Supernatural S08E08 - Hunteri Heroici

Clive77

Serial Watcher
In der Episode „Hunteri Heroici“ der US-Serie Supernatural geht der neueste Fall der Winchesters nicht mit rechten Dingen zu - selbst für Supernatural-Verhältnisse. Der Zuschauer bekommt eine weitere Einzelfolge der besonderen Art.

Was ist passiert?
Nachdem die Haupthandlung der Staffel letzte Woche einen gewaltigen Schub nach vorne bekommen hat, gehen Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) zusammen mit Castiel (Misha Collins) einem merkwürdigen Mordfall in Oklahoma City nach. Dem Opfer ist dabei das Herz sprichwörtlich aus der Brust gehüpft und die Leiche weist nun ein herzförmiges Loch in der Brust auf.
Castiel, der auf den Fall aufmerksam wurde und anfangs erklärt, ein Jäger wie Sam und Dean sein zu wollen, stellt auch gleich sämtliche Merkwürdigkeiten am Obduktionstisch fest: Keine Hinweise auf ein dämonisches Eingreifen, nur eine leichte Blaseninfektion wird erschnüffelt. Die rätselhaften Vorfälle häufen sich derweil - vom Selbstmörder, der kurzzeitig in der Luft steht und erst fällt, nachdem er nach unten sieht, bis hin zu Diebstählen, bei denen der Täter ein Loch auf die Wand geklebt hat, um an die Beute zu kommen. Alles deutet darauf hin, dass jemand die Umgebung an eine Zeichentrickwelt anpasst, um sich selbst zu bereichern.
Zunächst ratlos finden die Winchester-Brüder in einem Seniorenheim schließlich die Ursache des Ganzen: Fred Jones (Mike Farrell), den beide noch von früher kennen und der über psychokinetische Kräfte verfügt. Fred befindet sich in einem katatonischen Zustand und reagiert nicht auf die Außenwelt, aber in seiner Umgebung herrschen die Gesetze des Zeichentricks. Vom eigentlichen Dieb fehlt weiterhin jede Spur, bis eine ältere Dame ihren gestohlenen Schmuck an einer Pflegerin entdeckt. Dem neuen Hinweis folgend geraten Sam, Dean und Castiel schließlich in einen erneuten Diebstahl. Während Dean den Täter Dr. Mahoney (Greg Webb) auf frischer Tat stellt, versuchen Sam und Castiel den im Auto wartenden (immer noch katatonischen) Fred wieder in die reale Welt zurückzuholen, wozu sie mit Hilfe von Castiels Kräften eine Reise in seine Gedankenwelt unternehmen. Die beiden haben Erfolg und der wieder aufgewachte Fred zwingt den Täter durch Psychokinese, sich selbst zu erschießen.
Castiel sorgt schließlich auf Freds Bitten dafür, dass dieser seine spezielle Fähigkeit verliert, was aber auch zum teilweisen Verlust der eigenen Persönlichkeit führt.
Am Ende des Abenteuers angekommen, wird Castiel kurz von Naomi (Amanda Tapping) in den Himmel berufen und bleibt anschließend zusammen mit Fred im Heim zurück, wo er darüber sinniert, was er eigentlich auf der Erde machen möchte - der Himmel ist für ihn erstmal tabu.
Abgesehen vom Fall der Woche bekommt der Zuschauer in Rückblenden erzählt, wie das erste Treffen von Sam und Amelias (Liane Balaban) Vater Stan Thompson (Brian Markinson) verlaufen ist: Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird Sam von Stan akzeptiert. Amelia bekommt einen Anruf: Ihr totgeglaubter Mann Don ist am anderen Ende der Leitung.

