Synchronisation - Kunstform oder notwendiges Übel?

delta

Ghost in the Wire
TheRealNeo schrieb:
Das ist aber dann eben auch eine Rechnung gegen bzw. für eine Vorstellung der synchronisierten Fassung. Irgendwann sind ja die Kapazitäten an Sälen eines Kinos auch aufgebraucht...

Deshalb laeuft der O-Ton ja auch entweder zu beschissenen Zeiten oder in den abgefuckten Saelen :shrug:
 

Joker1986

0711er
Ich persönlich schaue auch meistens in der Synchro, obwohl ich englisch nach meinem dafürhalten ziemlich gut beherrsche.
Aber mir kann keiner erzählen, dass es Spaß macht einen Film mit Untertiteln zu schauen.
Erstens geht einem da komplett das Geschehen im Bild raus, da man nur unten liest, statt sich auf das Bild zu konzentrieren.
Zweitens bringt es doch gar nix, wenn ich bei z.B. Chinesisch die Betonung der Wörter höre und unten mitlese was die Person sagt. Ich weiß doch gar nicht WELCHES Wort er betont hat.

Außerdem hat die deutsche Synchro auch viele Perlen dabei. Homer aus die Simpsons ist doch im deutschen mindestens genau so gut wie im Original.
Tommi Piper hat mit der Stimme von ALF auch was wunderbares geschaffen.

Bei manchen Charakteren finde ich sogar die "deutsche Auslegung" besser. Captain Picard ist im original doch eher der grimmige Anführer, während er durch die Stimme im deutschen eher der väterliche Freund ist... (so zumindest mein Gefühl)
 

Revolvermann

Well-Known Member
HurriMcDurr schrieb:
Leider vielerorts in Deutschland leichter gesagt als getan - zumindest wenn man ins Kino möchte.
Es wird doch zur Zeit (ich glaube in Berlin) die App "Sound Fi" getestet. Die ist quasi mit dem Kino verbunden und mit dem Film, den du bezahlt hast, synchronisiert. Man schaltet also, wenn ich das korrekt verstanden habe, die App ein, setzt Kopfhörer auf, und schaut den Film in der Wunschsprache.
Find ich eigentlich gar nicht so übel.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Das wäre eine Option für die O-ton gucker, denn schließlich sind die ja noch in der minderheit. Ich würde es sogar begrüßen, denn so könnte ich auch im Ausland Mal ins Kino gehen und den Film so genießen wie ich es mir vorgestellt habe.

Wie macht es eigentlich die Schweiz? Deutsch, italienisch oder Englisch? Oder schwitzerdütsch?
 

Revolvermann

Well-Known Member
TheRealNeo schrieb:
Aber dann hast du ja einen Kopfhörer-Sound und keinen Kinosound mehr.
Genau das wäre der Nachteil.
Allerdings sollen richtig gute Kopfhörer genauso guten Kinosound bieten. Da kommen die Geräusche richtig von allen Seiten und bei guter Abkapselung dringen auch keine störenden Labertaschen oder Essgeräusche zu einem vor.
So habe ich es gelesen.
Ich habe mal bei einem Bekannten angeblich richtige gute, teure Kopfhörer aufgesetzt und er hat so 3D Geräusche angemacht. Das war mit geschlossenen Augen wirklich eine echt fantastische Illusion. Fast besser als im Kino. Allerdings ist es fraglich, in welcher Qualität so eine App das letztendlich hinbekommt.
Also ich bin da auch erstmal skeptisch. Die Idee an sich finde ich aber interessant.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Liegt ja am Ende weniger an der App, als dann auch an dem Kopfhörer, den man hat oder den das Kino anbietet.
Wobei es halt auch das gemeinsame Kinoerlebnis nimmt, das auch positiv sein kann.
 

Revolvermann

Well-Known Member
TheRealNeo schrieb:
Liegt ja am Ende weniger an der App, als dann auch an dem Kopfhörer, den man hat oder den das Kino anbietet.
Wobei es halt auch das gemeinsame Kinoerlebnis nimmt, das auch positiv sein kann.
Klar, ein sehr guter Kopfhörer wäre wichtig. Aber eben auch die Übertragungsrate. So ist bei Spotify am Kopfhörer ein merklicher Unterschied zu hören, ob man den Dienst kostenlos nutzt oder ein Abo hat, da im Abo eine höhere Übertragungsrate angeboten wird und somit natürlich die Qualität steigt.
Aber ja, so gemeinsames Lachen oder ein staunendes "ohhhh" der Zuschauer, geht bei Kopfhörern dann natürlich auch verloren.
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Grundsätzlich habe ich kein Problem mit Synchronisation. Filme aus meiner Kindheit gucke ich immer wieder in der deutschen Synchro, weil da auch eine gewisse Nostalgie mit verbunden ist. Seit ich aber mit 13 meinen ersten eigenen Fernseher mit DVD-Player bekommen habe, gucke ich eigentlich mit wenigen Ausnahmen (Kino-Besuche mit meinem kleinen Bruder und gewisse Serien) eigentlich nur noch die Originalfassungen, eben weil ich die Emotionen und die allgmeine Performance der Darsteller so deutlich besser finde als in der Synchronisation. Wenn der Film auf Mandarin oder Französisch ist brauche ich dafür natürlich Untertitel, die mich aber mittlerweile wirklich kaum vom Filmgenuss abhalten. Das ist eine reine Gewöhnungssache.

