Deathrider
The Dude
Die Inspektion
Er musste seine Hände waschen. Sonst würde er auffallen. Und dass durfte nicht passieren, weil er es dann nie bis zum Raumhafen, geschweige denn von Celtis herunter schaffen würde.
Wegen einer einfachen Überprüfung der Staatsgeschäfte war er hergeschickt worden. Der Kaiser erwartete regelmäßige Überprüfungen aller 257 Planeten des galaktischen Commonwealth. Es sollte jede Welt daran erinnern, dass egal wie viel Macht der jeweilige Regent auf seinem Planeten auch haben mochte, nur der Kaiser die absolute Macht im Commonwealth hatte.
Auf dem Planeten angekommen, war er von einem Mann begrüßt worden, der sich als Sekretär des Regenten Volaris vorstellte. Er war sich sicher, dass dieser Mann bei seinem letzten Besuch auf Celtis noch nicht der Sekretär des Regenten gewesen war. Er erinnerte sich an einen kleinen rundlichen Herren mit Halbglatze und Vollbart. Vor ihm stand diesmal ein hochgewachsener schlanker Herr mit eingefallenen Gesichtszügen, Schnurrbart und nach hinten gegeltem vollem Haar.
„Regent Volaris kann Sie leider nicht empfangen. Er ist an einem hartnäckigen Virus erkrankt, welcher ihn schon seit einer Woche an sein Bett fesselt.“
„Ich hoffe, dass es nicht allzu ernst ist. Er wird doch wieder genesen?“
„Sicher doch. Celtis beste Ärzte kümmern sich um seine Gesundheit.
Bis dahin bin ich ermächtigt Ihnen zu allen Bereichen Zugang und in alle Unterlagen Einblick zu gewähren.“
„Vielen Dank, Sekretär Talbin. Ich werde mich sofort an die Arbeit machen.“
Und so sah er sich einen Bereich nach dem anderen an.
Als er schließlich bei den Unterlagen über die Ausgaben für die innere Sicherheit angekommen war, fielen ihm einige Ungereimtheiten auf. Ein nicht unerheblicher Teil des Geldes war in eine Abteilung geflossen, deren Existenz bisher an sonst keiner Stelle auch nur angedeutet worden war.
Weitere Suche in den Unterlagen der inneren Sicherheit ergab, dass Mitarbeiter der Abteilung regelmäßig Raumflüge zu sämtlichen anderen Planeten des Commonwealth unternahmen.
Anstatt sich dabei wie vom Kaiser bestimmt, beim jeweiligen Planeten als Bürger Celtis anzumelden und eine entsprechende Einreisegenehmigung abzuwarten, wurden verschiedene illegale Wege genommen. Bei einigen Reisen wurden die Mitarbeiter als Bürger anderer Planeten wie Aurora, Helicon oder Drallar angemeldet. Bei weiteren Reisen wurden spezielle Raumschiffe eingesetzt, die es ermöglichten, die Sensoren zu täuschen und so unbemerkt auf den Planeten zu landen.
Schon das Schlimmste befürchtend, überkam ihn das blanke Entsetzen als er schließlich las, dass es sich bei den Mitarbeitern tatsächlich um Spione handelte. Sie brachten neben der planetaren Verteidigungspläne auch Daten über Bewachung der Regentenpaläste sowie sämtlicher Positionen von Sicherheitsverstecken und Bunkern in Erfahrung.
Wie konnten sie es wagen? Sie mussten doch wissen, dass Spionage für alle Beteiligten mehrere Jahrzehnte Gefängnis bedeuten würde.
Als wäre dies alles nicht schon schlimm genug fand er sogar Hinweise darauf, dass selbst nach Trantor, der Hauptwelt des Commonwealth, auf der der Kaiser von seinem Palast aus regierte, Spione geschickt wurden.
Spionage war in jeder erdenklichen Weise verboten und zog harte Strafen nach sich. Die schlimmste Form der Spionage war allerdings diejenige gegen die Hauptwelt. Sie bedeutete Hochverrat und wurde mit dem Tode bestraft.
Er musste schleunigst nach Trantor um seine Entdeckung zu melden. Vorher wollte er aber noch die restlichen Unterlagen durchsehen, um einen möglichst umfangreichen Bericht abgeben zu können.
Und tatsächlich entdeckte er, dass einige Schlüsselwelten bereits unter der Kontrolle von Celtis standen. Sowohl die Führung der Verwaltung als auch die Führung des Militärs waren schon von getarnten Celtisern unterwandert.
Außerdem schienen auch auf Trantor bereits einige wenige Männer auf Positionen gebracht worden zu sein, von denen aus sie den Funkverkehr auf dem Planeten unterbrechen, Schutzschilde ausschalten und ganze Truppenverbände in kürzester Zeit festsetzen oder eliminieren konnten.
