Clive77
Serial Watcher
In der Folge "Our Little World" der US-Serie Supernatural bekommen wir einige Fragen zur Mythologie um The Darkness beantwortet. Das wirklich Faszinierende an der Episode ist aber, dass so ziemlich jede Figur charakterlich auftrumpfen kann und einschneidende Entwicklungen durchmacht.
Broken Angels
Castiel (Misha Collins) ist dieses Mal wieder aktiv mit von der Partie, auch wenn sein Serien-Hobby mittlerweile die Züge des „Endstadiums“ eines Serienjunkies annimmt. Völlig apathisch schaut er sich Wiederholungen des Tagesprogramms an und bringt es zunächst auch nicht fertig, den Bunker zu verlassen, als Dean (Jensen Ackles) ihm rät, mal wieder frische Luft zu schnappen.
Entsprechend fertig erleben wir unseren Engel zu Beginn der Folge. Tiefe Augenränder, Lustlosigkeit, die ganze Aufmerksamkeit auf belanglose TV-Sendungen fokussiert, die ab und an mal eine emotionale Reaktion hervorrufen. Glücklicherweise ändert sich das, als er zufällig Metatron (Curtis Armstrong) in einer der Wiederholungen erblickt, welcher sich seinen Lebensunterhalt mit Sensationsvideos verdient, die er an TV-Sender verhökert – ähnlich wie es Jake Gyllenhaal in „Nightcrawler“ tat.
Hier nimmt dieser Handlungsstrang dann auch gehörig an Fahrt auf, vor allem, was die dramatische und charakterliche Ebene angeht. Metatron schafft es nämlich ziemlich treffend, Castiels jetzigen Zustand zu beschreiben und liefert entsprechend eine Salve nach der anderen an verbaler Munition ab. Dabei ist er seinem himmlischen Kollegen körperlich – dank fehlender Grace - eindeutig unterlegen. Uns wird mehr als deutlich gezeigt, dass Castiel seine vergangenen Traumata – nicht zuletzt Rowenas (Ruth Connell) Zauber und deren Auswirkungen – noch nicht verarbeitet hat.
Es ist schon recht schmerzhaft, Cas bei alledem zuzuschauen und auch wenn er am Ende Metatron in seine Schranken verweist und neben der Dämonentafel wichtige Informationen über Amara (nächste Schauspielerin: Samantha Isler) erhält, wird man das Gefühl nicht los, es hier mit einer innerlich gebrochenen Persönlichkeit zu tun zu haben. Mal schauen, ob er sich in den nächsten Episoden wieder etwas fängt. Immerhin ist er ja jetzt wieder voll am Geschehen beteiligt, und mit einem Ziel vor Augen lässt es sich besser leben, auch wenn der Schuh von vergangenen Miseren dadurch nicht verschwindet und trotzdem drückt.
Metatron auf der anderen Seite kommt zunächst gewohnt selbstbewusst rüber und weckt den Anschein, dass er sich mit dem Menschsein und seinem jetzigen Job abgefunden hat. Aber wir können im Folgenverlauf hinter die Fassade blicken und sehen einen gebrochenen (ehemaligen) Engel, der sich sein Dasein gänzlich anders vorgestellt hatte. Zwar weiß man beim Schreiberling Gottes nicht immer, wann er seine echten Ansichten preisgibt, aber es lässt sich vermuten, dass er gegen Ende ehrlich und offen über sein jetziges Leben gesprochen hat. Curtis Armstrong ist dabei zwar darstellerisch kein Jake Gyllenhaal, aber hier wird auch eine andere Schiene eingeschlagen als es „Nightcrawler“ tat, und es gibt tatsächlich Momente, in denen der Zuschauer trotz vergangener Taten Mitleid für Metatron empfindet. Aber das Highlight ist natürlich, als er von Gott spricht und uns offenbart, was es mit Amara auf sich hat: The Darkness, His sister.
King of Hell
Crowley (Mark Sheppard) sieht sich derweil der Aufgabe gegenüber, seine rebellische Ziehtochter Amara unter Kontrolle zu halten. Wir erfahren nun, dass sie in "Thin Lizzie" ausgebüchst ist, weil er ihr untersagt hatte, die Seelen seiner Dämonen zu verspeisen – was uns diese Woche anhand der ausgedünnten Gefolgsleute unseres Höllenkönigs veranschaulicht wird.
Crowley gibt sich alle nur erdenkliche Mühe, Amara im Zaum zu halten. Er möchte, dass sie ihn trotz seiner erzieherischen Maßnahmen gut heißt und möglichst lange mit ihm kooperiert, seine Ratschläge und sein Wissen zu schätzen weiß. Ihm ist schließlich bewusst, dass er ihr früher oder später unterlegen sein wird. Entsprechend versucht er, sie möglichst geschickt zu manipulieren.
