Clive77
Serial Watcher
Sabrina drückte ihren Sohn eng an sich und konnte sich nicht einmal mehr vorstellen, wie kurz sie vor wenigen Jahren noch davor war, ihn umzubringen. Heute war er nicht einfach nur der Sonnenschein ihres Lebens, sondern schlicht der Grund, weshalb sie selbst überhaupt noch am Leben war.
Damals sah sie in ihn einfach nur die Verkörperung jener schrecklichen Ereignisse gesehen, die zum Ende ihres altes Lebens führten.
Sie war einst eines jener Mädchen, die scheinbar auf jeder Party zu finden waren. Dort konnte sie den trostlosen Alltag hinter sich lassen und in eine gänzlich andere Welt flüchten, eine Welt, in der es einfach nur darum ging um jeden Preis Spaß zu haben. Musik, Alkohol und unverbindlicher Sex bestimmten irgendwann ihren Alltag.
Sie konnte nicht mehr sagen, wann ihr die Kontrolle über dieses Leben zu entgleiten begann. Vielleicht als sie zum ersten Mal ohne Erinnerung an die vergangene Nacht in einem fremden Bett mit einem unbekannten Mann an ihrer Seite erwachte, oder aber als sie mit verschiedenen Party-Drogen in Kontakt kam. Aber sie wusste noch sehr genau, wann es endete. Sie würde es immer wissen.
Schon immer war Sabrina stets darauf bedacht von Fremden keine Pillen oder dergleichen anzunehmen. Doch dieses Mal war sie unvorsichtig. Der charmante junge Mann stand plötzlich an jenem Abend, der ihr fast das Leben gekostet hätte, mit einem Lächeln auf dem Lippen, dass ihre Knie weich werden ließ, vor ihr, und bestand darauf sie zu einem Cocktail einzuladen. An die Anfänge des Gesprächs konnte sie sich noch erinnern, und auch dass sie sich plötzlich unwohl fühlte. Doch der Rest des Abend bestand für sie nur noch aus losen Erinnerungsfetzen, an einen Drogenrausch, voll von grotesken Halluzinationen mit bizarren Kreaturen.
Ihren ersten halbwegs klaren Gedanken konnte sie in einer dunklen Seitenstraße fassen. Verstört, blutend und von entsetzlicher Angst gepackt humpelte sie durch die Nacht auf der Suche nach Sicherheit, während ihr Körper von unzähligen Wunden übersät war und die Erinnerung an das Geschehene immer mehr verblasste. Schon bald wusste sie nicht mehr, wovor sie eigentlich flüchtete, wenn sie sich immer wieder umdrehte und panisch die Schatten beobachtete, die in den Ecken lauerten, die das Licht der Straßenlaternen nicht erreichen konnte.
Was immer ihr wiederfahren war, sie hatte Glück noch am Leben zu sein. Zu dieser Ansicht kam sie nicht nur von ganz allein, sie hörte diese Aussage in verschiedenen Variationen immer wieder von Ärtzen, Polizisten und anderen Leuten, denen sie in den folgenden Tagen begegnete. Aber sie fühlte sich nicht glücklich.
Man hatte sie den in solchen Fällen üblichen Untersuchungen unterzogen und ihre Wunden versorgt. Sie bekam die Pille danach um eine mögliche Schwangerschaft zu verhindern.
Die vielen Sitzungen bei einer Psychologin konnten ihr vielleicht für den Moment ein wenig helfen, aber sie konnten nicht verhindern, dass wann immer Sabrina allein war, ihre Gedanken stets zu jener Nacht zurückkehrten, deren Ereignisse kaum mehr als alptraumhafte Schatten in ihrer Erinnerung waren, die sich jedoch tief in ihre Seele gefressen und dort tiefe Spuren hinterlassen hatten.
Auch wenn die Geschehnisse für sie nicht mehr greifbar waren, die Angst blieb unverändert. Mehr als das, sie fing schnell ihr Leben zu kontrollieren.
Sabrina begann sich zurückzuziehen, verließ ihre Wohnung immer seltener. Sie aß kaum noch und schlief immer seltener. Und wenn sie dann doch irgendwann Schlaf fand, wurde sie von Alpträumen geplagt. In dieser Zeit dachte sie immer häufiger daran, einen Schlussstrich zu ziehen und ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Zuerst war es nur ein bloßer Gedanke, aber eben dieser wurde zunehmend verlockender.
