Story II - Der Schatten

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Der Schatten

Wasser, nur Wasser soweit das Auge reicht. Es scheint immer mehr zu werden und mein Platz scheint immer enger zu werden. Ich öffne meine Augen und erwache aus meinen leicht ungemütlichen Träumen. Leichte Kopfschmerzen plagen mich und ich denke über meinen Traum nach, der keinen Sinn zu ergeben scheint. Erinnerungen an den letzten Tagen sind leicht verschwommen. Ich sehe mich in meinem Zimmer um und erkenne eine Gestalt die im Bett neben mir liegt.

Da sie weiblich zu sein scheint kann es nur meine beste Freundin sein, Maria, denn da ich ziemlich verschlossen bin ist es die einzige richtige Freundschaft die ich führe. Ich überlege kurz warum ich in meinem Elternhaus bin, meine Freundin hat nämlich eine eigene Wohnung viel näher an unserem College und wenn wir zusammen übernachten tun wir es bei ihr. Ich schau auf die Uhr und sehe dass wir spät dran sind. Ich versuche Maria aufzuwecken, jedoch scheitern meine Versuche vorerst, so dass ich mich selber vorbereite. Als ich runter zur Küche komme sehe ich einen Zettel auf dem Tisch, auf dem steht:

Wir hoffen du und deine Freundin genießen die paar Tage in einem größeren Haus und macht ja keinen Unsinn
-Mom und Dad

Da meine Erinnerungen leicht in Mitleidenschaft gezogen sind kann ich mich nicht erinnern warum meine Eltern mir das Haus überlassen haben und für welchen Zeitraum. Diese Fragen schienen mir eher unwichtig zu sein, so dass ich beschloss, Maria schleunigst aufzuwecken. Als ich die Stiegen unterwegs bin höre ich einen Schrei: žSandra, bist du in Ordnung?. Die Stimme ist die von Maria, jedoch klingt sie tatsächlich besorgt. Mit ein wenig Witz antworte ich: žNa klar, was soll sein? Wir sind nur spät dran, beeil dich. Maria fragt noch einmal nach ob ich wirklich ins College will und ich antworte mit einem simplen žnatürlich. Unterwegs fragt mich Maria wie es mir den geht, denn sie mache sich wirklich Sorgen. Ich erzähle ihr dass ich leichten Gedächtnisschwund habe worauf sie einfach sagt: žVöllig normal bei dem was du letztens erlebt hast. Ich denke wir haben die letzten Tage viel gefeiert und das sei gemeint.

Auf dem College werde ich wegen meiner schüchternen Art fast nicht beachtet, jedoch starren mich heute einige mir unbekannte Leute mit traurigem Gesichtsausdruck nur an. Da ich heute sehr schlampig angezogen bin nehme ich an dies wäre der Grund und schenke den Blicken wenig Beachtung. Am Ende des Unterrichts sitze ich bei einem Brunnen während ich auf Maria warte. Ich beachte nebenbei das Wasser und durch die Spiegelung fällt mir ein Schatten hinter meinem Rücken auf.

Ich drehe mich um und denke es sei Maria, jedoch sehe ich gar nichts. Mein Blick schweift zurück zum Brunnen ich erkenne kurz den Satz žVergiss nicht im Wasser. Das Ganze erschreckt mich doch ein wenig, doch bevor noch etwas passiert erscheint Maria. Als wir ein wenig gehen läutet mein Handy, ich entschuldige mich bei Maria und gehe ein paar Meter zur Seite um das Gespräch entgegenzunehmen. Es sind meine Eltern und sie fragen nur nach der Lage der Dinge. Zurück bei Maria gehen wir weiter zu meinem Haus. Ich gehe sofort duschen während Maria ein kleines Schläfchen macht. Ich liege in der Badewanne und bin völlig erschöpft. Ich sehe kurz zum Wasser und erkenne wieder diesen Schatten. Panik und Angst durchlaufen meinen Körper und ich stehe schnell auf, jedoch kann ich meinen Blick nicht davon abwenden.

