Story L - Einen Tag Offline

Clive77

Serial Watcher
'Heute bleibe ich mal offline.' dachte ich mir als ich eines Samstag morgens wach in meinem Bett lag und zur Decke blickte. Ich stand auf, holte aus der Küche alles, was ich für's Frühstück brauchte und brachte es ins Wohnzimmer.

Kaum saß ich, ging's auch schon los. Mein Handy zeigte ein Symbol, dass mir signalisierte, dass in einem Spiel einige Aktionen abgeschlossen waren und ich neue starten konnte. Ich löschte alle Meldungen. Das Güter-Sammeln und Stadt-Aufbauen musste bis morgen warten.

Ich schaltete den Fernseher an und da war auch gleich der nächste Punkt. Normalerweise hätte ich jetzt die Netflix App gestartet. Oder meine Playstation angemacht und darüber die Sky Ticket App gestartet. Aber heute blieb ich Offline, daher musste das normale Fernsehprogramm herhalten.

Während ich mein Brot schmierte, war RTL II gerade in der Küche irgendeiner deutschen Familie. Es dauerte einen Moment bis ich merkte, dass ich gerade Reality TV sah. Schnell schaltete ich um bis ich etwas gefunden hatte, was ich ertragen konnte. Eine Tierdoku. Es waren gerade ein paar grasende Antilopen zu sehen. Nachdem ich mein Brot gegessen hatte, gönnte ich mir noch zwei Knoppers und blieb dann noch etwas sitzen, während Löwen, Giraffen, Elefanten, Krokodile, jede Menge Vögel und andere Tiere durch's Bild wanderten.

Schließlich kam mir der Gedanke, dass ich einen Film gucken könnte, bevor es wie jeden Samstag zum Schwimmen ging. Dazu musste ich nicht online sondern einfach nur zu meinen Regalen mit den DVDs und Blu Rays gehen. Ich brauchte etwas, entschied mich dann aber für Ghostbusters.
Während die 3 Wissenschaftler auf 50 Zoll Geister jagten, dann bald einen weiteren Mitstreiter bekamen und fortan zu viert Geister fingen, packte ich meine Schwimmsachen in meine Sporttasche. Meine Cola Flaschen hatten eine Anzahl erreicht, die danach schrie, sich das Pfandgeld zu holen; also packte ich auch diese mit ein. Ich setze mich an meinen PC, schaltete ihn ein und starrte auf dessen Bildschirm als er hochgefahren war. 'Und was hat das jetzt gebracht?' Ich hätte etwas Dungeon Keeper oder Siedler von Catan spielen können, hatte dazu aber gar keine Lust. Und im Internet surfen war heute ja nicht. Ich schaltete den PC wieder aus.

Nach dem Film zog ich Jacke und Schuhe an, schulterte meine Sporttasche und machte mich auf den Weg. Ich überlegte kurz, ob ich mein Handy mitnehmen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Wenn jemand was von mir wollte, konnte er auch etwas warten. Zuerst ging es zum Edeka. Nachdem die Flaschen im Automaten verschwunden waren, legte ich den Bon in mein Portemonaie und machte mich auf zum Schwimmbad, wo zuerst mal die Wertsachen in einem Fach verstaut wurden. Nach dem Umziehen watschelte ich zu den Duschen und duschte mich dort kurz ab. Unklugerweise mit warmem Wasser, was ich bereute sobald ich ins Wasser ging. Ich fühlte mich heute nicht besonders fit, weswegen ich sicher nur etwa 60 Bahnen in der Stunde schwamm, die ich im Wasser verbrachte. Im Nicht-Schwimmer Bereich tobten Kinder, die mich immer wieder dazu zwangen, von meiner geraden Bahn abzuweichen. Im Anschluss genoss ich noch eine ausgiebige Dusche. Nachdem ich mich wiederum umgezogen hatte, ging es nochmal zum Edeka. Ein bisschen Schokolade, etwas Cola und Milch kaufen und dabei das Pfandgeld nutzen.

