Es lohnt sich ein paar Zeilen über diesen Film zu verlieren. Bereits nach der beeindruckenden ersten Fahrtszene mit Stephen Dorff (Johnny Marco) steht fest, dass dieser Film weniger gewohnt als ungewohnt wirken möchte. Will er überhaupt wirken? Es sind diese Eröffnungsszenen, welche an den indoktrinierten Vorstellungswelten unserer westlichen Unterhaltungswelt vorbei sausen; ähnlich unserer Hingabe und Begeisterung für Momente:
Kaufen wir uns einfach den Spass - der Scheiß steht zum Ausverkauf!
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Stephen Dorff hat mit diesem Werk seinen Sprung zurück an das Ende seiner Karriere gelegt. Die Leistung die er uns hier bietet war ihm kaum noch zuzutrauen. Ein vom Starleben nicht abgeholter Geist zwischen Hotelzimmern und planlosen Fahrten in einem schwarzen Ferrari. Wo beginnt in dieser Realität der Film? Hier mal etwas zum ficken oder Geld verdienen, dort mal eine Pressevorführung und Fragen in unverständlichen Sprachen. Wer sich die Interviews mit Frau Coppola angesehen hat darf sich berechtigt die Frage stellen ob unser Francis wirklich ein solch einsamer Hengst gewesen ist. Schließlich reflektiert der Film nicht mehr als die Eindrücke seiner Regiesseurin; nie wirklich geborgen - nie wirklich daheim.
Spätestens nach der Maskenszene steht fest: Der Gardenstate-Effekt kann auch in einem Nobelhotel, ohne vergleichbaren, subtilen Humor funktionieren. Weniger Philosphie, dafür ein Westside-Wunschpool und nette Models an der Stange zum dösen. Eine Geschichte ohne Ende und ohne richtigen Anfang - sehr verträumt (Wie kkönnt ihr nur? Aufwachen! Wo bleibt Weta-Digital, die Bestseller-Buchvorlage oder Hans Zimmers einhämmernde Sounds?) Viele mögen die To-Do-Liste in ihren geistigen Abläufen während des Films vermissen; dabei ist es gerade diese Lücke, welche die Zielgerade von Johnny Marco markiert; den Unsinn einer Traumwelt begreifen und nach den wahren Sinnen greifen!
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Aufgesucht von seiner elfjährigen Tochter Clio verliert sich Marco anfangs noch im kindlich, verantwortungslosem Leben. Es gab für ihn nichts wirkliches zu tun außer gute Miene zum bösen Spiel zu machen und die Millionengagen seiner Filmerfolge zu verfrühstücken. "Er sehe gut aus", heißt es von seinen kapitalistischen Gefolgsleuten. Wie man halt aussieht wenn man in Whiskey ersäuft und mitten im Spiel zwischen Feuchtgebieten einschläft. Hank Moody hätte hier die Perfekte Vorlage für ein schriftstellerisches Comeback gefunden. Doch nun sitzt Clio neben ihm und muss für einige Tage bei ihm übernachten. Ihre Mutter ist weg und wisse nicht wie lange sie noch bräuchte um die Lebenskrise nach ihrer Scheidung von Johnny zum Schlechteren zu wenden.
Derweil fliegen wir von LA bis Italien, verbringen Nachmittage am Pool und Abende in Hotellobbys oder auf dem Balkon mit Blick über LA. Was wird sich ändern mit einer elfjährigen im Schlepptau. Dieses elfjährige Mädchen könnte die Tochter eines jeden hundertsten Amerikaner sein. Irritiert, hoffend und kindlich offen. Bestellt und nicht abgeholt! Keine Depressionen trotz Leben auf dem Abstellgleis. Die Kleine kümmert sich um die Planlosigkeit ihres Vaters und zeigt ihrem Vater was er nicht verlernen sollte:
Einfach mal da sein, statt dauernd woanders! Und am Ende die gleiche Frage wie in Gardenstate
"Was machen wir jetzt?"
Eine kleine Perle zwischen all dem bunten US-Schrottbewusstsein, ganz ohne Kultgarantie und schleimigen Independentstyle.
8/10 and nowhere in the oscar-mud-race. Welch ein Glück!
Hirn an der Kasse abholen und rein,
Batou
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