The Matrix 4: Matrix Resurrections [Kritik]

Woodstock

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@Batou9
Ich denke weniger, dass die fehlenden Elemente von Neos Kräften mit seiner Entwicklung als Charakter zu tun haben und mehr damit, dass diejenigen, welche in den ersten Filmen für die Action und Choreographie verantwortlich waren, bei 4 schlichtweg nicht mehr dabei sind. Sie können keine tollen Kämpfe choreographieren, also kriegt er halt Kraftfelder. Ich würde in Teil 4 gerne eine tiefere Bedeutung sehen, aber je mehr ich über die Hintergründe des Films erfahre, umso weniger kann ich das. Der Film wäre so oder so entstanden und Lana Wachowski hat eigentlich nur mitgemacht, damit es wenigstens nicht komplett aus den Händen der Wachowskis gerissen wird. Hier sehe ich keinen großen Plan, weswegen ich jegliche tiefgehende Interpretation nur schwer für voll nehmen kann.

Es erinnert mich so sehr an diesen Witz über den Künstler, welcher hörte, wie sich die ganzen Galeriebesucher über die Bedeutung seines Bildes gestritten haben und er schlichtweg nur dachte:"Ich fand das Motiv halt schön".
 

Batou9

Well-Known Member
Batou9, wann hast du die ersten drei Teile das letzte mal gesehen?
Vorletztes Wochenende und den darauffolgenden Dienstag.

@Batou9
Ich denke weniger, dass die fehlenden Elemente von Neos Kräften mit seiner Entwicklung als Charakter zu tun haben und mehr damit, dass diejenigen, welche in den ersten Filmen für die Action und Choreographie verantwortlich waren, bei 4 schlichtweg nicht mehr dabei sind. Sie können keine tollen Kämpfe choreographieren, also kriegt er halt Kraftfelder.

So erklärt sich ein begeisterter Filmregisseur, weshalb in Matrix Resurrections nicht viel von der alten Ästhetik übergeblieben ist:

https://www.inverse.com/entertainment/matrix-resurrections-aesthetic-adam-egypt-mortimer

Noch tiefgreifendere Gedanken dazu auf seinem Twitterkanal:
Bugs dazu: "They took your story, something that meant so much to people like me, and turned it into something trivial. That’s what the matrix does. It weaponizes every idea. Every dream.”

Jean Baudrillard 2003 zu dem, was er sich unter einem Matrix-Film vorstellt, der seiner Simulationstheorie entspricht: "The Matrix is surely the kind of film about the matrix that the matrix would have been able to produce… Basically, its dissemination on a world scale is complicit with the film itself.”

Merovinger dazu: “We had grace. We had style!” the Merovingian screams. “Originality mattered! You gave us face-zucker-fuck and Cock-me-climatey-Wiki-piss-and-shit.”

Stunt Koordinator Jonathan Eusebio begründet die fehlenden Choreographien wie folgt: "It’s more labored for him. Getting back into the gist of things, your mind knows, but your body can't follow. You remember how to do things, but your body just doesn't have the same timing or the same endurance. Neo is a tired veteran of the simulation, and there are moments where the audience can feel the weight behind how he struggles to do a single push when he used to fight an army of Smiths and agents with ease. It’s like an old gunslinger who retired for so long, and it’s hard for him to get back into that mood when he was in his prime."
 
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Woodstock

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Oder es sind Ausflüchte...

In ein paar Jahren wird man es hören. Wie bei Star Wars. Vielleicht stimmt es, vielleicht nicht.
 

Batou9

Well-Known Member
Könnte auch sein. Es ist auf jeden Fall ein Film, aus dem man noch Jahre/Jahrzehnte systemkritische Gedanken ziehen kann (nicht muss). Das spannende an Matrix Resurrections ist nicht die unvertraute Oberfläche/Umcodierung, sondern die dahinter aufwartende und sich auf unsere Realität mit direkten Ansprachen beziehende Message.

Wir gleiten gesellschaftlich in das von Lana Wachowski filmisch kritisierte Simulakrum ab, in welchem auch Neo als Spieleentwickler gefangen ist, lassen uns, wie es der Analyst zutreffend erklärt, unbewusst davon überzeugen, dass die als ein endloser Freiraum der Wahrheit simulierte Welt bereits in vielerlei Hinsicht keine Originalität / äußeren Referenzpunkte mehr anbieten muss/will, ja selbst die Zeichen der Realität (CORONA, KLIMASCHUTZ, KAMPF UM GLEICHBERECHTIGUNG etc.) mittlerweile nur noch auf sich selbst verweisen dürfen/können, ohne dass uns die zukünftigen Gefahren dieses Selbstverweises auch nur im Ansatz bewusst werden.