Zu Hause legte ich meine Einkäufe in den Kühlschrank und hängte meine Schwimmsache zum trocknen auf. Ich checkte mein Handy. Zwei Nachrichten hatte ich über Whats App bekommen. Für den Fall, dass jemand was wichtiges wollte, sah ich kurz nach – die einzige Offline-Ausnahme, die ich mir heute gönnte. Eine Freundin wollte wissen wie es mir geht, eine andere, ob ich demnächst Zeit hätte, mich mal wieder mit ihr zu treffen. Man könnte vielleicht einen Film gucken. Joker lief in ein paar Wochen an. Beides konnte bis morgen auf eine Antwort warten.

Da das Wetter heute gut war, steckte ich mein E-Book-Reader in meinen Rücksack und machte mich auf dem Weg in die Innenstadt. So entging ich fast allen Geräten, mit denen ich Online hätte gehen können. In der S-Bahn las ich etwas in Stephen Kings ES. Es ging gerade um Stan Uris und seine Frau. In der Innenstadt angekommen, spazierte ich durch die Einkaufsstraßen und erfreute mich an den warmen Temperaturen. Paare, die länger zusammen waren als meine Eltern, Kleinkinder, die unbeholfen vor sich hintapsten und Babys zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht. Und dann gab es noch hübsche Frauen, bei deren Anblick ich unwillkürlich einen verträumten Gesichtsausdruck bekam. Immer wieder zog ich mein Handy aus der Hosentasche, um zu gucken, was mit meinem Spiel ist, ob jemand über Whats App geschrieben hat oder um nach etwas zu googeln. Schnell fiel mir jedes Mal wieder ein, dass das heute ausfallen musste. Nach 2 Stunden in der Stadt ging es mit der S-Bahn zurück nach Hause, in der ich noch etwas in ES las.

Zu Hause fand ich mich wiederum vor meinen Regalen wieder. Was könnte ich heute noch gucken. Ich suchte mir ein paar Filme raus, die nicht viel Konzentration erforderten und los ging die Berieselung. Während der erste Film startete, warf ich noch einen Blick auf mein Handy. Eine Freundin, die ich morgen besuchen wollte, wollte wissen, was ich trinken wollte, damit sie es ggf. kaufen konnte. Ich schrieb kurz und knapp, was ich wollte und meinte, dass ich mich auf sie freue. Danach warf ich erneut den PC an und blickte wiederum blöd drein. Statt ihn wieder auszumachen, entschied ich mich dann, endlich mal meine Geschichte für einen Schreibwettbewerb zu schreiben. Da die Filme dann doch zu spannend waren, dauerte es 2 ½ Filme bis ich dann eine recht kurze nicht besondere Geschichte fertig hatte.

Nach dem dritten Film hatte ich noch etwa eine Stunde bevor es Zeit war, ins Bett zu gehen. Normalerweise hätte ich jetzt auf Netflix noch 3 Folgen Friends oder ähnliches geguckt. Das ging an meinem Offline-Tag natürlich nicht. Daher entschloss ich mich, die PS4 anzulassen und Doom, das ich schon vor Wochen aus dem PSN Shop runtergeladen hatte, zu spielen.

Im Bett starrte ich wie schon am Morgen zur Decke und dachte 'Das war also mal ein Tag, an dem du offline geblieben bist. War auszuhalten. Aber man ertappt sich doch immer mal wieder dabei, wie man auf den üblichen Seiten surfen oder eine ein paar Folgen einer Serie streamen will. Dauerhaft offline sein....das wäre wohl nichts mehr für mich. Wenn die Zombie-Apokalypse kommt, werde ich erstmal einen heftigen Entzug durchmachen. Aber morgen geht es erstmal wieder online. Spiele auf dem Handy spielen. Serien auf Netflix und Co. gucken. Beiträge auf bereitsgesehen.de lesen und Schreiben. Und was man sonst noch so online macht.'

