Bin da komplett bei Jay.
Hab LEIDER auch erst die Hälfte und ich schau ihn nochmal komplett am Stück aber irgendwie ging das nicht an mich.
Ich liebe alle Teile vom Paten. Casino, Goodfellas und wie sie alle heißen. Also habe auch kein Problem mit Überlänge. Und die sind ja auch nicht unbedingt "schnell" aber die haben eine gewisse Leichtigkeit, die dem hier total fehlt.
Leichtigkeit hat doch der IRE auch genug. Es gut unzählige Dialoge, die fast schon ins absurde driften, in ihrer situationsbedingten Komik. Und das macht eben auch einen richtigen Scorsese aus, der Mann schafft es irgendwie immer eine gewisse Lockerheit in seine Epen einfließen zu lassen, ohne dass es zu einem Kasperltheater wird. Es passt einfach.
Ich habe den Film ein wenig zelebriert. Als Vater einer kleinen Tochter und dementsprechend straffen Zeitplan, besonders für solche Epen, musste ich extra einen Tag einplanen um den Film gerecht sehen zu können.
Ich hatte diese Woche jedenfalls einen Tag frei, die kleine wanderte fröhlich in den Kindergarten, ich lud einen Freund zu mir ein, und nach einem wohligen Frühstück wurde sich vor den Fernseher gesetzt.
Nach ungefähr der Hälfte legten wir eine Pinkel/Rauch/Kaffeepause ein, danach wurde der Streifen zu Ende genossen.
Pünktlich zum Mittagessen waren wir also wieder fertig.
Was lässt sich nun festhalten, nach der Sichtung?
Scorsese hat sich quasi sein eigenes Expendables der Gangster erschaffen, einen erleseneren Cast wird sich so schnell wohl nicht mehr finden lassen, zumindest in dem Genre.
Schade um Harvey Keitel und Bobby Cannavalle, die beiden kamen etwas zu kurz, aber man kann selbst in einem so langen Streifen ja nicht jeder Figur zig Subplots zugestehen. Dafür durfte Stephen Graham enorm auftrumpfen, in seinen Szenen.
Und auch wenn De Niro und Pacino hier sehr gut spielen und sie eigentlich nach diesem Streifen aufhören müssten, denn, seien wir ehrlich, etwas besseres werden sie wohl in den nächsten Jahren nicht mehr machen können- so finde ich, ist der wahre Sieger der alten Garde Joe Pesci.
Ich war enorm überrascht, wie zurückhalten er hier agiert, in jeder Szene merkt man anhand seiner Mimik und durch kleinste Körperbewegungen, wie sich seine Figur in der jeweiligen Situation fühlt, das war großes Schauspielkino, auch gerade weil er hier etwas gegen seine übliche Rollenwahl anspielt. Gerade unter Scorsese spielte er ja sonst immer den aufbrausenden Irren. Hier: Ein pragmatischer und kalkulierender, älterer Gangster, den man durchaus auch Sympathie entgegen bringen kann. Gerade weil DeNiro und Pacino eigentlich ihre üblichen Darstellungen bringen, fiel mir Pesci hier umso mehr auf. Ganz stark!
Ansonsten war der Streifen für mich nie langweilig. Auch wenn es immer wieder ein paar kleinere Szenen gibt, in denen die Gewalt eskaliert, aber diese Szenen sind meist schnell wieder vorbei und treiben die Handlung nur voran. Die Geschichte rund um Jimmy Hoffa war mir auch gänzlich unbekannt, von daher überraschte mich das Ende auch sehr. Überhaupt war das Ende sehr melancholisch, ohne jetzt viel spoilern zu wollen.
Zur CGI Technik: Am Anfang war es stellenweise etwas gewöhnungsbedürftig, nach einer Weile viel es mir gar nicht mehr auf. Vor allem bei Pesci und Pacino frage ich mich stellenweise in welchen Szenen man eigentlich diese Technik anwandte, bei DeNiro fiel es natürlich mehr auf, da er auch mehr Screentime hatte. Aber insgesamt wurde die Technik sehr dezent angewandt, wobei ich in einem Making Of erst kürzlich sah, wie viel dann doch nachholfen wurde. Richtig merkt man es eigentlich nur anhand der Körperhaltungen der alten Herren, da können sie noch soviel kaschieren, aber ein De Niro oder Pacino haben sich einfach vor 30 Jahren agiler bewegt als heute.
Unterm Strich bleibt jedenfalls ein Leuchtfeuer in der heutigen Kino und Filmgesellschaft, man kann Netflix gar nicht genug danken, dass sie dieses Werk durchgewunken haben. Und es fasziniert mich bei jedem seiner Werke immer wieder aufs neue, wie unglaublich frisch Scorseses Filme wirken, der Mann hat mit Mitte 70 noch keinen Hauch seiner Vitalität eingebüßt. Herrlich.