Oder wie Jean Baudrillard zutreffend erklärte bzw. auch nach seinem Tod weiterhin erklären würde: Wir waren nie auf dem Mond, der Golfkrieg hat nie stattgefunden, der 11.09.2001 hat nie stattgefunden, die Coronapandemie hat nie stattgefunden ... die Ereignisse sind für uns zunehmend nicht mehr erfahrbar, geraten aufgrund ihrer Entortung / Allortung vollständig ins Ungewisse.

Und so werden wir Menschen (oder auch Regierungen die sich niemand wünscht, KI's) nach Baudrillard eines Tages unweigerlich auf die Idee kommen: Wozu denn überhaupt noch das Ereignis, wenn wir die Wirklichkeit alleine virtuell (d.h. durch das Medium) zusammenhalten und weiterentwickeln können?
 
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Raphiw

Guybrush Feelgood
Kam eben aus dem Kino und bin überrascht wie schlecht der hier wegkommt. Habe vorher noch mit Freunden trilogiert und klar, es ist nicht Matrix 1, aber so schlimm fand ich ihn nicht.

Ich muss noch Mal drüber schlafen, aber spontan sage 6,5/10.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
MR hat eine wirklich interessante Idee:
Nachdem Neo die Matrix zuvor ein wenig modden konnte, um stärker/schneller etc zu werden und fliegen zu können, wird er hier buchstäblich zum Schöpfer stilisiert, indem er in seinem Modal u.a. den jungen Morpheus neu erschafft. Allerdings macht der Film darüber hinaus nichts daraus. Weder spricht Neo darüber oder folgt diesen Möglichkeiten weiter, noch wird von Morpheus hinterfragt, was seine Hintergründe betrifft.

Batou du liegst mit deiner Annahme falsch, dass mir der Film nur deswegen nicht gefallen hat, weil er nicht so ist wie die anderen. Wenn jedoch die Entscheidung gefällt wird, die Dinge nicht im gleichen Maß zu bieten, die alle am Vorgänger mochten, muss man dann alternativ was äquivalent reizendes liefern.

Lana hat den Film aus nur einem Grund gemacht: weil WB die Brand neu verwerten wollte und man ihr gesagt hat, entweder machst du das oder wir übergeben es irgendwem anders. Und ihr Aufhänger für den Film war der Tod ihrer Eltern. Neo und Trinity hier nochmal ein neues, anderes Ende als das finster tragische aus Revolutions bieten zu können, war für sie Verarbeitungsform ihrer Trauer, mit den beiden als Projektionsflächen für ihre Eltern. Wahrscheinlich sind Neo und Trinity charakterlich auch deswegen ein wenig anders, um denen eher zu entsprechen.

Der Punkt ist aber, dass da schon ganz klar wird, dass Lana den Film nicht gemacht hat, weil sie ihn machen wollte oder weil sie eine tolle Idee dafür hatte. Dieses Desinteresse merkt man leider an vielen Stellen des Films. Natürlich kann man so gegen das System sein, dass man sie für dieses Verhalten feiern kann, aber es ist ja wiederum auch nicht so, dass sie trotzig ein künstlerisches Werk wie ein Jodorowsky, Carax oder "nur" Sorrentino abgeliefert hätte, das bloß nicht gefallen oder kommerziell sein will, aber eine deutliche Handschrift, ein Konzept zeigt.

Um es vielleicht auf die Rockbühne zu übertragen: nach langer Verspätung kommt der Headliner auf die Bühne, spielt dann aber nur 2-3 beliebte Songs, und auch nur an, und lässt den größten Teil vom Publikum singen (weil man keinen Bock darauf hat); den Rest der Zeit verbringt man mit langen Pausen, mit völlig unbekannten Songs oder EDM Remixes, dazu zieht man noch über das Plattenstudio und die Festivalveranstalter her. Fraglos kann man so ein Rebellenverhalten bejubeln oder den Künstler an sich so sehr schätzen, dass man jegliches Verhalten als Audienz toller Erlebnisse empfinden kann, aber wenn man denn speziell Musik oder Alben des Künstlers mag und schätzt, darf man sich fraglos fragen, was das soll... und ob eine passionierte Coverband nicht eventuell besser gewesen wäre.

