Waves ~ Liebesdrama von A24

TheRealNeo

Well-Known Member
WAVES: Diesen Film wird A24 noch dieses Jahr in die amerikanischen Kinos bringen und dieser wird sehr wahrscheinlich...Wellen schlagen. Inszeniert von Trey Edward Shults (IT COMES AT NIGHT) wird das Aufwachsen, leben und lieben zweier junger Paare gezeigt. Bekommt viel Lob und sieht nach großen Emotionen und Bildern aus.


 

TheRealNeo

Well-Known Member
Läuft hier leider nur im Multiplex in der Synchro-Fassung.
Sehr schade.
In England scheint auch alternativ noch keine Blu-ray erschienen zu sein.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Nun endlich nachgeholt und insgesamt fand ich den gut. Der Film handelt von der Familie Williams und wie die Mitglieder mit einem schweren Schicksalsschlag umgehen, der sie hier ereilt. Der Film ist zweigeteilt, konzentriert sich in der ersten Hälfte auf die Geschichte des 18-jährigen Sohnes Tylers. Tyler ist im Wrestling aktiv und gibt dort alles, um erfolgreich zu sein. Gepusht wird er dabei von seinem Vater, der mit ihm trainiert und ihn auch bei sich in der Firma arbeiten lässt. In einer Szene erklärt er seinem Sohn, dass es für sie als Afroamerikaner nicht ausreiche durchschnittliche Leistungen abzuliefern. Wenn sie die Chance haben wollen, aus ihrem Leben was zu machen, müssen sie immer die Besten sein. Mit seiner Freundin Alexis lässt Tyler aber auch andere Seiten in seinem Leben zu. Ausschweifende Partys, Feiern, Liebemachen etc. So lange es ihm gelingt, das alles unter einen Hut zu bringen, funktioniert das.
Doch irgendwann gerät das Gleichgewicht ins Schwanken. Ein Arzt diagnostiziert eine Schulterverletzung und Alexis hegt den Verdacht, Schwanger zu sein.
Die Dinge geraten aus den Fugen und Tyler verliert die Kontrolle über sich und sein Leben, was zu einer folgenschweren Eskalation führt.
Tyler ist gezwungen mit dem Wrestling aufzuhören und Alexis entscheidet sich plötzlich, ihr Kind nicht abzutreiben. Zwischen ihr und Tyler kommt es zum Streit, da er nicht Vater werden will. Schliesslich trennt sie sich von ihm und bricht den Kontakt ab. Als er sie nach dem Schulabschluss über Social Media mit anderen feiern sieht, tickt er und Drogen- und Alkoholeinfluss aus. Er fährt zu einer Party, auf der sich Alexis befindet und stellt sie zur Rede, dabei schlägt er sie zu Boden. Alexis stirbt an einer Kopfverletzung. Tyler versucht noch Hals über Kopf, zu fliehen, wird aber von der Polizei festgenommen. Das Gerichtsurteil lautet lebenslänglich, mit der Aussicht auf Freilassung nach 30 Jahren Haft bei guter Führung.
In der zweiten Hälfte des Films steht Tylers Schwester Emily im Mittelpunkt und handelt davon, wie sie aber auch die anderen Familienmitglieder mit den Folgen des sich ereigneten Schicksalsschlags umgeht. Im Verlaufe der Geschichte bahnt sich zwischen ihr und einem Jungen der Schule, Luke, eine Liebesgeschichte an. Hier findet sie eine Art Halt, den sie in ihrer Familie nicht mehr findet.

Waves ist ein durchaus starkes Drama, dessen audiovisuelle Inszenierung den Film stark prägt, teilweise, insbesondere in der ersten Hälfte, auch fast zu aufdringlich wird (für den Soundtrack zeichnet sich übrigens u.a. Trent Reznor verantwortlich). Spielereien mit Farben und Licht und vor allem der laute Soundtrack drohen manchmal den eigentlichen Film zu erdrücken. Tonal sind die beiden Filmhälften recht unterschiedlich. Die erste Hälfte ist düster, laut, druckvoll, alles ist stets in Bewegung, der Soundtrack hämmert und alles steuert unausweichlich auf die Eskalation zu. Die zweite Hälfte ist sehr viel ruhiger und intimer. Da können sich auch die Figuren sehr viel besser entfalten, als in der erste Hälfte, wo Handlung über Charakterisierung steht. Die Schauspieler machen ihre Sache gut. Nur mit Sterling K. Brown werde ich einfach nicht warm, der hier den Vater spielt. Ich kenne ihn aus einigen Staffeln der US-Hit-Serie This is Us und ich halte ihn einfach nicht für einen besonders guten Schauspieler. Er hat so sein Repertoir an theatralischen Blicken und Gesten und dieses ruft er ab, ob in This is Us oder hier in Waves. Obwohl mir die zweite Hälfte klar besser gefiel, fand ich es etwas mutlos, wie versöhnlich und romantisierend die Konflikte hier dann aufgelöst wurden. Da wird geweint, sich umarmt und, nachdem lange geschwiegen wurde, sprechen die Figuren in eine paar Szenen plötzlich wirklich alles aus und das kann dann schon das ein oder andere mal etwas soapig anmuten.
Dennoch überwiegt der positive Gesamteindruck. 7/10.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben