Clive77
Serial Watcher
In der Folge "Into the Forest I Go" der US-Serie Star Trek: Discovery widersetzt sich Captain Lorca den Befehlen der Sternenflotte, um die Einwohner von Pahvo zu schützen und den Kampf mit Kols gigantischem Todesschiff aufzunehmen.
Captain Lorca
Der Cliffhanger von letzter Woche scheint zunächst in den ersten Minuten von "Into the Forest I Go" zu verpuffen, denn Admiral Terral (Conrad Coates) gibt direkten Befehl an die Discovery, sich zurückzuziehen. Doch da hat der liebe Admiral seine Rechnung ohne Lorca (Jason Isaacs) und dessen Zielstrebigkeit gemacht. Pahvo und damit die Möglichkeit, einen Weg zur Ortung getarnter Klingonenschiffe einfach aufgeben? Bestimmt nicht.
Und unser Captain hat hier auch einen sehr legitimen Punkt, der ebenfalls von Saru (Doug Jones) angesprochen wird, als sich die Discovery scheinbar mit Warp 5 in Richtung Sternbasis 46 aufmacht. Denn die friedliche Spezies des Planeten der Zerstörung durch Kol (Kenneth Mitchell) preiszugeben, ist ganz sicher nicht im Sinne der Sternenflotte. Viel Zeit bleibt der Discovery aber nicht, was zu einigen sehr riskanten wie spannenden Aktionen führt.
Bleiben wir aber vorerst bei Lorca. Sein Verhalten liegt irgendwo zwischen verantwortungslos und heldenhaft, was sich durchaus zwiespältig betrachten lässt. Jede seiner Aktionen scheint gut begründet und nachvollziehbar zu sein, wobei sich in einigen Punkten sogar als zögerliches Vorgehen bemerkbar macht. So möchte er zunächst nicht, dass Burnham (Sonequa Martin-Green) Tyler (Shazad Latif) bei der riskanten Mission begleitet und lässt Stamets (Anthony Rapp) auf der Krankenstation gründlich von Dr. Culber (Wilson Cruz) durchchecken, bevor der Sporenantrieb wieder zum Einsatz kommt. Gerade letzterer Punkt zeigt auf, dass da durchaus Besorgnis bei Lorca zu finden ist. Da das geplante Manöver aber sage und schreibe 133 Sprünge mit dem Sporenantrieb erfordert, muss unser Captain noch ein gutes Stück Überzeugungsarbeit leisten, ehe Stamets sich bereit erklärt.
Hier appelliert Lorca an den Forschungsdrang von Stamets und offenbart eine Karte, die auf der Basis der bereits vollzogenen Sprünge angefertigt wurde. Als Zuschauer wird man bei der Erwähnung von „Taschen“ und Parallelwelten direkt hellhörig, zeugten doch bereits Pauls Spiegelbild und sein „Versprecher“ letzte Woche davon, dass mit dem Antrieb weit mehr möglich ist, als „nur“ instantane Reisen von Ort zu Ort. Der Cliffhanger des Midseasonfinales tut sein Übriges dazu, um den Verdacht zu bestätigen. Ob Lorca nun aber tatsächlich den Forscherdrang von Stamets teilt oder ihn bloß geschickt manipuliert, um ihn zum Einsatz zu bewegen, wird doch relativ vage gehalten. Beides ist möglich und in welche Richtung man tendiert, ist dem Zuschauer überlassen - ähnlich eben, wie man Lorcas Verhalten als heldenhaft oder verantwortungslos beurteilen kann. Es gibt keine klare Linie bei dieser Figur, was nach wie vor faszinierend ist.
Gegen Ende der Episode und nach erfolgreichem Einsatz der Discovery, ergibt sich ein ebenso fragwürdiges Bild für unseren Captain. Der Admiral zeigt sich gnädig, denn statt auf Befehlsverweigerung zu beharren, winkt Lorca jetzt ein Orden, den er recht selbstlos an Stamets verliehen sehen möchte. Gleichzeitig ist da aber noch Admiral Cornwell (Jayne Brook), die erfolgreich gerettet wurde und einer vollständigen Genesung entgegensieht. Ob sie weiterhin auf Lorcas Dienstaustritt beharren wird? Hier sind noch einige Bälle im Spiel, die die Zukunft unseres Captains ungewiss gestalten. Und ja, das ist ein Pluspunkt. Denn damit bleibt der weitere Verlauf der Figur (sowie der Handlung selbst) ein unentdecktes Land.
