Rampage und ich werden glaube ich keine großen Freunde werden.
Handwerklich ist das Ding für sein Budget ganz solide, aber das ist so ein Film, bei dem man sich am Ende fragt, was das denn jetzt sollte. Meiner Meinung nach passt der gut in eine Snuff-Faktor DVD-Box mit Siegburg und Seed, denn Boll lässt jedes Mal etwas Entscheidendes weg.
Bei Seed wird komplett spannungslos brutal losgemetzelt. Gore und Gemetzel gabs in anderen Horrorfilmen auch, zur Genüge, aber jedes Mal hat man versucht, das Ganze mehr oder weniger spannend aufzuziehen. Das hat mal mehr, mal weniger funktioniert, in Seed überhaupt nicht. Einfach gar nicht. Es wird einfach Leuten der Schädel eingeschlagen. Graphisch ist das, hart, kompromisslos, aber ohne jeglichen Effekt. Es ist ja nicht so, dass Leute sich gern ansehen wie andere gern gefoltert oder in Todesfallen gesteckt werden, Leute schauen sich das gern an, wenn das Element interessanter Geschichten ist. Es nur zu zeigen, ist eklig und abstoßend. Wenn dieser Film schon damit anfängt, echtes Material von Tierfoltereien zu zeigen nur um aus Unterhaltungszwecken zu schocken, kann man die Disc gleich aus dem Player nehmen und sie direkt in den gelben Sack werfen, denn zu dem Zeitpunkt ist schon alles gesagt und besser wirds nicht mehr. Deswegen
gelber Sack / 10
Bei Siegburg wird 90 Minuten lang knallhart drauf los gemobbt. Auch hier wieder: es ist eine reine Veranschaulichung von Taten von Unmenschen. Natürlich soll es keinen Spaß machen, sich das anzusehen, es schlägt aber fehl, sind einem die Personen im Film vollends egal. Ja, man kann sagen, dass Boll das grausame Foltern realistisch umgesetzt hat, aber wer will sich sowas ernsthaft ansehen? Was ist mit Spannung, vielschichtigen Charakteren, Wendungen etc.? Nada. Das ist so, als würde man sich das titelgebende Video aus 8mm ansehen - und mehr nicht. Ja, hartes Schicksal für den Leidenden, aber dann? Aus demselben Grund fand ich auch Die Passion Christi schlichtweg, ich muss es so hart sagen, scheiße. 90 Minuten Auspeitschen gibt mir nichts. Gar nichts, egal wie perfekt das Auspeitschen audiovisuell eingefangen ist.
gelber Sack / 10
Darfur habe ich noch nicht gesehen, aber das wäre halt so, als würde man da nur zeigen, wie die Hungerleidenden Hunger leiden - und mehr nicht. Bei Postal wurde das Skandalöse lustig aufgezogen, das funktionierte. Bei Tunnel Rats kam tatsächlich Spannung auf und die Soldaten haben das ganz okay gespielt.
Rampage nun ist von den Orten her abwechslungreicher als Seed und Siegburg, vom reinen Feeling her ist es aber wieder dasselbe. Ein Unmensch zieht los und begeht 80 Minuten lang Untaten. Ein uncharismatischer Unmensch, der gleichgültig egale Opfer erledigt. Ja, für sein kleines Budget sieht der Film nicht schlecht aus und es wäre hanebüchen, ihm sein technisches Handwerk abzuschwatzen, aber letzten Endes steht ja primär im Vordergrund, was gemalt wurde, nicht bloß, wie. Und ich kann wieder absolut nichts damit anfangen. Der Fokus liegt auf der Hauptfigur, allerdings ist es nicht so, dass er ein verzweifelter, psychisch instabiler Mann wäre, der im Affekt oder aus Ideologie und Prinzipien zur Waffe greift. Das wäre ja interessant. Das ist er nur zum Teil - und darin eine Flachzange, erschießt er jemanden, nur weil er ihm den Kaffee falsch serviert hat. Fletcher fehlts auch an Präsenz, das passend zu vermitteln. Sein Background mit seinen Eltern und seinen Arbeitskollegen etc. ist zudem schlecht und schwach inszeniert.
Auf der anderen Seite, dh in gut 10 Minuten des Films, ist er, ohne spoilen zu wollen, ziemlich gerissen, aber aufgrund Fletchers nur okayer Darstellung, der schwachen Vorlage und eines disaströsen Endes wieder nur eine Pflaume. Also Pflaume und Flachzange, dazu uncharismatisch. Und den betrachtet man 90 Minuten lang beim Abknallen von Zivilisten. Die einzige Empfehlung die ich hier aussprechen kann ist es, sich das nur anzusehen, hat man Bolls Filme bislang verfolgt und will aus reiner Neugier sehen, was er jetzt schon wieder verbrochen hat. Er kann auch gutes, hat er uns schon gezeigt, aber das ist ein Film, der genau in das allgemein vertretene Klischee eines "typischen" Bolls passt.
schmeiß weg / 10
Um sie mal nach Quali zu sortieren:
Heart of America
Dungeon Siege
House of the Dead
Alone in the Dark
Bloodrayne
Postal
Tunnel Rats
The Final Storm
Blackwoods
Far Cry
Rampage
Bloodrayne II
Siegburg
Seed