Entgegen mancher Vermutung würde ein Matrix Film meiner Meinung nach auch ganz ohne Action funktionieren. Die Möglichkeiten sind gewaltig, vor allem, wenn man der philosophischen Spur noch weiter folgen will. Tatsächlich wär es für Lana leicht gewesen, mit Action zu überzeugen. Einfach das eingespielte Team von damals nehmen und mit Variation neues bieten. Vendetta, Speed Racer und auch Jupiter Ascending hatten alle recht gute Actionszenen. Wenn ich keine Bilder kennen würde, in denen Lana mit den anderen die Motorradactionszene filmt, hätte ich sogar fast zynisch glauben können, dass sie all das 2nd Unit überlassen hat. Sie ist aber wiederum auch nicht den schwierigen Weg gegangen, allein schon anhand der Tatsache zu sehen, dass 2/3 des Films typische Matrix Story ist und inhaltlich eben keine neuen Wege beschritten werden.

Lanas größtes Problem ist jedoch die Wette, all-in mit der Romanze zu gehen. Sie denkt, Action und Inhalt sind nicht so wichtig, hauptsache wir fühlen mit Neo und Trinity mit. Leider bleibt das völlig kalt, was auch daran liegt, dass beide zuvor schon mal gestorben sind. Hier gibt es keine Katharsis, dass Trinity und Neo endlich zueinander finden und Post-Krieg endlich zusammen leben können. Zumal es
sich sehr fragwürdig anfühlt, dass Tiffany in der Matrix einen Ehemann und ein Kind hat und Neo ihr das nimmt, um lieber mit ihr im Ledermantel durch die Gegend fliegen zu können. Natürlich mag Tiffs Familie nicht echt sein, aber anbetracht der Tatsache, dass die Menschen immer noch in der Matrix gefangen sind, müsste das ganze Werk weitaus weitaus zynischer sein. Natürlich hat Neo Zion damals vor der Auslöschung bewahrt, aber wenn wir mal ehrlich sind, ist die Welt immer noch am Arsch. Es sind immer noch fast alle gefangen und Batterien für abscheuliche Maschinenwesen. Neo ist nicht der große Befreier gewesen, er hat lediglich den Ist-Zustand bewahrt. Es wird aber als Happy End verkauft, mit Sonnenschein. Das ist auch was, was ich dem Film sehr übel nehme.
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Batou9

Well-Known Member
Der Reiz von Matrix Resurrections entfaltet sich doch gerade erst. Der Film ist ein die Matrix durch den Film als unsere Realität einbeziehendes Simulakrum, was auch seit den 4 Tage alten Hinweisen von Warner Bros. auf eine bestimmte Stelle in der ersten Office-Szene (linker, oberer kleiner Bildschirm in Neo's Büro) bestätigt wurde. Und es gibt zahlreiche, weitere Easter Eggs / Dialoge / Schauspieler, die in unsere Realität durchgreifen bzw. unsere Realität im Vergleich zur damaligen Matrix als weniger schön kritisieren.

Ich spüre da absolut kein Desinteresse von Lana Wachowski, sondern einen lange vemissten, ehrlichen und der Kerninspiration des Werks treuen Mut. Vom Produzenten bis zum Stuntkoordinator wurde erklärt, dass Lana Wachowski die alten Choreografien / Ästhetikrezepte nicht beibehalten wollte, sondern der Film explizit auf eine neue Matrix (als unsere Realität) zugeschnitten wurde. Lana hat, das merken ja jetzt erst mehr und mehr Kritiker, nachdem das 1999er-Original zweimal kopiert wurde mit Matrix Resurrections keine weitere Kopie mehr hingelegt, sondern alle alten Referenzpunkte (in Bezug auf unsere Erinnerung/Realität, das ist der vielen noch nicht bewusste Mind-Fuck) fallen gelassen. Stattdessen Zeichen bzw. Bilder, ja ein ganzer Film, der auf nichts anderes mehr verweisen will, als auf sich selbst.