Paul Stamets
Paul ist diese Woche eine der Schlüsselfiguren, von denen der Erfolg der Mission abhängt. Lorca trifft da genau den richtigen Nerv, um ihn zum Einsatz zu bewegen. Wie vorhergesehen, verplappert sich Tilly (Mary Wiseman) bezüglich der Nebenwirkungen, was natürlich sogleich die Skepsis von Culber erregt, der um seinen Lebensgefährten sehr besorgt ist.
Die Beziehung zwischen Hugh und Paul wird aber nie in Frage gestellt. So ungleich die beiden des Öfteren auch wirken mögen, fühlt sich alles hervorragend natürlich an. Hugh lässt Paul walten, wenngleich er versucht ist, die Mission abzubrechen, als sich lebensbedrohliche Anzeichen zeigen. Paul auf der anderen Seite stellt später klar, dass er keine weiteren Reisen per Sporenantrieb durchführen wird und somit anderen seinen Forschungsdrang überlassen will. Eine solche Entscheidung würde nicht zu Stamets passen, wenn da nicht Dr. Culber wäre. So ganz konsequent wird dieser Gedanke aber nicht zu Ende geführt, denn es gibt da noch den letzten Sprung.
Und dieser letzte Sprung, der natürlich im Cliffhanger endet, passt leider nicht so gut ins Bild. Lorca hätte keine Probleme damit gehabt, per Warp-Antrieb zur Sternbasis zu reisen. Hier war keine Eile geboten, warum also will Paul „noch einmal“ ran? Das ergibt nur deshalb Sinn, weil es im Drehbuch steht und das ist einfach schade. Schade insofern, dass es nicht stimmig ist. Über das (vorhersehbare) Resultat können wir uns trotzdem freuen, eröffnen sich da doch wieder einige neue Möglichkeiten für den weiteren Verlauf der Serie. Aber ganz ehrlich? Ein triftiger Grund für den „letzten Einsatz“ von Paul hätte die Episode etwas (oder noch) besser dastehen lassen.
Ash Tyler
Eine riskante Mission steht diese Woche für Ash und Michael an. Nach anfänglichen Diskussionen mit Lorca darf Michael ihr love interest begleiten und wie sich herausstellt, war das eine gute Entscheidung. Denn der neue Sicherheitschef friert plötzlich ein, als er L'Rell (Mary Chieffo) erblickt.
Endlich. Endlich einmal wird uns gezeigt, dass Ash sein Trauma mit sich geschleppt hat. L'Rell als Auslöser zu nehmen, erscheint stimmig. Wobei uns aber auch mitgeteilt wird, dass er schon länger unter Alpträumen leidet und seine monatelange Gefangenschaft unterdrückt hat. Das mag zwar trotzdem etwas unglaubwürdig erscheinen - also, dass sein Trauma erst jetzt zum Vorschein kommt - aber immerhin wird es angesprochen und sorgt dafür, dass Ash für die Mission recht schnell nutzlos wird. Da können auch die Worte von Michael und Cornwell nicht viel dran ändern, was plausibel erscheint.
Wir werden hier mit einer Unmenge an Rückblicken konfrontiert, die oftmals zeigen, wie L'Rell den armen Ash foltert (oder andere, pikantere Dinge mit ihm vollzieht). Ich bin mir da nicht ganz sicher, ob es nicht auch Voq (Javid Iqbal) in diesen Rückblicken zu sehen gab. Aber es gibt begründeten Anlass zu Spekulationen, was die beiden betrifft.
So wäre es gut möglich, dass ein „echter“ Ash Tyler nicht wirklich weiß, wer er ist oder wer da in ihm schlummert. Ist da irgendwo doch Voq unterwegs und wurde mit Tyler verschmolzen? Falls ja, befindet sich Voq irgendwo versteckt in der Figur Tyler, was durchaus Sinn ergeben würde. Ein Schläfer eben, der nur darauf wartet, aktiv zu werden. Andererseits kann das alles auch nur Unsinn sein, aber eine gewisse Spannung kann man dieser Figur einfach nicht absprechen.
Michael Burnham
Für Michael ergibt sich diese Woche eine Art Ringschluss. Sie kommt wieder dort an, wo sie der Tod von Captain Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) zurückließ. Es mag zwar relativ blöd erscheinen, dass die beiden Geräte, die sie platzieren muss, so grell vor sich hin scheinen und damit eigentlich direkt ins Augenmerk der Klingonen fallen müssten, aber ihre Auseinandersetzung mit Kol und das Erhaschen von Georgious Abzeichen schließen hier einen Kreis, der sich von Beginn an angebahnt hat.
