film dann letztlich doch keiner.

Six hat aber leider auch nicht viel aus der gruseligen Vorstellung gemacht. Normalerweise neigen Antagonisten in Filmen ja dazu, ihre Opfer zu reduzieren, nicht, sie zu erweitern. Das war wohl das Novum bei seiner Sache. Das, und die ausgesuchten Stellen des Zusammennähens. Rücken an Rücken hätte sicher kaum Wellen gemacht, s. American Mary, den niemand kennt.
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Jay schrieb:
Human Centipede ist so ein Fall, wo die Idee an sich als so skandalös empfunden wurde, dass sie weltweit für Furore sorgte. Es gab ja sogar eine South Park Folge darüber. Aber sehen wollte die Film dann letztlich doch keiner.

Wo du gerade South Park erwähnst, die haben auch eine merhteilige, Episode in Spielfilmlänge welche komplett verboten ist.
 

Bambi

hat verrückte Rehkitzideen
Grade gestern wieder eine Doku gesehen wo es um Skandale ging. Der Skandalfilm aus den 50er

Die Sünderin...

der einzige Film der mir bei diesem Thema adhoc einfällt ist und bleibt

Dogma (von und mit Kevin Smith)
 

Schneebauer

Targaryen
Hat jemand von euch die Guinea Pig Reihe gesehen? A Serbian Film war zwar hart, aber wie Joel schon sagte, einfach hohl. Irreversible und Menschenfeind von Gaspar Noé waren gut. Enter the void sehr gut. Im Wikipedia Eintrag zu Noé wird er übrigends auch als "Skandalfilmregisseur" betitelt. :facepalm:
siehe hier
 

The Walking Dad

New Member
Tyler Durden schrieb:
Andere Filme, wie ein gewisser Film aus Serbien (*hust) machen kurz durch ihren extremen Inhalt von sich reden und dann stellt man fest,
dass inhaltlich und intellektuell nichts dahinter steckt.
So sieht es aus.
Joel.Barish schrieb:
Und um Tyler mal extrem zu schocken sage ich: "Martyrs" ist ein guter Film. Kein sehr guter Film, aber ein guter und faszinierender. :whistling:
Ich bin entsetzt. Als Nächstes sagst du noch, dass du Inside und Frontiers gut fandest :bibber: Oder was war eigentlich mit Human Centipede? Da schreckt ich ehrlich gesagt schon die Grundidee zu sehr ab, dabei würde ich mich als "abgehärtet" bezeichnen.
Also, mir hat Martyrs auch gefallen. Sicherlich nicht einfach zu ertragen, aber sehr gut in Szene gesetzt.
Und nicht so vorhersehbar wie die meisten Hollywood 0815 "Schocker".
Ich sage ja zum französischen Terrorkino. :smile:
Nur gabs da leider in letzter Zeit nix brauchbares...
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
The Walking Dad schrieb:
Also, mir hat Martyrs auch gefallen. Sicherlich nicht einfach zu ertragen, aber sehr gut in Szene gesetzt.
Und nicht so vorhersehbar wie die meisten Hollywood 0815 "Schocker".
Es ist ja nicht die Brutalität, die mich an Martyrs gestört hat. Vielleicht war er deshalb so unvorhersehbar, weil die gesamte Handlung so ein zusammengesponnener Humbug ist. Auf die Details will ich jetzt nicht eingehen (der Film ist meines Wissens nach indiziert), aber ich fand ihn doof.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Woodstock schrieb:
Wo du gerade South Park erwähnst, die haben auch eine merhteilige, Episode in Spielfilmlänge welche komplett verboten ist.

South Park ist Spott, sehr oft respektlos und offensiv, aber es ist noch immer eine hanebüchene Animationsserie.

Dass da wirklich jemand auf die Zäune klettert und mit Gewaltandrohung fordert, dass darin was nicht gezeigt werden darf, ist für die heutigen Zeiten eigentlich unglaublich.

Sollte man unterscheiden, zwischen Satire/Provokation in völlig überzeichneten Geschichten und Filmen, die sich anmaßen, möglichst realitätsnah zu sein?

Der Noah Trailer wirbt ja, zumindest in der Leak Fassung, mit dem Spruch "das größte Event der Geschichte", als wäre das mit der Arche wirklich passiert. Das dürfte doch auch für Diskussionen sorgen oder?
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Jay schrieb:
Der Noah Trailer wirbt ja, zumindest in der Leak Fassung, mit dem Spruch "das größte Event der Geschichte", als wäre das mit der Arche wirklich passiert. Das dürfte doch auch für Diskussionen sorgen oder?

Müsste unbedingt für Diskussionen sorgen, definitiv :top:
 
Oben