Oder anders ausgedrückt: Matrix Resurrections ist nicht wie die Vorgänger ein Film über Menschen die in Simulationen gefangen gehalten werden und sich in der Selbstsuche daraus befreien wollen, sondern - dadurch wird man nach mehrmaligen Sichtungen eine völlig neue Perspektive einnehmen - ein die Realität in welche man sich befreien konnte nun einschließendes Simulakrum (Die Realität ist Simulation). Wer nach all dem was sich allein in den letzten 4 Tagen erst offenbart hat, wirklich nur ein Desinteresse von Lana vermutet, hat den Titel des Buches welches Neo in Teil 1 in den Händen hält (Simulation & Simulacra) völlig vergessen. Matrix Resurrection ist aufgrund Lana Wachowskis Beteiligung konsequenter als uns lieb ist ... das ist das Problem was zunächst 02/10 Punkten nach sich zieht!!! Es ist so unfassbar geil, denn den ganzen Film über wird uns das Thema der "nicht mehr erfüllbaren Erwartung einer Simulation die originäre Wurzeln hat" auch in zahlreichen Augenblicken des Films & danach (d.h. auch durch die Filmkritiken in unserer Realität) offen auf's Auge gedrückt.

Ein Meisterwerk der Simulationstheorie. Den lobenden Kritiken / philosophischen Eingehungen auf den Film nach wurden völlig neue Wege beschritten, statt nur die vierte Wand zu durchbrechen. Wege, die uns bzw. unsere Gesellschaft aufgrund der Gefahr eines in sich geschlossenen Simulakrums (der vollständigen Loslösung vom Referenzialitätsdrang) tatsächlich in einen die Geschichte beendenden Loop stoßen könnten (Jean Baudrillard stellt es in seinen Werken noch drastischer dar).

Die Menschen sollen und können in Teil 4 gar nicht mehr aus der Matrix (unserer Realität) befreit werden. Das Simulakrum entwickelt sich unaufhaltbar weiter, oder wie es sich selbst Neo und Trinity zum Ende des Films wünschen (Die Originale von Neo & Trinity sind tot!), werden selbst sich selbst die Kritiker der Realität (Matrix) nur noch Veränderungen innerhalb der Matrix wünschen (mehr Regenbögen über die das Neo-Simulakrum am Ende sogar lachen kann). Der ganze Ausflug in die Außenwelt der Matrix (unserer Realität) entspricht mit Matrix Resurrections nun dem von Baudrillard erklärten, ewigen Loop (Simulationsschleife) in welchem wir gefangen sein werden. Aus Z-IO-N wird IO, eine Stadt, deren Anfang (Ursache/Herkunft) und Ende (Wirkung/Kampf) egal geworden ist, die es aufgegeben hat, die Menschen aus der Matrix zu befreien und stattdessen lieber Erdbeer-Simulakren feiert. Ob sie nach Erdbeeren schmecken wird nie mehr wer sagen können, da die einzige Quelle nun eine Simulation (aus der Matrix) stammt.
 
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Gronzilla

Well-Known Member
Ich denke, dass alles was Batou schreibt grundsätzlich interessant ist. Aber wenn der Film kacke ist, dann ist er kacke. Und das wurde ja hier schon ein paar mal geschrieben. Und wenn ihn einige okay finden, dann ist das auch gut. Aber gefühlt kann man doch sagen, dass der film "versagt" hat..
 

Batou9

Well-Known Member
Wenn man ihn als Fortsetzung, als ein wiederholt bis auf das Original Bezug nehmen wollenden/sollenden Film betrachtet, ja. Wenn man aber die Erwartungshaltung löst und Resurrections als ein Simulakrum akzeptiert, d.h. sich darüber klar wird, dass es sich nicht mehr um einen wesentlichen Verweis und darauf fußendem Fortsetzungswillen des Originals handelt, dann gewinnt der Film einen weit größeren Bewertungsspielraum. Die Simulations-/ Realitätsebenen dieses Films sind uns und den meisten Kritikern doch noch gar nicht in Gänze klar geworden. Was da gerade auf Reddit, Twitter, Youtube abgeht ... das erinnert sehr stark an die persönlichen Unterhaltungen über Matrix 1. Damals gab es die sozialen Netzwerke des Internets ja noch nicht. Jetzt funktioniert der Austausch über dieses Metameisterwerk viel schneller.

Das Kennzeichen des Simulakrums besteht nach Baudrillard darin, dass die Unterscheidung zwischen Original und Kopie, Vorbild und Abbild, Realität und Imagination unmöglich geworden und einer allgemeinen „Referenzlosigkeit“ der Zeichen und Bilder gewichen sei. Und genau dieses Gefühl, ein von vielen Kritikern zum Ausdruck gebrachter Phantomschmerz, zieht sich durch den gesamten Film.