Ich schaltete wie jede Nacht leise Musik an, machte das Licht aus und legte mich schlafen.
 

Jizzle

Well-Known Member
Danke für den Beitrag. Die Idee eines Offline-Tages finde ich gut, aber die Umsetzung ist für meinen Geschmack nicht "online" :wink: Es gibt viele Schilderungen, die ich gut nachempfinden kann. Doch alles wirkt so abgehackt.

Man hätte vielleicht die Erzählperspektive tauschen oder einen Bewusstseinsstrom wählen können. Dieser Text wirkt wie ein Blogeintrag und auch die Zeichensetzung ist "schwierig".

Das Sprachregister ist ganz und gar nicht mein Fall, aber eventuell ist es aus Authentizitätsgründen auch intentioniert.

Danke und Memo an mich selbst, dass ich den zweiten Teil von "Es" noch schauen muss :wink:
 
Zuletzt bearbeitet:

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Eine Meta-Geschichte über die Entstehung der Geschichte, würde ich sagen :biggrin: Ganz nette kurzweilige Unterhaltung für Zwischendurch.
 

Sittich

Well-Known Member
Sympathisch. Hat mir gut gefallen.Der Erzähler ist aber auch eine unerhört ausgeglichene und gediegene Person. :smile: Alles ist sehr nachvollziehbar und ohne Überteibungen geschildert.

Negativ sind mir lediglich ein paar kleine Fehler aufgefallen.

Alles in allem mein unaufgeregter Favorit.
 

Jizzle

Well-Known Member
Sympathisch. Hat mir gut gefallen.Der Erzähler ist aber auch eine unerhört ausgeglichene und gediegene Person. :smile: Alles ist sehr nachvollziehbar und ohne Überteibungen geschildert.

Negativ sind mir lediglich ein paar kleine Fehler aufgefallen.

Alles in allem mein unaufgeregter Favorit.

Sittich, ich bitte darum dich ein Mal persönlich kennenzulernen. Solch einem bunten Vogel wie du es zu sein scheinst, bin ich noch nie begegnet. Wie kannst ausgerechnet du, der Literat, das rhetorische Gewissen des Forums, diesem Blogeintrag die Höchstprämierung geben?

Bei nächsten Wettbewerb zitiere ich aus den "gelben Seiten online" und hoffe, dass ich von dir Punkte bekommen, da der Eintrag nachvollziehbar und ohne Übertreibungen geschildert sein wird.

Ich muss dich kennenlernen! Du sprengst wirklich alle meine Vorstellungskräfte.

Das Ding hier ist wirklich solide, aber 2 Punkte? Come on?!

Deine Begründung ist sehr unterhaltsam und ließ mich schreiend zurück.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Die hier ist von mir. Ja, das war auf gewisse Weise autobiographisch. :biggrin: Der Satz mit dem Schreibwettbewerb war nicht geplant sondern fiel mir spontan ein. In der ersten Version gab es den Ausflug in die Stadt noch nicht. Der kam dazu, damit die Geschichte wenigstens noch ein klein wenig länger wird.

Was Jizzle mit Bewusstseinsstrom meint bzw. wie das geschrieben aussehen könnte, müsste er mal erklären/demonstrieren.
Die schwierige Zeichensetzung und die kleinen Fehler würden mich auch interessieren.

Danke für's Lesen, für's kommentieren und danke an Sittich für die 2 Punkte.

Etwas fantasievolleres fiel mir leider nicht ein. Wobei das auch nicht stimmt. Ein fantasievollerer Grundplot (vielleicht auch zwei oder drei) war mir sicher eingefallen. Aber den muss man ja auch mit Leben füllen - den Anfang, das Ende und vielleicht ein paar Prägnante Szenen zwischendrin, muss man ja sinnvoll und interessant/spannend miteinander verbinden können.