Ich will auch niemandem verbieten sich die Synchron-Fassung anzugucken. Es ist ja gut und schön, dass dadurch mehr Leute einen Zugang zu den Geschichte bekommen. Allerdings sehe ich das so, dass die Synchron-Fassung aus dem eigentlichen Werk ein völlig neues Werk macht. Das kann man gucken, muss aber dann akzeptieren, dass Synchro-Fassung wie bei "Black Panther" schon echt nervig daherkommen kann oder manche Filme fast schon in eine ganz andere Richtung lenkt. Bei Bud Spencer und Terrence Hill mag das noch gepasst haben, aber heutzutage würde das wahrscheinlich echt nur noch stören.

Ich will auch nicht die Arbeit von Synchronsprechern kleinreden. Da sind echt einige talentierte Leute am Werk. Verdammt, ich kenne sogar ein paar Leute, die vor und hinter den Mikros aktiv sind. "Die Simpsons" sind für mich eigentlich nur in der Synchro zu gucken. Das Original ist nicht schlecht, aber die Mischung aus genialen Synchro-Büchern und den tollen Stimmen ist in der deutschen Fassung irgendwie subjektiv besser.

Am Ende möchte ich allerdings nochmal drauf hinweisen, dass es schon ein wenig zum Nachdenken anregen sollte, wenn man in den Nachbarländern ohne "Synchro-Kultur" flächendeckend deutlich bessere Englisch-Kenntnisse zu geben scheint, während man hierzulande schon mit dem Schul-Englisch Probleme zu haben scheint. Das muss keinen größeren Zusammenhang haben und einfach an den Bildungssystemen liegen, aber einen gewissen Zusammenhang kann man da schon irgendwie sehen.​
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
TheReelGuy schrieb:
Seit ich aber mit 13 meinen ersten eigenen Fernseher mit DVD-Player bekommen habe, gucke ich eigentlich mit wenigen Ausnahmen (Kino-Besuche mit meinem kleinen Bruder und gewisse Serien) eigentlich nur noch die Originalfassungen, eben weil ich die Emotionen und die allgmeine Performance der Darsteller so deutlich besser finde als in der Synchronisation.
Also ich habe häufig genug Pipi in den Augen gehabt, eben weil die deutschen Synchronsprecher oft so verdammt gut Emotionen rüberbringen können.
 

Metroplex

Well-Known Member
Joker1986 schrieb:
Ich persönlich schaue auch meistens in der Synchro, obwohl ich englisch nach meinem dafürhalten ziemlich gut beherrsche.
Aber mir kann keiner erzählen, dass es Spaß macht einen Film mit Untertiteln zu schauen.
Erstens geht einem da komplett das Geschehen im Bild raus, da man nur unten liest, statt sich auf das Bild zu konzentrieren.
Zweitens bringt es doch gar nix, wenn ich bei z.B. Chinesisch die Betonung der Wörter höre und unten mitlese was die Person sagt. Ich weiß doch gar nicht WELCHES Wort er betont hat.

Ne, das mit den Untertiteln merkt man nach 5 bis 10 minuten gar nicht mehr. Ausser man ist wirklich ein SEHR langsamer Leser.
Und es bringt durchaus etwas wenn man den richtigen Schauspieler hört und nicht irgend einen Typen im Studio.
Ich weiss, das ist Englisch und nicht wie dein Beispiel Chinesisch, aber zB Gandalf klang für mich in der deutschen Version nur wie ein alter Mann, während er im Original eine natürliche Autorität ausgestrahlt hat. Das "Duuuu kannstniiiicht Vorbääääi" kommt niemals gegen das originale "YOU - SHALL - NOT - PASS!" an.

