The Danish Girl ~ Eddie Redmayne, Alicia Vikander [Kritik]

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Der Film hat bei der Premiere 10 Minuten Standing Ovations bekommen.

Q: deadline
Außerdem sagt Eddie Redmayne, dass mit der Rolle für ihn ein Traum in Erfüllung gegangen ist.
Ob er sich bald ihn Edwina umbenennen wird? :hae:
 

Joel.Barish

dank AF
Das ist bei Filmen, die eine Thematik aufgreifen, die in der Öffentlichkeit noch mehr oder minder kontrovers oder zumindest unentschieden diskutiert wird, immer eine zweischneidige Sache. Dieser Film hat als prominent besetzter, groß budgetierter Film mit großflächiger Studiounterstützung und Oscar Absichten ohne Zweifel um ein Vielfaches größere Chancen in besagter Öffentlichkeit überhaupt jemanden zu erreichen und dieses Thema anzusprechen und zu normalisieren. Mehr als ein Film wie dieser hier oder wie "Laurence Anyways".
Und ja, der Trailer sieht doch ziemlich gut aus, besser jedenfalls als ich ursprünglich befürchtet hatte weil mir Tom Hoopers Regie-Ticks insbesondere in "Les Miserables" ein wenig auf den Keks gingen. Aber das Ganze kann schon im Trailer seine eigene latente Oberflächlichkeit als melodramatische Prestige-Film Nummer nicht ganz verbergen. Die Darsteller (und die Kostüme) machen den Trailer gut.
Irgendwie trauere ich auch noch der abgebrochenen vorherigen "Danish Girl" Version hinterher, mit Nicole Kidman, Charlize Theron und - ganz besonders interessant - "Hedwig", "Shortbus" und "Rabbit Hole" Regisseur John Cameron Mitchell. Aber nun halt so wie hier. Mit Alicia Vikander und Eddie Redmayne bin ich einverstanden, mit Hooper aktuell noch nicht.


Aber wie seht ihr das bezüglich der Besetzung in Filmen mit Transgender Thematik? Eddie Redmayne hat ein ziemlich markantes Gesicht, hat eine ganz natürliche androgyne Art - der passt schon. Aber mir scheint, sollte es keine tatsächlichen Transgender Darsteller geben, es würde besser wirken, wenn der Darsteller das Geschlecht besitzt in dem sich die Filmfigur fühlt, also das "wahre" Geschlecht der Figur. In diesem Fall würde Redmaynes Rolle von Beginn an von einer Frau gespielt werden.
#foodforthought
 

Revolvermann

Well-Known Member
Joel.Barish schrieb:
würde besser wirken, wenn der Darsteller das Geschlecht besitzt in dem sich die Filmfigur fühlt, also das "wahre" Geschlecht der Figur. In diesem Fall würde Redmaynes Rolle von Beginn an von einer Frau gespielt werden.
Findest du wirklich?
Ich finde alleine schon aus Gründen der Authentizität sollte das ein Mann spielen. Auch im echten Leben ist es doch so, dass diese Leute wie Männer erzogen wurden, wie Männer gekleidet sind und eben wie Männer aussehen. Selbst wenn sie ihren Weg gefunden haben, sind sie in Frauenkleidern und mit Make-Up oft noch zweifelsfrei als Männer zu erkennen
Das würde mir einfach die Illusion kaputt machen wenn es eine als Mann verkleidete Frau spielt. Diese Menschen leiden ja vor allem weil sie sich im falschen Körper fühlen. Das sollte dann in einer filmischen Adaption auch der falsche Körper sein.
Nehmen wir mal an Bryce Dallas Howard (um einfach irgendwen zu nehmen) würde den Charakter, als Mann fertig gemacht, verkörpern und sich wünschen eine Frau zu sein.
Das würde bei mir niemals so wirken, weil man meistens trotz Make-up erkennt das sich ein anderes Geschlecht hinter der Maske verbirgt. Und selbst wenn es so gut gemacht ist, dass man es nicht sieht, weiß man es und ein gutes Stück der Illusion ist dahin.
 

