Clive77
Serial Watcher
In der Folge "Don’t Call Me Shurley" der US-Serie Supernatural gibt es ein lang erwartetes Wiedersehen mit einer Figur, die nach Fantheorien niemand anderes als Gott verkörpert. Die Winchesters gehen derweil einem neuen Fall nach, der sich als harte Nuss entpuppt.
Metatron
Zu Episodenbeginn treffen wir auf Metatron (Curtis Armstrong) und können kurz mit ansehen, wohin es ihn verschlagen hat. Er durchwühlt Mülltonnen auf der Suche nach etwas Essbarem, ist also ganz unten angekommen und gibt schließlich auf, nachdem er die wenigen Essensreste, die er finden konnte, an einen Hund abgegeben hat.
Der ehemalige Schreiberling Gottes, einst ambitioniert genug, um in die Rolle des Schöpfers zu schlüpfen, scheint mit seinem Schicksal abgeschlossen zu haben. Doch wir erkennen auch, dass sein Dasein als Mensch Veränderungen bei ihm bewirkt hat. Der alte Metatron hätte wohl kaum seine einzige Mahlzeit an einen Hund abgegeben. Und auch später sehen wir, dass er kaum noch der einstigen Figur gleicht, die die Engel aus dem Himmel warf. Sein späterer Einsatz für die Menschheit und Gottes Schöpfung generell zeigt uns hier eine Seite von Metatron, die es zuvor noch nicht zu sehen gab, die zum Mitfiebern einlädt und in diversen Momenten von einer hohen Emotionalität geprägt wird.
Curtis Armstrong weiß hier in seiner Rolle zu überzeugen. Wer hätte schon gedacht, dass sich Metatron zu einem Sympathieträger entwickeln könnte? Vor allem, nachdem er lange Zeit den Bösewicht mimte?
Just call me Chuck
Auf diesen Augenblick haben sicher viele gewartet. Just als Metatron ein lautes I give up von sich gibt, findet er sich plötzlich in einer Bar wieder. Dort trifft er auf Chuck (Rob Benedict), der ihm ohne Umschweife zu verstehen gibt, dass er tatsächlich Gott ist. Und an seinen Memoiren schreibt, die sein ehemaliger Schreiberling mal unter die Lupe nehmen soll.
Der eigentliche Moment der Offenbarung um Chucks wirkliche Identität fällt recht unspektakulär aus. Man könnte schon fast von billig sprechen, wenn Metatron sich die Brille aufsetzt und plötzlich einem grellen Licht gegenübersitzt (und dazu noch der Chor). Aber es geht auch gar nicht darum, diesen Moment als etwas Großartiges zu präsentieren. Die Theorie, dass es sich bei Chuck um den Schöpfer selbst handelt, existiert schon seit mehreren Jahren und hätten die Macher die Episode so aufgebaut, dass er sich erst gegen Ende seinem Gegenüber als Gott zeigt, wäre das verschenkte Zeit gewesen.
Der hier gewählte Ansatz, wo Metatron bloß kurz im Glauben gelassen wird, es mit Carver Edlund zu tun zu haben, ist genau richtig. Auch, dass direkt ein bisschen was zum Amulett gesagt wird und weshalb es damals kein Zeichen von sich gab, als Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) dem Autoren der Supernatural-Bücher gegenüber standen, wirkt passend. Schließlich ist der Schöpfer allmächtig und wenn er nicht entdeckt werden will, bleibt er eben verborgen – ob Amulett oder nicht.
Die Frage, um die sich hier alles dreht, ist folglich nicht die wahre Identität von Chuck Shurley, sondern weshalb Gott sich so lange Zeit nicht hat blicken lassen. Und weshalb er trotz Amaras (Emily Swallow) Rückkehr weiterhin keine Anstalten macht, in das Geschehen da draußen in der Welt einzugreifen.
Sowohl Benedict als auch Armstrong geben dabei eine sehr starke Performance ab. Die Autobiographie, die Metatron editieren soll, dient dabei bloß als Aufhänger. Denn wenn beide über die möglichen Kapitel, deren Länge und Inhalt diskutieren, wird sofort klar, dass es nicht um das Buch geht, sondern um Gott selbst. Immer wieder lenkt Metatron dabei in Richtung Amara, weist darauf hin, dass Chuck eine gewisse Verantwortung für seine Schöpfung hat. Doch der lässt sich nicht so leicht überzeugen. Chuck fühlt sich wohl als Chuck und nur sehr langsam gelingt es Metatron, ihm die Augen zu öffnen und herauszustellen, weshalb die Menschheit es Wert ist, gerettet zu werden. Armstrongs Rede im letzten Drittel der Episode dient da als ergreifendes Highlight, denn mit diesen Worten gelingt es ihm schließlich, seinen Gegenüber wieder auf den richtigen Weg zu lenken (auch wenn Metatron selbst das zunächst nicht mitbekommt).
