*Sieht vorm inneren Auge wie Oppenheimer im Finale tränenüberstromt aufs Flugfeld läuft und versucht die Bomber zu stoppen, diese aber knapp über seinem Kopf hinwegfliegen. Wir enden auf seinem Gesicht wie er ihnen nachschaut und flüstert "What have I done"*
Das klingt eher nach einer Simpsons Folge.
Aber verstehe schon wenn man hier fürchtet durch Kitsch zu waten.
Für mich gibt es halt kaum etwas dramatischeres als einen der Wissenschaft verschriebene Mann, der im Angesicht des verheerendsten Krieges der Geschichte vor der Aufgabe steht, eine Kriegs-beendende aber potentiell Menschheits-vernichtende Waffe zu entwickeln. Diese, unsere Menschheit. Keine Erde 36876 im Multiversum von Franchise XY. Also ein Mann der wirklich existierte. Unerheblich wie eng sich der Film an Tatsachen hält. Kann man sich etwas ethisch ambivalenteres vorstellen?
Klar würde das auch als kleines Drama funktionieren aber hier wird halt ein anderer Ansatz gewählt, den ich persönlich mehr als passend finde. Meiner Meinung nach kann man das mit Leichtigkeit wesentlich fesselnder gestalten als wenn beispielsweise irgendeine Alienrasse die Erde bedroht und eine Menschheitsvernichtende Waffe entwickelt.
Ohnehin wird oftmals so getan als müssten "wahre" Geschichten eine Art Distanz wahren und sollten oder könnten sich nicht am Fundus des dramaturgischen Filmemachens nach Herzenslust bedienen.
Dabei ist die Wirklichkeit und ihre Menschen doch meistens viel komplexer, liegt die cineastische Inszenierung, das dramaturgische Ausschmücken viel eher auf der Hand, so das selbst die auf dem Papier nicht trockener klingen könnende Gründung eines Social Netzwerkes durch einen jungen Mann zu einem großartigen Film werden kann.
Bitte nicht falsch verstehen, ob der Film am Ende überzeugt, kann ich absolut noch nicht sagen.
Ich habe nur immer öfter das Gefühl dass viele Leute so auf Plot und festgefahrene Seegewohnheiten eingeschossen sind, dass sie Geschichten, die nur einen winzigen Schritt in eine andere Richtung gehen oder gar auf tieferem Level erhellend wirken sollen, nicht mehr fähig sind einzuordnen.
Das betrifft hier niemanden speziell im Forum aber rein von der öffentlichen Einordung in Gesprächen und Kommentarspalten wächst bei mir der Eindruck: Wird beispielswiese eine Charakterdrama über Verantwortung und Verlust beworben, stehen die Leute davor als würde ihnen der Strom abgestellt. Haftet man diesem Charakter dann Metallkrallen an die Hände und es knallt im Trailer 3 mal laut, werden Erkennungssignale ans Hirn gesendet und irgendeine Art von pseudo Signifikanz aktiviert.
Das ist natürlich nicht neu und wird womöglich von der Diskrepanz zwischen dem Verlangen nach entspannendem Eskapismus und Themen die einen direkt oder indirekt ganz persönlich betreffen hervorgerufen. Egal ob komplett fiktives Drama, Blockbuster oder "nach einer wahren Geschichte".
Neu oder sich vermehrend erscheint mir eher die Unfähigkeit Kunst und Unterhaltung einzuordnen.