Mal Hand auf's Herz: Wem ist bewusst, dass die erste viertel Stunde (Trinity gegen Agenten, Bugs gegen Agenten, Bugs trifft auf Morpheus in Neo's Appartment) auf einer Simulationsebene in der von Thomas Anderson geschriebenen Spiele-Engine stattgefunden hat und Thomas danach vor seinem PC in unserer Realität sitzt und einen Fehlerhinweis erhält, wir danach das Hotel von vor ein paar Minuten auf seiner Spielentwicklungseben sehen, während auf einem kleinen Nebenbildschirm eine reale Präsentation der Regisseurin Lana Wachowski zu beobachten ist? Sicher nicht vielen Kritikern. Und da gibt es noch weitere solcher Simulakren, durch die sich vielleicht noch ein weit größerer Bewertungsspielraum öffnen wird.
 
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TheRealNeo

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Ich denke, dass alles was Batou schreibt grundsätzlich interessant ist. Aber wenn der Film kacke ist, dann ist er kacke. Und das wurde ja hier schon ein paar mal geschrieben. Und wenn ihn einige okay finden, dann ist das auch gut. Aber gefühlt kann man doch sagen, dass der film "versagt" hat..

Ich glaube man kann an nichts festmachen, ob ein Film nun 'kacke' ist, 'versagt' hat oder gut ist. Da hat ja jede:r eine eigene Meinung. Und wenn jemand Punkte findet, die den Film interessanter machen (für ihn/sie) ist das völlig in Ordnung. Damit will man ja nicht direkt andere überzeugen. Man kann den Film ja schlecht finden, aber man muss es dann nicht als Mission ansehen, denen, die ihn gut finden oder interessant, wiederholt deutlich zu machen, dass ihre Meinung doch gar nicht sein kann.

Und nur, weil im Internet eine Gruppe laut den Film verteufelt und er an den Kinokassen nicht überzeugt, hat er ja nicht vollkommen versagt. So wie ich das verstanden habe, war ja der Plan von Lana Wachowski ohnehin nur dieser eine Film. Klar, Warner hat sich wahrscheinlich mehr erhofft, das ist ein kapitalistisches Unternehmen, aber sollte das uns in der Bewertung jucken? Wir machen uns immer so viele Gedanken zum Einspiel und messen dem so viel Wert an, anstatt uns mal nur mit dem Film ansich zu beschäftigen. Würde man das mehr machen, kämen womöglich auch (noch) mehr interessante Gedanken zustande bzw. die Offenheit sich damit zu beschäftigen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ockhams Rasiermesser, würd ich sagen.

Man muss nicht einmal nach Subtext schauen, dass Lana den Film eigentlich nicht machen wollte. Es wird
im Dialog deutlich ausgesprochen und nicht einmal mit andere Namen kaschiert.

Dabei vergisst man aber ein paar Kleinigkeiten:

- Lana wusste schon bei ihrem Abkommen zu Film 1, dass WB das finanzielle Interesse haben wird, bei Erfolg mehr Filme/Medien zu machen - mit oder ohne Wachowskis. Es wird auch nie ein Studio versprechen und halten, dass eine beliebte Marke nur einmal genutzt wird und dann aus Respekt vor Kunst nie wieder angerührt werden wird

- auch hat WB ihre Filme alle weiter veröffentlicht, obwohl Speed Racer, Cloud Atlas und Jupiter Ascending alle drei gefloppt sind, inklusive The Invasion und Ninja Assassin; WB hat sie also immer unterstützt

- WB hat nicht bei der erstbesten Gelegenheit Matrix 4 ohne sie gemacht, sondern fast 20 Jahre gewartet; sie haben Lanas Nein also fast zwei Dekaden lang respektiert, oder auch: ertragen

- die Wachowskis haben an Matrix 1-3 + Extended Universe ein Vermögen verdient, man spricht von über 200 Mio Dollar

- und auch für Matrix Resurrections hat Lana ein Vermögen erhalten

- da fällt es insgesamt ausgesprochen schwer, Warner Bros als böse und Lana als arm und ausgenutzt wahrzunehmen

- davon ab kann man schwer für ihre Intention sein, wenn ihre Intention ist, Erwartungen extra nicht zu erfüllen und extra keinen guten Film zu machen. Gerade das und wie diese Aussage im Film versteckt sein soll, findest du genial, oder habe ich das falsch verstanden?