Joel.Barish

dank AF
Revolvermann schrieb:
Diese Menschen leiden ja vor allem weil sie sich im falschen Körper fühlen. Das sollte dann in einer filmischen Adaption auch der falsche Körper sein.
Aber ist nicht genau das der Punkt? Es geht um das wahre Ich dieser Figur, das Ich welches schon immer da war. Und wenn eine Frau einen Mann spielt, der irgendwann zu einer Frau werden will, dann ist die Darstellerin doch wortwörtlich im falschen Körper, solange sie den Mann spielt. Umgekehrt würde es eher die Ich-Findung der Figur untergraben. Wir sehen die Figur, die nach dem Geschlechtswandel eine Frau ist, aber weiterhin von einem Mann gespielt wird. Da steckt nun etwas Falsches, etwas Fremdes drin, obwohl im Kontext der Geschichte und der Figur hier eigentlich Körper und Körperidentität zusammengefunden haben müssten.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Ich verstehe genau wie du das meinst. Man vestehe mich nicht falsch.
Man kann es sich ja auch recht schnell selbst vorstellen.
Also ich müsste in Frauenkleidern und mit weiblicher Anatomie leben. Was ich natürlich schrecklich fänd. Werde von Männer angegraben und die Gesellschaft sagt mir das es so richtig ist und ich krank bin. Ein Horror.
Da wäre es natürlich eine unglaubliche Erfüllung irgendwann als ich selbst dazustehen. Als Revolvermann. :wink:
Deshalb könnte ich schon verstehen wenn die von dir genannte Herangehensweise, von den Transgendern selbst, als die bessere empfunden würde.
Ich als Außenstehender fänd es, wie gesagt, zu unauthentisch. Zu theaterhaft.
Dieser Charakter würde leiden, kämpfen und flehen eine Frau zu sein und ich wüsste im Hinterkopf immer: Es ist ein Frau.
Auch weil eben im echten Leben diese (noch) Männer, die sich als Frau fühlen, dennoch aussehen wie Männer. Was ja eben genau das Problem ist.
 

Joel.Barish

dank AF
Ich verstehe auch was du meinst. :wink: Ist halt die Frage, macht man es Zuschauern einfacher, sich in die Geschichte einzufühlen oder inszeniert man thematisch konsequent?

Du sagst: "Dieser Charakter würde leiden, kämpfen und flehen eine Frau zu sein und ich wüsste im Hinterkopf immer: Es ist ein Frau." Und für mich ist das, wie gesagt, genau der Grund, warum es von Anfang an eine Darstellerin sein müsste. Eben weil ich die Wahrheit über das Ich der Figur als wichtiger ansehe als das Einfühlungsvermögen einer vage definierter Zuschauerschaft.
Hast du den Trailer gesehen, den ich weiter oben verlinkt habe? Den hier. Das ist natürlich individueller und man findet, insbesondere bei Biopics wie diesem, nicht immer einen so passenden Darsteller.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Den Trailer hab ich gesehen. Den Film nicht.
Ich wollte eben erst wirklich noch schreiben: Es gibt ja Transgender die sich bereits jung operieren haben lassen und durch weitere Eingriffe und Hormone komplett aussehen wie eine Frau. Bzw. dann auch wirklich Frauen sind. Da fänd ich eine weibliche Besetzung auch passend. Denn es sind, wie gesagt, in allen Belangen Frauen.