Gerade kam mir zum Beispiel die Idee einer Geschichte, die aus Sicht des Protagonisten erzählt wird und der am Anfang sagt, dass sein Boss (zu dem irgendwie durchklingen würde, dass er eine Art Mafiaboss ist) davon geredet hat, ihn offline zu nehmen und dass alle wissen, dass dies heißt, dass er ausgeschaltet werden soll.......zum Ende der Geschichte würde dann rauskommen, dass der Protagonist ein Android/Roboter ist.
Aber die Flucht dann spannend zu beschreiben, würde mir wieder schwierig fallen.
 

Jizzle

Well-Known Member
Die hier ist von mir. Ja, das war auf gewisse Weise autobiographisch. :biggrin: Der Satz mit dem Schreibwettbewerb war nicht geplant sondern fiel mir spontan ein. In der ersten Version gab es den Ausflug in die Stadt noch nicht. Der kam dazu, damit die Geschichte wenigstens noch ein klein wenig länger wird.

Was Jizzle mit Bewusstseinsstrom meint bzw. wie das geschrieben aussehen könnte, müsste er mal erklären/demonstrieren.
Die schwierige Zeichensetzung und die kleinen Fehler würden mich auch interessieren.

Danke für's Lesen, für's kommentieren und danke an Sittich für die 2 Punkte.

Etwas fantasievolleres fiel mir leider nicht ein. Wobei das auch nicht stimmt. Ein fantasievollerer Grundplot (vielleicht auch zwei oder drei) war mir sicher eingefallen. Aber den muss man ja auch mit Leben füllen - den Anfang, das Ende und vielleicht ein paar Prägnante Szenen zwischendrin, muss man ja sinnvoll und interessant/spannend miteinander verbinden können.

Gerade kam mir zum Beispiel die Idee einer Geschichte, die aus Sicht des Protagonisten erzählt wird und der am Anfang sagt, dass sein Boss (zu dem irgendwie durchklingen würde, dass er eine Art Mafiaboss ist) davon geredet hat, ihn offline zu nehmen und dass alle wissen, dass dies heißt, dass er ausgeschaltet werden soll.......zum Ende der Geschichte würde dann rauskommen, dass der Protagonist ein Android/Roboter ist.
Aber die Flucht dann spannend zu beschreiben, würde mir wieder schwierig fallen.

Also ich habe deine Geschichte wohl nicht ganz verstanden. Ich dachte, du erlebst deinen Alltag, den du wie in Trance schilderst. Also ob du in dem Moment über ihn berichtest, wie ein Liveblog, nur dass du das Präteritum gewählt hast. Also, dass der Akt des Vermittelns wichtiger ist, als das Erlerbte. Du wolltest du Leuten zeigen, wie ein fiktionaler Tag ohne Handy aussehen könnte.
Ich habe nicht einen Moment verstanden, dass dir das wirklich wiederfahren ist.

Auch vom Sprachneveau klingt es für mich wie Live-Schilderung, in der man auch ein einfaches Register wählen kann. Wie ein Yourutuber halt...

Fehler wie

"Rücksack",
"Offline (klein geschrieben), "
Dazu musste ich nicht online sondern einfach nur zu meinen Regalen mit den DVDs und Blu Rays gehen. (Muss man vor sondern nicht ein Komma setzen?)
Serien auf Netflix und Co. gucken. Beiträge auf bereitsgesehen.de lesen und Schreiben. (schreiben klein)

haben mich manchmal rausgebracht, so dass ich wirklich annahm ein junger Youtuber hätte den Text geschrieben :smile:
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Oh, wie peinlich. Ich hatte die Geschichte nochmal durchgelesen als ich fertig war, aber die Fehler sind mir dabei nicht aufgefallen.
Was die Sache mit dem Komma vor "sondern" angeht, bin ich mir auch gerade nicht sicher, aber ich denke, du hast Recht.

Die Geschichte ist nicht nach einem echten Versuch eines Offline-Tages geschrieben worden.
Ich habe mir einfach nur vorgestellt, wie das bei mir an einem sonnigen Samstag im Sommer aussehen könnte.
 
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