Du sprichst die ganze Zeit von Baudrillards Simulakrum. Welche Rolle spielt es aber, welche Ebene in der Matrix echt ist und welche nicht? :smile: Wenn man in der Matrix erschossen wird, stirbt man, ebenso wie man es da fühlt, wenn man geliebt wird. Die Matrix ist so realistisch, dass die Befreiung daraus aus einer törichten menschlichen Prinzipsache erfolgt.

Sie wollen da raus, weil die Maschinen scheinbar böse sind und die Menschen als Energiequelle benutzen. Andererseits gabs kein Skynet Szenario, bei dem die Maschinen plötzlich die ganze Welt vernichtet haben und nun einseitig die Menschen ausbeuten - die Menschen sind ebenso Schuld, weil sie die Maschinen als Diener geschaffen haben und es dabei soweit getrieben haben, dass die Maschinen sich gewehrt haben, was dann im Krieg mündete. Dass die Maschinen die Menschen als Energiequelle ausbeuten, ist zudem nur die Interpretation der Menschen selbst - vielleicht dienen die Maschinen den Menschen ja indirekt immer noch, indem sie ihnen dieses Paradies schaffen. Dass die Rebellen gejagt werden macht auch in dieser Interpretation Sinn, weil sie das größere Ganze gefährden.

Sprich, auch wenn MR wieder über mögliche Matrixebenen sprechen mag die wir nicht sehens, hat spätestens 2 das damals schon getan. Wenn Neo die Sentinels Kraft seiner Gedanken aufhalten oder später trotz fehlender Augen sehen kann, ist es höchstwahrscheinlich, dass sie sich immer noch in einer Matrix befinden, Neo sogar selbst wahrscheinlich immer nur ein Programm war, das meint, der Retter der Menschen zu sein. Der Architekt sprach ja auch davon, dass es bereits mehrere Iterationen eines Neo gegeben hat. Wenn dieser in MR nun eine Existenzkrise hat und seine Herkunft und sein Umfeld anzweifelt, ist das gewiss keine neue Behandlung des Themas.
 

Woodstock

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Wenn man aber die Erwartungshaltung löst und Resurrections als ein Simulakrum akzeptiert, d.h. sich darüber klar wird, dass es sich nicht mehr um einen wesentlichen Verweis und darauf fußendem Fortsetzungswillen des Originals handelt, dann gewinnt der Film einen weit größeren Bewertungsspielraum.
Aaah! So muss ich also auch Indy 4 und die neuen Star Wars Filme betrachten. Ebenso die Picard Serie. Es ist keine Fortsetzung von der man etwas zu erwarten hat, wie Qualität, Anspruch oder Kontinuität. Es ist nur eine Art vorgestelltes Ding, welches dem Original ähnlich ist, aber sonst nichts mit dem Geist desselbigen zu tun haben muss. Wie eine schlechte Fan-Fiction. :smile:

Wenn man es so betrachtet, ist es vollkommen unmöglich schlechte Sequels oder Prequels zu machen und alles ist automatisch ein Metameisterwerk! Wer das nicht einsieht, versteht es nur nicht.

Als würde man sagen, es ist nicht geklaut, es ist eine Homage! Es ist kein Fanservice, es ist eine Referenz! Es ist keine schlechte Fortsetzung, es ist ein Simulakrum! Clever!

So wie Facebook oder Twitter Abbilder unserer Gesellschaft sind. Wow! Ein Twitterpost als Film. Erschießt mich bitte gleich...:mellow:🔫
 
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Batou9

Well-Known Member
Du sprichst die ganze Zeit von Baudrillards Simulakrum. Welche Rolle spielt es aber, welche Ebene in der Matrix echt ist und welche nicht? :smile: Wenn man in der Matrix erschossen wird, stirbt man, ebenso wie man es da fühlt, wenn man geliebt wird. Die Matrix ist so realistisch, dass die Befreiung daraus aus einer törichten menschlichen Prinzipsache erfolgt.

Welche Rolle es spielt?