Joel.Barish schrieb:
st halt die Frage, macht man es Zuschauern einfacher, sich in die Geschichte einzufühlen oder inszeniert man thematisch konsequent?
Ich denke bei einem weiblichen Hauptcharakter( jetzt im Fall von Danish girl) wäre die Phase der Erfüllung am Schluss unter Umständen besser nachzuvollziehen. Bei einem Mann aber besser das Problem, welches die Leute haben. Und für mich persönlich auch die Authentizität.
Ich finde, damit wird man auch nicht thematisch inkonsequent. Man bleibt einfach bei den Tatsachen und kann sich darüber hinaus noch besser einfühlen. Die Zuschauerschaft bei dem Film wird nämlich gar nicht so vage definiert sein, denke ich. Das Thema ist so spezifisch, dass die Leute, die den Film schauen schon wissen worauf sie sich einlassen.
Das wird größtenteils ein aufgeschlossenes Publikum sein, das nicht mit der Nase auf eine evtl. Erlösungs-Ereignis am Ende gestoßen werden muss.

Deshalb bleibt es für mich im Endeffekt, aufs Einfachste runtergebrochen so: Wenn ich im realen Leben einen Transgender vor seiner Verwandlundlung sehe, in dem Alter, ist es augenscheinlich ein Mann, geschminkt und angezogen wie eine Frau und das sollte im Film auch zusehen sein. Keine verkleidete Frau.

Edit: Natürlich würde ich mir den Film auch mit weiblichem Hauptcharakter ansehen. Das nur so nebenbei. Am besten wären zwei Versionen. :squint:
 

Shins

Well-Known Member
Läuft ab morgen. Hooper hat ja mit King's Speech und Les Misérables ein Wörtchen bei den Oscars mitzureden gehabt. Mal schauen, wie es diesmal aussieht. Ich werde mir den wohl zeitnah angucken. Freundin will den unbedingt sehen. Bei mir ist aber durchaus auch Interesse vorhanden!
 

Joel.Barish

dank AF
TheRealNeo schrieb:
Zum Darsteller-Oscar. Vielleicht hat Leonardo DiCaprio das 'Glück', dass Eddie Redmayne letztes Jahr gewonnen hat und deswegen dieses Jahr nicht ganz die Favoritenrolle bekam. Den eigentlich sollte der Darstelleroscar über ihn gehen. Ähnliches gilt für Alicia Vikander.

Und um den Kreis zu schließen. Keine Kameranominierung für THE DANISH GIRL ist auch ein kleiner Skandal und bei mir persönlich würde von den fünf Nominierten dann auch klar MAD MAX FURY ROAD dafür weichen müssen. Nicht wegen dem Film, sondern weil die Arbeit ansich nicht wirklich innovativ, spannend und wirklich markant war im Vergleich zu den Anderen.
Jetzt wirklich? Ich war ja fast erschüttert, als ich den kürzlich gesehen habe. Dass man Danish Girl abseits von der wirklich guten (und glasklaren Hauptdarstellerin) Vikander und vielleicht den Kostümen noch erwähnt, kann ich kaum verstehen. Kamera auch nur, wenn das Argument gilt "Verbesserung gegenüber Les Miserables". Allein die Schlussszene ist zum Kreischen dämlich. Und Redmayne ist, wenn du mich fragst, nicht nur nicht oscarwürdig sondern sogar recht schlecht. Ich bin auch gegen DiCaprio für den Gewinn, aber im Vergleich dann doch lieber der. Wird er ja wohl auch.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Ich denke das es an der Leistung nichts zu diskutieren gibt, wenn wir beide völlig verschiedener Meinung sind. Für mich war seine Leistung eben sehr gut, aber warum sollte ich nun versuchen dich davon zu überzeugen?

Genauso ging es mir auch mit der Kameraarbeit, die wie schon bei THE KING'S SPEECH sehr interessant war. LES MISERABLES, da stimme ich dir zu, ist mir da nicht so im Gedächnis geblieben.
 