Fall der Woche, aber kein Standard
Die Staffelhandlung pausiert, Kevin (Osric Chau) wird sicher von Garth (D. J. Qualls) in einem „Safehouseboat“ verwahrt, wo er sich mit der einen Hälfte der Schrifttafel über Dämonen beschäftigt. Also eine Standard-Füllfolge? Ganz und gar nicht. Als erste Besonderheit gegenüber den üblichen Einzelfällen ist Castiel diesmal die ganze Folge dabei. Dabei verursacht er selbstredend in seiner gewohnten Art (ungewollt) das ein oder andere Problem (z.B. im Seniorenheim: „Do we ... kill him?“) und sorgt für jede Menge Belustigungen, wenn er z.B. versucht, aus einer Katze Informationen heraus zu bekommen („Dumbass.“) oder seine eigene Interpretation des Roadrunners gibt. Im Endeffekt liefert er aber auch durch seine Fähigkeiten die Lösung von Freds Problem und wurde zumindest für diesen Fall unverzichtbar (sonst hätte man Fred wirklich töten müssen, um auf Nummer Sicher zu gehen).
Nachdem das Experiment der Found Footage in „Bitten“ wohl hauptsächlich für Freunde der genannten Filmart funktioniert, kann sich hier jeder mit Spaß an Zeichentrick und dem damit verbunden Humor erfreuen. Da es zu Supernatural mittlerweile auch eine Zeichentrickserie (Supernatural: The Animation) gibt, wirkt dieses einzelne Abenteuer gleichzeitig wie ein Wink mit dem Zaunpfahl, dort mal einen Blick zu riskieren (hat das schon jemand gemacht?).
Die Autoren liefern hier jedenfalls (mal wieder) eine Folge der besonderen Art und unser (kurzweiliges) Heldentrio ist anfangs recht hilflos, was dem Fall etwas mehr Würze verleiht.

Sams Rückblenden
Auch in dieser Episode gab es wieder Erinnerungsstücke aus dem vergangenen Jahr zu sehen und die betrafen ausschließlich Sam. Eigentlich sollte nach den letzten Informationshappen über den Start seiner Beziehung mit Amelia so gut wie alles geklärt sein. Dem ist nicht so, wie sich am Ende der Rückblenden zeigt.
Das erste Aufeinandertreffen mit Amelias Vater konnte sich der Zuschauer noch in etwa so erahnen, da es ein übliches Prozedere wiedergibt, was oft in romantischen Komödien angewandt wird: Papi ist skeptisch, was den neuen Freund der Tochter angeht und versucht sein Veto gegen die Beziehung auszuspielen. Aber am Ende kann er sich doch mit dem eventuellen neuen Schwiegersohn anfreunden.
Eigentlich wartet man die ganze Zeit darauf, dass Sam seine Vergangenheit als Dämonenjäger auspackt. Da die Folge ohnehin vor lustigen Szenen geradezu strotzt, hätte das wunderbar noch ein i-Tüpfelchen obendrauf liefern können. Vielleicht wäre es aber auch zuviel gewesen. Das Ende liefert dann die eigentliche Überraschung und lässt bewusst die Frage aufkommen, wie Sam weiterhin mit Amelia zusammen sein konnte, wenn sich ihr Don jetzt doch als lebendig erweist. Kommende Folgen werden darauf sicher eine Antwort geben.

Die obere Etage
So kurz der Auftritt von Naomi auch war, es war ein interessanter Auftritt. Castiel ist nach seinen Taten im Himmel unerwünscht, scheint aber die Freiheit zu haben, auf Erden das zu tun, was er machen möchte - und soll dadurch Wiedergutmachung leisten. Da stellt sich die Frage, weshalb er überhaupt - unter Verlust mehrerer Engel - aus dem Fegefeuer zurück geholt wurde, wenn er scheinbar so unwichtig für seine himmlischen Kollegen ist.
Nach „A Little Slice of Kevin“ konnte man spekulieren, welche Absichten Naomi mit Castiel als Marionette verfolgt, denn die Anweisung lautete, an den Winchesters und deren Ziel dranzubleiben. Nun gewährt sie ihm mehr Handlungsfreiheit und lockert die Zügel. Warum? Ein Versuch, sein Vertrauen zu gewinnen? Es bleibt weiterhin unklar, was der Sinn und Zweck von Castiels Befreiung war und welches Ziel Naomi mit ihm verfolgt.

Fazit: Eine äußerst lustige Episode, in der die drei Hauptpersonen den Supernatural-Humor zum Besten geben und gleichzeitig Neues zur Serien-Mythologie beitragen. Sams Rückblicke werden am Ende etwas aufgepeppt und dadurch interessanter. Rundum eine gelungene Folge.

9/10 - Es fehlten nur noch die Panzerknacker...
 
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