The Irishman ~ Scorseses Traumprojekt mit Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci(!) - Ein Netflix-O

Revolvermann

Well-Known Member
Bei einem eher trockenen 3 1/2 - Stünder sehe ich ein zweigeteiltes Seherlebnis auch nicht als allzu frevelhaft. Gibt ja auch viele TV-Miniserien z.B., die die Handlung auf 2-4 Folgen aufteilen.
Jein. Eine Miniserie ist als solche geplant bzw. wird nimmt während des Prozesses eine gewisse Form an. So werden Handlungsbögen und Entwicklungen, ja selbst der Schnitt und bestimmte Enthüllungen/Twists ect. an die Form angepasst bzw. ist der Schreibprozess bereits ein anderer.
Dieser Film ist in seiner Länge und Form genau so konzipiert bzw. entstanden.

Ich für meinen Teil würde niemals empfehlen einen Film zu stückeln. Sei es in zwei Teile oder mehr.
Wenn man nicht anders kann oder will ist das halt so. Natürlich ist es auch jedem selbst überlassen, dann die Hälfte des Films zu bewerten. Man kann auch nur 10 Minuten schauen und dann eben ausdrücklich nur diese 10 Minuten bewerten. Das ist jedermanns gutes Recht. Genauso ist es jedermanns gutes Recht das dann als Kritik ernst zu nehmen oder nicht.
Wundert mich eher warum das jetzt auf einmal so eine große Sache ist. Als sei das Aufbröseln (und meiner Meinung nach das damit einhergehende Verwässern) eines Filmerlebnisses neu im Streaming-Zeitalter und würde nicht schon seit Jahrzehnten im Heimkino gang und gäbe sein, bei Leuten, denen es egal ist.

Ich würde jedenfalls jedem empfehlen, The Irishman am Stück zu schauen.
Kurze Pinkelpausen ect. sind selbstverständlich erlaubt.:biggrin::wink:
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Die Kameraarbeit hat mir übrigens vorzüglich gefallen, eben weil sie sich nicht aufdrängte. Scorsese beabsichtigte einen Film, der gedrosselt, ja meditierend daherkommt, um sich ganz der Rückschau eines Menschen widmen, dessen Zeit auf dieser Erde beinahe abgelaufen ist.

Aus diesem Grunde ist die Art der Kameraführung, für die sich Scorsese und Prieto entschieden, nur auf den ersten Blick einfallslos. Betrachtet man das große Ganze - nämlich Film als Symbiose aus den großen Kunstformen wie Malerei, Musik, Literatur - wird einem bewusst, wie erschreckend perfekt die Kameraführung von Prieto in den Gesamtkontext passt.

Danke für die Erläuterung und das Video, aber ich bleibe dennoch bei meiner Kritik an der Kameraarbeit. Natürlich wäre eine sehr energetische Kamera wirklich sehr unpassend, aber ein wenig beliebig fühlt sich das Ganze für mich schon an. Der Vergleich zum bildgewaltigen "Silence" tut dem Iren natürlich, in meinen Augen, auch nicht gut, weswegen es mir auch so aufgefallen ist.

Freut mich aber dennoch, dass du so eine große Freude am Film gefunden hast :top:
 

Driver

Well-Known Member
@Revolvermann: Das kann ich so nur unterschreiben. Einen Film in Miniepisoden anzusehen verwässert eben das Erlebnis und der Film ist dafür nicht konzipiert. Deswegen würde ich auch nie Filme nach einer schwachen ersten Hälfte abschreiben. Ich habe tatsächlich schon erlebt das so mancher Film in der zweiten Hälfte so stark zulegt das man seine Meinung über diesen Film komplett ändert. Das Pacing bzw. der Spannungsbogen ist ja gerade auch deswegen so wichtig damit der Zuschauer immer wieder eine Achterbahnfahrt der Emotionen erlebt. Abgehackt oder mit einer längeren Pause zwischen den Abschnitten entfällt das natürlich.

Serien sind ja wie bereits gesagt darauf ausgelegt die Spannung extra pro Episode so aufzubauen das diese sich auch über mehreren Folgen richtig entfalten kann.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Also als Frevler hab ich gestern müdheitsbedingt nach der Hälfte ausgemacht... muss aber sagen, ECHT unterwältigt gewesen zu sein. Ich mein, Ausstattung ist mal wieder tops und die Verjüngungs-CGI von De Niro und Pesci ist heftigst (da kann Gemini Man aber sowas von einpacken), aber ansonsten? So eine träge unbesondere erste Hälfte ohne wirkliche Highlights. Nichts schlecht, keine Frage, und Al Pacino ist fantastisch als exzentrischer Hoffa, aber ansonsten? Mit den üblichen Scorsese Apparaten hält das meiner Meinung nach bisher nicht mit. Aber ich schau natürlich auch noch die zweite Hälfte.
 

Gronzilla

Well-Known Member
Da bin ich bei dir. Netter, aber für mich relativ langweiliger Film. Hat in mir die Lust auf Goodfellas, Casino und Heat geweckt.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Goodfellas, Casino, Taxi Driver, Raging Bull, Aviator, Gangs of New York, Shutter, Wolf, Dead, Departed, Kap, Farbe des Geldes, King of Comedy - alle besser.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Bin gerade zu sehr am kränkeln um etwas längeres zu schreiben. Vielleicht irgendwann. Hab den bereits Freitag gesehen und bin da überhaupt nicht bei Jay. Ein gnadenlos guter Film. Einer von Scorseses Besten. Die Verjüngungstechnik empfinde ich weiterhin als nicht ideal. Alles andere war Top Notch. Ein smarter Abgesang auf so viele Sachen. Werde den sicher noch öfter schauen.
 

Driver

Well-Known Member
Also als Frevler hab ich gestern müdheitsbedingt nach der Hälfte ausgemacht... muss aber sagen, ECHT unterwältigt gewesen zu sein. Ich mein, Ausstattung ist mal wieder tops und die Verjüngungs-CGI von De Niro und Pesci ist heftigst (da kann Gemini Man aber sowas von einpacken), aber ansonsten? So eine träge unbesondere erste Hälfte ohne wirkliche Highlights. Nichts schlecht, keine Frage, und Al Pacino ist fantastisch als exzentrischer Hoffa, aber ansonsten? Mit den üblichen Scorsese Apparaten hält das meiner Meinung nach bisher nicht mit. Aber ich schau natürlich auch noch die zweite Hälfte.

Die Frage ist immer wie man an die Sache herangeht. Es ist ganz bewusst ein gemächliches Mafiaepos. Was erwartet man da? Das ist kein aktiongeladener Thriller. Der Film fällt in einer Zeit dominiert von Marvel und Aktionreißern ala John Wick einfach aus der Zeit und das ist gut so. Wie würde man den Paten heute bewerten? Auch unbesonders, langweilig und träge?

Das kann man dort sicher auch anbringen und man hätte für sich gesehen sogar recht wenn man die Schauspieler ausklammert. Aber diese Filme leben eben von ihren Ikonen und ausdrucksstarken Szenen. Beim Paten zum Beispiel Marlon Brando. Allein die legendären Schauspieler machen den Film besonders. Wobei man auch klar sagen muss das die zweite Hälfte von Irishman noch einige starke Szenen parat hat daher macht die Bewertung eines Films nach der ersten Hälfte für mich einfach keinen Sinn.

Es ist wie Revolvermann schon sagt ein schöner Abgesang bzw. auch ein Abschiedsbrief an eine fast schon vergessene Ära.
 
Zuletzt bearbeitet:

Envincar

der mecKercheF
@Ormau was bist du denn für ein Hampelmann?

Habe den Film auch zu Ende geschaut. Sry aber von vorne bis hinten langweilig. Nehmt die Rosarote Scorsese Brille ab. Das waren 3h 30min in denen so gut wie nichts passiert ist, mit Schauspielern die teilweise einfach zu alt für ihre Rollen wirkten.
Technisch gut, Schauspielleistung auch gut, mit einem Pacino der heraussticht. Aber ansonsten? Wurde eine recht spannende Story in ein langweiliges Gewand verpackt.

