Ist es sinnvoll für Victor, der darauf beharrt, nicht er sei wahnsinnig, sondern die Medien, die ihn als einen solchen darstellen werden, dass er seine Ansprache mit Zitaten aus einem Hollywood-Film über einen "Serienkiller" einrahmt?
Selbst wenn er es ironisch meint, müsste er dennoch nach seiner Sichtweise davon ausgehen, dass eine solche Ironie von einer breiten Masse nicht verstanden wird. Mindestens fragwürdig.
Mal abgesehen davon, dass ich, ein weiteres Mal in diesem Wettbewerb, nicht ganz einverstanden bin mit der Botschaft, bin ich vor allem der Meinung, dass hier die Rahmenhandlung nur dazu dient, diese Botschaft einmal loszuwerden.
Die Handlung selbst wird ja nur angedeutet, es geht eigentlich nur um die Monologe, die miteinander verknüpft werden.
Ich bin mir auch recht sicher, dass nicht mal Hollywood das eigenst geschriebene Drehbuch eines Verbrechers verfilmen will, geschweige denn darf.
Ausserdem ist Victor sich seinem Paradoxon zwar bewusst, aber entzieht diese Widersprüchlichkeit dann nicht trotzdem der ganzen Kritik den Boden?
Stilistisch zwar mit Auffälligkeiten, aber nicht so extrem, dass es den Lesefluss wirklich stört. Von allem ein bisschen, mal ein kleiner Schreib-, Tippfehler, einige Kommafehler, größtenteils gute dass/das Nutzung, ist mir, glaube ich, nur einmal als Fehler aufgefallen. Einmal steht geschrieben:
und lies es mit dem Knall enden
Er
ließ es mit dem Knall enden, von "lassen", also scharf. "Lies" ist der Imperativ von lesen.
Die Namen sind auch nicht ganz korrekt. Ich glaube es waren die "Osbournes", der Urheber dachte wohl an das "Ozzfest".
Und der gute Ernest heißt Hemingway. Ganz glücklich ist die Wahl auch nicht, denn der Herr war auch nicht gerade die Reinkarnation des Glücks in Person, litt unter Depressionen und beging Selbstmord. Wenn man mal was von ihm liest, spürt man zwar den Kampf, aber Hemingway hat dann dennoch aufgegeben (und bei dem war sicher auch die Psyche nicht ganz sauber).
Schon ganz lustig, dass der einzig "richtig" geschriebene Name dann "Spears" ist. Da musste ich ziemlich schmunzeln.
Hätte sie Britney geheißen und Victor wäre ihr Sohn in 20 Jahren gewesen, hätts immerhin ne ordentliche Medien-Satire werden können.
Jedenfalls, es ist ganz gut geschrieben und die Kritik kommt grundsätzlich ohne vulgäres Vokabular aus, aber viel mehr kann ich in der Geschichte dann auch nicht entdecken. Ich vermisse eher etwas Originalität. Die besten gesellschaftskritischen Stücke sind nicht unbedingt die, in denen man dem Leser genau vorstellen will, was alles doof ist, sondern indem man ihn subtiler didaktisch dazu bringt, selber Einsicht in Probleme zu gewinnen. Auf dem gewählten Weg hier fühle ich persönlich mich vom Autor eher entmündigt.
Aber das Potential, etwas zu schreiben ist vorhanden.