Dann merkte sie, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Die ersten Anzeichen hatte sie einfach nicht wahrhaben wollen und schlicht ignoriert, aber irgendwann konnte sie es nicht mehr leugnen, dass diese Nacht noch weitaus weitreichendere Folgen für sie hatte, als zunächst angenommen.
Wer immer der Unbekannte aus dem Club gewesen war, seine Brut wuchs nun in ihr heran.
Als sie realisiert hatte, was das kleine Pluszeichen auf dem Teststab für sie bedeutete, brach sie an Ort und Stelle in ihrem Badezimmer zusammen und begann unkontrolliert zu zittern, bevor ein Weinkrampf sie durchfuhr. Sie glaubte, diesen Alptraum niemals hinter sich lassen zu können. Auf jeden Fall nicht so lange dieses Ding in ihr war.
Es musste weg, das wusste sie sofort. Sie wollte dieses Kind, dass sie stets an diese Nacht erinnerte nicht länger in sich haben. Es musste sterben, auf die eine oder andere Weise. Sie dachte daran, sich und das Kind gemeinsam zu töten, indem sie vom Dach ihren Wohngebäudes sprang.
Doch dann machte sie den entscheidenden Fehler, der ihr Leben erneut veränderte. Den Unbekannten aus dem Club würde sie wohl niemals wiedersehen, ihn nie zur Rechenschaft ziehen können, aber da war immer noch sein Bastard, der in ihr heranwuchs. Er sollte stellvertretend für seinen Vater all ihren Zorn zu spüre bekommen, und bevor sie diesen letzten Schritt tat, wollte sie dieses Ding in ihr sehen. Nur einmal.
Mit einer Mischung aus Neugier, Ekel und schlichter Wut starrte sie auf den grauen Bildschirm, während die Stimme ihrer Frauenärztin von irgendwo weit her etwas erzählte, das Sabrina eh nicht wahrnahm. Sie wartete nur darauf ES endlich zu sehen.
Und dann war es soweit. Sie wusste nicht genau, was sie erwartet hatte. Aus dem Fernsehen kannte sie nur, dass man den Müttern irgendwelche grauen Flecke auf dem Ultraschall zeigt und diese eh nichts erkennen. Aber was Sabrina hier sah, waren eindeutig die Umrisse eines kleinen Menschen. Sie sah, einen Körper, Arme und Beine, einen Kopf und ein Pulsieren in der Mitte. Gerade als Sabrina bewusst wurde, dass sie hier das schlagende Herz ihres Kindes sah, bewegte sich der Fötus, streckte sich und kam dann wieder zur Ruhe. Sabrina schnappte nach Luft, während sich ihre Brust zusammenzog.
„Scheiße!“, sagte sie leise.
Als sie die Praxis wieder verließ, glaubte sie für einen kurzen Moment, ihre Beine würden nachgeben. Draußen lehnte sie sich an die Hauswand und atmete tief durch. Dann legte sie ihre Hand auf ihren Bauch, an die Stelle, an der sie das Kind vermutete, und sagte: „Es tut mir leid. Ich meinte es nicht so. Ich mache es wieder gut.“
Von diesem Tag an dachte sie nie mehr daran vom Hochaus zu springen. Vielmehr wollte sie alles tun, um für dieses Kind da zu sein. Es war nicht sofort alles gut, die Angst und die Alpträume waren noch immer präsent, aber nach und nach traten sie in den Hintergrund und verloren an Bedeutung, während Benjamin, so wollte sie ihren Sohn nennen, stetig in ihr heranwuchs.
Es war beileibe keine leichte Schwangerschaft, sie hatte mit vielen Problemen zu kämpfen und bei der Geburt dachte Sabrine, sie würde sie nicht überleben. Über 40 Stunden quälte sie sich mit den Wehen, bis ihr Körper vor Erschöpfung aufgab und sie das Bewustsein verlor.
Als Sabrina irgendwann wieder erwachte, lag Benjamin in einem Beistellbettchen neben ihr und schlief. Sie konnte sich selbst nicht bewegen, denn obwohl sie noch betäubt war, spürte sie deutlich den Schnitt in ihrem Bauch.
Eine Schwester kam zu ihr und legte ihr ihren Sohn in den Arm. Unsicher schaute Sabrina ihn sich an. Es hieß, kleine Babies würden in der ersten Zeit ihres Lebens dem Vater ähnlich sehen, aber der Anblick von Benjamin weckte nicht die leise Erinnerung an wen auch immer. Sie wusste nur, dass dieses Kind von nun an der wichtigste Mensch in ihrem Leben war.