Bemüht dabei nicht allzu gehetzt auszusehen, räumte er alle Unterlagen wieder an seinen Platz und ging dann ohne Eile zum Essen. Er achtete dabei darauf, sein Essen nicht herunterzuschlingen und ging dann sich ebenfalls wieder möglichst entspannt gebend auf sein Zimmer, um dort zu duschen, seine Sachen zu packen und sich auf den Weg zum Raumhafen zu machen.
Auf halben weg wurde er plötzlich von zwei hohen Uniformierten Beamten aufgehalten.
„Es tut uns sehr leid, sie aufhalten zu müssen, kaiserlicher Inspektor. Aber wir haben den Befehl sie zum Regenten zu bringen.“
Was nun? Hatten sie ihn beobachten lassen und wussten was er entdeckt hatte? Aber warum hatten sie ihn dann nicht gestoppt, bevor er alles in Erfahrung gebracht hatte? Oder wollten sie nur kein Risiko ein- und lieber auf Nummer sicher gehen?
„Ähm ja, natürlich. Ich wollte den Regenten nicht stören, weil es hieß, dass er krank das Bett hüten würde. Aber wenn sie sagen, dass sie mich zu ihm bringen sollen, dann geht es ihm wohl wieder besser, wie? Ja dann......will ich ihm natürlich meine Aufwartung machen und mich verabschieden bevor es wieder zurück nach Trantor geht.“
So führten die beiden Beamten ihn zum Palast des Regenten. Durch mehrere Gänge, einige Etagen mit einem Turbolift hinauf, durch weitere Gänge geleiteten sie ihn schließlich in ein großes Büro und ließen ihn dort allein zurück.
Das war nicht gut. Regenten pflegten ihre Gäste in einer Art Thronsaal zu empfangen, nicht in Büros – wie groß auch immer sie seien. Der einzige Ausgang war die große Doppelflügeltür, durch die die Beamten ihn herein gebracht hatten. Weitere Türen gab es nicht und um über die Fenster das Zimmer zu verlassen, lag es zu hoch.
Noch bevor Zeit hatte ernsthaft über sein weiteres Vorgehen nachzudenken, öffnete sich die Tür und Sekretär Talbin trat ein.
„Guten Abend, Herr Inspektor. Entschuldigen Sie bitte, wenn die Art, wie Sie hier her gebracht wurden, etwas befremdlich gewirkt hat. Es ist nur so, dass ich sie unbedingt nochmal sehen wollte.“
„Ähm ja, natürlich entschuldige ich das. Aber sagen Sie, weswegen wollten Sie mich denn unbedingt nochmal sehen? Und was ist mit dem Regenten? Die Beamten meinten, dass er sie geschickt hätte und dass er mich sehen wollte. Wo ist er denn?“
„Wie? Der Regent? Oh, da muss ich mich wohl nochmals entschuldigen. Da haben die beiden etwas falsch verstanden. Ich hatte ihnen befohlen, Sie zu mir zu bringen. Da ich der Sekretär des Regenten bin, nahmen sie wohl an, dass der Befehl von ihm kommt und dass der Regent Sie sehen will. Dem Regenten selbst geht es schon etwas besser. Aber noch nicht gut genug, um aus dem Bett zu kommen. Der Grund, aus dem ich Sie nochmal sehen wollte, ist dass ich vom Regenten ausrichten soll, dass er hofft, dass unsere Unterstützung bei Ihrer Aufgabe zu ihrer vollen Zufriedenheit war.“
„Oh, dass war sie. Ich denke, dass ich selten eine Überprüfung so zügig durchführen konnte. Ihre Hilfe hat mir einiges an Zeit gespart. Ich habe fast schon Angst, dass ich irgendwas übersehen haben könnte, was zu beanstanden wäre. Aber wahrscheinlich ist die Arbeit, die sie auf Celtis leisten genauso gut, wie es den Anschein hat.“
„Es wird den Regenten freuen, dass zu hören.“
„Wie dem auch sei. Soviel Zeit Sie mir eingespart haben, hänge ich meinem Zeitplan durch Verzögerungen auf anderen Welten doch immer noch etwas hinterher. Daher darf ich nicht mehr viel Zeit verlieren und muss mich jetzt von Ihnen verabschieden.“
Er war aufgestanden und einige Schritte Richtung Tür gegangen.
„Einen Augenblick noch, Inspektor Ramsey. Es gibt da noch etwas, was ich Ihnen zeigen muss.“
Sekretär Talbin griff an der linken Seite seines Schreibtisches nach einer der unteren Schubladen.
Das war's. Sie wissen es. Sie wissen alles. Er hat eine Waffe in seiner Schublade und er wird mich damit umbringen.
„Ich habe hier eine Art Kriegsrelikt, dass ich Ihnen als Geschenk für den Kaiser mitgeben wollte.“
Na toll. Eine antike Waffe? Eine der Art, die Projektile verschießt und an der Austrittsstelle ein großes Loch hinterlässt? Wird er mir das Hirn zum Hinterkopf rausblasen? Oder wird er mir in den Brustkorb schießen?