Aber am Ende kann man sein Vorhaben da nur als gescheitert bezeichnen. Seine Unterlegenheit manifestiert sich nämlich früher als man noch zu Beginn der Episode annehmen konnte, und Amara weist ihren Ziehvater in seine Schranken – da hat auch die Lektüre von Erziehungsbüchern nichts genutzt (Anmerkung am Rande: Witzig übrigens, dass die Seelenanzahl der Hölle eine ähnlich große Rolle spielt wie die Gewinne von großen Firmen – ein Seitenhieb auf das kapitalistische System?) Uns stellt sich somit die Frage, wie und ob sich der King of Hell von seiner Niederlage erholen wird. Fraglich scheint außerdem, wie viel er über Amaras mythologische Rolle weiß. Dass sie sehr mächtig wird, klar, war ihm bekannt. Aber ob er wohl wusste, dass er es hier mit Gottes Schwester zu tun hatte?
Wie dem auch sei, es kommt nicht sehr oft vor, dass Crowley den Kürzeren ziehen muss. In einigen Momenten ließ sich sogar befürchten, dass Amara sich an seiner Seele verköstigen würde. Aber ganz so weit gehen die Macher dann doch (noch?) nicht, was einerseits vielleicht etwas unlogisch erscheint (weshalb sollte Amara ihn nicht aus dem Weg räumen?), uns andererseits aber eine beliebte Figur erhält, die früher oder später zurückschlagen wird. Hoffentlich früher.
God’s only kin
Amara wird zusehends mächtiger und jedes Mal, wenn eine neue Darstellerin ihre Rolle übernimmt, hat sie den nächsten Schritt zur Allmacht vollzogen. Wir erfahren diese Woche, dass „Allmacht“ in der Tat das ist, wohin sich die Figur entwickeln wird. Denn wenn Gott eine Schwester hat, dürfte die schließlich ebenfalls allmächtig sein.
Aber bleiben wir zunächst bei der Folge, denn noch scheint die aufmüpfige Teenagerin im Wachstum zu sein und findet sich nach ihren Abenteuern in Crowleys Fängen wieder, der ihre heimlichen Ausflüge in die Menschenwelt tadelt. Auf eine bizarre Art und Weise lässt sich sogar verstehen, dass das Mädchen mehr von „der Welt da draußen“ sehen möchte und den Belehrungen und Anstrengungen ihres unfreiwilligen Ziehvaters müde wird. Ihre Trotzigkeit, als Crowley ihr beispielsweise eine weitere Seele anbietet und sie dann mit I’m not hungry antwortet, bleibt somit nachvollziehbar. Wir können uns in sie hineinversetzen und sind gespannt darauf, ob und wann sie es schaffen wird, ihrem momentanen Gefängnis zu entkommen.
Dieser Spannungsknoten platzt anschließend und weit früher, als man es vielleicht erwartet hätte. Mag sein, dass manche den Machtwechsel zwischen ihr und Crowley als verfrüht empfinden werden, aber nach der Offenbarung ihrer Rolle war es genau der richtige Weg, sie bereits jetzt wieder auf die Straße zu schicken. Und mit dem Gedanken daran, dass sie Gottes Schwester ist und sich entsprechend mächtig entwickeln wird, verfehlt auch das Abschlusslied, bei dem wir Amara wieder unter Menschen sehen, nicht seine Wirkung. Girl, you’ll be a woman soon – da schwant einem schon, dass die Macher sich hier Großes vorgenommen haben und die Winchesters kein leichtes Spiel haben werden.
Mysteriös bleibt allerdings noch Amaras Verbindung zu Dean. Hier wirkt es an einigen Stellen gerade so, als wenn sich da was Romantisches anbahnen könnte. Eine gewisse Neugierde auf die Schöpfung ihres Bruders ist sicher vorhanden und Dean als erster Mensch, dem sie begegnet ist, war damit etwas Besonderes (nicht zuletzt natürlich auch, weil er das Kainsmal trug). Aber sollte sich hier wirklich eine romantische Beziehung anbahnen, wäre das nicht nur sehr bizarr ("hey, ich bin mit Gottes Schwester zusammen"), sondern geradezu abstrus. Schließlich fehlt momentan noch eine Erklärung dafür, weshalb sie den älteren Winchester-Bruder nicht als reine Nahrungsquelle wahrnimmt – Kainsmal hin oder her.
