Ist gelungen, würde ich sogar sagen
ich durfte ihn nun am Zürich Filmfestival sehen und fand ich schon recht stark, wenn auch sehr bedrückend.
Vielleicht erst einmal, noch etwas mehr zur Story. Der Film spielt im Montana der 20er Jahre. Die Brüder Phil und George Burbank führen gemeinsam eine grosse Range. Die beiden Brüder sind sich allerdings sehr unterschiedlich. George, der etwas fülligere, freundliche und gebildet wirkeden Mann von Welt, der ständig schön herausgeputzt rumläuft - Phil hingegen ist der harte Hund, der dem Vergangenen nachtrauert, und sich bei der Arbeit die Hände gerne schmutzig macht.
George verliebt sich in die verwitwete Rose und heiratet sie sogleich. Als sie auf die Ranch kommt, verhält sich ihr Phil gegenüber von Beginn weg feindselig. Er geniesst es geradezu, sie psychisch zu drangsalieren. Rose fühlt sich von Phils Anwesenheit zunehmend in die Enge getrieben und flüchtet sich in den Alkohol.
Eines Tages kommt ihr Sohn für ein paar Wochen auf die Ranch. Ihr Sohn, ein schlaksiger, femininer und seiner Welt entrückter Eigenbrötler, der Medizin studiert, passt so überhaupt nicht in die raue Umgebung. Phil und die anderen Cowboys verachten ihn für sein komisches Auftreten. Doch mit der Zeit beginnt Phil ihn unter seine Fittiche zu nehmen.
Man kann den Film womöglich so zusammenfassen: Er ist Jane Campions Abrechnung mit toxischer Männlichkeit.
Wie meistens bei Campion ist auch Power of the Dog wunderschön fotografiert. Herrliche Panoramaaufnahmen, die allerdings, so habe ich gelesen, grösstenteils am Rechner entstanden sind.
Schauspielerisch ist der Film ebenfalls eine Wucht. Cumberbatch mal endlich ohne seine üblichen Manierismen ist eine Wohltat und zeigt hier, was er eigentlich drauf hat, wenn er sich mal richtig freispielt. Dunst, die ich seit einer gefühlte Ewigkeit nicht mehr im Kino gesehen habe, beeindruckt mit einer Zerbrechlichkeit, die einem als Zuschauer regelrecht Schmerzen bereitet. Und Jesse Plemons gut wie immer. Aber mal ehrlich, wo ist der Mann eigentlich hergekommen. Seit ein paar Jahren scheint Plemons mit schlafwandlerischer Souveränität in einem grossartigen Film nach dem anderen eine wichtige Rolle zu ergattern. Also meinen Respekt hat der Mann, und auch sein Agent.
Kodi Smit-McPhee macht seine Sache auch souverän. Sehr zurückhaltend macht er es dem Zuschauer schwer, seine Figur zu lesen.
Die Geschichte entwickelt eine zermürbende Sogkraft. Kein Wohlfühlfilm, insbesondere, weil einem jegliche Sympathiefigur fehlt. Der Zuschauer ist zu seiner Beobachterrolle verdammt und muss hiflos mitansehen, wie das Unheil voranschreitet. Das zerrt auch schon mal an den Nerven, weil man gerne eingreifen würde, es aber eben nicht kann. Das Ende hat mich ein wenig zwiespältig zurückgelassen. Von mir aus hätte der Film noch gut 5 bis 10 Minuten mehr vertragen können.
8.5/10