Ja, es ist Michael vorbehalten, Kol so lange in Schach zu halten, bis die Discovery die nötigen Daten zur Ortung des klingonischen Überschiffs erhält und drauf losfeuern kann. Der Kampf war mit Sicherheit etwas ungelenk und wenig überzeugend. Aber vielleicht mag es Kol auch einfach, mit seinen Gegnern zu spielen. Die Oberhand konnte Michael jedenfalls kaum merklich gewinnen und ihr Abgang war mehr oder weniger plausibel. Hey, endlich kommen mal die Transporter zum Einsatz.
Was aber viel merklicher bewegt, sind die Gefühle, die Michael für Ash hat. Von ihrer Seite ist das alles sehr menschlich und überzeugend, während uns da bei Ash - wie gesagt - noch einige Fragen quälen. Bei ihr hingegen gibt es kaum Fragen. Sehr konsequent überzeugt sie Lorca davon, dass sie Teil der Mission sein muss, ganz nebenbei spricht sie Ash die passenden Worte zu (obwohl hier Cornwell die eigentliche Arbeit leisten muss) und kann sich am Ende drüber freuen, dass Kol aus dem Spiel ist. Kleiner Bonus: Cornwell wird nebenbei gerettet, was Michael sicher auch Pluspunkte einbringen wird. Also, Rehabilitation und so.
Zuletzt sei noch angemerkt, dass es nach wie vor sehr interessant ist, eine eigentlich verstoßene Figur stets im Zentrum der Handlung zu haben. Das ist ähnlich untypisch wie der Captain der Discovery, der verstärkt durch Fragwürdigkeit glänzt. „Star Trek“ polarisiert hier einmal mehr und bewegt sich damit im Grunde genommen in bekannten Gefilden, gibt sich aber dennoch erfrischend anders und neu. Das mag man hassen oder lieben. Aber eines ist mit diesem Midseasonfinale sicher: "To boldly go, where no one/man has gone before" ist noch immer das Motto. Und dafür kann, nein muss man diese Serie einfach lieben.
Fazit: Action, Figuren, Handlung, wilde Spekulationen und vieles mehr - das ist es, was das Midseasonfinale hier bietet. Kleinere Mängel mag es geben, aber die fallen nicht großartig ins Gewicht. Der Unterhaltungsfaktor ist und bleibt hoch, während für den Kanon bei diesem Cliffhanger noch gewaltige Möglichkeiten offenbleiben (ist es vielleicht die Discovery, die sich seit Beginn der Serie in einem Paralleluniversum befand?) - die Wartezeit bis Januar wird jedenfalls lang.
9/10
Captain Lorca
Der Cliffhanger von letzter Woche scheint zunächst in den ersten Minuten von "Into the Forest I Go" zu verpuffen, denn Admiral Terral (Conrad Coates) gibt direkten Befehl an die Discovery, sich zurückzuziehen. Doch da hat der liebe Admiral seine Rechnung ohne Lorca (Jason Isaacs) und dessen Zielstrebigkeit gemacht. Pahvo und damit die Möglichkeit, einen Weg zur Ortung getarnter Klingonenschiffe einfach aufgeben? Bestimmt nicht.
Und unser Captain hat hier auch einen sehr legitimen Punkt, der ebenfalls von Saru (Doug Jones) angesprochen wird, als sich die Discovery scheinbar mit Warp 5 in Richtung Sternbasis 46 aufmacht. Denn die friedliche Spezies des Planeten der Zerstörung durch Kol (Kenneth Mitchell) preiszugeben, ist ganz sicher nicht im Sinne der Sternenflotte. Viel Zeit bleibt der Discovery aber nicht, was zu einigen sehr riskanten wie spannenden Aktionen führt.
Bleiben wir aber vorerst bei Lorca. Sein Verhalten liegt irgendwo zwischen verantwortungslos und heldenhaft, was sich durchaus zwiespältig betrachten lässt. Jede seiner Aktionen scheint gut begründet und nachvollziehbar zu sein, wobei sich in einigen Punkten sogar als zögerliches Vorgehen bemerkbar macht. So möchte er zunächst nicht, dass Burnham (Sonequa Martin-Green) Tyler (Shazad Latif) bei der riskanten Mission begleitet und lässt Stamets (Anthony Rapp) auf der Krankenstation gründlich von Dr. Culber (Wilson Cruz) durchchecken, bevor der Sporenantrieb wieder zum Einsatz kommt. Gerade letzterer Punkt zeigt auf, dass da durchaus Besorgnis bei Lorca zu finden ist. Da das geplante Manöver aber sage und schreibe 133 Sprünge mit dem Sporenantrieb erfordert, muss unser Captain noch ein gutes Stück Überzeugungsarbeit leisten, ehe Stamets sich bereit erklärt.