Benjamin wuchs schnell, entwickelte sich aber nicht so schnell wie andere Kinder in seinem Alter. Es dauerte lange bis er sich alleine auf den Bauch drehte, robbte oder später krabbelte. Laufen lernte er erst mit zwei Jahren. Dabei war er nicht dumm. Er begriff Zusammenhänge sehr schnell und schien alles genau untersuchen zu wollen. Seine Neugier schien fast grenzenlos. Aber vor allem hing er sehr an Sabrina. Ihr machte es nichts aus. Wann immer er knuddeln wollte, drückte sie ihn herzlich an sich. Sie genoß seine Umarmungen vermutlich ebenso wie er selbst. Außerdem liebte sie sein herzliches Lachen und seine süße Stimme.
Dann kam die Nacht des Sturms.
In dieser Nacht veränderte sich ihr Leben erneut von Grund auf. Seit Jahren hatte sie nun schon nicht mehr an jene Ereignisse gedacht, die ihr Benjamin beschert hatten, und sie konnte sich nicht einmal erinnern, wann sie den letzten Apltraum hatte.
Es begann auch ganz harmlos. Es hatte Meldungen gegeben, dass ein Gewittersturm aufkäme, aber sie hatte nicht gedacht, welch weitreichende Folgen dieser haben sollte.
Als sie mit Benjamin zu Abend aß, war es nur ein leises Donnergrollen in weiter Ferne. Sie rechnete schon damit, dass er im Laufe des Abends zu ihre ins Bett klettern würde um sich an sie zu kuscheln, und sie hatte auch nichts dagegen. Zuvor hatte sie jedoch versprochen mit ihm sein neues Spielhaus zusammenzubauen. Sie hatten es am Vortag gekauft und wollte es erst am Wochenende aufstellen, doch seinem Flehen und Bitten konnte sie nicht lange standhalten. Als sie schließlich mit dem Aufbau begann, war es noch früh am Abend und sie rechnete nicht damit, dass es allzu lange dauern würde.
Als sie es endlich geschafft hatten und das Haus in seinem Zimmer an Ort und Stelle stand, war es draußen bereits dunkel. Das Zimmer war durch das Deckenlicht und Benjamins Nachttischlampe hell erleuchtet.
Damals sah sie in ihn einfach nur die Verkörperung jener schrecklichen Ereignisse gesehen, die zum Ende ihres altes Lebens führten.
Sie war einst eines jener Mädchen, die scheinbar auf jeder Party zu finden waren. Dort konnte sie den trostlosen Alltag hinter sich lassen und in eine gänzlich andere Welt flüchten, eine Welt, in der es einfach nur darum ging um jeden Preis Spaß zu haben. Musik, Alkohol und unverbindlicher Sex bestimmten irgendwann ihren Alltag.
Sie konnte nicht mehr sagen, wann ihr die Kontrolle über dieses Leben zu entgleiten begann. Vielleicht als sie zum ersten Mal ohne Erinnerung an die vergangene Nacht in einem fremden Bett mit einem unbekannten Mann an ihrer Seite erwachte, oder aber als sie mit verschiedenen Party-Drogen in Kontakt kam. Aber sie wusste noch sehr genau, wann es endete. Sie würde es immer wissen.
Schon immer war Sabrina stets darauf bedacht von Fremden keine Pillen oder dergleichen anzunehmen. Doch dieses Mal war sie unvorsichtig. Der charmante junge Mann stand plötzlich an jenem Abend, der ihr fast das Leben gekostet hätte, mit einem Lächeln auf dem Lippen, dass ihre Knie weich werden ließ, vor ihr, und bestand darauf sie zu einem Cocktail einzuladen. An die Anfänge des Gesprächs konnte sie sich noch erinnern, und auch dass sie sich plötzlich unwohl fühlte. Doch der Rest des Abend bestand für sie nur noch aus losen Erinnerungsfetzen, an einen Drogenrausch, voll von grotesken Halluzinationen mit bizarren Kreaturen.