Dieser Handlungsstrang, der jederzeit auch als wichtigster der Folge wirkt, hat eine sehr ernste Natur und beschäftigt sich mit genau den Fragen, die sich alle in Bezug auf Gott innerhalb der Serie schon gestellt haben. Sicher, es gibt auch eine gute Portion Humor und Oneliner (die Referenz auf Revolution war zum Beispiel recht witzig), aber das Hauptaugenmerk bleibt auf Gott und Metatrons Versuche, diesen wieder zu motivieren.
Fall der Woche?
Für die Winchesters scheint es derweil einen weiteren Fall der Woche zu geben. Doch die anfänglichen Vermutungen über Besessenheit und Co. entpuppen sich als falsch. Ein merkwürdiger Nebel verändert die Menschen, macht sie zu Killern und es wird klar, dass die Dunkelheit dahinter steckt, auch wenn von Amara selbst weit und breit nicht zu sehen ist.
Zuweilen erinnert der Fall recht stark an die ersten Episoden dieser Staffel, wo ebenfalls Leute infiziert wurden und anschließend auf ihre Mitmenschen losgingen. Da Sam damals auch infiziert wurde und später eine Lösung fand, stellt sich hier nun die Frage, weshalb nicht einmal ausprobiert wird, brennendes Salböl anzuwenden oder die Winchesters sich nicht zumindest damit eindecken – denn die Parallelen zu damals sind den beiden ja durchaus bewusst.
Stattdessen legt dieser Handlungsstrang Wert darauf, die Lage immer aussichtsloser für alle Beteiligten zu machen. Das ist zwar nicht unbedingt verkehrt, denn uns wird damit gezeigt, wie mächtig die Dunkelheit als Gegenspielerin ist. Auf der anderen Seite ahnt man allerdings recht schnell, worauf die Lösung hinauslaufen muss und dass Metatron am Ende wohl doch Erfolg haben und Chuck zum Eingreifen bewegen wird.
Das soll jetzt zwar nicht heißen, dass die Ereignisse in Hope Springs langweilig oder gar bedeutungslos waren. Das sind sie keinesfalls, schließlich war es schon recht spannend mit anzusehen, ob und wie unsere Jäger die Situation bewerkstelligen. Nur dass sie es in diesem Fall halt nicht schaffen, ja, nicht einmal den Hauch einer Chance bekommen. Da löst sich das Klebeband wie von Geisterhand selbst, um den Nebel auch in den letzten Winkel des vermeintlich schützenden Gebäudes hineinzulassen.
Sicher, als Sam (erneut) infiziert wird und Dean an seiner Seite bleibt, war das schon ein bewegender Moment. Gleichzeitig beschwört der Handlungsstrang hier aber auch eine unlösbare Situation hinauf, die niemandem einen Ausweg bietet (abgesehen von Dean natürlich, der immun ist). Es musste somit einfach eine „höhere“ Lösung her. Quasi ein Wunder, welches unsere Protagonisten doch noch rettet.
We should probably talk
Dieses Wunder heißt Chuck. Und er bewirkt nicht nur, dass der Nebel sich zurück zieht und Sam gerettet wird. Alle Menschen des kleinen Ortes, ob tot oder infiziert, werden wieder zurückgeholt beziehungsweise geheilt. Sam findet in seiner Tasche das Amulett wieder, welches jetzt eindeutig auf göttliche Präsenz hinweist. Kurz darauf treffen die beiden auf Chuck, der bloß meint, dass es Zeit für ein Gespräch wird.
Aber wie wird es jetzt weitergehen? Wird Chuck/Gott den Winchesters in den nächsten Folgen zur Seite stehen? Oder gibt er nur ein paar Hinweise darauf, wie man Amara wieder einsperren kann? Ist das überhaupt möglich? Klar, Chuck konnte die Auswirkungen des Nebels rückgängig machen, aber nach allem, was wir über die Dunkelheit gehört haben, wird es auch für ihn nicht einfach werden, seine Schwester wieder hinter Schloss und Riegel zu bringen. Damals benötigte er dazu die Hilfe von Luzifer. Apropos, auch dort wird es noch spannend werden, denn eine Lösung zum Casifer-Problem gibt es ebenfalls noch nicht.
Während der Rezensent mit Spannung auf die nächste Folge wartet, hört er sich nebenbei noch einmal „Fare Thee Well“ an.
Fazit: Eine großartige Episode, die besonders von den Darstellungen von Rob Benedict und Curtis Armstrong geprägt wird. Das Thema Chuck wird endlich behandelt und dazu noch auf eine Art und Weise, die mitreißender kaum sein könnte. Kleinere Schwachpunkte finden sich derweil im aktuellen Fall der Winchesters wieder, der zwar an sich in Ordnung war, aber letztlich bloß als Mittel zum Zweck diente.