Hier appelliert Lorca an den Forschungsdrang von Stamets und offenbart eine Karte, die auf der Basis der bereits vollzogenen Sprünge angefertigt wurde. Als Zuschauer wird man bei der Erwähnung von „Taschen“ und Parallelwelten direkt hellhörig, zeugten doch bereits Pauls Spiegelbild und sein „Versprecher“ letzte Woche davon, dass mit dem Antrieb weit mehr möglich ist, als „nur“ instantane Reisen von Ort zu Ort. Der Cliffhanger des Midseasonfinales tut sein Übriges dazu, um den Verdacht zu bestätigen. Ob Lorca nun aber tatsächlich den Forscherdrang von Stamets teilt oder ihn bloß geschickt manipuliert, um ihn zum Einsatz zu bewegen, wird doch relativ vage gehalten. Beides ist möglich und in welche Richtung man tendiert, ist dem Zuschauer überlassen - ähnlich eben, wie man Lorcas Verhalten als heldenhaft oder verantwortungslos beurteilen kann. Es gibt keine klare Linie bei dieser Figur, was nach wie vor faszinierend ist.
Gegen Ende der Episode und nach erfolgreichem Einsatz der Discovery, ergibt sich ein ebenso fragwürdiges Bild für unseren Captain. Der Admiral zeigt sich gnädig, denn statt auf Befehlsverweigerung zu beharren, winkt Lorca jetzt ein Orden, den er recht selbstlos an Stamets verliehen sehen möchte. Gleichzeitig ist da aber noch Admiral Cornwell (Jayne Brook), die erfolgreich gerettet wurde und einer vollständigen Genesung entgegensieht. Ob sie weiterhin auf Lorcas Dienstaustritt beharren wird? Hier sind noch einige Bälle im Spiel, die die Zukunft unseres Captains ungewiss gestalten. Und ja, das ist ein Pluspunkt. Denn damit bleibt der weitere Verlauf der Figur (sowie der Handlung selbst) ein unentdecktes Land.
Paul Stamets
Paul ist diese Woche eine der Schlüsselfiguren, von denen der Erfolg der Mission abhängt. Lorca trifft da genau den richtigen Nerv, um ihn zum Einsatz zu bewegen. Wie vorhergesehen, verplappert sich Tilly (Mary Wiseman) bezüglich der Nebenwirkungen, was natürlich sogleich die Skepsis von Culber erregt, der um seinen Lebensgefährten sehr besorgt ist.
Die Beziehung zwischen Hugh und Paul wird aber nie in Frage gestellt. So ungleich die beiden des Öfteren auch wirken mögen, fühlt sich alles hervorragend natürlich an. Hugh lässt Paul walten, wenngleich er versucht ist, die Mission abzubrechen, als sich lebensbedrohliche Anzeichen zeigen. Paul auf der anderen Seite stellt später klar, dass er keine weiteren Reisen per Sporenantrieb durchführen wird und somit anderen seinen Forschungsdrang überlassen will. Eine solche Entscheidung würde nicht zu Stamets passen, wenn da nicht Dr. Culber wäre. So ganz konsequent wird dieser Gedanke aber nicht zu Ende geführt, denn es gibt da noch den letzten Sprung.
Und dieser letzte Sprung, der natürlich im Cliffhanger endet, passt leider nicht so gut ins Bild. Lorca hätte keine Probleme damit gehabt, per Warp-Antrieb zur Sternbasis zu reisen. Hier war keine Eile geboten, warum also will Paul „noch einmal“ ran? Das ergibt nur deshalb Sinn, weil es im Drehbuch steht und das ist einfach schade. Schade insofern, dass es nicht stimmig ist. Über das (vorhersehbare) Resultat können wir uns trotzdem freuen, eröffnen sich da doch wieder einige neue Möglichkeiten für den weiteren Verlauf der Serie. Aber ganz ehrlich? Ein triftiger Grund für den „letzten Einsatz“ von Paul hätte die Episode etwas (oder noch) besser dastehen lassen.
Ash Tyler
Eine riskante Mission steht diese Woche für Ash und Michael an. Nach anfänglichen Diskussionen mit Lorca darf Michael ihr love interest begleiten und wie sich herausstellt, war das eine gute Entscheidung. Denn der neue Sicherheitschef friert plötzlich ein, als er L'Rell (Mary Chieffo) erblickt.
