Supernatural S13E06 - Tombstone

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Tombstone" der US-Serie Supernatural gibt es zunächst ein großes Wiedersehen, welches in der Vorwoche eingeleitet wurde. Anschließend erwartet unsere vier Hauptfiguren ein neuer Fall in Dodge City, Kansas, den Jack an Land gezogen hat.

Das große Wiedersehen
Castiel (Misha Collins) scheint tatsächlich der alte zu sein. Die Umarmungen, die letzte Woche noch fehlten, werden zügig nachgeholt, wobei Castiel nicht genau weiß, wie er aus „The Empty“ zurückkehren konnte - außer natürlich, dass er einem kosmischen Wesen auf die Nerven ging. Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) brauchen aber nicht lange, um in Jack (Alexander Calvert) denjenigen zu sehen, dessen Kräfte bis in die tiefschwarze, leere Dunkelheit hineinreichten.
Dean erhält somit seinen „big win“, denn die Rückkehr von Castiel ist genau das, was er gebraucht hat. Wir sehen auch direkt, wie die Stimmung bei ihm deutlich positiver wird. Dass der Fall der Woche als eine Art moderner Western aufgezogen wird, kommt ihm ebenfalls zu Gute - schließlich sind Cowboys für ihn ein Steckenpferd.
Leicht mit der Stirn runzeln dürfen wir hingegen beim Aufeinandertreffen von Jack und Cas im Bunker. Die herzliche Begrüßung samt Umarmung ist natürlich auch hier toll, dennoch hätten wir wohl zumindest ein paar kleinere Fragen von Castiel über Jack erwartet. Beispielsweise ist er nicht überrascht, Jack im herangewachsenen Zustand zu sehen.
Überhaupt sind die anfänglichen Momente im Bunker sehr knapp ausgefallen und werden nach wenigen Minuten durch den neuen Fall geradezu unterbrochen. Oh, und Jack kann mittlerweile den Bleistift bewegen, was bedeutet, dass er seine Kräfte bewusst einsetzen kann. Diese Überraschung hätte ebenfalls etwas genauer analysiert werden können (was kann er sonst noch so anstellen?), ehe es nach Dodge City geht.

Moderner Western
Der Fall der Woche verläuft trotz einiger Besonderheiten, die hauptsächlich unser Jägerteam betrifft, sehr geradlinig. Unsere vier Protagonisten teilen sich auf. Während Sam und Jack den Friedhof aufsuchen und entdecken, dass es sich beim Missetäter um einen Ghul handeln muss, nehmen Dean und Cas den letzten Tatort unter die Lupe, wo sie auf Sergeant Joe Phillips (Eric Schweig) treffen, der gerade erst seinen Neffen Carl (Paul Greiner) durch die Kreatur verloren hat. Für den weiteren Verlauf sind außerdem Athena Lopez (Sarah Troyer) und natürlich der Ghul Dave Mather (Jonathan Cherry) wichtig, die eine Beziehung miteinander haben.
Als erste Besonderheit lässt sich Deans Begeisterung über die Buffalo Bill Suite hervorheben, die mit Fotos von Westernlegenden gespickt ist, zu denen er seinen Begleitern auch einiges erzählt. Der Fall selbst weist anschließend auch viele Westernelemente auf, so gibt es einen Banküberfall, dem eine Schießerei folgt, Dean und Cas mit Cowboyhüten (eine der amüsantesten Szenen der Episode) und vor allem natürlich das Ende. Hier legt Joe Phillips seinen Stern ab und will Rache für den ermordeten Neffen nehmen - untypisch für einen Cop, aber eben irgendwo passend zum Setting.
Dass der Ghul in Form eines im Jahre 1886 verstorbenen Revolverhelden (den Dean natürlich gleich erkennt) auftritt, war auch eine nette Idee. Weniger gelungen, weil stellenweise doch recht dämlich ist allerdings der Plan des Monsters inklusive Banküberfall. Er möchte Athena begleiten und benötigt dafür Geld, soweit klar. Dafür mal eben bei der Bank um die Ecke die Taschen aufzufüllen, noch dazu nur leicht maskiert, war aber mit Sicherheit keine gute Idee. Und später, nachdem Athena erklärt wurde, dass er der Grabräuber und der Killer von Carl ist, will er offensichtlich noch immer mit seinem Mädchen abhauen und fesselt sie erstmal auf einem Stuhl, um sich um seine Häscher zu kümmern. Hatte er tatsächlich angenommen, er könnte danach noch mit ihr in den Sonnenuntergang reiten?
Bei diesem Handlungsstrang hätte sich mehr Finesse von Dave angeboten. Übrigens schon zu Beginn, denn für eine Kreatur, die sich unter dem Radar bewegen sollte, weckt er doch verdammt viel Aufmerksamkeit. Da war es nur eine Frage der Zeit, ehe ihm jemand die Rübe wegbläst (schön allerdings, dass Joe hier den Abzug betätigen durfte - das zollt dem Setting wieder Tribut).