9/10
Metatron
Zu Episodenbeginn treffen wir auf Metatron (Curtis Armstrong) und können kurz mit ansehen, wohin es ihn verschlagen hat. Er durchwühlt Mülltonnen auf der Suche nach etwas Essbarem, ist also ganz unten angekommen und gibt schließlich auf, nachdem er die wenigen Essensreste, die er finden konnte, an einen Hund abgegeben hat.
Der ehemalige Schreiberling Gottes, einst ambitioniert genug, um in die Rolle des Schöpfers zu schlüpfen, scheint mit seinem Schicksal abgeschlossen zu haben. Doch wir erkennen auch, dass sein Dasein als Mensch Veränderungen bei ihm bewirkt hat. Der alte Metatron hätte wohl kaum seine einzige Mahlzeit an einen Hund abgegeben. Und auch später sehen wir, dass er kaum noch der einstigen Figur gleicht, die die Engel aus dem Himmel warf. Sein späterer Einsatz für die Menschheit und Gottes Schöpfung generell zeigt uns hier eine Seite von Metatron, die es zuvor noch nicht zu sehen gab, die zum Mitfiebern einlädt und in diversen Momenten von einer hohen Emotionalität geprägt wird.
Curtis Armstrong weiß hier in seiner Rolle zu überzeugen. Wer hätte schon gedacht, dass sich Metatron zu einem Sympathieträger entwickeln könnte? Vor allem, nachdem er lange Zeit den Bösewicht mimte?
Just call me Chuck
Auf diesen Augenblick haben sicher viele gewartet. Just als Metatron ein lautes I give up von sich gibt, findet er sich plötzlich in einer Bar wieder. Dort trifft er auf Chuck (Rob Benedict), der ihm ohne Umschweife zu verstehen gibt, dass er tatsächlich Gott ist. Und an seinen Memoiren schreibt, die sein ehemaliger Schreiberling mal unter die Lupe nehmen soll.
Der eigentliche Moment der Offenbarung um Chucks wirkliche Identität fällt recht unspektakulär aus. Man könnte schon fast von billig sprechen, wenn Metatron sich die Brille aufsetzt und plötzlich einem grellen Licht gegenübersitzt (und dazu noch der Chor). Aber es geht auch gar nicht darum, diesen Moment als etwas Großartiges zu präsentieren. Die Theorie, dass es sich bei Chuck um den Schöpfer selbst handelt, existiert schon seit mehreren Jahren und hätten die Macher die Episode so aufgebaut, dass er sich erst gegen Ende seinem Gegenüber als Gott zeigt, wäre das verschenkte Zeit gewesen.
Der hier gewählte Ansatz, wo Metatron bloß kurz im Glauben gelassen wird, es mit Carver Edlund zu tun zu haben, ist genau richtig. Auch, dass direkt ein bisschen was zum Amulett gesagt wird und weshalb es damals kein Zeichen von sich gab, als Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) dem Autoren der Supernatural-Bücher gegenüber standen, wirkt passend. Schließlich ist der Schöpfer allmächtig und wenn er nicht entdeckt werden will, bleibt er eben verborgen – ob Amulett oder nicht.
Die Frage, um die sich hier alles dreht, ist folglich nicht die wahre Identität von Chuck Shurley, sondern weshalb Gott sich so lange Zeit nicht hat blicken lassen. Und weshalb er trotz Amaras (Emily Swallow) Rückkehr weiterhin keine Anstalten macht, in das Geschehen da draußen in der Welt einzugreifen.
Sowohl Benedict als auch Armstrong geben dabei eine sehr starke Performance ab. Die Autobiographie, die Metatron editieren soll, dient dabei bloß als Aufhänger. Denn wenn beide über die möglichen Kapitel, deren Länge und Inhalt diskutieren, wird sofort klar, dass es nicht um das Buch geht, sondern um Gott selbst. Immer wieder lenkt Metatron dabei in Richtung Amara, weist darauf hin, dass Chuck eine gewisse Verantwortung für seine Schöpfung hat. Doch der lässt sich nicht so leicht überzeugen. Chuck fühlt sich wohl als Chuck und nur sehr langsam gelingt es Metatron, ihm die Augen zu öffnen und herauszustellen, weshalb die Menschheit es Wert ist, gerettet zu werden. Armstrongs Rede im letzten Drittel der Episode dient da als ergreifendes Highlight, denn mit diesen Worten gelingt es ihm schließlich, seinen Gegenüber wieder auf den richtigen Weg zu lenken (auch wenn Metatron selbst das zunächst nicht mitbekommt).
