The Last Ship S04E06 - Tempest

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Tempest" der US-Serie The Last Ship wird die USS Nathan James gezwungen, einige waghalsige Manöver zu unternehmen. Doch die Gefahr lauert unserer Crew nicht nur durch äußere Einflüsse auf, was den Tod mehrerer Besatzungsmitglieder mit sich bringt.

Unsere Crew
Bevor das Abenteuer der Woche volle Fahrt aufnimmt und sich für unsere Besatzung verlustreiche Fehlschläge ergeben, dürfen wir mehreren Interaktionen unseres Figurenensembles zuschauen. Und die funktionieren diese Woche doch ein gutes Stück besser als noch in "Allegiance".
Nachdem Tom (Eric Dane) wieder seine Uniform trägt, haben wir nunmehr gleich drei Kapitäne an Bord der Nathan James. Die Frage danach, wer jetzt das Kommando hat, wird schnell beantwortet, denn Slattery (Adam Baldwin) meldet sich zurück auf dem Posten des kommandierenden Offiziers. Etwas fraglich bleibt dabei, wie er sich so schnell von seiner Verwundung erholen konnte, denn auch wenn die Wirkung der Droge verschwunden ist, hätte man erwartet, dass er sich noch länger erholen muss und Meylan (Emerson Brooks) vorerst die Befehle gibt. Von Konflikten mit Chandler fehlt währenddessen jede Spur. Die drei planen die nächsten Schritte gemeinsam und legen als Priorität die Sicherheit und Überführung des Saatguts in die Staaten fest, wofür sie auch eine Möglichkeit finden. Sie müssen nur den Zielort erreichen und anschließend wollen sie Jagd auf Vellek (Peter Weller) machen. Also alles gut?
Nicht ganz. Die Szene mit Miller (Kevin Michael Martin) und Burk (Jocko Sims), der diese Woche wieder recht entspannt auftritt, ist ein schön platziertes Beispiel dafür, wie man auf kommende Probleme aufmerksam machen kann. Die Ausflüge in die griechische Mythologie, die schon seit Staffelbeginn stattfinden, wissen jedenfalls zu gefallen. Dass unsere Helden dabei in die metaphorischen Fußstapfen von Hercules und Odysseus treten, birgt zudem eine gewisse Ironie - schließlich stellt die griechische Marine diese Woche mal wieder den Gegner dar.
Wobei unser Augenmerk natürlich schon zu Beginn auf Fletcher (Jonathan Howard) liegt, für den die Situation immer unangenehmer wird. Harry (George Georgiou) hatte da letzte Woche schon deutlich gesagt, was er von Fletcher erwartet und aufgrund der letzten Monate, in denen er nicht nur mit der Crew der Nathan James zusammengearbeitet hatte, sondern auch noch Sasha (Bridget Regan) nähergekommen ist, durften wir mit Spannung erwarten, wie er sich entscheiden würde.

Fletcher
Ganz so viel wird aus Fletchers innerem Konflikt leider nicht herausgeholt. Nach der großen Diskussion mit Harry, bei der beide Seiten gegenseitige Drohungen aussprechen und sehr deutlich die Zähne fletschen, ist das Ding eigentlich schon gelaufen. Denn das Telefonat mit Lucia (Sibylla Deen) ist der Ausgangspunkt für alles, was dann folgt. Rein theoretisch hätte Fletcher zwar im Anschluss noch einmal überdenken können, ob er die Sache wirklich durchzieht oder doch noch auspackt - die Situation in der Waffenkammer mit Wolf (Bren Foster) und Azima (Jodie Turner-Smith) hätte sich vielleicht angeboten - aber leider scheinen ihm danach keine Zweifel mehr zu kommen. Der Rezensent hätte es übrigens sehr begrüßt, wenn Giorgio (Jackson Rathbone) ihm nach geglückter Mission als Belohnung eine Kugel verpasst hätte. Denn mindestens ein totes Besatzungsmitglied geht auf Fletchers Kosten. Ganz zu schweigen davon, dass Sasha sich jetzt schwere Vorwürfe macht, weil sie Fletchers Verrat nicht kommen sehen hat.
Aber hätte man seinen Verrat tatsächlich kommen sehen können? Er verhielt sich unsicher, keine Frage. Und irgendwem hätte auch auffallen können, wie oft er sich mit Harry unterhielt - vor allem die Diskussion hätte Aufmerksamkeit erregen müssen. Interessant wäre da gewesen, wie Fletcher sich verhalten hätte, wenn jemand nachfragt, worüber er mit Harry geredet hat. Aber auf der anderen Seite kann man es niemanden ankreiden, mögliche Warnsignale übersehen zu haben. Der Mann war jetzt schon eine ganze Weile dabei und hat sich als guter Verbündeter erwiesen, der auch stets Seite an Seite mit den anderen zu Gange war. Da kann man schonmal Tomaten auf den Augen haben, wenn er sich ein bisschen verdächtig verhält.
Kompliment übrigens an Adrienne Rain (Ritu Lal), die seine Aktivitäten zu Tage fördert. Als gering einschätzen darf man hingegen das Sicherheitspersonal, welches dann nicht im Stande ist, ihn zu finden und aufzuhalten. Wie schwer kann es bitteschön sein, schnell mal die Ausgänge abzusichern? Dass Sasha nicht abgedrückt hat, bereitet hingegen keine Kopfschmerzen - Fletcher wäre dann vermutlich ins Wasser gefallen und die Samen futsch.