@Driver Woher soll man denn wissen, dass das ein gemächliches Mafiaepos ist? Meine Erwartungen ein einen Scorsese sind einfach andere. Vor allem der Mann kann spannend und das auch ohne aufbrausende Action. Siehe Departed. Aber bei Irishman fehlte für mich einfach zu viel. Der Film hätte vielleicht früher kommen müssen, mit DeNiro und Co. in einer Verfassung wo man noch halbwegs ohne Gehhilfe auskommt.
Das wirkte alles wie Mafiosis in Rente. Leider waren selbst nach zwei Stunden die Dialoge ermüdend. Hoffa vs. Pro waren durchaus amüsante Szenen aber wie gesagt...der Film war weder lustig, noch spannend und dafür dann einfach viel zu lang.

Die Liste die Jay aufgezählt hat würde ich so unterschreiben. Alle Filme darauf sind besser als The Irishman.
Würde dem Film eine 4/10 geben.
 

Driver

Well-Known Member
@Envincar: Also ich fand die zweite Hälfte von Irishman durchaus spannend und davor gab es eben eine schöne ruhige Mafiaatmosphäre. Keine Frage man muss sich auf die gemächliche Stimmung einlassen. Daher kann ich jeden verstehen dem das zu langsam ist. Dafür das der Film so lang ging fand ich die Inszenierung doch sehr gut. Es gab zwar sehr viele gemächliche Szenen aber die Atmosphäre war eben immer stimmig. Der Film lebt eben von seinen Darstellern und weniger von einer super spannenden flott erzählten Geschichte. Es bleibt eben geschmackssache. Wer endlich mal wieder eine entschleunigte Atmosphäre genießen möchte in der nicht ständig etwas explodiert oder eine Wackelkamera den Film versaut der ist hier genau richtig. Aber nach heutigen Maßstäben ist das eben einigen zu langweilig. Die versuche ich auch gar nicht erst zu überzeugen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ich mag Bela Tarrs Filme, also Gemächlichkeit ist gewiss kein Problem für mich Denke aber auch, dass Der Pate 1 auch heut erfolgreich wäre. Vielleicht nicht mehr so riesig, da Mafiosis längst nimmer originell sind, aber Regie und Story sind da immer noch tops. Brando würden sie auch heut feiern.

Irishmans Story (zumindest erste Hälfte) wirkt wie ein erstes Draft. Für gewöhnlich schreibt man ja viel, viel mehr als man braucht und kürzt dann runter, bis nur noch stringent Gutes übrig bleibt. Hier schien man ihm alles durchgewunken zu haben.
 

Joel.Barish

dank AF
Ich mag Bela Tarrs Filme, also Gemächlichkeit ist gewiss kein Problem für mich [...]
Hmmmmmm :hae: Ich kenne deinen Geschmack ja ein wenig und ich würde mal ganz frech und voreingenommen behaupten, dass dein Gefallen an (bisher 2?) Béla Tarr Filmen eher die Ausnahme von der Regel ist, nicht umgekehrt. :tongue:

Ich persönlich habe Irishman noch nicht gesehen. Vielleicht jetzt noch? Nee, eigentlich zu spät (und so geht das dann schon seit der VÖ mit Ausreden...)
 

nachoz

New Member
Bin da komplett bei Jay.

Hab LEIDER auch erst die Hälfte und ich schau ihn nochmal komplett am Stück aber irgendwie ging das nicht an mich.
Ich liebe alle Teile vom Paten. Casino, Goodfellas und wie sie alle heißen. Also habe auch kein Problem mit Überlänge. Und die sind ja auch nicht unbedingt "schnell" aber die haben eine gewisse Leichtigkeit, die dem hier total fehlt.

Ich weiß nicht. Vielleicht war ich einfach nicht fit genug für den Film.
Aber die Lobeshymnen kann ich aktuell zumindest noch nicht nachvollziehen. Wenn ein Pate ne 10/10 ist, kann das hier kein 8/10 sein. Auch wenn die Schauspieler alle top sind bisher.
 

Marv

New Member
War sehr gut. Einzig die Verjüngungstechnik ist mir bei De Niro manchmal negativ aufgefallen. Es war schön, all diese Darsteller wieder zusammen zu sehen, ergänzt von 3 Lieblingen meinerseits aus Boardwalk Empire.


9/10
 

El Duderino

Well-Known Member
Bin da komplett bei Jay.