Joker1986 schrieb:
Bei manchen Charakteren finde ich sogar die "deutsche Auslegung" besser. Captain Picard ist im original doch eher der grimmige Anführer, während er durch die Stimme im deutschen eher der väterliche Freund ist... (so zumindest mein Gefühl)

Da kann ich auch überhaupt nicht zustimmen... Gut, ich habe Picard auch immer eher als distanzierten Captain gesehen, und nicht den Kumpelcaptain wie Kirk.
Besonders in Star Trek: Generations (Teil 7) welchen ich damals zu VHS Zeiten lange nur in der Synchro kannte ist mir das sehr negativ aufgefallen. Picard heult da den halben Film lang rum weil seine Familie bei einem Feuer gestorben ist, und das kam in der Synchro so dermassen schlecht rüber dass das für mich den ganzen Film runter gezogen hat. Als ich ihn dann zum ersten mal in der OV gesehen habe, war das eine regelrechte Offenbarung.

Gerade bei wirklich guten Schauspielern wie Patrick Stewart und Ian McKellen, welche beide ausgebildete Theaterschauspieler sind, macht die Stimme enorm viel von ihrem Schauspiel aus.
 

McKenzie

Unchained
Uh, grad Achim Höppner als Gandalf find ich ein ganz positives Beispiel für deutsche Synchro, auch wenn ich seit langem fast nur noch O-Ton schaue (zumindest bei englischsprachigen Produktionen).
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Aus einem kleinen Artikel ("Die deutschen Synchronstudios Brummen") zum Thema Synchronisation (wollte kein neues Thema eröffnen):
Es gibt einige, die lieber die Original-Fassung oder das Original mit Untertiteln gucken. Sie sind nach Branchenangaben hierzulande aber die Minderheit. «Das Publikum dafür ist klein», sagt Björn Herbing, Geschäftsführer von Arena Synchron in Berlin. «Die Erfahrung der Anbieter ist, dass die Menschen Untertitel nicht mögen.»
Das Handwerk ist eine Nische: In Deutschland gibt es weniger als 20 000 Schauspieler und Schauspielerinnen, hauptberuflich im Synchronfach sind es vielleicht 500, wie der Experte Till Völger vom Bundesverband Schauspiel schätzt.
Q: Badische Zeitung

Finde ich mal interessant zu lesen, dass es so wenige hauptberufliche Synchronsprecher gibt, wo das ganze doch eine so lange Tradition hierzulande hat. Andererseits merkt man es ja selbst immer wieder, dass einem bestimmte Stimmen ständig über den Weg laufen.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Das ist echt interessant.

Btw. Neulich kam der zweite Trailer zu cruella und sie haben wohl die Synchronstimme von Emma Stone seit dem ersten Trailer gewechselt. Einerseits passt diese mmn besser, andererseits klingt sie jetzt nicht mehr wie die deutsche Emma Stone. Ich bin hin und her gerissen welche Vorgehensweise wohl die bessere ist. Sollte man Stimmen nach dem Charakter oder nach dem Schauspieler casten? Was meint ihr?
 

Bobo85

Well-Known Member
Das es so wenig Synchronsprecher gibt liegt mit Sicherheit an der Bezahlung und im Artikel steht, dass man gerne noch weniger fürs Synchronisieren bezahlen würde.

Gute Frage Raphiw.
Ich würde nach der Schauspielerin casten, damit man in den verschiedenen Filmen die gleiche Synchronsprecherin hat.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Ein israelisches Start-Up Unternehmen, hat eine KI-basierte Synchronisationsplattform entwickelt, die die Stimmen von Schauspielern in andere Sprachen umwandeln kann. Heißt, dass die Synchro so klingt, als hätte er bzw. sie die jeweilige Sprache gelernt und würde sie fließend sprechen. Zunächst startet die "Deepdub" benannte Plattform in Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch.

Q: tagesschau

Einerseits klingt das interessant. Und es könnte auch dazu führen, dass viel mehr Filme synchronisiert werden.
Andererseits frage ich mich, wie es mit der Lippensynchronisation aussieht. Und ob die KI es tatsächlich schaffen würde, Emotionen so zu setzen wie im Original. Außerdem würden dann die gewohnten und beliebten Sprecher wegfallen (bzw. was dabei entscheidender wäre: es würden so einige Leute arbeitslos werden).

Was ich auf jeden Fall bei dieser Synchronisation nicht bräuchte, wären Dialekte. Hochdeutsch bitte. Ich brauche weder einen bayrisch sprechenden Chris Hemsworth, noch einen sächselnden George Clooney oder eine plattdeutsch sprechende Jennifer Lawrence. Wenn sie das ohne großen Mehraufwand/ große Mehrkosten zusätzlichen anbieten können, dann für diejenigen, die das gut finden würden, meinetwegen. Aber wenn nur eine deutsche Version möglich ist, dann auf jeden Fall Hochdeutsch (Ausnahmen meinetwegen, wenn ein Film einige Szenen in einer entsprechenden Region hat, aber dann bitte nicht das übelste bayrisch, sächsisch, kölsch, etc. sondern eins, dass man noch einigermaßen verstehen kann).

Was meint ihr?
 
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