Auf einmal hängt der Haartrockner scheinbar in der Luft über meinen Kopf und scheint gleich runterzufallen. Ich schreie so laut ich nur kann und Maria stürmt hinein. Sie schreit: žWas machst du da, lass es bitte sein! Ich sehe sie an und gerechtfertige mich, dass ich nichts dafür kann. Der Trockner fällt, jedoch kann Maria den Stecker noch rausziehen. Maria will mich wegen Selbstmordversuch zur Polizei bringen. Ich wehre mich dagegen und erzähle die Geschichte mit dem Geist. Sie sagt ich sei noch wegen dem Tod meiner Eltern verstört. Ich kann nicht fassen was sie da redet und kann den Sinn dahinter nicht verstehen. Ich behaupte ich habe doch noch mit ihnen telefoniert und ihre Nachricht gelesen. Maria behauptet es gibt diese Notiz gar nicht und ich wäre gar nicht angerufen worden. Außerdem erwähnt sie dass ich deswegen so in der Schule begutachtet wurde und sie sich große Sorgen machte in der Früh. Außerdem sagt sie dass sie keinen schwebenden Trockner gesehen hat, sondern mich mit dem Trockner in der Hand.

Ich kann alles einfach nicht glauben. Ich verlasse das Haus und begebe mich zur Hauptstraße um einen klaren Kopf zu kriegen. Als sie bei einem Haustierhändler vorbei kommt und in ein Aquarium sieht erkennt sie die Wörter žEs ist die Wahrheit. Den tränen nahe und voller Angst bin ich bereit für die Wahrheit. Ich kaufe mir eine Zeitung und erkenne die Nachricht.

Familie stürzt mit Auto in das Meer. Mutter und Vater tot, Tochter ohne Verletzung.

Psychisch am Ende breche ich zusammen und schlafe nach langen Minuten der Trauer, Verzweiflung und Angst ein. Wasser, nur Wasser soweit das Auge reicht. Es scheint immer mehr zu werden und mein Platz scheint immer enger zu werden. Ich eröffne meine Augen und finde mich auf der Straße wieder. Meine Erinnerungen über die letzten Tage sind verschwommen. Ich gehe in Richtung meines Hauses über eine Brücke und sehe hinunter in das Meer. Nach genauerem hinsehen erkenne ich einen Schatten. Auf den ersten Blick scheint es meiner zu sein, jedoch bewegt er sich anders. Er streckt seinen Arm aus und packt mich. Ich bin überrascht, jedoch aus einem mir unbekannten Grund innerlich erleichtert und falle ohne Gegenwehr in das Meer.

Tochter der ums Leben gekommenen Familie, welche mit Auto in das Meer fiel, begeht Selbstmord. Psychologin geht hart mit Freunde und Verwandten vors Gericht, denn laut ihr wäre das Leben mit psychologischer Hilfe zu retten gewesen. Ihre Analyse nach einer Unterhaltung mit der besten Freundin des Opfers:

Nach dem Ableben der Eltern war das Mädchen in einem sehr angespannten psychischen Zustand und verfiel einer doppelten Persönlichkeit um einer Konfrontation mit dem Problem aus dem Weg zu gehen. Ihre eine Hälfte wollte das Ganze vergessen, jedoch sendete das Unterbewusstsein immer Nachrichten dass sie nichts vergessen soll, so das diese Hälfte scheiterte. Die andere Hälfte täuschte eine unwirkliche Begegnung mit Fantasiegestalten vor, welche ihr Leben forderten. Diese Hälfte war also der Meinung sie kann das ganze nicht verkraften und führte zum Selbstmord, aus ihrer Sicht zu ihrem Mord. Diese Hälfte siegte leider.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Du hast einen schwierigen Stil gewählt - Gegenwartsform UND Ich-Perspektive. Ich schreibe meinen Roman auch in dieser Form und weiss wie schwer es ist.
Aber ich liebe diesen Stil. Deine Story ist gut und ein paar Schwächen wie das häufige Benutzen von "scheint" oder "scheinbar" sind nicht schlimm.
Ach ja, und ein Fehler: Diese Fragen schienen mir eher unwichtig zu sein, so dass ich beschloss, Maria schleunigst aufzuwecken. - es müsste "beschliesse" heissen. :wink:
Aber ansonsten eine feine Story.
 