Joel.Barish

dank AF
Musst du nicht, aber so ein blödes "Ja" ist doch noch viel stärker kontraproduktiv als gar keine Antwort oder ein "Agree to disagree" in irgendeiner Form. Musstest du denn bei der Sache mit dem Schal am Ende nicht dagegen ankämpfen, laut und spöttisch durch den Saal zu lachen? Ging dir Redmaynes dauerhaftes schüchternes, semi-debiles Dauergrinsen - und einzig daraus plus Tränen besteht die Rolle irgendwann - nicht auf den Keks? Hättest du nicht auch lieber einen Film gesehen, der sich konsequent entweder hinter Einar/Lily oder hinter Gerda stellt, nicht dieses unfokussierte Hin und Her, wie es Hoopers Film macht? Hast du dich am Ende nicht auch gefragt, warum so ein wichtiger Film, einer, der so aggressiv vorgibt, große Emotionen zu haben, der seine Hauptfiguren alle fünf Minuten heulen lässt, warum dich das alles so kalt gelassen hat?
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Du sprichst hier viele interessante Punkte an - ich frage mich ob wir die Diskussion vielleicht im falschen Thread führen - doch zuerst sei gesagt, dass ich den Film ja auch nicht ausnahmslos gut fand. Ich würde das nur eben nicht an Redmaynes Leistung festmachen wollen bzw. diese deshalb reduzieren.

Metaphern, vor allem visuelle, sind oft etwas plump, das stimmt, aber soo lächerlich o.ä. fand ich die Szene dann wirklich nicht. Und das ist eben wie die Unfokusiertheit des Drehbuchs und Tom Hoopers nict etwas, was meiner Meinung nach die Leistung und das Spiel Redmaynes schmälert. Er hat mich nicht genervt. Ich fand es eher störend, dass sein Spiel von anfang an von der Prämisse des Films und den Fortgang der Handlung geprägt war und damit auch seine Inszenierung. Auch ging mir der Wande von Einar zu Lily viel zu schnell und kostete dadurch im Laufe des Films Empathie. Der Film hat wirklich mittelgroße Baustellen, aber losgelöst davon würde ich Redmaynes Leistung nicht schmälern wollen.
 

Joel.Barish

dank AF
Verschoben.

Plump und zu schnell, das würde ich auf jeden Fall unterschreiben. Ich würde es auch auf diese unfokussierte Script-Ausrichtung schieben, die ich angesprochen habe. Der Film kann sich nicht entscheiden, welche Perspektive, welche Figur ihm wichtiger ist. Das Ende suggeriert, es würde um Gerda gehen, ihr Opfer und ihre Leistung als Ehefrau, aber die Endtitel suggerieren dann doch wieder, dass es als Botschaftsfilm gedacht war, am Beispiel von Einar/Lily Mut zu machen. Doch das ist glaube ich fast fatal, denn wie kann eine Geschichte mit diesem Ausgang wirklich Mut machen und noch dazu in dieserUmsetzung, wo Lilys finale Freiheit auf eine simple Bildmetapher reduziert wird, nachdem zuvor Ehe und Leben verloren wurden. Noch dazu fand ich Einar/Lily mehrfach unangebracht egoistisch und unfair Gerda gegenüber, weil Lily mehrfach so krass betont, alles was "Einar" war, wäre unwichtig und sei quasi nicht passiert. Das kann man als Schwäche der Figur einbringen, aber dann sollte das am Ende durch eine Rückbesinnung wieder aufgegriffen oder durch Gerda in einen Kontext gesetzt werden. Beides passiert nur schwammig. Es gibt die Heul-Szene kurz vor der zweiten OP, wo für mich klar wurde, wie wenig Redmayne hier geleistet hat und wie sehr er zudem von Hooper im Stich gelassen wurde. Es bewegt einfach nicht und gibt uns auch wenig zum Arbeiten mit auf den Weg.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Ich stimme dir da wirklich in fast allen Punkten zu. Ich gewichte das eben nur in Relation zu Redmaynes Leistung etwas anders und bin daher was ihn und auch den Film im Gesamten betrifft, vielleicht etwas positiver gestimmt.
 
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