Ihren ersten halbwegs klaren Gedanken konnte sie in einer dunklen Seitenstraße fassen. Verstört, blutend und von entsetzlicher Angst gepackt humpelte sie durch die Nacht auf der Suche nach Sicherheit, während ihr Körper von unzähligen Wunden übersät war und die Erinnerung an das Geschehene immer mehr verblasste. Schon bald wusste sie nicht mehr, wovor sie eigentlich flüchtete, wenn sie sich immer wieder umdrehte und panisch die Schatten beobachtete, die in den Ecken lauerten, die das Licht der Straßenlaternen nicht erreichen konnte.
Was immer ihr wiederfahren war, sie hatte Glück noch am Leben zu sein. Zu dieser Ansicht kam sie nicht nur von ganz allein, sie hörte diese Aussage in verschiedenen Variationen immer wieder von Ärtzen, Polizisten und anderen Leuten, denen sie in den folgenden Tagen begegnete. Aber sie fühlte sich nicht glücklich.
Man hatte sie den in solchen Fällen üblichen Untersuchungen unterzogen und ihre Wunden versorgt. Sie bekam die Pille danach um eine mögliche Schwangerschaft zu verhindern.
Die vielen Sitzungen bei einer Psychologin konnten ihr vielleicht für den Moment ein wenig helfen, aber sie konnten nicht verhindern, dass wann immer Sabrina allein war, ihre Gedanken stets zu jener Nacht zurückkehrten, deren Ereignisse kaum mehr als alptraumhafte Schatten in ihrer Erinnerung waren, die sich jedoch tief in ihre Seele gefressen und dort tiefe Spuren hinterlassen hatten.
Auch wenn die Geschehnisse für sie nicht mehr greifbar waren, die Angst blieb unverändert. Mehr als das, sie fing schnell ihr Leben zu kontrollieren.
Sabrina begann sich zurückzuziehen, verließ ihre Wohnung immer seltener. Sie aß kaum noch und schlief immer seltener. Und wenn sie dann doch irgendwann Schlaf fand, wurde sie von Alpträumen geplagt. In dieser Zeit dachte sie immer häufiger daran, einen Schlussstrich zu ziehen und ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Zuerst war es nur ein bloßer Gedanke, aber eben dieser wurde zunehmend verlockender.
Dann merkte sie, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Die ersten Anzeichen hatte sie einfach nicht wahrhaben wollen und schlicht ignoriert, aber irgendwann konnte sie es nicht mehr leugnen, dass diese Nacht noch weitaus weitreichendere Folgen für sie hatte, als zunächst angenommen.
Wer immer der Unbekannte aus dem Club gewesen war, seine Brut wuchs nun in ihr heran.
Als sie realisiert hatte, was das kleine Pluszeichen auf dem Teststab für sie bedeutete, brach sie an Ort und Stelle in ihrem Badezimmer zusammen und begann unkontrolliert zu zittern, bevor ein Weinkrampf sie durchfuhr. Sie glaubte, diesen Alptraum niemals hinter sich lassen zu können. Auf jeden Fall nicht so lange dieses Ding in ihr war.
Es musste weg, das wusste sie sofort. Sie wollte dieses Kind, dass sie stets an diese Nacht erinnerte nicht länger in sich haben. Es musste sterben, auf die eine oder andere Weise. Sie dachte daran, sich und das Kind gemeinsam zu töten, indem sie vom Dach ihren Wohngebäudes sprang.
Doch dann machte sie den entscheidenden Fehler, der ihr Leben erneut veränderte. Den Unbekannten aus dem Club würde sie wohl niemals wiedersehen, ihn nie zur Rechenschaft ziehen können, aber da war immer noch sein Bastard, der in ihr heranwuchs. Er sollte stellvertretend für seinen Vater all ihren Zorn zu spüre bekommen, und bevor sie diesen letzten Schritt tat, wollte sie dieses Ding in ihr sehen. Nur einmal.
Mit einer Mischung aus Neugier, Ekel und schlichter Wut starrte sie auf den grauen Bildschirm, während die Stimme ihrer Frauenärztin von irgendwo weit her etwas erzählte, das Sabrina eh nicht wahrnahm. Sie wartete nur darauf ES endlich zu sehen.
Und dann war es soweit. Sie wusste nicht genau, was sie erwartet hatte. Aus dem Fernsehen kannte sie nur, dass man den Müttern irgendwelche grauen Flecke auf dem Ultraschall zeigt und diese eh nichts erkennen. Aber was Sabrina hier sah, waren eindeutig die Umrisse eines kleinen Menschen. Sie sah, einen Körper, Arme und Beine, einen Kopf und ein Pulsieren in der Mitte. Gerade als Sabrina bewusst wurde, dass sie hier das schlagende Herz ihres Kindes sah, bewegte sich der Fötus, streckte sich und kam dann wieder zur Ruhe. Sabrina schnappte nach Luft, während sich ihre Brust zusammenzog.
