Ich versuche dann mal kurz zusammenzufassen, was jetzt durch die LA Times öffentlich wurde und was ich im Vorfeld hörte. Da ist aber noch vieles vage und nur bedingt was bestätigt, daher bitte alles mit einer gewissen Vorsicht genießen.
Minimaler Background: Zentrale Figur des Ganzen ist Randall Emmett. Ohne zu tief gehen zu wollen, ist der seit Jahren eine ebenso umstrittene wie schillernde Persönlichkeit, der als Produzent gilt, der ein Projekt umgesetzt bekommt, koste es, was es wolle. Abgesehen von kleinen Ausnahmen besteht sein bevorzugtes Geschäftsmodell darin, „Altstars“ für ein paar Drehtage zu horrenden Gagen aufzukaufen, um die günstig und mithilfe von Steuerzuschussprämien produzierten Filme mit ihrem Konterfei global gewinnbringend verkaufen zu können. Dafür gründete er mit George Furla, der aber stets im Hintergrund blieb, die Firma Emmett/Furla Oasis Films (EFO Films) So arbeitete er u.a. mit Al Pacino, John Travolta und vor allem Bruce Willis zusammen, was ihm Vorwürfe einhandelte, nachdem bekannt wurde, dass Willis bereits seit Jahren krank war und einige Vorfälle während der Dreharbeiten publik wurden. Am Beispiel von Willis hier ein kurzes Beispiel zu seinem Modell: Bei den letzten Filmen war Willis maximal zwei Tage am Set und erhielt pro Drehtag zwischen 1,5 und 2 Mio. Dollar.
Emmetts Firma sah sich immer wieder mit Klagen konfrontiert, weil er Gagen der Crew und anliefernder Firmen nicht bezahlte, auch die Writers Guild of America sieht ihn als schwarzes Schaf. Des weiteren gab es zahlreiche Vorwürfe von Frauen, die ihm Gewalt und sexuelle Belästigung vorwarfen, das meiste wurde dann aber außergerichtlich geklärt. Zudem wurde er auch mit Drogen in Verbindung gebracht, galt aber trotz dieses schlechten Rufes als ein „Macher“, um es grob zusammenzufassen. 2020 ging EFO Films jedoch aus unterschiedlichen Gründen pleite und auch da gibt es noch einige ausstehende Verfahren. Emmett ließ sich davon jedoch nicht weiter beeindrucken und gründete die Convergence Entertainment Group, die genau da weitermachte, wo EFO Films aufhörte, produzierte man doch CASH OUT mit John Travolta in der Hauptrolle, der von Emmett auch inszeniert wurde.
Das als Basis, kommen wir nun zu ARMOR, der ursprünglich als „Armored“ angekündigt war. Ich hatte zwar mitbekommen, dass EFO Films pleiteging, aber nicht, dass Emmett schon wieder aktiv wurde, und ihn daher gar nicht mit dem Projekt in Verbindung gebracht. Vor allem auch deswegen nicht, weil „Armored“ schon seit Jahren von Stallone, der im vom Emmett produzierten Schnarcher BACKTRACE mitwirkte, immer mal wieder erwähnt wurde. Ich registrierte das erst unmittelbar vor Drehbeginn im August 2023, war nicht sonderlich begeistert, hakte es dann aber ab; zu diesem Zeitpunkt war Emmett aber auch noch als Regisseur gelistet. Misstrauisch wurde ich, als Emmett kurz darauf nicht mehr als Regisseur gelistet wurde, sondern stattdessen Justin Routt, von dem ich noch nie gehört hatte. Ich schaute dann mal, ob ich da irgendwen aus der Crew kannte und hakte da mal nach, doch da kam nix zurück – erst einmal. Knapp 3 Wochen später hörte ich von chaotischen Dreharbeiten und einem vorzeitigen Abbruch der Aufnahmen, weil die Crew nicht bezahlt worden sei, nachdem sie sich weigerte, bestimmte Szenen in der Form zu drehen. Stallone sei nur an einem Tag da gewesen, obwohl drei eingeplant gewesen seien. Dazu sei Emmett dauerhaft am Set gewesen, um Teile der Crew und Fremdfirmen täglich in bar mit Briefumschlägen bezahlt haben. Zudem sei es zu Auseinandersetzungen mit den örtlichen Entscheidungsträgern gekommen sein, was mitverantwortlich für den vorzeitigen Abbruch gewesen sei. Das klang mir alles etwas wild, und da ich das aus nur einer Quelle hörte, nahm ich das zumindest nicht komplett für bare Münze, obwohl vieles nach einem typischen Emmett-Debakel klang.
Jetzt kam die LA Times mit einem Artikel raus, und da stellte sich das alles als noch wilder heraus. So war tatsächlich Emmett der Regisseur, und Routt sei nur als „Sockenpuppe“ installiert worden. Ich vermute, dass aufgrund der Skandale keine steuerliche Förderung mit Randall Emmett in vorderster Front erfolgt wäre, aber das ist meine Spekulation. Stallone sei von Beginn an nur für einen Tag eingeplant gewesen und hätte dafür 3,5 Mio. Dollar kassiert. Allerdings hätte er im Vorfeld gar nicht gewusst, dass Emmett der Regisseur war und hätte für seinen Drehtag kurzerhand selbst die Regie übernommen. Szenen, wie der Sturz eines Fahrzeugs von der Brücke, seien aufgrund der Weigerung der Crew nicht am Set, sondern via CGI umgesetzt worden. Und als würde das alles nicht reichen, seien die Sicherheitsvorkehrungen gelinde gesagt generell sehr verbesserungswürdig gewesen. So habe Jason Patric, der die eigentliche Hauptrolle hatte, gefragt, ob es sicher sei im Fluss zu drehen, was bejaht wurde. Später stellte sich heraus, dass das Gewässer weit über Richtwerte belastet sei. Darüber hinaus gab es massive Zahlungsverzüge, und die Crew wäre ohnehin schon weit unter Tarif bezahlt worden, da zu diesem Zeitpunkt schon länger ein Streik andauerte und sie dringend einen Job brauchten, was Emmett scheinbar bewusst ausnutzte. Angeblich seien einige ausstehende Gehälter sogar erst Monate später beglichen worden, allerdings seien diese aus der Finanzierung des von Emmett produzierten ALARUM, in dem neben Scott Eastwood ebenfalls wieder Stallone mitwirkte, abgezogen worden. Die Aufnahmen seien zudem von 15 auf 10 Drehtage reduziert worden.
Unabhängig davon, ob davon jetzt ALLES stimmt: Das ist schon eine Nummer und selbst für Emmett-Verhältnisse windig. Ich glaube aber aufgrund der Tatsache, dass sich da einiges in dem öffentlichen Berichten und den mir zugetragenen Dingen überschneidet, dass da vieles stimmt und einiges sogar noch gar nicht angekratzt wurde.
Das mal in aller Kürze.
In Anbetracht all dieser Dinge sieht der Trailer sogar passabel aus.