The Last Ship S03E04 - Devil May Care

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Devil May Care" der US-Serie The Last Ship spitzt sich die Lage für Slattery und die anderen Gefangenen zu. Chandler setzt weiterhin alles daran, die Entführten zu finden und der Druck auf Michener wird dank eines eifrigen Reporters größer.

In den Staaten
Das von Takehaya (Hiroyuki Sanada) veröffentlichte Video setzt Michener (Mark Moses) zu. Nicht nur, dass er die beiden Zerstörer, die vor Okinawa liegen, abziehen soll, damit Takehaya die Gefangenen nicht umbringt. Der Reporter Jacob Barnes (Devon Gummersall) wittert eine Verschwörung und setzt nach der Verbreitung des Videos alles daran, den Präsidenten mit unbequemen Fragen zu konfrontieren und zu diskreditieren. Da nützt auch das kurze Gespräch, welches Barnes mit Kara Foster (Marissa Neitling) hat, nicht viel.
Es sieht ganz so aus, als wenn der Handlungsbogen in der Heimat noch eine größere Rolle spielen wird. Seit Staffelbeginn wird uns Micheners Präsidentenrolle als wackelig präsentiert und auch wenn es ihm dieses Mal noch gelingt, seine Senatoren von seinem Vorhaben zu überzeugen (obwohl sie ihm längst nicht alle wohlgesonnen sind), zeichnet sich bereits ab, dass er vermutlich früher oder später seinen Hut nehmen muss - selbst wenn die Gefangenen (verlustlos) befreit werden können.
Interessanterweise liegt Barnes nicht ganz falsch, wenn er Geheimniskrämerei vermutet. Gleichzeitig ist aber offensichtlich, dass Michener nicht die Möglichkeit hat, mit offenen Karten zu spielen und die Vorgänge in Asien genau weiterzugeben – damit würde er bloß eine neue Panik hinaufbeschwören. Der Präsident steckt hier in der Klemme und die Serie versucht offensichtlich, sich mit diesem Handlungsstrang in die Gefilde eines kleinen Politdramas zu begeben.
Aber ob die Ereignisse um Michener, Barnes & Co. den Zuschauer auf Dauer fesseln können? Es ist ja ganz nett, dass die Macher sich hier mal an etwas Anderem probieren und sie sind sichtlich bemüht, beide Seiten nachvollziehbar darzustellen. Denn das Thema darum, was man an die Bevölkerung weitergibt und was man besser für sich behält (bis die Krise ausgestanden ist), ist nicht einfach. Aber für eine Serie wie The Last Ship wirkt die Krise daheim dennoch leicht fehl am Platze. Oder anders ausgedrückt: Michener & Co. haben nicht gerade den spannendsten Handlungsstrang. Schließlich sind wir primär daran interessiert, was bei den anderen in Fernost passiert.

Im Dschungelcamp
Was man Slattery (Adam Baldwin), Jeter (Charles Parnell) und den anderen Gefangenen wirklich zu Gute halten kann: Sie geben trotz aller Widrigkeiten, Drohungen und Folter nicht auf. Typisch amerikanisch (wobei das nicht negativ gemeint ist) planen sie nach erfolgreicher Weitergabe des ermittelten Längengrads weiter daran, wie sie Chandler (Eric Dane) ihre genaue Position mitteilen können. Manchmal wirkt der Trotz zwar leicht aufgesetzt, wie zum Beispiel bei Miller (Kevin Michael Martin), der sich in seiner Lage ruhig weniger provokativ seinem Peiniger gegenüber hätte geben können (da wäre ihm vermutlich auch ein gebrochenes Bein erspart geblieben), aber insgesamt lädt gerade der Widerwille, den die Gefangenen an den Tag legen, zum Mitfiebern ein.
Von Takehaya erfahren wir diese Woche, weshalb er die Bluttransfusionen braucht. Die Vermutung, dass das Virus mutiert ist, lässt sich mittlerweile wohl als eine Tatsache betrachten. Der Rezensent versteht zwar nicht ganz, weshalb die Fusionen wirken (wenn auch nur vorübergehend) und das Heilmittel nicht, aber als Erklärung für Takehayas Vorgehen passt es natürlich ins Bild. So lässt sich auch nachvollziehen, weshalb er den „Rettern, die das Heilmittel brachten“ nicht wohlgesonnen gegenübersteht. Slattery probiert zwar, auf Takehaya einzureden, aber zu diesem Zeitpunkt lässt sich (noch?) nicht damit rechnen, dass der Pirat sich auf irgendetwas einlässt. Es ist allerdings erfreulich, dass der vermeintliche Bösewicht nicht bloß böse ist, sondern dass wir hier aus seinem Blickwinkel einiges erzählt bekommen, womit sich sein Verhalten erklären lässt (wohlgemerkt „erklären“ und nicht „rechtfertigen“).
Insgesamt ein abermals gut gelungener Handlungsstrang. Bemängeln ließe sich allerdings, dass manche Dinge doch zu vorhersehbar waren beziehungsweise sind. Zum Beispiel war klar, dass Slattery trotz allem das Metallteil stibitzen würde und auch die Art und Weise, wie sie den Längengrad an Chandler weitergeben konnten, war nicht neu (auch wenn der Moment, als Chandler es erkennt, recht gelungen war). Weiterhin werden wir kaum überrascht sein, wenn sie nächste Woche ein Signal abgeben können, was den anderen die Suche erleichtert. Mal schauen, ob sie es rechtzeitig schaffen oder ob das Ultimatum abläuft und es einen oder mehrere Verluste zu verbuchen gibt. Was meint ihr, werden alle Gefangenen befreit oder wird es nach Mason (Chris Sheffield) noch jemanden erwischen? Und falls ja, auf wen würdet ihr tippen?