Slimbo

New Member
Wieder ein paar kleinere Anmerkungen :

Der Styl ist manchmal etwas hölzern (z.B.: "erkenne eine Gestalt die im Bett neben mir liegt", "leicht ungemütlichen Träumen"). Das ist aber nicht sonderlich schlimm, man muss nur halt etwas genauer lesen :wink:

Ich weiss nicht ob ich der einzige bin, aber anfangs dachte ich der Protagonist wäre mänlich :biggrin: Da gibts auch einige doppeldeutige Indizien (z.B: wir zusammen übernachten tun wir es bei ihr) :wink:

"Maria will mich wegen Selbstmordversuch zur Polizei bringen" Soweit ich weis ist Selbstmord nicht strafbar.

Ab der Mitte der Story kann man erahnen was vor sich geht. Das ist allerdings gut so, schliesslich treibt das die Spannung :smile: Anonsten :top:
 
T

Thomas

Guest
Gute Story. Doch irgendwie hätte man das ganze können ein wenig ausführlicher machen. Zudem fehlt mir hier ganz klar die wörtliche Rede. Zu wenig. Fast nicht vorhanden.
Und noch was...

Als sie bei einem Haustierhändler vorbei kommt und in ein Aquarium sieht erkennt sie die Wörter žEs ist die Wahrheit.

Müsste es nicht heissen erkenne ich?
Aber inhaltlich wirklich gut.
 

j.@.c.K

Liza Saturday
Viel zu bemängeln habe ich hier nicht.
Bis auf ein paar kleinere Fehler in der Zeitform gibt es für mich hier nicht viel auszusetzen.
 

Joel.Barish

dank AF
Hm... mein erster Gedanke war "What lies beneath", nach der Badewannensequenz fühlte ich mich schon fast bestätigt, bis sich dann andeutete, was es wirklich auf sich hat. Also die Geschichte an sich ist ziemlich gut und die Ideen sind sehr interessant - kurz: Die Grundlagen und Werkzeuge sind da.

Das Problem: Du nutzt sie nicht immer Vorteilhaft. Durch die Perspektive und die Wahl des Präsens als Zeit, entgehen dir ein paar Möglichkeiten des Spannungsaufbaus. Du reihst oftmals nur Hauptsätze aneinander und fängst mir zu oft mit "Ich" an.

Die spannenste Sequenz deiner Geschichte ist leider verschenkt, weil sie mehr in einem tralalala-Stil berichtet, als spannend und mit wörtlicher Rede zu beschreiben. Dieser Block:
"Ich sehe sie an und gerechtfertige mich, dass ich nichts dafür kann. Der Trockner fällt, jedoch kann Maria den Stecker noch rausziehen. Maria will mich wegen Selbstmordversuch zur Polizei bringen. Ich wehre mich dagegen und erzähle die Geschichte mit dem Geist. Sie sagt ich sei noch wegen dem Tod meiner Eltern verstört. Ich kann nicht fassen was sie da redet und kann den Sinn dahinter nicht verstehen. Ich behaupte ich habe doch noch mit ihnen telefoniert und ihre Nachricht gelesen. Maria behauptet es gibt diese Notiz gar nicht und ich wäre gar nicht angerufen worden."
holt leider viel zu wenig an den entscheidenden Stellen heraus.

Wenn du es beherzigst, die Spannung auch wirklich aufzubauen und nicht nur grundlagen zu schaffen, dann wird das beim nächsten mal überaus ordentlich, dann kann das was richtig feines werden. So fehlt leider ein büschn.
 
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