Hab LEIDER auch erst die Hälfte und ich schau ihn nochmal komplett am Stück aber irgendwie ging das nicht an mich.
Ich liebe alle Teile vom Paten. Casino, Goodfellas und wie sie alle heißen. Also habe auch kein Problem mit Überlänge. Und die sind ja auch nicht unbedingt "schnell" aber die haben eine gewisse Leichtigkeit, die dem hier total fehlt.

Leichtigkeit hat doch der IRE auch genug. Es gut unzählige Dialoge, die fast schon ins absurde driften, in ihrer situationsbedingten Komik. Und das macht eben auch einen richtigen Scorsese aus, der Mann schafft es irgendwie immer eine gewisse Lockerheit in seine Epen einfließen zu lassen, ohne dass es zu einem Kasperltheater wird. Es passt einfach.

Ich habe den Film ein wenig zelebriert. Als Vater einer kleinen Tochter und dementsprechend straffen Zeitplan, besonders für solche Epen, musste ich extra einen Tag einplanen um den Film gerecht sehen zu können.
Ich hatte diese Woche jedenfalls einen Tag frei, die kleine wanderte fröhlich in den Kindergarten, ich lud einen Freund zu mir ein, und nach einem wohligen Frühstück wurde sich vor den Fernseher gesetzt.
Nach ungefähr der Hälfte legten wir eine Pinkel/Rauch/Kaffeepause ein, danach wurde der Streifen zu Ende genossen.
Pünktlich zum Mittagessen waren wir also wieder fertig. :biggrin:

Was lässt sich nun festhalten, nach der Sichtung?
Scorsese hat sich quasi sein eigenes Expendables der Gangster erschaffen, einen erleseneren Cast wird sich so schnell wohl nicht mehr finden lassen, zumindest in dem Genre.
Schade um Harvey Keitel und Bobby Cannavalle, die beiden kamen etwas zu kurz, aber man kann selbst in einem so langen Streifen ja nicht jeder Figur zig Subplots zugestehen. Dafür durfte Stephen Graham enorm auftrumpfen, in seinen Szenen.

Und auch wenn De Niro und Pacino hier sehr gut spielen und sie eigentlich nach diesem Streifen aufhören müssten, denn, seien wir ehrlich, etwas besseres werden sie wohl in den nächsten Jahren nicht mehr machen können- so finde ich, ist der wahre Sieger der alten Garde Joe Pesci.

Ich war enorm überrascht, wie zurückhalten er hier agiert, in jeder Szene merkt man anhand seiner Mimik und durch kleinste Körperbewegungen, wie sich seine Figur in der jeweiligen Situation fühlt, das war großes Schauspielkino, auch gerade weil er hier etwas gegen seine übliche Rollenwahl anspielt. Gerade unter Scorsese spielte er ja sonst immer den aufbrausenden Irren. Hier: Ein pragmatischer und kalkulierender, älterer Gangster, den man durchaus auch Sympathie entgegen bringen kann. Gerade weil DeNiro und Pacino eigentlich ihre üblichen Darstellungen bringen, fiel mir Pesci hier umso mehr auf. Ganz stark!

Ansonsten war der Streifen für mich nie langweilig. Auch wenn es immer wieder ein paar kleinere Szenen gibt, in denen die Gewalt eskaliert, aber diese Szenen sind meist schnell wieder vorbei und treiben die Handlung nur voran. Die Geschichte rund um Jimmy Hoffa war mir auch gänzlich unbekannt, von daher überraschte mich das Ende auch sehr. Überhaupt war das Ende sehr melancholisch, ohne jetzt viel spoilern zu wollen.

Zur CGI Technik: Am Anfang war es stellenweise etwas gewöhnungsbedürftig, nach einer Weile viel es mir gar nicht mehr auf. Vor allem bei Pesci und Pacino frage ich mich stellenweise in welchen Szenen man eigentlich diese Technik anwandte, bei DeNiro fiel es natürlich mehr auf, da er auch mehr Screentime hatte. Aber insgesamt wurde die Technik sehr dezent angewandt, wobei ich in einem Making Of erst kürzlich sah, wie viel dann doch nachholfen wurde. Richtig merkt man es eigentlich nur anhand der Körperhaltungen der alten Herren, da können sie noch soviel kaschieren, aber ein De Niro oder Pacino haben sich einfach vor 30 Jahren agiler bewegt als heute.