Der Sturm
Wie der Titel der Episode schon preisgibt, gibt es diese Woche sehr starken Seegang. Wobei unserer Besatzung da kaum die Wahl bleibt, nachdem Lucia die Fährte wiederaufgenommen hat, Giorgio in der Falle lauert und Papa Vellek aus dem griechischen Admiral noch ein paar Schiffe herausgeholt hat. Die Nathan James wird in die Enge getrieben und unsere Kapitäne müssen ein paar waghalsige Entscheidungen treffen.
Meylan sitzt dabei in der zweiten Reihe, aber das war auch nicht anders zu erwarten. Slattery und Chandler sind währenddessen voll bei der Sache und es macht jede Menge Spaß, den beiden (und der Crew) dabei zuzuschauen. Lucia kann es nicht riskieren, auf die James zu feuern, sitzt aber dennoch kurze Zeit am Drücker und überlegt, ob sie nicht doch losfeuert. Das Manöver, durch die feindlichen Linien in den Sturm zu fahren, war zudem eine gemeinsame Entscheidung. Man merkt hier, dass Slattery und Chandler in gleichen Bahnen denken und als Team funktionieren. Da war die Referenz auf die Schlacht von Trafalgar nur ein kleines i-Tüpfelchen.
Die Außenbordszenen mit der James im Sturm lassen sich währenddessen als annehmbar bezeichnen. Hätte man sicher besser darstellen können, selbst mit einem TV-Budget. Aber wir sind hier leider nicht in einem Wolfgang Petersen Film, von daher lässt es sich verschmerzen, dass nicht alles überzeugend echt wirkt.
Im Inneren der James tobt es allerdings, während der Sturm das Schiff schaukeln lässt. Um Jeter (Charles Parnell) dürfen wir uns große Sorgen machen - es ist nie gut, wenn man Blut spuckt. Aber die große Gefahr geht von Harry aus, der sein Versprechen an Fletcher wahr macht und einen Herzanfall vortäuscht, um in die Krankenstation zu gelangen. Ja, es ist dumm, die Samen dort aufzubewahren und nicht irgendwo anders, bewacht und besser gesichert. Andererseits hat es wohl niemand kommen sehen, dass jemand an Bord es auf die Dinger abgesehen hat. Von daher okay.
Das Schlachtfest, welches Harry da veranstaltet, lässt sich dennoch leicht skeptisch betrachten. Sieht es zunächst nur so aus, als wenn er nur Heggen (Ben Turner Dixon) verabschiedet hätte, sind später doch weit mehr Leichen zu sehen. Und WTF? O’Connor (Paul James) hat es nun wirklich nicht verdient, in dieser Folge zu sterben. Einfach schade um die Figur, auch wenn sie nie stark im Mittelpunkt stand.

Und jetzt?
Zeit für etwas Spekulatius. Sicher ist, dass die James die Samen zurückbekommen muss. Aber wie zuvor die Gegner, darf auch die James jetzt nicht einfach drauf los feuern. Was also tun? Einen Maulwurf gibt es nicht. Oder doch? Könnte Fletcher vielleicht noch die Seiten wechseln? Schwer vorstellbar. Könnte Chandler auf Lucia einreden? Ebenfalls schwer vorstellbar. Meine Vermutung wäre, dass man Jagd auf Vellek macht, um seine Kinder unter Druck zu setzen. Aber ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was die Crew der James jetzt unternehmen wird. Und ihr?

Fazit: Nach der Durststrecke von letzter Woche wieder eine gute Folge. Kleinere Mängel bleiben vorhanden, aber unterm Strich war das schon ein enorm gutes Abenteuer, welches nach anfänglichem Konsens der Anführer die Crew vor neue Herausforderungen stellt und auch vor Verlusten keinen Halt macht. Ginge sicher besser, aber unterm Strich doch eine gelungene Folge.

7,5/10
 
Oben