Andererseits ist es natürlich gut, dass wir hier keine Wiederholung eines bereits abgeschlossenen Themas präsentiert bekommen. Denn wenn Amara sich Deans Seele einverleibt hätte, wären wir wohl wieder in der sechsten Staffel angelangt.
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Broken Angels
Castiel (Misha Collins) ist dieses Mal wieder aktiv mit von der Partie, auch wenn sein Serien-Hobby mittlerweile die Züge des „Endstadiums“ eines Serienjunkies annimmt. Völlig apathisch schaut er sich Wiederholungen des Tagesprogramms an und bringt es zunächst auch nicht fertig, den Bunker zu verlassen, als Dean (Jensen Ackles) ihm rät, mal wieder frische Luft zu schnappen.
Entsprechend fertig erleben wir unseren Engel zu Beginn der Folge. Tiefe Augenränder, Lustlosigkeit, die ganze Aufmerksamkeit auf belanglose TV-Sendungen fokussiert, die ab und an mal eine emotionale Reaktion hervorrufen. Glücklicherweise ändert sich das, als er zufällig Metatron (Curtis Armstrong) in einer der Wiederholungen erblickt, welcher sich seinen Lebensunterhalt mit Sensationsvideos verdient, die er an TV-Sender verhökert – ähnlich wie es Jake Gyllenhaal in „Nightcrawler“ tat.
Hier nimmt dieser Handlungsstrang dann auch gehörig an Fahrt auf, vor allem, was die dramatische und charakterliche Ebene angeht. Metatron schafft es nämlich ziemlich treffend, Castiels jetzigen Zustand zu beschreiben und liefert entsprechend eine Salve nach der anderen an verbaler Munition ab. Dabei ist er seinem himmlischen Kollegen körperlich – dank fehlender Grace - eindeutig unterlegen. Uns wird mehr als deutlich gezeigt, dass Castiel seine vergangenen Traumata – nicht zuletzt Rowenas (Ruth Connell) Zauber und deren Auswirkungen – noch nicht verarbeitet hat.
Es ist schon recht schmerzhaft, Cas bei alledem zuzuschauen und auch wenn er am Ende Metatron in seine Schranken verweist und neben der Dämonentafel wichtige Informationen über Amara (nächste Schauspielerin: Samantha Isler) erhält, wird man das Gefühl nicht los, es hier mit einer innerlich gebrochenen Persönlichkeit zu tun zu haben. Mal schauen, ob er sich in den nächsten Episoden wieder etwas fängt. Immerhin ist er ja jetzt wieder voll am Geschehen beteiligt, und mit einem Ziel vor Augen lässt es sich besser leben, auch wenn der Schuh von vergangenen Miseren dadurch nicht verschwindet und trotzdem drückt.
Metatron auf der anderen Seite kommt zunächst gewohnt selbstbewusst rüber und weckt den Anschein, dass er sich mit dem Menschsein und seinem jetzigen Job abgefunden hat. Aber wir können im Folgenverlauf hinter die Fassade blicken und sehen einen gebrochenen (ehemaligen) Engel, der sich sein Dasein gänzlich anders vorgestellt hatte. Zwar weiß man beim Schreiberling Gottes nicht immer, wann er seine echten Ansichten preisgibt, aber es lässt sich vermuten, dass er gegen Ende ehrlich und offen über sein jetziges Leben gesprochen hat. Curtis Armstrong ist dabei zwar darstellerisch kein Jake Gyllenhaal, aber hier wird auch eine andere Schiene eingeschlagen als es „Nightcrawler“ tat, und es gibt tatsächlich Momente, in denen der Zuschauer trotz vergangener Taten Mitleid für Metatron empfindet. Aber das Highlight ist natürlich, als er von Gott spricht und uns offenbart, was es mit Amara auf sich hat: The Darkness, His sister.
King of Hell
Crowley (Mark Sheppard) sieht sich derweil der Aufgabe gegenüber, seine rebellische Ziehtochter Amara unter Kontrolle zu halten. Wir erfahren nun, dass sie in "Thin Lizzie" ausgebüchst ist, weil er ihr untersagt hatte, die Seelen seiner Dämonen zu verspeisen – was uns diese Woche anhand der ausgedünnten Gefolgsleute unseres Höllenkönigs veranschaulicht wird.
Crowley gibt sich alle nur erdenkliche Mühe, Amara im Zaum zu halten. Er möchte, dass sie ihn trotz seiner erzieherischen Maßnahmen gut heißt und möglichst lange mit ihm kooperiert, seine Ratschläge und sein Wissen zu schätzen weiß. Ihm ist schließlich bewusst, dass er ihr früher oder später unterlegen sein wird. Entsprechend versucht er, sie möglichst geschickt zu manipulieren.