Der eine Beteiligung an Teil 2 und 3 ablehnende Jean Baudrillard hatte 2003 ein Interview zum ersten Teil gegeben, indem er stark kritisierte, dass die Geschichte der Matrix und des Auserwählten, sowie die Geschichte über Zion und dem Kampf gegen die Maschinen nicht Teil ein und derselben Simulation sind, die das System hätte zum Zwecke des Selbsterhalts erschaffen müssen. Die klare Trennung zwischen Matrix- und Außenweltebene gefiel ihm überhaupt nicht. Baudrillard erklärte dazu, dass die Wachowski-Brüder im ersten Teil das mit einer Simulation (Matrix) sich eigentlich stellende Problem leider mit dem sehr klassischen Problem der Illusion verwechselt haben.

Auf Teil 1 bezogen hatte er damit vollkommen recht, aber nach Teil 3 hätte auch Baudrillard zugegeben, dass sich die Wachowski-Brüder nicht mehr nur mit der radikalen Illusion, sondern explizit mit der größtmöglichen aus der Simulation hervorgehenden Gefahr beschäftigt haben. Nach dem dritten Teil konnte nämlich kein Zuschauer mehr ausschließen, dass die Außenwelt eventuell selbst Teil der Simulation ist. Drei kleine Augenblicke reichten 2003 im dritten Teil aus, um genau den unlösbaren Widerspruch zu erwecken, den Baudrillard noch im Sommer des selben Jahres für einen Hinweis auf die eigentlich beschriebene Gefahr seiner Simulationstheorie gefordert hatte.

Sie wollen da raus, weil die Maschinen scheinbar böse sind und die Menschen als Energiequelle benutzen. Andererseits gabs kein Skynet Szenario, bei dem die Maschinen plötzlich die ganze Welt vernichtet haben und nun einseitig die Menschen ausbeuten - die Menschen sind ebenso Schuld, weil sie die Maschinen als Diener geschaffen haben und es dabei soweit getrieben haben, dass die Maschinen sich gewehrt haben, was dann im Krieg mündete. Dass die Maschinen die Menschen als Energiequelle ausbeuten, ist zudem nur die Interpretation der Menschen selbst - vielleicht dienen die Maschinen den Menschen ja indirekt immer noch, indem sie ihnen dieses Paradies schaffen. Dass die Rebellen gejagt werden macht auch in dieser Interpretation Sinn, weil sie das größere Ganze gefährden.

Die Menschen haben keine Schuld. Es gibt ja gar keinen Bezugspunkt mehr für sie, der nicht einer bloßen Simulation entspringt. Alles was in ZION oder nun IO passiert sind Simulakra. Baudrillard kritisierte, dass es, nachdem er Teil 2 schon sehen konnte, bisher nicht den kleinsten Funken Ironie im Film gibt, der es dem Zuschauer ermöglicht dem trügerischen Schein zu entkommen. Er vermisste das "punctum" von Roland Barthes, d.h. einen packenden, irritierenden Augenblick, der den Zuschauer mit einem echten, nicht trügerischen Bild konfrontiert, so dass eine unerwartete Einbeziehung des Realen (unserer Welt) erzwungen wird.

Mit Matrix Resurrections wurde dies nun knallhart und die Erwartungen der Zuschauer außer acht lassend vollzogen.

Wie ist das zu verstehen:

Baudrillard erklärte in seiner 2003er Kritik, dass er vor allem pseudohafte Systemkritiken ohne dieses "Punctum", ohne einen Faustschlag aus dem Imaginären in das Reale, unerträglich findet. Wir müssen uns bewusst machen, dass Baudrillard sowohl die inspirative Quelle als auch der von den Wachowskis im Jahr 2000 gewünschte Berater für die Fortsetzungen war. Baudrillard lehnte dankend ab.

Er sprach diesbezüglich von einem trügerischen Schein vieler Künstler, einer ihren Werken nur aus marketingtechnischen Gründen innewohnenden, sich nur auf die imaginäre Filmwelt beschränkende Negativität, ohne auszusprechen, dass der Zuschauer durch das Werk einen Bezug auf einen äußeren Omega-Punkt (unsere Welt) nehmen soll. Viele Werke unterstützen deshalb mit jeder nur vermarkteten Systemkritik das System und schieben dadurch echten Alternativen laut Baudrillard einen Riegel vor.

