The Blacklist S03E20 - The Artax Network

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "The Artax Network" der US-Serie The Blacklist gibt es zunächst eine Beerdigung. Während die verschiedenen Figuren auf unterschiedliche Art trauern, machen sie sich daran, die Hintermänner ausfindig zu machen. Red stattet derweil einer neuen Nebenfigur einen Besuch ab.

Beerdigung
Nachdem Red (James Spader) letzte Woche die ganze Episode alleine in Beschlag nahm und wir sehen konnten, was der Verlust von Elizabeth (Megan Boone) bei ihm auslöst, bekommen wir in "The Artax Network" zu sehen, welche Auswirkungen ihr Tod bei den anderen Figuren hat. Die Stimmung ist verständlicherweise im Keller und alle Charaktere wirken fassungslos, können (ähnlich wie der Zuschauer) einfach nicht glauben, dass Lizzie nun tot ist.
Die Folge lässt sich dabei Zeit, lotet genau aus, welche Figur wie versucht, mit dem Tod von Liz umzugehen und das ist richtig so. Es wird nicht einfach zum nächsten Fall übergegangen, dazu sitzt der Schock allen noch zu tief in den Gliedern. Erst langsam rappeln sich Ressler (Diego Klattenhoff), Cooper (Harry Lennix) und Co. wieder auf, um schließlich herauszufinden, wer hinter dem Anschlag auf Liz steckte, der in ihrem Tod endete.
Faszinierend ist dabei, wie unterschiedlich jeder versucht, mit der Situation fertig zu werden. Während Ressler zunächst einen ruhigen Eindruck macht, fährt er förmlich aus der Haut als Lizzies Sachen von ihrem Schreibtisch entfernt werden.
Cooper bekommt die Gelegenheit, sich wieder ein wenig mit seiner Frau (Valarie Pettiford) zu versöhnen, überstürzt dabei aber nichts. Es würde sich auch falsch anfühlen, wenn die gemeinsame Teilnahme an der Trauerfeier ohne Umschweife dazu führen würde, dass die beiden wieder ein Paar werden.
Am mitgenommensten ist aber Aram (Amir Arison), der sich zunächst außer Stande sieht, sich überhaupt wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Amir Arison darf dabei eine ganze Palette von Emotionen zur Schau stellen und spielt diese Woche fast alle anderen im Cast an die Wand – obwohl der Rest auch sehr gute Leistungen bringt. Besonders sein Zusammenspiel mit Spader im letzten Drittel der Folge sticht hervor.
Unterm Strich ist das alles sehr gut getroffen. Die Screentime der Figuren wirkt ausgeglichen, alle bleiben nachvollziehbar und die Balance zwischen Trauer auf der einen und Gerechtigkeitsverlangen auf der anderen Seite könnte kaum besser wirken.
Zwar bleibt für den Zuschauer die Frage offen, ob Liz tatsächlich im Sarg liegt, aber die Frage an sich wird ohnehin noch eine Weile auf eine Antwort warten müssen. Nach dieser Episode wäre es sogar gut vorstellbar, dass die Serie sich auf die Suche nach den Strippenziehern macht, während Liz unter der Erde verweilt und wirklich nicht zurückkehren wird. Der Antrieb, den alle durch ihren Tod erhalten haben, dürfte sicher ausreichen, um noch einige Episoden zu füllen. Erst danach stellt sich dann die Frage, ob man Liz zurückkehren lässt oder die Serie neu ausrichtet und ihre Figur somit dauerhaft streicht (wobei Letzteres recht unwahrscheinlich sein dürfte).