Aber am Ende kann man sein Vorhaben da nur als gescheitert bezeichnen. Seine Unterlegenheit manifestiert sich nämlich früher als man noch zu Beginn der Episode annehmen konnte, und Amara weist ihren Ziehvater in seine Schranken – da hat auch die Lektüre von Erziehungsbüchern nichts genutzt (Anmerkung am Rande: Witzig übrigens, dass die Seelenanzahl der Hölle eine ähnlich große Rolle spielt wie die Gewinne von großen Firmen – ein Seitenhieb auf das kapitalistische System?) Uns stellt sich somit die Frage, wie und ob sich der King of Hell von seiner Niederlage erholen wird. Fraglich scheint außerdem, wie viel er über Amaras mythologische Rolle weiß. Dass sie sehr mächtig wird, klar, war ihm bekannt. Aber ob er wohl wusste, dass er es hier mit Gottes Schwester zu tun hatte?
Wie dem auch sei, es kommt nicht sehr oft vor, dass Crowley den Kürzeren ziehen muss. In einigen Momenten ließ sich sogar befürchten, dass Amara sich an seiner Seele verköstigen würde. Aber ganz so weit gehen die Macher dann doch (noch?) nicht, was einerseits vielleicht etwas unlogisch erscheint (weshalb sollte Amara ihn nicht aus dem Weg räumen?), uns andererseits aber eine beliebte Figur erhält, die früher oder später zurückschlagen wird. Hoffentlich früher.
God’s only kin
Amara wird zusehends mächtiger und jedes Mal, wenn eine neue Darstellerin ihre Rolle übernimmt, hat sie den nächsten Schritt zur Allmacht vollzogen. Wir erfahren diese Woche, dass „Allmacht“ in der Tat das ist, wohin sich die Figur entwickeln wird. Denn wenn Gott eine Schwester hat, dürfte die schließlich ebenfalls allmächtig sein.
Aber bleiben wir zunächst bei der Folge, denn noch scheint die aufmüpfige Teenagerin im Wachstum zu sein und findet sich nach ihren Abenteuern in Crowleys Fängen wieder, der ihre heimlichen Ausflüge in die Menschenwelt tadelt. Auf eine bizarre Art und Weise lässt sich sogar verstehen, dass das Mädchen mehr von „der Welt da draußen“ sehen möchte und den Belehrungen und Anstrengungen ihres unfreiwilligen Ziehvaters müde wird. Ihre Trotzigkeit, als Crowley ihr beispielsweise eine weitere Seele anbietet und sie dann mit I’m not hungry antwortet, bleibt somit nachvollziehbar. Wir können uns in sie hineinversetzen und sind gespannt darauf, ob und wann sie es schaffen wird, ihrem momentanen Gefängnis zu entkommen.
Dieser Spannungsknoten platzt anschließend und weit früher, als man es vielleicht erwartet hätte. Mag sein, dass manche den Machtwechsel zwischen ihr und Crowley als verfrüht empfinden werden, aber nach der Offenbarung ihrer Rolle war es genau der richtige Weg, sie bereits jetzt wieder auf die Straße zu schicken. Und mit dem Gedanken daran, dass sie Gottes Schwester ist und sich entsprechend mächtig entwickeln wird, verfehlt auch das Abschlusslied, bei dem wir Amara wieder unter Menschen sehen, nicht seine Wirkung. Girl, you’ll be a woman soon – da schwant einem schon, dass die Macher sich hier Großes vorgenommen haben und die Winchesters kein leichtes Spiel haben werden.
Mysteriös bleibt allerdings noch Amaras Verbindung zu Dean. Hier wirkt es an einigen Stellen gerade so, als wenn sich da was Romantisches anbahnen könnte. Eine gewisse Neugierde auf die Schöpfung ihres Bruders ist sicher vorhanden und Dean als erster Mensch, dem sie begegnet ist, war damit etwas Besonderes (nicht zuletzt natürlich auch, weil er das Kainsmal trug). Aber sollte sich hier wirklich eine romantische Beziehung anbahnen, wäre das nicht nur sehr bizarr ("hey, ich bin mit Gottes Schwester zusammen"), sondern geradezu abstrus. Schließlich fehlt momentan noch eine Erklärung dafür, weshalb sie den älteren Winchester-Bruder nicht als reine Nahrungsquelle wahrnimmt – Kainsmal hin oder her.
Andererseits ist es natürlich gut, dass wir hier keine Wiederholung eines bereits abgeschlossenen Themas präsentiert bekommen. Denn wenn Amara sich Deans Seele einverleibt hätte, wären wir wohl wieder in der sechsten Staffel angelangt.
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