Dean Winchester
Der Wandel von letzter zu dieser Woche ist bei dem älteren Winchester-Bruder enorm. Normalerweise könnte man beanstanden, dass diese 180 Grad Drehung zu schnell vonstatten ging. Aber mit Blick auf die Rückkehr von Castiel war das schon in Ordnung. Außerdem gefällt es uns natürlich besser, Dean in bester Laune zu sehen. Unterhaltungstechnisch wird da schon einiges geboten, wobei unser Engel nicht ganz unbeteiligt daran ist.
Es gibt da eigentlich nur eine Aktion seinerseits, die das Bild störte. Das war der Moment, als er sich in den Tunnel begab, um Dave und den gerade in die Tiefe gezogenen Joe zu folgen. Unnötig riskant und dumm, denn offensichtlich kann sich der Ghul sehr viel besser unter der Erde bewegen und obendrein bestand das Risiko, verschüttet zu werden. Wer hätte ihn da anschließend retten sollen? Schließlich war er auf sich alleine gestellt. Ein derartiges Unterfangen hätte da vielmehr zum Dean von letzter Woche gepasst.
Positiv anmerken lässt sich allerdings noch, dass er ebenfalls versucht, Jack zu erklären, dass sich bei der Jagd schlimme Dinge ereignen können. Mehr noch, in der Vergangenheit haben alle - Cas, Sam und Dean - mehr als einmal schlechte Entscheidungen getroffen. Deans Worte, man könne sie alle als Monster bezeichnen, sind da gar nicht so weit hergeholt. Dafür gibt es sogar unzählige Beispiele, die sich anführen ließen (worauf an dieser Stelle aber verzichtet werden soll).

Jack
Jacks Enthusiasmus für den neuen Fall kann sich sehenlassen. Er will gute Dinge vollbringen und hat auch schon einiges bewirkt (Rettung von Sam letzter Woche sowie Castiels Rückkehr, um die beiden größten Errungenschaften zu nennen). Die Jagd ist für ihn jetzt eine Möglichkeit, diesem Pfad zu folgen. Wobei es sehr erstaunt, wie gut er bereits jetzt schon bei den Ermittlungen ist. An Erfahrung sind ihm die Brüder natürlich noch überlegen, aber seine Recherchen sind bereits auf einem Level mit Sam, wenn nicht gar ein paar Schritte weiter. Somit sieht es anfangs ganz danach aus, als wenn er ein fester Bestandteil des Teams wird. Es ließe sich höchstens befürchten, dass die Auflösung der Fälle durch seine doch sehr mächtigen Fähigkeiten zu einfach werden könnte.
Allerdings werden wir vorerst wohl keine weiteren Fälle sehen, bei denen er Sam und Dean zur Seite steht. Das einschneidende Ereignis ist der Tod des Wachmanns Lenny (Jason Asuncion), der auf Jacks Konto geht. Eine Teilschuld kann man sicher auch bei Lenny finden, denn mitten in eine Schießerei zu laufen, ist niemals eine gute Idee. Aber Fakt bleibt halt, dass Jack diesen Tod zu verantworten hat.
Er blockt da auch alle Beschwichtigungen ab, die zunächst von Cas und Sam kommen und in die Dean später mit einsteigt. Vielleicht hätten sich die drei weniger darauf verlassen sollen, Lennys Tod als bedauerlichen Kollateralschaden zu verkaufen. Sie möchten Jack ganz offensichtlich davon überzeugen, dass auch ihnen bereits Fehler unterlaufen sind und derartige „Unfälle“ passieren können. Womit sie sich im Ansatz daran versuchen, ihren Kampf für das Gute abzuwerten. Sie stufen ihre eigene Stellung herab, um zu veranschaulichen, dass sie selbst nicht fehlerfrei sind.
Besser wäre es vielleicht gewesen, die positiven Dinge zu nennen, die Jack bereits vollbracht hat. Wie oben schon angeführt, hat er Sams Leben gerettet und Castiels Rückkehr bewirkt. Das noch einmal hervorzuheben, hätte vielleicht Wirkung bei Jack gezeigt.
Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Jack macht sich am Ende davon, womit sein weiterer Werdegang erneut fraglich wird. Ohne den Einfluss von Sam, Dean und Cas wird es der Nephilim jedenfalls nicht leicht haben, auf dem rechten Pfad zu verweilen. Zwar gut möglich, dass er nach einer kurzen Auszeit wieder zurückkehrt. Aber da sind ja noch andere Gestalten wie Asmodeus (Jeffrey Vincent Parise) unterwegs, der Jacks Fähigkeiten für böse Zwecke nutzen möchte und dazu jetzt womöglich erneut die Chance erhält.

Fazit: Unterm Strich eine weitere gute Episode. Der Fall der Woche mit seinen Western-Anleihen war recht gewöhnlich, aber Deans Enthusiasmus springt zwangsweise auf den Zuschauer über und Castiels Beteiligung sorgt für amüsante Momente. Allerdings hätte das Monster besser ausgearbeitet werden müssen. Bei Jack führt eine fatale Aktion derweil zum Umdenken, was seine Anstrengungen für eine positive Zukunft angeht, womit sein künftiger Werdegang wieder in Frage gestellt werden kann.

7,5/10
 
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