Auch nun gesehen und ich glaube, ich fand ihn ein wenig besser als den (grundsätzlich okeyen, aber überflüssigen) Orient Express. Diese Remake-Reihe und ich kommen aber vermutlich grundsätzlich nicht so ganz auf denselben Nenner, denn mehr noch als der Vorgänger ist "Tod auf dem Nil" an der Lebensgeschichte und der Psychologie von Poirot interessiert. Und ich persönlich brauche ehrlich gesagt kein Poirot-Psychgramm, wenn ich eigentlich einen unterhaltsem Whodunit haben könnte. Ja ja, Gewohnheit und so. Ich brauche es insbesondere dann nicht, wenn dieses Psychogramm mit einer
unfreiwillig komischen Schnurrbart-Origin Geschichte inklusive zweifelhafter Effektkunst beginnt.
Auch bei diesem Film fand ich wieder, dass nicht alle Darsteller gleichermaßend geeicht wurden vom Ton her. (Von den teils fragwürdigen Akzenten im O-Ton) ganz zu schweigen. Soll heißen: manche Darsteller spielen (oder versuchen es) die Sache "tongue-in-cheek" (Emma Mackey, Sophie Okonedo, mit Abstrichen Rose Leslie), manche trocken-unterkühlt (Russell Brand, Tom Bateman), andere verkrampft "straight" (Annette Bening, Letitia Wright, Ali Fazal), wieder andere hysterisch (Armie Hammer), während Gal Gadot in nahezu jeder Szene mit Dialog oder Emotionen (die nicht Freude sind) ins Straucheln gerät. Aber in einem anderen Film/Kontext wäre ihre sonderbar absurde Cleopatra-Szene das trashige Highlight.
Wie gesagt, der Film hat die klare Absicht, einen dramatisch und emotional ernsteren und tiefergehenden Film zu machen als die Erstverfilmung. Dieses Pathos spürt man ständig, auch wenn die neue Größe der Sets dem für meinen Geschmack nicht immer gut bekommt. Diese Herangehensweise respektiere ich und weiß sie zu schätzen, da sie immerhin ein klares Ziel verfolgt, aber in diesem Fall ist es einfach nicht mein Ding. Nicht die Art, wie ich einen Poirot-Whodunit bevorzugt sehen wollen würde.