Wir müssen erst noch tanken!
Nachdem Chandler jetzt ungefähr weiß, wo er nach den Gefangenen suchen muss und auch mit dem Präsidenten geklärt ist, dass er weiterhin nach eigenem Gutdünken vorgehen kann (hey, wir können doch einfach sagen, dass du von unserer Aktion nichts gewusst hast – also für den Fall, dass was schiefgeht), stellt sich ihm ein neues Problem in den Weg. Die USS Nathan James braucht Sprit und die nächste (und einzige) Tankstelle in Reichweite wird von vier chinesischen Kriegsschiffen blockiert.
Man ist ja oft geneigt, der Serie einiges zu verzeihen. Aber der Besuch bei Peng (Fernando Chien) – natürlich abermals mit dem etablierten Team aus Chandler, Sasha (Bridget Regan), Wolf (Bren Foster) und Green (Travis Van Winkle) – überschreitet dann doch zu sehr die Grenze zum Lächerlichen. Oder vielleicht sind „over the top“ die besseren Worte dafür. Klar, man fliegt mal eben mit dem Helikopter (Kurzauftritt Jesse (Dichen Lachman)) zum Anwesen des chinesischen Präsidenten, dringt unbemerkt in sein Gebäude ein und überzeugt ihn, die Blockade aufzuheben. Da könnten selbst James Bond oder Ethan Hunt noch was von Tom Chandler lernen…
Aber gut, die Aktion selbst wirkt erfreulicherweise nicht ganz so hanebüchen wie der Plan an sich. Es mag sich zwar die Frage stellen, wie Sasha plötzlich zur Computerspezialistin mutiert ist (das wäre doch eindeutig ein Job für Valerie (Tania Raymonde) gewesen, schnüff), aber abgesehen davon lässt sich die kleine „Mission Impossible“ als gelungen bezeichnen. In erster Linie liegt das an den Leistungen der Darsteller, die ihre Rollen hier gewohnt routiniert und überzeugend rüberbringen. Da klappen dann auch solche Momente wie der zwischen Wolf und Lau Hu (Stephen Oyoung) gegen Ende.
Der Besuch selbst beantwortet Tom und uns schließlich auch die Frage, ob Peng mit Takehaya unter einer Decke steckt – was nicht der Fall ist. Im Gegenteil, das Piratenproblem scheint eine der Ursachen dafür zu sein, weshalb Peng das Heilmittel nicht wie geplant verteilen konnte, womit sich ein weiteres Puzzleteil der größeren Handlung zusammenfügt. Trotz der Aussprache und des nun gemeinsamen Gegners Takehaya ist aber dennoch davon auszugehen, dass die Konflikte zwischen Peng und Chandler längst nicht überwunden sind. Zwar lässt der chinesische Präsident unsere Helden wieder von dannen ziehen, aber nicht ohne Eigennutz. Ihm kann es schließlich nur recht sein, wenn die Amis sich jetzt um Takehaya kümmern. Wie es später dann weitergeht, ist eine ganz andere Sache.
Unterm Strich hätte sich hier vielleicht mehr Action erwarten lassen. Aber an Spannung hat es nicht gefehlt. Zudem waren die Erläuterungen von Peng über Takehaya stimmig und obendrein konnte durch die Karte die Suche ein wenig eingeschränkt werden. Jetzt müssen nächste Woche bloß noch die Seeminen umschifft werden und die Befreiung der Gefangenen kann in Angriff genommen werden (nachdem sie ihre genaue Position übermittelt haben).

Fazit: "Devil May Care" schaltet im Vergleich zu den Vorfolgen ein paar Gänge zurück. Man könnte schon fast von einem Filler sprechen, würde man sich nur auf die (fehlenden) Actionsequenzen einschießen oder betrachten, wo die Gefangenen vor und nach dieser Episode stehen. Der plötzlich leere Tank der Nathan James (obwohl man ja eigentlich froh sein sollte, dass dieses Problem überhaupt mal wieder auftritt), der weiter ausgebaute Handlungsbogen in den Staaten sowie Toms hanebüchener Plan zur Auflösung der chinesischen Blockade hinterlassen nicht gerade den besten Eindruck. Dennoch lässt sich trotz des merklich ruhigeren Tons einiges abgewinnen. Die vermeintlichen Bösewichte Takehaya und Peng versorgen uns mit wichtigen Informationen zu ihren Rollen, die Lage für Slattery & Co. wird immer ernster und der Unterhaltungsfaktor ist weiterhin gegeben.

6/10
 
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