*GG*/German Genre: „Hausen“ (D 2020, R: Thomas Stuber)
Deutschland und Genrefilme? Das geht ja gar nicht! Geht ja wohl!
Dieses Mal machen wir mal etwas ganz verrücktes. Denn zum einen sprechen wir über eine Serie. Und zum Anderen über eine aktuelle, die ab morgen bei SKY zu finden sein wird. HAUSEN nennt sich diese und es lohnt sich wirklich diese direkt mal im Auge zu behalten! Zum Einstieg hier erstmal der Trailer:
Der Trailer vermittelt schon sehr gut die Stärken der Serie (gemessen an den ersten beiden Folgen): ein audiovisuelles ganz anderes/neues Universum wird hier dem Publikm präsentiert. Oftmals ist man ja dazu geeignet Produktionen mit anderen, den Vorbildern, zu vergleichen. Man denke an MORGEN HÖR ICH AUF mit Bastian Pastewka, dass in der Werbung plötzlich als das deutsche BREAKING BAD betitelt wurde. Dabei war die Schnittmenge eher gering, sowohl inhaltlich und vor allen Dingen ästhetisch. Natürlich lebt die Genre-Diskussion von Gemeinsamkeiten und Kategorien. So bildeten sich Genres und so wird der Genrebegriff genutzt. Doch man muss es bei HAUSEN dann doch lieber als Vorteil ansehen, dass man nicht direkt 10, 15 andere Titel aus Hollywood aufzählen kann, die hier wohl Pate gestanden sind. Am ehesten kann man nach dem Trailer, der von Verbindungen spricht, an Netflix DARK denken. Eine andere deutsche Serie, aber auch hier sind die Gemeinsamkeiten gering bzw. bis auf diesen Zitatfetzen nicht vorhanden.
Doch worum geht es in HAUSEN überhaupt?
Der aus TSCHICK (2016) und DER GOLDENE HANDSCHUH (2019) bekannte Tristan Göbel spielt hier den 16-Jährigen Juri, der gemeinsam mit seinem Vater Jaschek (Charly Hübner) einen riesen Hochhauskomplex zieht, wo der Vater den Posten des Hausmeisters übernehmen soll. Der Plattenbau steht am Stadtrand und wirkt ständig vom Nebel eingehüllt und so seinen eigenen Mikrokosmos bildend. Es gibt eine Einkaufsmöglichkeit direkt vor Ort, nur für die Schule scheint man den Komplex verlassen zu müssen. Diese sehen wir als Publikum aber nicht. Juris Mutter ist vor Kurzem verstorben, was das Verhältnis zwischen Vater und Sohn noch etwas auf Spannung hält. Beide merken schnell, dass in dem Haus und seinen Bewohner*Innen etwas nicht stimmt. Als ein junges Paar (Daniel Sträßer, Lilith Stangenberg) ihr Baby verliert, es aber immer wieder in den Fluren zu hören ist, überschlagen sich mehr und mehr die Ereignisse. Und dann gibt es da noch einen mysteriösen Obdachlosen (Alexander Scheer) und weitere Bewohner*Innen des Hauses, die Dinge verbergen oder sich einfach ihrem Schicksal gefügt haben an diesem scheinbaren Nicht-Ort.
© Sky
Dass das Haus in dieser Serie eine eigene Entität ist, ist wohl eher eine Untertreibung. Denn man kann sogar soweit gehen, dass es eines der Hauptfiguren ist. Das auf seine Art atmet, kommuniziert und in die Handlung eingreift. Das dies alles so wunderbar funktioniert, liegt am außergewöhnlichen Set- und Sound-Design des Films. Es wurde ja bereits erwähnt, dass der Hochhauskomplex in einer Welt für sich zu stehen schein. Auch zeitlich spielt das Ganze wohl heutzutage, doch scheint in den Wohnungen teilweise die Zeit still zu stehen bzw. sich nicht mehr weiterzubewegen. Auch auf der Tonebene erfährt Juri selbst von einem jüngeren Mitbewohner, dass das Echo in manchen Fluren anders funktioniert. Wenn man will hat man mit dem Thema Zeit(reisen) noch eine Überschneidung mit DARK, wobei dieses bisher nicht weiter ausgeführt wird. Der große Pluspunkt ist die starke Atmosphäre der Serie. Es werden Fragen aufgeworfen, Mysterien geschürt und gemeinsam mit Juri und seinem Vater versucht man das Ganze noch nüchtern zu betrachten und nach plausiblen Antworten zu suchen, doch schnell wird das immer schwieriger. Selten dieses Jahr hat man einen Film oder eine Serie mit solch einer einnehmenden Atmosphäre gesehen, die einen von der ersten Sekunde an fesselt.
© Sky
Die Serie basiert auf einer Idee von Till Kleiner (DER SAMURAI) und Anna Stoeva. Inszeniert hat das Ganze Thomas Stuber. Den man von Filmen wie IN DEN GÄNGEN (2018) oder HERBERT (2015) kennen könnte. Alles nicht unbedingt die typischen Genrestoffen, aber das merkt man diesem Film hier nicht an. Hier gibt es ein klares Konzept, was Stuber gemeinsam mit seinem Kreativteam für den Film kreiert hat. Bei der Zahl an neuen deutschen Serien, ist es auch gar nicht mehr so einfach noch unvebrauchte Gesichter zu finden, doch auch hier ist die Besetzung erstmal wirklich sehr, sehr gut und zeugt davon, welch Qualitätspersonal doch hierzulande für vor, aber auch hinter derk Kamera zu finden ist. Man darf gespannt sein, ob die Serie diese Spannung über die acht Folgen halten kann, die ersten beiden Folgen konnten es auf jedenfall, und vor allen Dingen wohin das Ganze steuern wird.
© Sky
Als Kino-Event gab es bereits die ersten beiden Episoden zu sehen, ab morgen beginnt dann Sky die Serie täglich in Doppelfolgen auszustrahlen und als Abruf anzubieten. Wer kein Sky hat, muss sich noch etwas gedulden kann dann aber ab 14. Januar 2021 auf die DVD oder Blu-ray der Serie zurückgreifen.
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