Reddington
Nach der letzten Woche, in der sein Verstand ihm einen Streich gespielt hat, sucht Red den Großvater von Lizzie, Dom (Brian Dennehy), auf. Überraschenderweise, muss man dazu sagen, denn weder wir noch Liz wussten überhaupt, dass ihr Großvater noch lebt. Auch wurde Dom zuvor nicht erwähnt. Seine bloße Existenz und der Austausch mit Red lassen uns aber an einem weiteren Teil von Lizzies Vergangenheit teilhaben, auch wenn es nicht gerade viele Antworten gibt.
Die Gespräche zwischen Dom und Red bleiben größtenteils schwammig. Sicher ablesen können wir allerdings, dass die beiden sich nicht mögen und Dom in Red die Ursache dafür sieht, dass er seine Tochter Katarina und nun seine Enkelin Liz verloren hat und obendrein letztere nicht einmal kennenlernen durfte. Dennehy und Spader liefern dabei ein gutes Schauspiel ab, denn auch wenn Dom nicht von seiner Position abrückt und Red am liebsten direkt wieder rausschmeißen würde, findet sich doch schließlich eine gegenseitige Akzeptanz bei den beiden. Die gemeinsame Trauer um die vergangenen Verluste machen diese Akzeptanz möglich.
Für Red ist der Grund für den Besuch nicht nur der Übergabe der schlechten Nachricht an Dom geschuldet. Er bekommt die Möglichkeit, sich ein paar Gegenstände aus Lizzies Kindheit anzusehen, scheint Dom um Vergebung zu bitten und benötigt diesen Besuch, um Lizzies Verlust zu verarbeiten. Mehr als einmal wirkt Red dabei wie gebrochen, als wenn er endgültig aufgeben wollte. Selbst Arams plötzlicher Auftritt an der Türschwelle (wie hat er Red überhaupt gefunden?) kann Raymond zunächst nicht dazu bringen, seine Dienste wieder dem FBI (beziehungsweise in diesem Fall Aram) zur Verfügung zu stellen.
Erst gegen Ende als schon fast nicht mehr damit zu rechnen war, trifft er die Entscheidung, sich den anderen wieder anzuschließen. Womit nun die Jagd auf den geheimnisvollen Drahtzieher hinter den Kulissen eröffnet wird.

FBI
Das FBI muss diese Woche ohne Red auskommen, macht aber einige Fortschritte in Sachen Ermittlungen. Cooper werden dabei vor allem von Mrs. Pannabaker (Deirde Lovejoy) Steine in den Weg gelegt, denn die besteht darauf, Red wieder zurückzuholen und scheint an der Entdeckung des „Artax Networks“ kein großes Interesse zu haben. Merkwürdig mutet hier auch an, dass von geheimen Missionen die Rede ist, die über Coopers Gehaltsstufe liegen.
Das alles riecht geradezu nach einer weiteren großen Verschwörung, der unsere kleine Truppe auf den Grund gehen muss. Pannabaker macht sich schon anfangs verdächtig und dieser Verdacht, dass sie irgendwie in die ganze Angelegenheit verstrickt ist, wird uns auch später durch die Fotos, die Tom (Ryan Eggold) gemacht hat, bestätigt. Allerdings lässt sich noch nicht absehen, wie tief Pannabaker in die Sache verwickelt ist.
Apropos Tom. Der bekommt diese Woche auch etwas zu tun und muss sich nicht die ganze Zeit um Agnes kümmern. Auch bei ihm sitzt der Schmerz um den Verlust von Liz tief, aber durch die kleine Mission, die er von Cooper bekommt, kann er sich wieder nützlich machen. Ob er wohl noch auf weitere Missionen geschickt wird? Und wer kümmert sich dann um Agnes? Er wird aber ähnlich wie die anderen versuchen, den Hintermännern auf die Schliche zu kommen. Mit dem Foto der mysteriösen Dame (Famke Janssen) hat er auch schon einen wichtigen Teil zu den Ermittlungen beigesteuert.
Mit dem Ende stellt sich natürlich die Frage, um wen es sich bei der von Famke Janssen verkörperten Figur handelt. Haben wir es vielleicht doch mit Katarina Rostova zu tun, obwohl die von Red und Dom für tot gehalten wird? Tom scheint davon überzeugt zu sein. Mal schauen, was Red sagt, wenn er das Bild zu sehen bekommt. In jedem Fall dürfen wir aber gespannt sein, wohin sich die Ereignisse jetzt entwickeln werden.

Fazit: Mit "The Artax Network" liefert The Blacklist eine weitere sehr gute Folge ab. Lizzies Tod bleibt weiterhin im Fokus und setzt den Figuren zu, was den verschiedenen Darstellern die Gelegenheit gibt, abseits der üblichen Wege zu punkten, denn schließlich verarbeitet jeder den Verlust etwas anders. Zusätzlich dazu lassen sich kleinere Fortschritte in den Ermittlungen verbuchen, wobei die Folge sehr ausbalanciert zwischen persönlicher Verarbeitung auf der einen und anstehender Aufklärung auf der anderen Seite wirkt. Warten wir mal ab, wie es nächste Woche weitergeht.

9/10
 
Oben