Endlich. Endlich einmal wird uns gezeigt, dass Ash sein Trauma mit sich geschleppt hat. L'Rell als Auslöser zu nehmen, erscheint stimmig. Wobei uns aber auch mitgeteilt wird, dass er schon länger unter Alpträumen leidet und seine monatelange Gefangenschaft unterdrückt hat. Das mag zwar trotzdem etwas unglaubwürdig erscheinen - also, dass sein Trauma erst jetzt zum Vorschein kommt - aber immerhin wird es angesprochen und sorgt dafür, dass Ash für die Mission recht schnell nutzlos wird. Da können auch die Worte von Michael und Cornwell nicht viel dran ändern, was plausibel erscheint.
Wir werden hier mit einer Unmenge an Rückblicken konfrontiert, die oftmals zeigen, wie L'Rell den armen Ash foltert (oder andere, pikantere Dinge mit ihm vollzieht). Ich bin mir da nicht ganz sicher, ob es nicht auch Voq (Javid Iqbal) in diesen Rückblicken zu sehen gab. Aber es gibt begründeten Anlass zu Spekulationen, was die beiden betrifft.
So wäre es gut möglich, dass ein „echter“ Ash Tyler nicht wirklich weiß, wer er ist oder wer da in ihm schlummert. Ist da irgendwo doch Voq unterwegs und wurde mit Tyler verschmolzen? Falls ja, befindet sich Voq irgendwo versteckt in der Figur Tyler, was durchaus Sinn ergeben würde. Ein Schläfer eben, der nur darauf wartet, aktiv zu werden. Andererseits kann das alles auch nur Unsinn sein, aber eine gewisse Spannung kann man dieser Figur einfach nicht absprechen.
Michael Burnham
Für Michael ergibt sich diese Woche eine Art Ringschluss. Sie kommt wieder dort an, wo sie der Tod von Captain Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) zurückließ. Es mag zwar relativ blöd erscheinen, dass die beiden Geräte, die sie platzieren muss, so grell vor sich hin scheinen und damit eigentlich direkt ins Augenmerk der Klingonen fallen müssten, aber ihre Auseinandersetzung mit Kol und das Erhaschen von Georgious Abzeichen schließen hier einen Kreis, der sich von Beginn an angebahnt hat.
Ja, es ist Michael vorbehalten, Kol so lange in Schach zu halten, bis die Discovery die nötigen Daten zur Ortung des klingonischen Überschiffs erhält und drauf losfeuern kann. Der Kampf war mit Sicherheit etwas ungelenk und wenig überzeugend. Aber vielleicht mag es Kol auch einfach, mit seinen Gegnern zu spielen. Die Oberhand konnte Michael jedenfalls kaum merklich gewinnen und ihr Abgang war mehr oder weniger plausibel. Hey, endlich kommen mal die Transporter zum Einsatz.
Was aber viel merklicher bewegt, sind die Gefühle, die Michael für Ash hat. Von ihrer Seite ist das alles sehr menschlich und überzeugend, während uns da bei Ash - wie gesagt - noch einige Fragen quälen. Bei ihr hingegen gibt es kaum Fragen. Sehr konsequent überzeugt sie Lorca davon, dass sie Teil der Mission sein muss, ganz nebenbei spricht sie Ash die passenden Worte zu (obwohl hier Cornwell die eigentliche Arbeit leisten muss) und kann sich am Ende drüber freuen, dass Kol aus dem Spiel ist. Kleiner Bonus: Cornwell wird nebenbei gerettet, was Michael sicher auch Pluspunkte einbringen wird. Also, Rehabilitation und so.
Zuletzt sei noch angemerkt, dass es nach wie vor sehr interessant ist, eine eigentlich verstoßene Figur stets im Zentrum der Handlung zu haben. Das ist ähnlich untypisch wie der Captain der Discovery, der verstärkt durch Fragwürdigkeit glänzt. „Star Trek“ polarisiert hier einmal mehr und bewegt sich damit im Grunde genommen in bekannten Gefilden, gibt sich aber dennoch erfrischend anders und neu. Das mag man hassen oder lieben. Aber eines ist mit diesem Midseasonfinale sicher: "To boldly go, where no one/man has gone before" ist noch immer das Motto. Und dafür kann, nein muss man diese Serie einfach lieben.
Fazit: Action, Figuren, Handlung, wilde Spekulationen und vieles mehr - das ist es, was das Midseasonfinale hier bietet. Kleinere Mängel mag es geben, aber die fallen nicht großartig ins Gewicht. Der Unterhaltungsfaktor ist und bleibt hoch, während für den Kanon bei diesem Cliffhanger noch gewaltige Möglichkeiten offenbleiben (ist es vielleicht die Discovery, die sich seit Beginn der Serie in einem Paralleluniversum befand?) - die Wartezeit bis Januar wird jedenfalls lang.
9/10