Dieser Handlungsstrang, der jederzeit auch als wichtigster der Folge wirkt, hat eine sehr ernste Natur und beschäftigt sich mit genau den Fragen, die sich alle in Bezug auf Gott innerhalb der Serie schon gestellt haben. Sicher, es gibt auch eine gute Portion Humor und Oneliner (die Referenz auf Revolution war zum Beispiel recht witzig), aber das Hauptaugenmerk bleibt auf Gott und Metatrons Versuche, diesen wieder zu motivieren.
Fall der Woche?
Für die Winchesters scheint es derweil einen weiteren Fall der Woche zu geben. Doch die anfänglichen Vermutungen über Besessenheit und Co. entpuppen sich als falsch. Ein merkwürdiger Nebel verändert die Menschen, macht sie zu Killern und es wird klar, dass die Dunkelheit dahinter steckt, auch wenn von Amara selbst weit und breit nicht zu sehen ist.
Zuweilen erinnert der Fall recht stark an die ersten Episoden dieser Staffel, wo ebenfalls Leute infiziert wurden und anschließend auf ihre Mitmenschen losgingen. Da Sam damals auch infiziert wurde und später eine Lösung fand, stellt sich hier nun die Frage, weshalb nicht einmal ausprobiert wird, brennendes Salböl anzuwenden oder die Winchesters sich nicht zumindest damit eindecken – denn die Parallelen zu damals sind den beiden ja durchaus bewusst.
Stattdessen legt dieser Handlungsstrang Wert darauf, die Lage immer aussichtsloser für alle Beteiligten zu machen. Das ist zwar nicht unbedingt verkehrt, denn uns wird damit gezeigt, wie mächtig die Dunkelheit als Gegenspielerin ist. Auf der anderen Seite ahnt man allerdings recht schnell, worauf die Lösung hinauslaufen muss und dass Metatron am Ende wohl doch Erfolg haben und Chuck zum Eingreifen bewegen wird.
Das soll jetzt zwar nicht heißen, dass die Ereignisse in Hope Springs langweilig oder gar bedeutungslos waren. Das sind sie keinesfalls, schließlich war es schon recht spannend mit anzusehen, ob und wie unsere Jäger die Situation bewerkstelligen. Nur dass sie es in diesem Fall halt nicht schaffen, ja, nicht einmal den Hauch einer Chance bekommen. Da löst sich das Klebeband wie von Geisterhand selbst, um den Nebel auch in den letzten Winkel des vermeintlich schützenden Gebäudes hineinzulassen.
Sicher, als Sam (erneut) infiziert wird und Dean an seiner Seite bleibt, war das schon ein bewegender Moment. Gleichzeitig beschwört der Handlungsstrang hier aber auch eine unlösbare Situation hinauf, die niemandem einen Ausweg bietet (abgesehen von Dean natürlich, der immun ist). Es musste somit einfach eine „höhere“ Lösung her. Quasi ein Wunder, welches unsere Protagonisten doch noch rettet.
We should probably talk
Dieses Wunder heißt Chuck. Und er bewirkt nicht nur, dass der Nebel sich zurück zieht und Sam gerettet wird. Alle Menschen des kleinen Ortes, ob tot oder infiziert, werden wieder zurückgeholt beziehungsweise geheilt. Sam findet in seiner Tasche das Amulett wieder, welches jetzt eindeutig auf göttliche Präsenz hinweist. Kurz darauf treffen die beiden auf Chuck, der bloß meint, dass es Zeit für ein Gespräch wird.
Aber wie wird es jetzt weitergehen? Wird Chuck/Gott den Winchesters in den nächsten Folgen zur Seite stehen? Oder gibt er nur ein paar Hinweise darauf, wie man Amara wieder einsperren kann? Ist das überhaupt möglich? Klar, Chuck konnte die Auswirkungen des Nebels rückgängig machen, aber nach allem, was wir über die Dunkelheit gehört haben, wird es auch für ihn nicht einfach werden, seine Schwester wieder hinter Schloss und Riegel zu bringen. Damals benötigte er dazu die Hilfe von Luzifer. Apropos, auch dort wird es noch spannend werden, denn eine Lösung zum Casifer-Problem gibt es ebenfalls noch nicht.
Während der Rezensent mit Spannung auf die nächste Folge wartet, hört er sich nebenbei noch einmal „Fare Thee Well“ an.
Fazit: Eine großartige Episode, die besonders von den Darstellungen von Rob Benedict und Curtis Armstrong geprägt wird. Das Thema Chuck wird endlich behandelt und dazu noch auf eine Art und Weise, die mitreißender kaum sein könnte. Kleinere Schwachpunkte finden sich derweil im aktuellen Fall der Winchesters wieder, der zwar an sich in Ordnung war, aber letztlich bloß als Mittel zum Zweck diente.
9/10