„Scheiße!“, sagte sie leise.
Als sie die Praxis wieder verließ, glaubte sie für einen kurzen Moment, ihre Beine würden nachgeben. Draußen lehnte sie sich an die Hauswand und atmete tief durch. Dann legte sie ihre Hand auf ihren Bauch, an die Stelle, an der sie das Kind vermutete, und sagte: „Es tut mir leid. Ich meinte es nicht so. Ich mache es wieder gut.“
Von diesem Tag an dachte sie nie mehr daran vom Hochaus zu springen. Vielmehr wollte sie alles tun, um für dieses Kind da zu sein. Es war nicht sofort alles gut, die Angst und die Alpträume waren noch immer präsent, aber nach und nach traten sie in den Hintergrund und verloren an Bedeutung, während Benjamin, so wollte sie ihren Sohn nennen, stetig in ihr heranwuchs.
Es war beileibe keine leichte Schwangerschaft, sie hatte mit vielen Problemen zu kämpfen und bei der Geburt dachte Sabrine, sie würde sie nicht überleben. Über 40 Stunden quälte sie sich mit den Wehen, bis ihr Körper vor Erschöpfung aufgab und sie das Bewustsein verlor.
Als Sabrina irgendwann wieder erwachte, lag Benjamin in einem Beistellbettchen neben ihr und schlief. Sie konnte sich selbst nicht bewegen, denn obwohl sie noch betäubt war, spürte sie deutlich den Schnitt in ihrem Bauch.
Eine Schwester kam zu ihr und legte ihr ihren Sohn in den Arm. Unsicher schaute Sabrina ihn sich an. Es hieß, kleine Babies würden in der ersten Zeit ihres Lebens dem Vater ähnlich sehen, aber der Anblick von Benjamin weckte nicht die leise Erinnerung an wen auch immer. Sie wusste nur, dass dieses Kind von nun an der wichtigste Mensch in ihrem Leben war.
Benjamin wuchs schnell, entwickelte sich aber nicht so schnell wie andere Kinder in seinem Alter. Es dauerte lange bis er sich alleine auf den Bauch drehte, robbte oder später krabbelte. Laufen lernte er erst mit zwei Jahren. Dabei war er nicht dumm. Er begriff Zusammenhänge sehr schnell und schien alles genau untersuchen zu wollen. Seine Neugier schien fast grenzenlos. Aber vor allem hing er sehr an Sabrina. Ihr machte es nichts aus. Wann immer er knuddeln wollte, drückte sie ihn herzlich an sich. Sie genoß seine Umarmungen vermutlich ebenso wie er selbst. Außerdem liebte sie sein herzliches Lachen und seine süße Stimme.
Dann kam die Nacht des Sturms.
In dieser Nacht veränderte sich ihr Leben erneut von Grund auf. Seit Jahren hatte sie nun schon nicht mehr an jene Ereignisse gedacht, die ihr Benjamin beschert hatten, und sie konnte sich nicht einmal erinnern, wann sie den letzten Apltraum hatte.
Es begann auch ganz harmlos. Es hatte Meldungen gegeben, dass ein Gewittersturm aufkäme, aber sie hatte nicht gedacht, welch weitreichende Folgen dieser haben sollte.
Als sie mit Benjamin zu Abend aß, war es nur ein leises Donnergrollen in weiter Ferne. Sie rechnete schon damit, dass er im Laufe des Abends zu ihre ins Bett klettern würde um sich an sie zu kuscheln, und sie hatte auch nichts dagegen. Zuvor hatte sie jedoch versprochen mit ihm sein neues Spielhaus zusammenzubauen. Sie hatten es am Vortag gekauft und wollte es erst am Wochenende aufstellen, doch seinem Flehen und Bitten konnte sie nicht lange standhalten. Als sie schließlich mit dem Aufbau begann, war es noch früh am Abend und sie rechnete nicht damit, dass es allzu lange dauern würde.
Als sie es endlich geschafft hatten und das Haus in seinem Zimmer an Ort und Stelle stand, war es draußen bereits dunkel. Das Zimmer war durch das Deckenlicht und Benjamins Nachttischlampe hell erleuchtet.