Unterm Strich bleibt jedenfalls ein Leuchtfeuer in der heutigen Kino und Filmgesellschaft, man kann Netflix gar nicht genug danken, dass sie dieses Werk durchgewunken haben. Und es fasziniert mich bei jedem seiner Werke immer wieder aufs neue, wie unglaublich frisch Scorseses Filme wirken, der Mann hat mit Mitte 70 noch keinen Hauch seiner Vitalität eingebüßt. Herrlich.
 
Zuletzt bearbeitet:

Driver

Well-Known Member
Der Pate und Leichtigkeit? Ich weiss ja nicht. Ich würde sagen das Irishman da eher mit punktet, weil immer wieder lustige Szenen den Film auflockern. Aber beide sind natürlich keine kurzweilige Unterhaltung.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Mal Klickzahlen von Netflix bei Blickpunkt:Film:

Der Netflix-Content-Chef Ted Sarandos hat am Dienstag weltweite Zugriffszahlen zu Martin Scorseses Film "The Irishman" bekannt gegeben. In seinen ersten sieben Tagen sei das Gangsterepos von 26,4 Millionen Abonnenten-Konten angesehen worden, sagte er auf der UBS Global TMT Conference in New York.

Diese Zahl bezieht sich auf Netflix-Nutzer, die mindestens 70 Prozent des dreieinhalbstündigen Films gesehen haben. Netflix besitzt laut eigenen Angaben 158 Millionen Abonnenten weltweit. Das Streamingportal prognostiziert, dass "The Irishman" in seinen ersten 28 Tagen dann von 40 Millionen Konto-Inhabern gesehen wird.

Im Bezug auf die Vorteile seines Streamingdienstes gegenüber dem Kino betonte Sarandos, dass Netflix-Nutzer das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu schätzen wissen. In New York koste ein Kinobesuch mit der Familie inzwischen bis zu 100 Dollar.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Nach Rise of Skywalker war dieser Film eine wahre Wohltat. Trotz seiner ausufernden Laufzeit eine vollkommen auf den Punkt erzählte, großartig elegische Gangster-Lebensgeschichte, die sowohl in ihrer Inszenierung als auch ihrem Inhalt kaum in größerem Kontrast zu Scorseses eigenem Goodfellas stehen könnte, und gleichzeitig das perfekte Gegenstück darstellt. Der Film ist traurig und wehmütig, langsam erzählt, fühlt sich aber so genau richtig an, weil er sich die Zeit nimmt, die er braucht um seine mehrere Jahrzehnte überspannende Story und seine vertrackte Rahmen- und Binnenhandlung zu erzählen. Scorseses Inszenierung ist nicht mehr so unendlich energiegeladen, wie in den 90ern, fühlt sich aber trotzdem noch aufregend an. Und auch wenn alles etwas zurückhaltender und gemächlicher ist, fand ich ihn visuell sehr ansprechend in Szene gesetzt. Die Kameraarbeit war sicher nicht so spielerisch und auffällig, wie in anderen Werken von Scorsese, aber trotzdem immer genau richtig und, wie gesagt, auf den Punkt. Die Verjüngungseffekte funktionieren meistens erstaunlich gut, andermal so überhaupt nicht, ist am Ende aber auch nicht weiter interessant, weil der Film so gelungen ist und genau die richtige, schwermütige Epik fürs Jahresende an den Tag legt.
 

Gray_Fox

Well-Known Member
Der Film ist mMn kein Epos, kein Meisterwerk und auch kein "Bester Film des Jahres 2019".
Man (oder zumindest ich) denkt wohl auch direkt an Scorseses Meisterwerke Casino und GoodFellas oder an andere Mafia Filme, wie der Pate und gegen die kann der Film nicht ankommen.

Casino, GoodFellas, Gangs of New York, der Pate Trilogie etc. habe ich mehrmals gesehen, aber ob ich The Irishman noch ein weiteres Mal anschauen werde, wage ich zu bezweifeln.
 
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