Und genau diesen Riegel hat Lana Wachowski mit Matrix Resurrections beiseite geschoben, kein weiteres, bloßes Dystopie-SciFi-Märchen geliefert, welches wie seine Vorgänger aufgrund des fehlenden Omega-Punktes nach Meinung von Jean Baudrillard nur einen systemkritisch trügerischen Schein erfüllt, sondern von Anfang bis zum Ende eine auf die Welt des Zuschauer direkt und ironisch einschlagende Systemkritik vollzieht. Es ging ihr also vor allem darum, Jean Baudrillard's Kritik mit Matrix Resurrections gerecht zu werden. Der Film ist dahingehend einfach grandios, die Copy-Erwartungen werden nicht erfüllt, da das Gesamtwerk das Reale mit einbezieht. Vor solchen Veränderungen haben wir Angst. Der Analyst erklärt es. Was Neo und Trinity da in den letzten Sekunden des Films offen/lächelnd aussprechen ... das sind wir bzw. könnten wir eines Tages in einem Metaverse werden. So verkehrt ist alles mittlerweile, keinen Kampf um Originalität mehr wert.

Copy & Paste, Rinse & Repeat, welcome to the Desert of the real!

Alles beginnt damit, dass Thomas Anderson innerhalb der Matrix in seinem Büro sitzt, wir durch Neo's Staunen über den Systemfehler auf seinem Bildschirm erkennen (oder nicht erkennen), dass das zuvor im Film gesehene (und auch spätere Augenblicke) eine von Neo selbst erschaffene Simulation innerhalb der Matrix darstellt, während unbemerkt durch das Auftauchen von Lana Wachowski auf Neo's Nebenbildschirm das erste mal in der Filmreihe der äußere Omega-Punkt (Unsere Realität) in die Matrix mit einbezogen wird. Wohlwissend, dass alles nur ein Simulakrum ist, setzt Lana Wachowski im weiteren Verlauf des Filmes ihren Realitätsbezug für eine sehr tiefgreifende Kritik fort, kritisiert sie durch die Spieleentwickler sowohl Warner Bros. und den systemkritikbezogen nur trügerischen Schein der Vorgänger, als auch durch den Analysten unser ständiges - der Angst vor Veränderungen geschuldetes - Festhalten an der Wiedererwartung der Vergangenheit.
 
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Batou9

Well-Known Member
Aaah! So muss ich also auch Indy 4 und die neuen Star Wars Filme betrachten. Ebenso die Picard Serie. Es ist keine Fortsetzung von der man etwas zu erwarten hat, wie Qualität, Anspruch oder Kontinuität. Es ist nur eine Art vorgestelltes Ding, welches dem Original ähnlich ist, aber sonst nichts mit dem Geist desselbigen zu tun haben muss. Wie eine schlechte Fan-Fiction. :smile:

Matrix Resurrections hat mehr mit dem Geist der Reihe zu tun, als uns lieb ist. Das ist genau das Problem.

Wenn man es so betrachtet, ist es vollkommen unmöglich schlechte Sequels oder Prequels zu machen und alles ist automatisch ein Metameisterwerk! Wer das nicht einsieht, versteht es nur nicht.

Es ist möglich schlechte Sequels und Prequels zu machen und nicht alles will und muss ein Metameisterwerk sein. Indy4, Star Wars oder Picard hatten gar nicht diesen Anspruch, Matrix Resurrections aber sehr wohl.

Als würde man sagen, es ist nicht geklaut, es ist eine Homage! Es ist kein Fanservice, es ist eine Referenz! Es ist keine schlechte Fortsetzung, es ist ein Simulakrum! Clever!

So wie Facebook oder Twitter Abbilder unserer Gesellschaft sind. Wow! Ein Twitterpost als Film. Erschießt mich bitte gleich...:mellow:🔫

Es ist eine mutige Fortsetzung, auch wenn die ästhetischen Erwartungen nicht erfüllt wurden.
 

Scofield

Fringe Division
Also der Film floppt auf jeden fall stark in Deutschland.
Habe gerade Karten reserviert für Spiderman in 1 Stunde. Aus Spaß hab ich mir mal die 6 Sitzpläne von Matrix angeschaut.
Jedes Screening hat maximal 4-6 Reservierungen im vergleich zu Spiderman (Voll ausgebucht).

Hauptvorstellung ab 20 Uhr sogar nur 2 Sitze reserviert.
 

Cartman

Well-Known Member
Es gibt im Gegensatz zu Spidey ja auch fast nur negative Mundpropaganda. Ich selbst bin auch nicht mehr sicher, ob ich ihn mir im Kino ansehen oder lieber nochmal in den gelungenen Spiderman gehen soll.
 
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